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Wotruba, Fritz#

* 23. 4. 1907, Wien

† 28. 8. 1975, Wien

Bildhauer


Fritz Wotruba in seinem Atelier. Foto., © Copyright Christian Brandstätter Verlag, Wien, für AEIOU.
Fritz Wotruba in seinem Atelier. Foto.
© Copyright Christian Brandstätter Verlag, Wien, für AEIOU.

Fritz Wotruba gilt als einer der bedeutendsten Bildhauer des 20. Jahrhunderts. Er verhalf der österreichischen Plastik nach 1945 durch seine Arbeiten und durch die langjährige Lehrtätigkeit an der Wiener Akademie zu internationalem Ruf

Sein Vater war Tscheche, seine Mutter Ungarin. 1921-24 absolvierte er eine Ausbildung zum Graveur und studierte bei Anton Hanak an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Seit 1929 betätigte er sich als frei schaffender Künstler, 1930 stieß seine erste Ausstellung auf Unverständnis. 1938-1945 lebte Wotruba als Emigrant in der Schweiz, wo man seine Kunstauffassung schätzte. Heimgekehrt war er ab 1945 Professor an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Zu seinen Schülern zählten so bedeutende Bildhauer wie Heinz Leinfellner, Josef Pillhofer, Andreas Urteil, Joannis Avramidis und Alfred Hrdlička. 1948 und 1952 vertrat Wotruba Österreich auf der Biennale in Venedig.

Seine menschlichen Figuren standen anfangs in der Tradition des Realismus (zum Beispiel Denkmal der Arbeit in Donawitz, 1932). Nach 1945 arbeitete er zunehmend in archaisierender Stilisierung mit kubischen Formelementen, wobei die kantig-blockhafte Grundstruktur des Steins, des von ihm hauptsächlich verwendeten Materials, entscheidender Ausdrucksträger wurde (zum Beispiel "Sitzende Figur", 1949, Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien). Ab den 50er Jahren entstanden zahlreiche Arbeiten für den öffentlichen Raum (unter anderem Wagner-Denkmal, 1969, Mainz; "Große liegende Figur", 1971, Rotterdam), baugebundene Reliefs und Köpfe sowie Arbeiten für das Theater (1948-67 Wien, Salzburger Festspiele, Athen, Berlin) und ein umfangreiches graphisches Werk. Er erhielt 1947 den Preis der Stadt Wienm 1958 den Großen Österreichischen Staatspreis und den Grand Prix der Weltausstellung in Brüssel, 1971 das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst.

Besonders bemerkenswert ist die 1974-1976 errichtete Kirche "Zur heiligsten Dreifaltigkeit" auf dem Georgenberg in Wien-Mauer. Wotruba wollte damit "etwas gestalten, das zeigt, das Armut nicht hässlich sein muss, dass Entsagen in einer Umgebung sein kann, die trotz größter Einfachheit schön ist und auch glücklich macht". Die, stilistisch dem "Brutalismus" zugeordnete "Wotruba-Kirche" besteht aus 152 rohen Beton-Blöcken zwischen 0,84 m3 (1,84 t) und 64 m3 (141 t), der höchste Block misst 13,10 Meter. Diese sind ohne Symmetrie aufeinander geschachtelt, wodurch sich schmale, verschieden hohe Fensteröffnungen ergeben (Planung Architekt Fritz Mayr).

Die römisch-katholische Rektoratskirche entstand auf Initiative von Dr. Margarethe Ottillinger (1919-1992). Sie leitete 1947 die Planungssektion im Bundesministerium für Vermögenssicherung, wurde 1948 durch die sowjetische Besatzungsmacht entführt, zu 25 Jahren Lagerhaft verurteilt, 1955 freigelassen und rehabilitiert. 1958-1982 wirkte sie als Vorstandsdirektorin der ÖMV. 1964 hatte sie die Idee zum Bau dieser Kirche, "um zu zeigen, dass trotz des in Europa schwindenden Glaubens noch immer Kräfte wirksam sind, die dem Geist des Unglaubens widerstehen". Zwölf Jahre später weihte der Wiener Erzbischof Franz Kardinal König das "Zeichen", das "die Menschen aufrütteln" sollte.


Kirche auf dem Georgenbarg in Wien Mauer, Foto P. Diem
Kirche auf dem Georgenbarg in Wien Mauer,
Foto P. Diem
Wotruba: 'stehender Mann' im Florianipark Wien 8.
Fritz Wotruba: Stehender Mann
Foto P. Diem
Ehrengrab Zentralfriedhof, © Walter Pachl 2013
Ehrengrab Zentralfriedhof
© Walter Pachl 2013

Literatur#

  • Hommage à Wotruba, Ausstellungskatalog, Wien 1985
  • F. Wotruba. Druckgraphik 1950-75, Ausstellungskatalog, Wien 1989
  • F. Wotruba. Der Bildhauer als Bühnenbildner, Ausstellungskatalog, Bremen 1992
  • F. Wotruba, Ausstellungskatalog, Zürich 1992
  • O. Breicha, F. Wotruba. Figur als Widerstand, 1995
  • A. Pistorius, F. Wotruba. Das szenische Werk, 1995
  • M. Haldemann (Hg.), Dialog mit der Moderne. F. Wotruba und die Sammlung Kamm, Ausstellungskatalog, Zug 1998
  • P. von Kraft, F. Wotruba. Studien zu Leben und Werk, 1999
  • Neue Österreichische Biographie

Weiterführendes#

Quelle#

  • Friedrich Weissensteiner: Sendboten Österreichs. Wien 1971
  • Wikipedia
  • Informationen der Wotruba-Kirche


Redaktion: Helga Maria Wolf


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