Arme Ritter
Arme Ritter (mundartlich auch Rostige Ritter, Fotzelschnitten, Semmelschnitten, "Weckzämmädä", Kartäuserklöße, Weckschnitten, Gebackener Weck, Bavesen, Pofesen, Blinder Fisch) sind eine einfache Speise aus altbackenen Brötchen oder Weißbrotscheiben.
Zubereitung
Zur Zubereitung werden die halbierten Brötchen oder Weißbrotscheiben – eher selten auch entrindet – in einer Mischung aus Milch oder Rahm und Eiern, Zucker und Vanille eingeweicht und anschließend in Butterschmalz oder anderem Fett gebacken. Je nach Rezept und Region wird das Brot noch mit Pflaumenmus, Powidl oder Konfitüre gefüllt, was aus den Armen Rittern Reiche Ritter macht, oder das eingeweichte Brot wird vor dem Herausbacken in Paniermehl gewälzt. Serviert werden sie mit Puderzucker (Staubzucker), Ahornsirup oder einer Zimt-Zucker-Mischung und Vanillesauce.
Geschichte
Arme Ritter waren in einer ähnlichen Form schon im römischen Reich bekannt. In De re coquinaria, einem antiken römischen Kochbuch, findet sich dieses Rezept: „Zerbrich abgeriebene Siligenen (= Winterweizengebäcke), mache größere Häppchen, tauche sie in Milch, röste sie in Öl, übergieße sie mit Honig und serviere sie.“
Das älteste deutschsprachige Rezept steht bereits in dem Buch von guter spyse aus dem 14. Jahrhundert, das im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm zitiert wird: „snit denne aht snitten arme ritter und backe die in smalze niht zu trüge.“[1]
In einem deutschen Kochbuch werden sie 1691 Gueldene Schnitten genannt. Valerius Herberger nennt schon im Jahr 1601 Arme Ritter redensartlich: arme Ritter backen und Kümmerling schmelzen (siehe Magnalia Dei, oder die großen Thaten Gottes).
International
Ähnliche (teils auch pikante) Gerichte sind in vielen Ländern bekannt; so zum Beispiel in England (Poor Knights of Windsor), den USA (French Toast), Frankreich (pain perdu), Russland (grenki), Spanien (torrijas), Finnland (köyhät ritarit), Ungarn (bundás kenyér), Türkei (ekmek kızartması) und Holland (wentelteefje) bekannt. In Altbayern und Österreich – gefüllt mit Zwetschgen, Powidl oder auch Hirn – heißen sie Pavesen (mundartlich Bavesen, Bovesen) und in der Schweiz – ungefüllt – Fotzelschnitten.
In Portugal sind die Armen Ritter ein traditionelles Weihnachtsgebäck, das Heiligabend und über die Weihnachtstage genossen wird; sie werden rabanadas genannt. Sie werden mit Milch und Ei zubereitet und mit Zucker und Zimt bestreut, sie können auch mit Wein, Tee oder Wasser getränkt frittiert und mit Zucker und Zimt bestreut werden. Anstatt mit Zucker und Zimt bestreut zu werden, können sie auch mit einer Sauce von Zucker, Zimt, Wasser und Portwein begossen werden.
In Spanien sind die Torrijas – vor allem aufgrund ihres hohen Sättigungswertes – eine traditionelle Süßspeise der Fastenzeit. Die altbackenen Brotscheiben werden zunächst in mit Zucker gesüßter und mit Zimt aromatisierter Milch eingeweicht, danach in leicht geschlagenem Ei gewendet und schließlich in einer Pfanne gebraten. Zum Schluss wird es in Weißwein, einem süßem Wein oder Likör getränkt und mit einer Mischung aus Wasser und Honig beträufelt.
In den USA gehört French Toast zu den gängigen Bestandteilen eines ausgedehnten Frühstücks. Üblicherweise wird er mit Butter und Ahornsirup serviert.
In Ungarn heißt diese Speise Bundáskenyér („Brot in Pelz“) und wird meistens gesalzen gegessen. Allein mit Tee zum Frühstück, oder als Beilage zu Gemüse, wie z. B. Spinat.
Varianten
Ähnlich kann das Gericht als Semmel-Auflauf beispielsweise mit geriebener Zitrone, Vanille, Rosinen, Korinthen und Obst in einer Auflaufform gebacken werden, mit geriebenen Semmeln, Zimtzucker und Butterflocken bedeckt; der gebackene Auflauf kann wiederum in Scheiben geschnitten in Butter gebraten werden und wird dann mit Obstkompott oder -Saft serviert.
Eine Variante ist die Versoffene Jungfrau, bei der die Milch durch gewürzten Rotwein ersetzt wird. Eine weitere Variante ist der Blinde Fisch, der eher deftig zubereitet wird. Zu den verwandten Gerichten gehören auch der vor allem in Österreich und dem südlichen Bayern bekannte Scheiterhaufen und der im Südwesten Deutschlands so genannte Ofenschlupfer.
Literatur
- Claudia Bruckmann u. a.: Das Teubner-Handbuch Desserts. Zutaten, Küchenpraxis, Rezepte. Teubner, München 2012, ISBN 978-3-8338-2386-2, S. 366 (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
- Sophie Wilhelmine Scheibler (Hrsg.): Allgemeines deutsches Kochbuch für alle Stände. 17. Auflage. C.F. Amelang, Berlin 1866, S. 325 (eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Deutsches Wörterbuch der Brüder Grimm, Eintrag Armeritter