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vom 26.03.2020, aktuelle Version,

Andreas Hofer (Widerstandskämpfer)

Andreas Hofer (* 24. August 1915 in Innsbruck; † 15. April 1945 in Stein an der Donau) war ein österreichischer Revieroberwachtmeister der Schutzpolizei und Widerstandskämpfer gegen Hitler. Hofer war verheiratet, dreifacher Vater und angeblich ein Urenkel des gleichnamigen Tiroler Freiheitskämpfers.[1]

Jugend und Ausbildung

Andreas Hofer wurde in Innsbruck als Sohn eines Gendarmeriebeamten geboren.[2] Er besuchte nach dem Dienst im österreichischen Bundesheer die Gendarmerieschule und trat nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zur Schutzpolizei über. Er leistete für vier Monate Wehrdienst, kehrte jedoch aus medizinischen Gründen zurück.[2]

Aktivität im Widerstand

Während seines Einsatzes in den Ostgebieten erfuhr er von den Gräueltaten an Juden und Partisanen. In Wien kam er in Kontakt mit Walter Caldonazzi und schloss sich dessen Widerstandsgruppe an, die das Ziel hatte, Mitglieder aus den unterschiedlichen politischen Lagern zu sammeln und einen selbstständigen, monarchistisch regierten Staat Österreich unter Einbeziehung Bayerns und Südtirols zu bilden. Diese Widerstandsgruppe um Walter Caldonazzi, den Kaplan Heinrich Maier und den Generaldirektor der Semperitwerke Franz Josef Messner wird „als die vielleicht spektakulärste Einzelgruppe des österreichischen Widerstandes“ bezeichnet.[3][4] Deren Ziel war es, schnellstmöglich das Ende des Schreckensregimes durch eine militärische Niederlage herbeizuführen und die Wiedererrichtung eines freien und demokratischen Österreichs zu realisieren. Dabei wurden zum Beispiel durch Kontaktaufnahme mit den Westalliierten deren Luftangriffe auf militärische Ziele gelenkt und die Zivilbevölkerung geschont. So konnten die exakten Zeichnungen der V-2-Rakete, die Produktion des Tigerpanzers und Anderes weitergegeben werden. Es gelangten auch genaue Lageskizzen und Produktionsziffern von Stahlwerken, Waffen-, Kugellager- und Flugzeugfabriken an alliierte Generalstäbe.[5]

Hofer plante weiters die Bewaffnung und Befreiung von Kriegsgefangenen und verteilte auch gemeinsam mit Caldonazzi fiebertreibende Mittel an Wehrmacht- bzw. SS-Soldaten, die vor einer militärischen Untersuchung standen oder die einer Einberufung zur Wehrmacht entgehen wollten. Durch die Einspritzung solcher Substanzen – auch bei sich selber – versuchte er, seine neuerliche Verlegung an die Front zu verhindern.

Tod

Hofer wurde im 28. Februar 1944 festgenommen und mit weiteren Mitgliedern der Widerstandsgruppe am 28. Oktober 1944 vom Volksgerichtshof wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“, „Feindbegünstigung“ und „Wehrkraftzersetzungzum Tode verurteilt. Ein Gnadengesuch von Hofers Frau an Generalstaatsanwalt Johann Karl Stich vom 5. April 1945 blieb unbeantwortet.[6] Anfang April 1945 wurde Andreas Hofer zusammen mit weiteren Gefangenen wegen der vorrückenden sowjetischen Truppen in das nach dem Massaker im Zuchthaus Stein leere Gefängnis Stein bei Krems verlegt und am 15. April 1945 im dortigen Gefängnishof von SS-Männern erschossen.

Gedenkstätten

  • In der Bundespolizeidirektion Wien am Parkring wurde 1946 eine steinerne Tafel mit der Inschrift „Den für die Freiheit Österreichs vom nationalsozialistischen Terror hingemordeten Polizeibeamten zum Gedenken“ enthüllt, darunter ist neben zwölf anderen Andreas Hofer angeführt. Bei der Übersiedelung der Behörde 1974 wurde die Gedenktafel im Neubau am Schottenring angebracht.[7]
  • Am Befreiungsdenkmal in Innsbruck steht Hofers Name in der Liste „Den für die Freiheit Österreichs Gestorbenen.“

Anmerkungen

  1. Horst Schreiber, Christopher Grüner (Hrsg.): Den für die Freiheit Österreichs gestorbenen: Das Befreiungsdenkmal in Innsbruck. Prozesse des Erinnerns. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2016, S. 72.
  2. 1 2 Volksgerichtshof: Urteile 5 H 96/44 – 5 H 100/44 und Urteilsbegründung. Wien 28. Oktober 1944, S. 4 (Online auf der Seite des DÖW [PDF; 7,6 MB]).
  3. Fritz Molden: Die Feuer in der Nacht. Opfer und Sinn des österreichischen Widerstandes 1938–1945. Amalthea, Wien 1988, S. 122.
  4. Franz Loidl: Kaplan Heinrich Maier - ein Opfer des nationalsozialistischen Gewaltsystems in: Herbert Schambeck (Hrsg.): Kirche und Staat. Fritz Eckert zum 65. Geburtstag. Duncker & Humblot, Wien 1976, S. 271–292.
  5. Peter Broucek: Militärischer Widerstand: Studien zur österreichischen Staatsgesinnung und NS-Abwehr. Böhlau Verlag, Wien 2008, ISBN 978-3-205-77728-1, Die österreichische Identität im Widerstand 1938–1945, S. 163 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Hellmut Butterweck: Nationalsozialisten vor dem Volksgericht Wien: Österreichs Ringen um Gerechtigkeit 1945–1955 in der zeitgenössischen öffentlichen Wahrnehmung. StudienVerlag, Innsbruck / Wien 2016, ISBN 978-3-7065-5480-0 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Gedenktafel (Bundespolizeidirektion Wien). In: www.nachkriegsjustiz.at. Abgerufen am 3. Dezember 2017.