Angelica Domröse
Angelica Domröse (* 4. April 1941 in Berlin) ist eine deutsche Bühnen- und Filmschauspielerin, die vor allem durch ihre Rolle als alleinstehende junge Mutter „Paula“ in Heiner Carows Kultfilm Die Legende von Paul und Paula (1973) zu einer der bekanntesten Schauspielerinnen der DDR wurde.
Leben
Angelica Domröse wuchs vaterlos in Berlin auf. Nach einer Ausbildung zur Stenotypistin arbeitete sie zunächst in einem staatlichen Außenhandelsunternehmen der DDR. 1958 wurde sie von Regisseur Slatan Dudow während eines Castings für den Film Verwirrung der Liebe entdeckt. Sie besuchte bis 1961 die Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam und gehörte anschließend bis 1966 dem Berliner Ensemble an, wo sie unter anderem in Bertolt Brechts Dreigroschenoper, Schweyk im Zweiten Weltkrieg und Die Tage der Commune sowie Helmut Baierls Frau Flinz zu sehen war. Von 1966 bis 1975 war sie mit Jiří Vršťala verheiratet. Nach ihrem Engagement am BE war sie bis 1979 an der Volksbühne Berlin. Hier spielte sie in Stücken von George Bernard Shaw, Henrik Ibsen, William Shakespeare und Peter Hacks. Daneben arbeitete sie für die DEFA und den Deutschen Fernsehfunk.
Nach der Unterzeichnung der Protestresolution gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann aus der DDR im November 1976 wurde sie zunehmend in ihrer Arbeit behindert. 1979 gastierte sie als Helena in einer Inszenierung von Faust II am Thalia-Theater in Hamburg. 1980 übersiedelte sie schließlich mit ihrem Ehemann Hilmar Thate in die Bundesrepublik, wo sie sich ebenfalls mit anspruchsvollen Rollen durchsetzen konnte. Neben Gastspielen in Stuttgart, Hamburg, Bochum und Wien arbeitete sie überwiegend beim Schillertheater in Berlin. Daneben war Angelica Domröse auch in Fernsehproduktionen zu sehen, wie in Helmut Dietls Kir Royal und Der Alte. Sie drehte mit Frank Beyer, Egon Günther und Michael Haneke. 1988 wurde sie mit der Josef-Kainz-Medaille ausgezeichnet. Anfang der 1990er Jahre stand sie in Die Verfehlung nochmals für Heiner Carow vor der Kamera. Als Kommissarin Vera Bilewski ermittelte sie ab 1994 für den SDR in der Krimireihe Polizeiruf 110, darunter in der umstrittenen Folge Samstags, wenn Krieg ist. Die Zusammenarbeit endete jedoch nach zwei weiteren Folgen, da der Südwestrundfunk (SWR) nach dem Zusammengehen des Süddeutschen Rundfunks mit dem Südwestfunk am 1. Oktober 1998 keinen Polizeiruf mehr für die ARD produziert hat.
Nach 1992 war sie zeitweise auch als Dozentin an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin tätig. Im selben Jahr führte sie Regie am Studiotheater Berlin und am Meininger Theater.
Im Jahre 2003 erschien ihre Autobiographie mit dem Titel Ich fang mich selbst ein.
2006 musste Angelica Domröse nach einem Zusammenbruch in einer Klinik behandelt werden; ihr Ehemann hatte sie bewusstlos im Badezimmer aufgefunden. Im September 2009 ließ sie sich nach einem neuerlichen Nervenzusammenbruch in ein Sanatorium einweisen.[1]
Angelica Domröse war zwischen 1966 und 1975 mit dem Schauspieler Jiří Vršťala und von 1976 bis zu seinem Tod 2016 mit dem Schauspieler Hilmar Thate verheiratet.
Filmografie
- 1959: Verwirrung der Liebe – Regie: Slatan Dudow
- 1960: Papas neue Freundin (TV) – Regie: Georg Leopold
- 1961: Die Liebe und der Co-Pilot
- 1961: Vielgeliebtes Sternchen (TV) – Regie: Rudi Kurz
- 1962: Oh, diese Jugend (TV) – Regie: Georg Leopold
- 1962: Wenn Du zu mir hältst
- 1962: Die aus der 12b
- 1962: An französischen Kaminen
- 1963: Sonntagsfahrer
- 1963: Julia lebt
- 1963–1964: Drei Kriege (TV-Dreiteiler)
- 1965: Die Abenteuer des Werner Holt – Regie: Joachim Kunert
- 1965: Chronik eines Mordes – Regie: Joachim Hasler
- 1965: Jeder hat seine Geschichte (Fernsehfilm)
- 1965: Entlassen auf Bewährung
- 1966: Schatten über Notre-Dame (TV) – Regie: Kurt Jung-Alsen
- 1966: Die Tage der Commune (Theateraufzeichnung)
- 1967: Ein Lord am Alexanderplatz – Regie: Günter Reisch
- 1967: Als Hitler den Krieg überlebte (Já, spravedlnost)
- 1968: Wege übers Land (TV-Miniserie) – Regie: Martin Eckermann
- 1968: Alchimisten (TV)
- 1969: Die Zeichen der Ersten (TV)
- 1969: Krupp und Krause (TV-Mehrteiler)
- 1969: Emilia Galotti (TV)
- 1970: Caesar und Cleopatra (Theateraufzeichnung)
- 1970: Effi Briest (Fernsehfilm)
- 1971: Der Arzt wider Willen (Theateraufzeichnung)
- 1971: Brecht-Abend (Studioaufzeichnung)
- 1971: Artur Becker (TV)
- 1973: Die Legende von Paul und Paula – Regie: Heiner Carow
- 1973: Die Brüder Lautensack (TV-Mehrteiler) – Regie: Hans-Joachim Kasprzik
- 1973: Eva und Adam (TV-Vierteiler) – Regie: Horst E. Brandt
- 1973: Unterm Birnbaum – Regie: Ralf Kirsten
- 1975: Mein lieber Mann und ich (TV) – Regie: Klaus Gendries
- 1975: Die Wildente (Theateraufzeichnung)
- 1976: Daniel Druskat (TV-Miniserie) – Regie: Lothar Bellag
- 1978: Trilogie 1848 – Der Galgensteiger (TV)
- 1978: Fleur Lafontaine (TV) – Regie: Horst Seemann
- 1979: Abschied vom Frieden (TV-Mehrteiler) – Regie: Hans-Joachim Kasprzik
- 1979: Bis daß der Tod euch scheidet – Regie: Heiner Carow
- 1979: Der Menschenhasser (Theateraufzeichnung)
- 1980: Am grauen Strand, am grauen Meer (TV) – Regie: Klaus Gendries
- 1981: Don Quichottes Kinder (TV) – Regie: Claudia Holldack
- 1981: Die zweite Haut (TV) – Regie: Frank Beyer
- 1982: Flüchtige Bekanntschaften (TV) – Regie: Marianne Lüdcke
- 1983: Hanna von acht bis acht (TV) – Regie: Egon Günther
- 1983: Randale – Regie: Manfred Purzer
- 1985: Blanche oder Das Atelier im Garten (TV) – Regie: Hansgünther Heyme
- 1985: Mamas Geburtstag (TV) – Regie: Egon Günther
- 1985: Die Hose (TV) – Regie: Otto Schenk
- 1986: Fraulein (TV) – Regie: Michael Haneke
- 1986: Kir Royal, Folge: Karriere (TV-Serie)
- 1988: Der Alte, Folge: Blackout (TV-Serie)
- 1989: Die Skorpionfrau – Regie: Susanne Zanke
- 1990: Der Alte, Folge: Die Wahrheit (TV-Serie)
- 1991: Hurenglück (TV) – Regie: Detlef Rönfeldt
- 1991: Tote Briefe (TV) – Regie: Karl Fruchtmann
- 1992: Die Verfehlung – Regie: Heiner Carow
- 1994: Die letzte Entscheidung (TV) – Regie: Beat Lottaz
- 1994: Polizeiruf 110: Samstags, wenn Krieg ist (TV-Reihe) – Regie: Roland Suso Richter
- 1996: Polizeiruf 110: Kleine Dealer, große Träume (TV-Reihe) – Regie: Urs Odermatt
- 1996: Faust, Folge: Der Goldjunge (TV-Serie)
- 1997: Kalte Küsse (TV) – Regie: Carl Schenkel
- 1998: Polizeiruf 110: Hetzjagd (TV-Reihe) – Regie: Ute Wieland
- 2003: Tal der Ahnungslosen – Regie: Branwen Okpako
- 2012: Bis zum Horizont, dann links! – Regie: Bernd Böhlich
Theater
- 1960: Bertolt Brecht: Leben des Galilei – Regie: Erich Engel (Berliner Ensemble)
- 1962: Bertolt Brecht: Die Tage der Commune – Regie: Manfred Wekwerth/Joachim Tenschert (Berliner Ensemble)
- 1967: George Bernard Shaw: Cäsar und Cleopatra (Cleopatra) – Regie: Ottofritz Gaillard (Volksbühne Berlin)
- 1968: Friedrich Schiller: Don Carlos (Eboli) – Regie: Hannes Fischer (Volksbühne Berlin)
- 1969: William Shakespeare: Troilus und Cressida (Cressida) – Regie: Hannes Fischer (Volksbühne Berlin)
- 1971: Bertolt Brecht: Der gute Mensch von Sezuan (Nichte) – Regie: Benno Besson (Volksbühne Berlin)
- 1971: Carlo Gozzi: König Hirsch (Angela) – Regie: Benno Besson/Brigitte Soubeyran (Volksbühne Berlin)
- 1975: Carlo Gozzi: Das schöne grüne Vögelchen (Pompea) – Regie: Ernstgeorg Hering/Helmut Straßburger (Volksbühne Berlin)
- 2008: Eduardo De Filippo: Filumena (Filumena) – Regie: Petra Luisa Meyer (Hans Otto Theater Potsdam)
Hörspiele
- 1966: Bertolt Brecht: Das Verhör des Lukullus – Regie: Kurt Veth (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1971: Bertolt Brecht: Die Tage der Commune (Babette Cherron) – Regie: Manfred Wekwerth/Joachim Tenschert (Hörspiel – Litera)
- 1971: Zofia Posmysz: Ave Maria (Maria) – Regie: Helmut Hellstorff (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1974: Jeremi Przybora: Die Dame und ihr Hündchen Tesoriono (Dame mit Hündchen) – Regie: Helmut Hellstorff (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1976: Roald Dahl: Der Mantel (Mrs. Bixby) – Regie: Joachim Staritz (Kriminalhörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1977: Peter Goslicki/Peter Troche: Glassplitter (Betti) – Regie: Joachim Staritz (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1979: Horst Berensmeier: Lösegeld – Regie: Hans Knötzsch (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1985: Ingomar von Kieseritzky: Die Exkursion – Regie: Manfred Marchfelder (Hörspiel – SFB)
- 1990: Peter Feraru: Wir sind doch keine Räuberbande. Mit Günter Lamprecht, Angelica Domröse. Regie: Holger Rink. Produktion: SFB.
- 2000: Donna W. Cross: Die Päpstin – Regie: Walter Niklaus (Hörspiel – MDR KULTUR)
- 2001: Günter Kunert: Am Sexophon: Esmeralda – Regie: Walter Niklaus (Hörspiel – MDR)
Auszeichnungen
- 1966 – Schauspielerin des Jahres
- 1969 – Kunstpreis der DDR für Wege übers Land
- 1971 – DDR-Fernsehkünstlerin des Jahres
- 1973 – DDR-Fernsehkünstlerin des Jahres
- 1975 – DDR-Fernsehkünstlerin des Jahres
- 1976 – Nationalpreis der DDR II. Klasse
- 1982 – Goldene Nymphe (Beste Darstellerin) für Die zweite Haut
- 1986 – Schauspielerin des Jahres
- 1988 – Josef-Kainz-Medaille
- 2003 – Goldene Henne für das Lebenswerk
- 2008 – Preis der DEFA-Stiftung für die Verdienste um den deutschen Film
- 2010 – Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin
Literatur
- Frank Blum: Angelica mit C. Die Schauspielerin Angelica Domröse. Mit einem Geleitwort von Ulf Birbaumer. Lang, Frankfurt/Bern/New York 1992, ISBN 3-631-44455-9.
- Christoph Funke, Dieter Kranz: Angelica Domröse. Henschel, Berlin 1976.
- Angelica Domröse: Ich fang mich selbst ein: Mein Leben. Lübbe, Bergisch Gladbach 2003, ISBN 3-7857-2116-1.
- Monika Kaiser, Helmut Müller-Enbergs: Domröse, Angelica. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1, Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
Weblinks
- Literatur von und über Angelica Domröse im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Angelica Domröse in der Internet Movie Database (englisch)
- Biografie und Filmographie auf der Website der DEFA-Stiftung
- DEFA-Sternstunden (Memento vom 10. Februar 2013 im Webarchiv archive.today)
- Die Legende von Paul und Paula, Domröse-Biografie und weitere Informationen
- Wieder hochkommen sollte man schon, Interview von Chrstina Bylow in der Frankfurter Rundschau vom 7. Juli 2012
Einzelnachweise
- ↑ Dietrich Nixdorf: Kostbare Verletzlichkeit. Die Schauspielerin Angelica Domröse kämpft in einem Sanatorium mit ihrer Tablettensucht. In: Sächsische Zeitung, 5. November 2009.
Personendaten | |
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NAME | Domröse, Angelica |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schauspielerin |
GEBURTSDATUM | 4. April 1941 |
GEBURTSORT | Berlin |
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Stern von Angelica Domröse auf dem Boulevard der Stars in Berlin . | Eigenes Werk | Times | Datei:Angelica Domröse - Boulevard der Stars.jpg | |
Angelica Domröse in Berlin bei der Eröffnung von Boulevard der Stars | Eigenes Werk (taken with Canon PowerShot A640) | Franz Richter ( User:FRZ ) | Datei:Angelica Domröse 0036.JPG | |
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