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vom 16.09.2020, aktuelle Version,

Athos

Αυτόνομη Μοναστική Πολιτεία Άγιον Όρος (gr.)

Aftonomi Monastiki Politia Agion Oros (gr., transliteriert)
Автономная монашеская республика священная гора (ru.)
Автономна монашеска република свещена планина (bg.)
Аутономна монашка република света планина (sr.)
Autonomna monaška republika sveta planina (sr., transliteriert)
Republica autonomă monahală Sfântul Munte (ro.)
Autonome Mönchsrepublik Heiliger Berg
Autonome Mönchsrepublik Athos
Flagge Griechenlands
Flagge Griechenlands#Religiöse Flaggen
Details Details
Amtssprache Koine und Kirchenslawisch als Sprachen im Gottesdienst sowie Griechisch, Russisch, Rumänisch, Serbisch, Bulgarisch
Hauptstadt Karyes
Staatsform Autonome Mönchsrepublik
Staatsoberhaupt, zugleich Regierungschef Premierminister Kyriakos Mitsotakis und das Außenministerium Griechenlands in politischen Angelegenheiten
und
Bartholomäus I. und das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel in religiösen Angelegenheiten
Fläche 336 km²
Einwohnerzahl 2262 (2001)[1]
Bevölkerungsdichte 6,73 Einwohner pro km²
Währung Euro
Nationalhymne Ymnos is tin Eleftherian
(„Ode an die Freiheit“)
Nationalfeiertag Orthodoxes Osterfest
Zeitzone UTC+2 OEZ
ISO 3166 GR-69
Internet-TLD .gr
Telefonvorwahl +30
Lage der Mönchsrepublik Athos in Griechenland
Lage der Mönchsrepublik Athos in Griechenland

Der Berg Athos (altgriechisch Ἄθως Áthōs, neugriechisch Άθως Áthos; seit byzantinischer Zeit meist Άγιον Όρος Ágion Óros, „Heiliger Berg“) ist eine orthodoxe Mönchsrepublik mit autonomem Status unter griechischer Souveränität in Griechenland.

Geographie

Der Athos befindet sich auf dem gleichnamigen östlichen Finger der Halbinsel Chalkidikí in der Region Zentralmakedonien. Das Territorium misst 43 Kilometer von Nordwest nach Südost und umfasst rund 336 km²; es zählt 2262 (mönchische) Einwohner zuzüglich Verwaltungsangestellten, Polizisten, Geschäftsbesitzern und einer saisonal wechselnden Zahl von zivilen Arbeitern. Im allgemeinen Sprachgebrauch steht der Begriff „(Berg) Athos“ entweder für die ganze Halbinsel Athos mit dem Mönchsstaat oder auch nur für den eigentlichen Berg an der Südost-Spitze der Halbinsel, der 2033 Meter hoch ist.

Die maximal 8,5 km breite Halbinsel im geographischen Sinn reicht rund 6,9 bis 9 Kilometer weiter nach Westen bis zum Isthmus, der früher vom Xerxes-Kanal durchschnitten war.

Geschichte

Wenn auch gelegentlich der Beginn der Geschichte der Klöster und Mönchsrepubliken auf dem Athos bis weit in die frühchristliche Zeit zurückverfolgt wird, so lassen sich die ersten sicheren Hinweise auf mönchisches Leben auf dem Athos wohl erst zu Beginn des 9. Jahrhunderts in byzantinischer Zeit nachweisen.[2]

Die Geschichte der Athos-Klöster ist eng mit dem Streit um das rechte mönchische Leben verbunden, der in der Orthodoxie immer wieder – und eben auch auf dem Athos – heftig aufflammte: der Hesychasmus-Streit zwischen Hesychasten und byzantinischen Humanisten. Der Wortführer der hesychastischen Seite war der Athos-Mönch Gregorios Palamas (1296/1297–1359), der die vollkommene innere Ruhe (griech. ἡσυχία, hēsychía) in eremitischer Einsamkeit durch ständiges Beten des Jesusgebets als Voraussetzung sah, um das Licht der Verklärung Jesu, das sogenannte „Taborlicht“ zu sehen. Seine Theologie verschaffte der hesychastischen Praxis ihre theoretische Begründung und Rechtfertigung. Palamas verteidigte den Hesychasmus gegen die Kritik Barlaams von Kalabrien, der im Sinne eines nominalistischen Humanismus Kritik an der mystischen Praxis und ihrer Begründung durch die Schriften von Gregorios Palamas übte. Auf mehreren Konzilien in Konstantinopel fiel im Zeitraum von 1341 bis 1351 die Entscheidung der byzantinischen Kirche, zunächst die Gegner des Hesychasmus zu verurteilen und dann die theoretische Begründung des Hesychasmus durch Gregorios Palamas („Palamismus“) zur verbindlichen Kirchenlehre zu erheben.

Seit dem 11. Jahrhundert hatte der Berg Athos auch für die Christen der Kiewer Rus große Bedeutung. Es entstanden Klöster für Mönche aus der Rus.[3] Vom 15. Jahrhundert an trugen die Moskauer Fürsten zur Finanzierung der Klöster bei und gründeten eigene. Sie wurden vom 16. Jahrhundert an dem Moskauer Patriarchat unterstellt.[4]

Um die Wende zum 20. Jahrhundert, also 550 Jahre nach ersten großen Auseinandersetzungen, fand der theologische Grundsatzstreit um den Hesychasmus zwischen Realisten und Nominalisten, zwischen rationalistischen Theoretikern und den an der mystischen Praxis orientierten Theologen, eine Fortsetzung. Er ging als Streit um die Imjaslavie-Bewegung, die Verehrung des Namens Gottes, in die Geschichte des Athos und der Orthodoxie ein. Der Streit trug nicht unwesentlich zum Niedergang des „russischen Berg Athos“ bei. Da sich die Mönche gegen den Heiligen Synod, die unter staatlicher Kontrolle stehende Kirchenführung im Zarenreich, stellten, ließ der russische Botschafter in Istanbul mit Hilfe von Soldaten und Feuerwehrleuten mehr als 1000 Mönche aus ihren Klöstern vertreiben und nach Russland deportieren.[5]

Der heilige Berg Athos als Ziel ostslawischer Pilger (Bild von 1926 aus dem Slawischen Epos von Alfons Mucha)

Weltkulturerbe

Berg Athos
UNESCO-Welterbe

Kloster Agiou Dionysiou
Vertragsstaat(en): Griechenland  Griechenland
Typ: gemischt
Kriterien: (i) (ii) (iv) (v) (vi) (vii)
Fläche: 33.042,3 ha
Referenz-Nr.: 454
UNESCO-Region: Europa und Nordamerika
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung: 1988  (Sitzung 12)

Die 20 Großklöster der orthodoxen Mönchsrepublik sind Teil des UNESCO-Welterbes. Das erste Kloster, die Große Lavra, wurde 963 vom byzantinischen Mönch Athanasios Athonites gegründet. Bis zu diesem Zeitpunkt siedelten auf dem Athos bereits Mönche, die sich an den Vorbildern der asketischen Mönche im Alten Ägypten orientierten. Bald gründeten bulgarische, rumänische, russische, georgische und serbische Mönche weitere Großklöster auf dem Berg Athos. Es gab auch italienische Gemeinden, z. B. die der sogenannten Amalfitaner (nach der Stadt Amalfi) südlich des Klosters Karakallou, welche jedoch im 12. Jahrhundert aufgelassen wurden. Heute gibt es 20 Großklöster, davon sind 17 griechisch, eines serbisch (Kloster Chílandar), eines bulgarisch (Kloster Zografou) und eines russisch (Kloster Panteleímonos).

Neben den Klöstern gibt es auf dem Athos die Siedlungsform der Skiten (griechisch σκήτες), die jeweils von ihrem Mutterkloster abhängen, somit keine eigenständigen Rechte in Regierung und Verwaltung der Mönchsrepublik besitzen. Skiten, rund um einen klösterlichen Zentralbau angelegt, der in Gebäuden und Funktionen den größeren Klöstern gleicht, sind dörfliche Siedlungen, deren Bauten in Kalívia (griechisch καλύβια Hütten), Wohnbauten für mehrere Mönche, und Kelliá (griechisch κελλιά Zellen), Hütten für einen Bewohner, unterschieden werden. Außerdem siedeln an den schwer zugänglichen Hängen des eigentlichen Berges Athos Mönche in Eremitagen (griechisch ησυχαστήρια, Hesychasterien), zumeist Kleinstbauten und Höhlen.

Berühmt sind die Malerwerkstätten des Athos, deren große Tradition der Ikonenmalerei bis ins Hochmittelalter zurückreicht.

Karte der Klöster auf dem Berg Athos
Diamonitirion (Einreiseerlaubnis)

Siedlungen, Klöster, Skiten und ihre Bewohner

Sonnenaufgang nach Westen vom Gipfel des Berg Athos
Sonnenaufgang auf dem Gipfel des Berg Athos mit Blick auf die Halbinsel und die Silhouette des Berges, die in die Ägäis projiziert wird

Die folgende Statistik (Zensus 2001) zeigt, dass nach langem Niedergang in den letzten Jahren wieder verstärkter Zuzug auf den Heiligen Berg festzustellen ist. Darüber hinaus sind Umschichtungen zwischen Klöstern und Skiten erkennbar.

Klöster

Kloster (geordnet nach Hierarchie) 1903 1959 1968 1978 1988 1992 2000
Kloster Megisti Lavra (Μονή Μεγίστης Λαύρας) 1187 459 406 348 309 345 362
Kloster Vatopedi (Μονή Βατοπεδίου) 966 129 83 60 55 75 142
Kloster Iviron (Μονή Ιβήρων) 456 101 68 52 53 61 78
Kloster Chilandar (Μονή Χιλανδαρίου) 385 63 55 69 45 50 75
Kloster Agiou Dionysiou (Μονή Αγίου Διονυσίου) 131 53 40 35 59 60 58
Kloster Koutloumousiou (Μονή Κουτλουμουσίου) 214 107 68 66 73 77 95
Kloster Pantokratoros (Μονή Παντοκράτορος) 548 118 84 63 57 50 70
Kloster Xiropotamou (Μονή Ξηροποτάμου) 106 43 36 22 38 34 40
Kloster Zografou (Μονή Ζωγράφου) 155 21 15 13 11 11 20
Kloster Dochiariou (Μονή Δοχειαρίου) 60 29 16 11 31 32 27
Kloster Karakallou (Μονή Καρακάλλου) 130 42 30 13 16 26 37
Kloster Filotheou (Μονή Φιλοθέου) 133 44 36 81 82 74 70
Kloster Símonos Petras (Μονή Σίμωνος Πέτρας) 108 27 18 61 78 78 73
Kloster Agiou Pavlou (Μονή Αγίου Παύλου) 250 115 111 87 85 85 104
Kloster Stavronikita (Μονή Σταυρονικήτα) 219 35 26 43 40 33 45
Kloster Xenofontos (Μονή Ξενοφώντος) 195 66 43 39 50 46 48
Kloster Osiou Grigoriou (Μονή Οσίου Γρηγορίου) 105 53 34 57 72 77 86
Kloster Esfigmenou (Μονή Εσφιγμένου) 91 46 25 41 40 56 101
Kloster Agiou Panteleimonos (Μονή Αγίου Παντελεήμονος) 1928 61 27 30 32 40 53
Kloster Konstamonitou (Μονή Κωνσταμονίτου) 65 29 17 16 26 27 26
Gesamtzahl 7432 1641 1238 1217 1255 1337 1610

Das Kloster Zographou ist bulgarisch-orthodox, das Kloster Agiou Panteleimonos russisch-orthodox, das Kloster Hilandar serbisch-orthodox.

Skiten und Siedlungen

Skiti/Siedlung 2001
(gemeldet)
2001
(real)
1991
(gemeldet)
1991
(real)
Karyés (Καρυές, auch: Karies oder hochsprachlich Karyä, Καρυαί) 242 233 223 216
Vígla – Agios Nílos (Βίγλα – Άγιος Νείλος) 12 12 0 0
Vouleftiria (Βουλευτήρια) 11 11 0 0
Dafni (Δάφνη) 33 38 11 16
Karoúlia (Καρούλια) 4 4 0 0
Katounákia (Κατουνάκια) 36 36 0 0
Kapsála (Καψάλα) 19 19 0 0
Kerasiá – Agios Vasílios (Κερασιά – Άγιος Βασίλειος) 27 27 0 0
Metóchion Chourmítsa (Μετόχιον Χουρμίτσης) 10 12 9 11
Néa Skíti (auch: Skiti Theotokou) (Νέα Σκήτη) 44 48 0 0
Prováta-Morfonoú (Προβάτα-Μορφονού) 29 29 0 0
Skiti Agías Annis (Σκήτη Αγίας Άννης) 87 94 126 126
Skiti Agías Triádos (Σκήτη Αγίας Τριάδος) 40 40 29 29
Skiti Agíou Andréou Vatopedíou (Σκήτη Αγίου Ανδρέου Βατοπεδίου) 87 89 0 0
Skiti Agíou Dimitríou Vatopedíou (Σκήτη Αγίου Δημητρίου Βατοπεδίου) 16 16 0 0
Skiti Agíou Dimitríou (Σκήτη Αγίου Δημητρίου) 9 9 0 0
Skiti Agíou Panteleímonos (Σκήτη Αγίου Παντελεήμονος) 12 16 23 24
Skiti Evangelismós tis Theotókou (Σκήτη Ευαγγελισμός της Θεοτόκου) 9 10 14 26
Skiti Theotókou (Σκήτη Θεοτόκου) 1 1 35 35
Skiti Profítou Ilíou (Σκήτη Προφήτου Ηλίου) 0 0 2 2
Skiti Timíou Prodrómou Ivíron (Σκήτη Τιμίου Προδρόμου Ιβήρων) 7 7 6 6
Skiti Timíou Prodrómou Megístis Lávras (Σκήτη Τιμίου Προδρόμου Μεγίστης Λαύρας) 15 15 13 13

Lebensform

Kloster Dochiariou
Mönch mit Motorboot und Mobiltelefon… holt eine Proviant-Lieferung vom Ausflugsschiff (2002)

Waren die meisten Klöster früher idiorhythmisch organisiert, sind seit 1980 auch die letzten Klöster wieder zum koinobitischen Lebensstil zurückgekehrt, ebenso wie die klosterähnlichen Skiten (zum Beispiel Skíti Prophíti Ilíou, Skíti Agíou Andréou u. a.). Demgegenüber leben aber die Mönche in den dorfähnlichen Skiten (zum Beispiel Néa Skíti, Skíti Agías Annis u. a.) idiorhythmisch.

Die Klöster folgen weiterhin dem julianischen Kalender, der gegenüber dem ab 1582 in Westeuropa und 1923 in Griechenland eingeführten gregorianischen Kalender mittlerweile um 13 Tage nachläuft. Die Stundeneinteilung orientiert sich ebenfalls am byzantinischen Vorbild: Der Tag beginnt also mit Sonnenuntergang (Null Uhr); allein das Kloster von Iviron zählt die Stunden ab Sonnenaufgang.

Pilgerreisen

Eremitenbehausungen an der Steilküste
Grenze zu Athos bei Ouranoupolis

Auf dem Berg war die Fortbewegung lange Zeit nur zu Fuß oder mit Maultieren möglich. Im Jahr 1963 wurde zur 1000-Jahr-Feier die erste Schotterstraße zwischen Dafni, dem Hafen von Athos, den man per Schiffsverbindung von Ouranopolis aus erreicht, und der Hauptstadt Karyes gebaut. Inzwischen sind alle 20 Klöster des Athos an das Straßennetz angeschlossen und werden regelmäßig von Geländewagen oder Bussen angefahren. Einige Skiten im gebirgigen Südteil der Halbinsel sind aber weiterhin nur über Maultierpfade oder per Schiff erreichbar. Die Halbinsel ist für männliche Pilger, jedoch nicht für Touristen zugänglich. Wenn man gewisse Regeln einhält und die maximal erlaubte Besucherzahl noch nicht ausgeschöpft ist, wird man problemlos als „Pilger“ anerkannt.

Zutrittsverbot für Frauen („Ávaton“)

„Aus diesem Paradiese ist das Weib verstoßen, damit der Mann nicht jenes Paradieses verlustig gehe.“[6]

„Die Athoniten verwehren den Frauen den Zutritt zum Heiligen Berg, weil sie die Frauen wahrhaft lieben. Alle Frauen sind auf dem Athos abwesend, und doch wieder, durch die Gottesmutter, Maria, sind alle anwesend.“

Pater Mitrophan [7]

Der Athos heißt auch to perivóli tis Panagías der Garten der Gottesmutter, und ist im theologischen Sinne einzig und allein der obersten Heiligen der orthodoxen Kirche, Maria, vorbehalten. So ist der Zutritt zum Berg Athos Frauen grundsätzlich untersagt. Ein pragmatischer Grund dafür ist wohl der Wunsch der Mönche, von optischen sexuellen Reizen unbeeinflusst zu leben und sich somit ungestörter der Gottesverehrung widmen zu können.

Die Frau auf dem Berg Athos war im 19. Jahrhundert ein beliebtes literarisches Motiv, so in der Oper Der heilige Berg (1914) des norwegischen Komponisten Christian Sinding. Bei der Aufnahme Griechenlands in die Europäische Gemeinschaft im Jahr 1981 wurde der politisch-rechtliche Sonderstatus der Mönchsrepublik anerkannt, dennoch hat in jüngster Zeit das Ávaton wiederholt zu Kontroversen mit der Europäischen Union geführt; so forderte das Europaparlament zuletzt 2003 in einem nicht bindenden Beschluss mit knapper Mehrheit dessen Abschaffung.

Immer wieder wurde das Avaton von Frauen übertreten. 1969 betraten fünf griechische Urlauberinnen eigenmächtig das Gebiet des Athos; 1989 verirrte sich eine deutsche Touristin in das Mönchsterritorium. Schlagzeilen machten zuletzt sechs griechische Frauen, die im Januar 2008 vor laufender Kamera die Grenze zum Mönchsstaat übersprangen, um gegen Gebietsansprüche der Mönche außerhalb des Athos zu protestieren.[8]

Nutztierhaltung

Selbst weibliche Haustiere sind von dem Verbot betroffen. Außer den allgegenwärtigen Katzen, die einen gewissen Schutz vor Mäusen, Ratten und Schlangen gewähren und den zahlreichen Bienenvölkern, wird auf dem Athos keine Viehzucht betrieben. Als Lasttiere werden (männliche) Esel, Pferde und Maultiere von außerhalb bei Bedarf eingeführt. Die immer wieder kolportierte Geschichte von den Hühnern, die Eidotter für Ikonenmaler liefern, ist in den heutigen Zeiten eines gut organisierten und motorisierten Warenverkehrs auf dem Athos obsolet.

Verwaltung

Kloster Simonos Petras

Die Mönchsrepublik gehört völkerrechtlich zu Griechenland, genießt staatsrechtlich jedoch einen Autonomiestatus. Dadurch obliegen ihr einige innenpolitische Entscheidungen und die Verwaltung des Berges. Ebenso gehört der Berg Athos nicht zum steuerlichen Gebiet der Europäischen Union. Jedes Kloster ist innerhalb der Mönchsrepublik autonom und wird von einem auf Lebenszeit gewählten Abt geleitet. Die Macht liegt bei den 20 Großklöstern, von denen Kleinklöster (Metóchia), Mönchsdörfer (Skiten) und Einsiedeleien (Kelliá) abhängen.

In dem kleinen Hauptort Karyes befindet sich die Kirche des Protaton sowie das Gebäude der Hierá Sýnaxis (‚Heilige Versammlung‘), die aus den Äbten der 20 Klöster besteht und legislative und judikative Funktionen wahrnimmt. In Karyes gibt es 19 Kellia (‚Zellen‘), in denen die Äbte untergebracht sind. Eine Ausnahme hierzu bildet das Kloster Koutloumousiou, da es in der Nähe von Karyes angesiedelt ist und demzufolge eine eigene Zelle nicht benötigt. Karyes ist der Sitz der Hierá Koinótis (‚Heilige Zusammenkunft‘), des „Parlaments“, in das jedes Großkloster einen Vertreter (Antiprósopos, Nominativ) entsendet. Der Prótos (‚der Erste‘), der jährlich neugewählte Vorsitzende der Exekutive, hat seinen Sitz ebenfalls dort.

Der staatliche Gouverneur Griechenlands auf dem Athos untersteht dem griechischen Außenministerium und ist zusammen mit einigen Beamten und Polizisten für die Einhaltung der Verfassung des Athos und die Wahrung von Sicherheit und Ordnung zuständig.

Post

Postalisch gehört Athos zu Griechenland, auf dem Gebiet befinden sich zwei Postfilialen, die durch die Griechische Post (ELTA) betrieben werden. Mit Autorisierung durch den Weltpostverein werden seit 2008 für Athos eigene Briefmarken ausgegeben, die nur für Sendungen gültig sind, die dort aufgegeben werden.

Kfz-Kennzeichen

Seit 1983 vergab Athos Kfz-Kennzeichen für die wenigen Fahrzeuge, die innerhalb deren Gebiets im Einsatz waren. Diese waren jedoch außerhalb nicht gültig oder anerkannt. Seit 2004 gibt es eine neue Serie. Diese Kennzeichen tragen links das griechische Banner mit GR-Kennzeichnung, aber eine eigene Nomenklatur (AO 999 99) und die in Griechenland nicht verwendete FE-Schrift. Sie sind weltweit gültig und unterscheiden sich von den übrigen griechischen Kennzeichen, da die Mönchsrepublik nicht zum steuerlichen Gebiet der EU gehört.

Interne Konflikte

Für internationale Schlagzeilen sorgte im Dezember 2005 die Besetzung des Konáki (Sitz des Vorstandes der Mönchsrepublik) durch 20 Mönche des Klosters Esfigménou. Damit protestierten sie gegen den Beschluss der übrigen 19 Klöster, die Vertretung ihres Klosters in den Gremien der Mönchsrepublik nicht mehr anzuerkennen. Ausgelöst wurde der Eklat nach jahrzehntelang schwelender Krise 2003, als die Mönche von Esfigménou dem Oberhaupt der orthodoxen Kirche, Patriarch Bartholomäus I. von Konstantinopel „Verrat an der Orthodoxie“ vorwarfen, weil er mit der römisch-katholischen Kirche Gespräche aufgenommen hatte. Daraufhin hatte der Patriarch die Rebellen zum Verlassen der Mönchsrepublik aufgefordert. Die Mönche von Esfigménou ignorierten die Forderung. Im Dezember 2006 kam es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung, als gemäßigte Mönche versuchten, den besetzten Verwaltungskomplex zu räumen. Es gab eine Handvoll Verletzte, aber die Besetzung dauert an. Die griechische Regierung bot Polizei- und Militärhilfe an, was vonseiten der Mönche abgelehnt wurde. Im August 2008 drohten die Mönche damit, sich und ihr Kloster in die Luft zu sprengen, falls die Polizei versuche, es zu räumen.[9]

Die Mönche hatten zumindest bis ins Jahre 2016 noch nicht aufgegeben und hielten die Räumlichkeiten weiterhin besetzt.[10]

Klosterbrand am 3./4. März 2004

Kloster Chiliandarí

Bei einem Feuer in der Nacht vom 3. zum 4. März 2004 im serbischen Kloster Chiliandarí (serb. Hilandar) wurden zwei Drittel der Klosteranlage ein Raub der Flammen. Ursache des Feuers war möglicherweise ein Schwelbrand in einem Kamin einer Mönchszelle, von wo aus der Brand zuerst auf den Gästetrakt, dann auf den Wohnbereich der Mönche übergriff. Der gesamte Gästetrakt (das sog. Archondaríki), die Magazine, Vorratsräume des Klosters und etwa 100 Mönchszellen wurden zerstört. Vor dem Wehrturm des Klosters, in dem alle wertvollen Handschriften, Ikonen und liturgischen Geräte untergebracht sind, kam das Feuer zum Stillstand. Die zentrale Klosterkirche (das sog. Katholikón) und der Speisesaal (die sog. Trápeza) blieben vom Feuer verschont. In Medienberichten wurden auch andere Brandursachen, darunter auch Brandstiftung, diskutiert. Der materielle Schaden wurde auf über 20 Millionen Euro geschätzt.

Obwohl immer noch kleinere Brände von den Feuerwehren bekämpft werden mussten, konnten die Mönche schon ab dem Abend des 5. März wieder ihre Gottesdienste im Katholikón feiern.[11] Schon wenige Wochen nach dem Brand konnten auch wieder Pilger beherbergt werden. Der ehemalige serbische Ministerpräsident Vojislav Koštunica rief in seinem Land zu Spenden für die Wiederherstellung des Klosters auf und auch die serbisch-orthodoxe Kirche sammelte Mittel zur Restaurierung.

Der Berg Athos in alpinistischer Hinsicht

Die höchste Erhebung der Athos-Halbinsel ist der Berg Athos im engeren Sinne, ein kegelförmiges und auf allen Seiten steiles Bergmassiv mit nur einem einzigen deutlich ausgeprägten Gipfel (2033 m). Es ragt am südöstlichen Ende der Athos-Halbinsel direkt aus dem Meer auf und erreicht somit einen für nichtvulkanische Gebirgsmassive bemerkenswerten Höhenunterschied von über 2000 Metern auf kürzester horizontaler Distanz.

Während der Berg Athos nach Norden hin mit schroffen Wänden abbricht, bietet die Südflanke eine gute Aufstiegsmöglichkeit. Von einer der Skiten im südlichen Teil der Halbinsel oder vom Kloster Megistis Lavras her kommend, führt ein durchgehend gut erkennbarer Pfad von der Wegkreuzung Stavrós über die bunkerartige Kapelle Panagía (1.500 m) zum Gipfel hinauf. Er bietet keine technischen Schwierigkeiten und ist aufgrund der unterschiedlichen Vegetationszonen und der weiten Ausblicke aufs Meer hinaus abwechslungsreich und landschaftlich sehr reizvoll. Trotz der bescheidenen Höhe von 2033 m bietet der Berg Athos durchaus alpine Anforderungen, da er sehr exponiert jeden Wetterwechsel einfängt, auch im Sommer mit plötzlichem Schneefall überraschen kann, tagsüber oft in Wolken gehüllt ist und in den frühen Morgenstunden das Thermometer am Gipfel oft unter Null Celsius fällt. Diese Wetterbesonderheit ist seit dem Altertum bekannt, da geschichtlich überliefert ist, dass die Flotte der Perser beim ersten Feldzug unter Darius I bei der Umsegelung des Athos in einen schweren Sturm geraten waren, der erhebliche Verluste verursacht hatte. Dies ist auch der geschichtliche Hintergrund für den Bau des sog. Xerxes-Kanal im Norden des Athos bei Ouranopoulos beim zweiten Invasionsversuch der Perser unter Xerxes.

Auf dem Gipfel befindet sich eine kleine Kapelle, Metamórfosis Sotíros („Verklärung des Heilands“), in der einmal im Jahr, am Festtag der Verklärung Christi (am 6. August nach julianischem Kalender, am 19. August nach gregorianischem) eine Nachtwache (Agrypnía) gefeiert wird.

Pilger, die den Berg besteigen wollen, können sowohl in der Panagía als auch in der Gipfelkapelle eine Notunterkunft finden. Die Besteigung des Athos erfordert keine besonderen alpinistischen Fähigkeiten. Im Sommer 2018 war die Gipfelkapelle wegen Bauarbeiten geschlossen. Es wird derzeit (2018) das gesamte Gipfelplateau renoviert und gepflastert. Am Gipfel tritt eine Gesteinsader eines blütenweißen sog. Carrara-Marmors zu Tage, welches zum Teil für die Renovierung genutzt wird. Will man den spektakulären Sonnenaufgang erleben, der dem Pilger oder Bergsteiger bei gutem Wetter geboten wird, sollte man bis zur Beendigung der Bauarbeiten in der unbewirteten Kapelle Panagia übernachten und den Aufstieg zum Gipfel (ca. 1–112 h) mit Stirnlampe vor Tagesanbruch machen. Letzte Trinkwasserversorgung bietet eine Zisterne (einzige zuverlässige Trinkwasserversorgung oberhalb von Stravós !) innerhalb der Panagia, wo sich auch ein Matratzenlager mit ca. 30 Schlafplätzen Übernachtungsmöglichkeit bietet. Leider befindet sich die von den Mönchen großzügig angebotene Herberge manchmal in desolatem Zustand, da achtlos zurückgelassener Abfall und Ausrüstungsgegenstände, wie auch Essenreste auf engagierte Bergsteiger warten, die neben der Besteigung des Berges auch für dessen Sauberkeit sorgen wollen.

Siehe auch

Literatur

  • Efraim Archimandrit: Das Große Kloster Vatopaedi. Ein Handbuch für den Pilger. Edition Hagia Sophia, Straelen, 2010.
  • Costas Balafas: A photographic itinerary on Mount Athos. 1969–2001. Agion Oros u. a. 2006.
  • Ernst Benz: Patriarchen und Einsiedler. Düsseldorf 1964.
  • Rudolf Billetta: Der Heilige Berg Athos in Zeugnissen aus sieben Jahrhunderten. Fünf Bände, Mosaic-Publications, Wien-New York-Dublin 1992–1994.
  • Rudolf Billetta: Athos. Europa erlesen. Wieser Verlag, Klagenfurt/Celovec 2000.
  • Heinrich Brockhaus: Die Kunst in den Athos-Klöstern. Leipzig 1924.
  • Robert Byron: Phoenix: The Station: Athos: Treasures and Men. Weidenfeld & Nicholson history, 2000.
  • Massimo Capuani, Maurizio Paparozzi: Athos. Die Klostergründungen; ein Jahrtausend Spiritualität und orthodoxe Kunst. München 1999.
  • Dimitri E. Conomos: Mount Athos, the sacred bridge. The spirituality of the Holy Mountain. Oxford u. a. 2005.
  • Freddy Derwahl, Hans-Günther Kaufmann: Athos. Das Heilige berühren. Augsburg 1997.
  • Franz Dölger: Mönchsland Athos. München 1943.
  • Franz Dölger: Aus den Schatzkammern des Hl. Berges. München 1948.
  • Hartmut Engel, Ulrike Engel: Chalkidiki mit Insel Thasos. 40 ausgewählte Wanderungen und Sonderteil zum Berg Athos. Ottobrunn 2000.
  • Paul Evdokimov: Das Gebet der Ostkirche. Graz 1986.
  • Jakob Philipp Fallmerayer: Der Hl. Berg Athos. Bozen 1978.
  • Samir Girgis, Andreas Knoche, Karl-Heinz Knoche: Athos – Pilgerreisen zum Heiligen Berg, Bingen 2014, ISBN 978-3-939154-10-5.
  • Alexander Golitzin: The living witness of the Holy Mountain. Contemporary voices from Mount Athos. South Canaan, Pa. 1996.
  • René Gothóni, Graham Speake (Hrsg.): The monastic magnet. Roads to and from Mount Athos. Oxford 2008. Inhaltsverzeichnis
  • Johann Günther: Athos-Impressionen. Unterweitersdorf 1996, ISBN 3-901279-53-9. Mit einem Beitrag von Pater Mitrophan.
  • Ellen Hastaba u. a.: Der heilige Berg Athos. Bozen 2002.
  • Paul Huber: Athos. Zürich 1969.
  • Antonis Iordanoglou: Mount Athos. Road Editions, Greece 2005.
  • Emil Ivanov: Das Bildprogramm des Narthex im Rila-Kloster in Bulgarien unter besonderer Berücksichtigung der Wasserweihezyklen. Dissertation. Erlangen 2002 (mit vergleichenden Beispielen zu den Athosdenkmälern).
  • Erhard Kästner: Die Stundentrommel vom Hl. Berg Athos. Frankfurt/Main 1956.
  • Werner Köppen: Wo die Welt vergessen wird. Mainz 1981, ISBN 978-3-7867-0869-8.
  • Rolf Kuhlmann: Der Athos. Auf den Spuren einer Faszination. Frankfurt am Main 1998.
  • Jean-Yves Leloup: Worte vom Berg Athos. München 1981.
  • Philip Meyer: Die Haupturkunden für die Geschichte der Athosklöster. Amsterdam 1965 (Reprint)
  • Andreas A. Müller: Berg Athos. Geschichte einer Mönchsrepublik. München 2005.
  • Paul M. Mylonas: Atlas des Athos. Berlin/Athen 2000. ISBN 3-8030-1047-0 .
  • Volker Reichert: Athos. Reisen zum Heiligen Berg 1347–1841. Stuttgart 2001.
  • Günter Spitzing: Athos. Der Heilige Berg des östlichen Christentums. Köln 1990.
  • (ohne Autorenangabe): Ritualbuch des Heiligen Berges. Athos-Typikon. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2005.
  • Kurt Weitzmann: Aus den Bibliotheken des Athos. Hamburg 1963.
  • Tasos Zembylas: Die Mönchsrepublik Athos. Eine spirituelle Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Passagen Verlag, Wien 2010.
Commons: Athos  – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Berliner Vertrag, Artikel 62  – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Volkszählung 2001, Quelle: Nationaler Statistischer Dienst Griechenlands (ΕΣΥΕ), (statistics.gr (Memento vom 18. April 2009 im Internet Archive) PDF; 875 kB)
  2. Vgl. Andreas Müller: Berg Athos: Geschichte einer Mönchsrepublik. C. H. Beck, München 2005, S. 12.
  3. Palomičestvo na Afon Webseite der Kiewer Metropolie der Ukrainischen Orthodoxen Kirche, abgerufen am 29. Februar 2016.
  4. Ep. Profirij (Uspenskij): Istorija Afona. Moskau 2007, T. I, S. IX-XV.
  5. Rolf Wörsdörfer, Paradies der Gottesmutter, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. Februar 2016, S. N3.
  6. Fredrich 1915, S. 10.
  7. Pater Mitrophan, in: Günther 1996.
  8. Festnahmen: Frauen stürmen Mönchsrepublik Athos. auf: Spiegel online. 9. Januar 2008.
  9. Meldung auf dem Nachrichtenportal von t-online, 31. August 2008
  10. Greece with Simon Reeve, Episode 2. (Video) BBC, 14. Februar 2016, abgerufen am 1. März 2020 (englisch, siehe Hinweis in Beschreibung, Video selbst nur in Großbritannien betrachtbar).
  11. andreas-bote.de