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All American Potroast#

Darf’s ein bißchen viel mehr sein? Dann machen Sie Potroast!

Potroast gehört zusammen mit CocaCola, Applepie, Motherhood and Constitution zu den amerikanischen Grundwerten. Und das zu Recht!

Wie alle Strohwitwer Gerichte ist er ganz einfach zu machen. Prinzip: Niedrigtemperatur im Römertopf (aber siehe Tipps weiter unten).

Zutaten:

Fleisch, z. B. Schulter oder Schulterscherzl, ca. 50 Deka pro Person (das ist NICHT zu viel! Erstens essen die Nachbarinnen unheimlich viel, zweitens wird das Fleisch beim Anbraten gleich um fast die Hälfte weniger. Das ist leider so.)

3 bis 4 große Zwiebel

1 Karotte

1 geschälter Paradeiser aus der Dose

Erdäpfel nach Belieben (wenn jemand kein Erdäpfelpüree mag)

Suppenwürfel (Rindsuppe)

Salz, Pfeffer

Rotwein

Rindsbratensaft aus der Tube (Achtung: Gleich zu Beginn der Zubereitung aus dem Kühlschrank nehmen, sonst ist er nur schwer aus der Tube zu drücken)

Erdäpfelpüree (aus dem Packerl)


Zubereitung:

Römertopf wässern

Zwiebel ganz grob schneiden

Karotte der Länge nach vierteilen

aus dem Suppenwürfel Suppe kochen

Fleisch waschen, abtupfen, Salz und Pfeffer ins Fleisch einmassieren

In einem großen Topf etwas Öl erhitzen (erhitzen! Es muss rauchen!) und das Fleisch von allen Seiten scharf anbraten. Das ist nicht ganz einfach, weil ein großes Fleischstück sperrig ist und sich gegen Wenden usw. wehrt. Es spitzt, darum der große Topf. Bei einem flachen Kochgeschirr wäre nach dem Anbraten ein kompletter Herdputz angesagt.

Geschnittenen Zwiebel in den Römertopf geben, Fleisch darauf betten, Karottenteile dazugeben, mit 1/8 Liter Suppe und 1/8 Liter Rotwein aufgießen. Den Rückstand vom Anbraten dazugeben (es wäre schade darum).

Deckel drauf und bei 120 Grad ins Rohr (Ober- und Unterhitze, keine Umluft). Für Römertopf Rohr NICHT vorheizen!

Gardauer für das Fleisch:

Ein Kilo 2,5 Stunden Zwei Kilo 3,5 Stunden Drei (und mehr) Kilo 4,5 bis 5 Stunden

Wer Zeit hat, kann auch mit nur 100 Grad garen, das verlängert die Garzeit um ca. 25 %. Es hängt natürlich viel von der Qualität des Fleisches ab. Generell ist im Römertopf die Garzeit unkritisch; selbst erhebliches Überziehen wird nicht mit austrocknen des Fleisches bestraft.

Ca. 45 Minuten vor Ende der Garzeit nachschauen, ob Flüssigkeit fehlt (wenn ja, sparsam ergänzen, aber das ist normalerweise nicht notwendig) und die geschälten und grob gewürfelten Erdäpfel dazugeben.

Endlich ist es soweit: Zur Sicherheit das Fleisch anstechen (die Nadel sinkt schon allein durch die Schwerkraft ins samtweiche Fleisch).

Fleisch rausnehmen – Achtung! Es zerfällt förmlich, das gehört sich so. Auf einem Brett mit Saftrinne(!) rasten lassen.

Saft durch Sieb in einen Topf (das kann und sollte der Anbrattopf sein) gießen und abschmecken. Die richtige dunkelbraune cremige Konsistenz kriegt er ganz einfach durch Zugabe von „Knorr Sauce zum Rindsbraten“ (oder von einem anderen Hersteller) aus der Tube.

Erdäpfelpüree lt. Anleitung auf der Verpackung zubereiten. Das geht in wenigen Minuten, wenn man Wasser und Milch schon vorbereitet hat). Mit tüchtig Butter auffrisieren.

Das Fleisch am besten mit einem elektrischen Messer schneiden, so bekommt man schöne dicke Scheiben, die nicht zerfallen. Zerfallen? Ja – denn man kann das Fleisch ohne Messer, nur mit der Gabel essen. Es schmeckt außerirdisch!

Die Nachbarin ist an diesem Abend zwar begeistert, aber leider nicht mehr wirklich ansprechbar. Sie hat sich zweimal nachgenommen; ihr schweres Atmen rührt daher.

Tipp 1:

Noch eleganter als im Römertopf geht das mit einem Bräter aus Gußeisen. Der hat zwei Nachteile:

Er ist sehr schwer, Frauen können damit ein Handlingproblem haben.

Er ist recht teuer (um die 200 €). Aber er hält, richtig behandelt, mehrere Generationen lang.

Vorteil ist, dass man das Fleisch schon darin anbraten kann und der ganze Bratrückstand dem Geschmack der Sauce zugute kommt.

Tipp 2:

Wenn wir (ich, wenn grade Junggesellenstatus) das mache(n), dann gibt es „Kantinenarragement“: Auf einem Tisch stehen der Topf mit dem Püree, das Brett mit dem Fleisch und der Topf mit dem Saft, in dieser Reihenfolge. Die Gäste stellen sich mit dem warmen Teller in der Hand an, nehmen sich vom Püree, soviel sie wollen, sagen mir, wieviel Fleisch sie wollen (das schneide ich ab und lege es auf den Teller), und nehmen sich dann Saft nach Belieben. Das funktioniert super und macht den Leuten Spaß.

Tipp 3:

Glauben Sie ruhig, dass man pro Esser ½ Kilo Fleisch braucht.


Ich bin grade in den USA und hab im Supermarkt gesehen, dass die Amerikaner für ihren phantastischen Potroast ein anderes Stück vom Rind nehmen als ich: "Chuck Roast". Ich hab Bilder davon hochgeladen

Es ist bekannt, dass in Amerika ein Rind anderes zerteilt wird als zB in Österreich. Ich hab im Internet nichts gefunden, was einem amerikanischen "Chuck Roast" bei uns entspricht. Schulter oder Schulterscherzl, das ich immer nehme, schaut ganz anders aus, Es hat zB so gut wie kein (sichtbares) Fett.

Ist unter der Austria Forum Community jemand, der dieses Fleisch anhand der Bilder "identifizieren" kann - also weiß, wie dieses Rindfleischstück bei uns heißt?

Danke im Voraus!

Bild 'Potroast_1'

Bild 'Potroast_2'

-- Lechner Peter, Montag, 22. Juni 2015, 04:55


Das in Amerika verwendete Fleisch für den Potroast (lt. Foto) entspricht an ehesten unserem "Rostbraten". Ich hab das durch zahlreiche "optische Recherchen" bei mehreren Fleischtheken in Supermärkten festgestellt. Der Rostbraten ist allerdings teurer als das "Schulterscherzl". Fleisch ist aber sowieso unwahrscheinlich billig - doch das ist ein anderes Thema.

-- Lechner Peter, Mittwoch, 16. März 2016, 07:24


Ergänzung: Welches Fleisch ist am besten für den Potroast? Nach vielen Versuchen mit div. Fleischsorten bin ich zum Ergebnis gekommen, dass das "Schulterscherzel" optimal ist, weil:

  • man bekommt es unter diesem Namen überall, zumindest in Österreich
  • es ist relativ billig
  • es ist grad richtig marmoriert, also mit Fett durchzogen
  • es schmeckt intensiv "nach Rind" und ist schön saftig

Das Schulterscherzel ist von einer Sehne durchzogen, die beim Garen ganz weich und zart wird. Laut Sacher-Kochbuch ein Leckerbissen. Wer das nicht mag, läßt sie einfach über.

-- Lechner Peter, Sonntag, 18. Oktober 2020, 09:51