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vom 23.09.2019, aktuelle Version,

Benediktinerinnenabtei Nonnberg

Stift Nonnberg vom Kapuzinerberg aus gesehen

Stift Nonnberg, auch Erin-Kloster nach der ersten Äbtissin Erentrudis von Salzburg, ist eine Benediktinerinnenabtei in Salzburg. Es ist das heute weltweit älteste christliche Frauenkloster mit ununterbrochener Tradition.

Die Gesamtanlage Stift Nonnberg mit Ummauerungen und archäologischen Fundhoffnungsgebieten steht unter Denkmalschutz und gehört zum UNESCO-Welterbe Historisches Zentrum der Stadt Salzburg.

Geschichte

Stift Nonnberg

Das Stift wurde um 711/712 vom heiligen Rupert auf einer Terrasse des Salzburger Festungsberges gegründet. Das Frauenkloster nahm einen besonders geschützten Platz in der Stadt Salzburg in der teilweise erhaltenen römischen Wehranlage castrum superior von Iuvavum ein. Die Nichte Ruperts (sie wird in den Breves Notitiae als neptis bezeichnet) oder jedenfalls Verwandte Erentrudis, wurde erste Äbtissin.[1] Die Stiftung der Abtei erfolgte durch den bayerischen Herzog Theotbert; auch Erentrudis wurde mit Zustimmung des Herzogs als Arintrud abbatissa eingesetzt. Sieben der zwölf vor 784 verstorbenen Äbtissinnen trugen Namen, die auf eine Verwandtschaft mit den Agilolfingern schließen lassen.[2]

Einst war das Kloster sehr reich begütert. Zu den Gütern gehörte im Frühmittelalter auch das Nonntal, dessen Kirche früher eine Filialkirche des Klosters war, und der gesamte Raum zwischen Salzach und Leopoldskroner Moor im Süden der Stadt, samt dem Ort Morzg und den Häusern von Kleingmain und Gneis. Erst im 15. Jahrhundert siedelten sich dort bäuerliche Familien an, die nicht mehr im Auftrag des Klosters arbeiteten. Bis 1451 war das Kloster nur adeligen Frauen vorbehalten, mit dem Ende des feudalen Mittelalters wurden auch bürgerliche Frauen aufgenommen, bis ins 19. Jahrhundert allerdings nur als dienende Schwestern.

Am 20. Juli 2017 wählte der Konvent des Stiftes unter dem Vorsitz von Erzbischof Franz Lackner die bisherige Priorin Veronika Kronlachner zur neuen Äbtissin der Abtei Nonnberg und zur 93. Nachfolgerin der heiligen Erentrudis.[3] Die Äbtissinnenweihe spendete ihr der Erzbischof am 13. August 2017 in der Abteikirche Nonnberg.

Siehe auch: Liste der Äbtissinnen von Nonnberg

Stift Nonnberg nach dem Panorama von Johann Michael Sattler

Die Stiftskirche Nonnberg

Siehe auch Hauptbeitrag Stiftskirche Nonnberg

Um 1006 brannte die erste Klosterkirche ab. Eine neue Klosterkirche Mariae Himmelfahrt wurde mit maßgeblicher Hilfe Heinrichs II. im Jahr 1009 vollendet. Die neue Krypta wurde 1043 geweiht (romanischer Bau). Aus dieser Zeit sind der mächtige Kirchturm, Portalteile und unter dem Nonnenchor das „Paradies“ mit seinen Fresken erhalten. Diese Fresken befinden sich in zwölf Nischen, sind um 1140 entstanden und stellen Brustbilder von Päpsten, Bischöfen und Heiligen dar. Erzbischof Konrad (1107–1143), der bedeutende Reorganisator und Erneuerer des Erzbistums, setzte die Benediktsregel für das Kloster durch. Durch einen Brand 1423 zum Großteil zerstört, wurde die Klosterkirche in den Jahren 1464 bis 1509 auf den alten Gebäuderechten fußend neu aufgebaut (spätgotischer Bau). 1624 wurde die Kirche um drei Seitenkapellen erweitert. 1711 wurde der romanische Turm der Klosterkirche der Zeit entsprechend erhöht und erhielt dabei den heutigen Zwiebelturm.

Das mittige gotische Glasfenster hinter dem Altar (1480) wurde vom damaligen Bürgermeister Augustin Clanner gestiftet, der spätgotische Altar (mit neugotischem Beiwerk) stammt aus der Filialkirche in Scheffau am Tennengebirge.

Die gotische Johanneskapelle

Die Johanneskapelle ist nur mit Erlaubnis des Klosters zugänglich. Sie befindet sich neben bzw. über dem inneren Nonnberger Tor. Erbaut wurde diese Kapelle mit ihrem Netzrippengewölbe 1448–1451. Die Glasfenster stammen von Ludwine Wildner-Eltz aus dem Jahre 1957. Die Kapelle wurde in den Jahren vor 1500 leicht verändert. Bemerkenswert ist die auf einer Konsole stehende Johannesschüssel aus der Mitte des 16. Jahrhunderts.

Der dortige Altar ist nicht datiert. Entstanden ist er vermutlich 1498 für eine Kapelle des Salzburger Domes. Mit dem Abbruch des romanischen Domes vor 1600 dürfte der Altar erst in private Hände und viel später nach Stift Nonnberg gelangt sein. Dort steht er seit 1885 in der Johanneskapelle. Er wird heute Veit Stoß oder einem seiner Gesellen zugeschrieben.

Die Bedeutung des Klosters heute

Das Kloster beherbergt eine bedeutende Sammlung mittelalterlicher Handschriften, gotischer Figuren und Malerei (vor allem spätgotische Altäre). Besonders bemerkenswert ist das „Faldistorium“, ein Faltstuhl für die Äbtissin, nach 1100 entstanden mit figürlichen Reliefs und Figuren aus Walrossbein, und das Elfenbeinpastorale, ein Krummstock der Äbtissin von 1242.

Durch Maria Augusta von Trapp, die nach dem Ersten Weltkrieg Erzieherin an der Klosterschule und deren Leben die Vorlage des Musicals The Sound of Music war, erlangte die Abtei zusätzliche Bekanntheit.

Tätigkeiten

Neben den innerklösterlichen Tätigkeiten, wie beispielsweise Hauswirtschaft, Bibliothek und Archiv, betreiben die Nonnen eine Keramikwerkstätte, ein Gästehaus und die biologisch geführte Landwirtschaft im Erentrudishof.

Literatur

  • Franz Esterl: Chronik des adeligen Benediktiner-Frauen-Stiftes Nonnberg in Salzburg. Salzburg 1841 Google Books.
  • Andreas Hirsch: Nonnberg – das erste bayerische Frauenkloster. Vor 1300 Jahren wurde die Abtei in Salzburg gegründet. In: Heimatblätter (Bad Reichenhall), Jg. 2012, Nr. 12.
  • Gerold Hayer/Manuel Schwembacher: Die mittelalterlichen Handschriften des Stiftes Nonnberg in Salzburg. Wien 2018 ISBN 9783700180081 (online)
  • Monika Kammerlander: Die Musikpflege am Benediktinenstift Nonnberg des 17. und 18. Jahrhunderts. Historische Darstellung und Beschreibung des Nonnberger Liederkorpus, Duisburg & Köln: WiKu-Verlag 2019, ISBN 978-3-86553-462-0.
  Commons: Stift Nonnberg  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Vereinzelt wurde das Stift Nonnberg nach seiner Gründerin auch als „Erentrudis-Kloster“ beziehungsweise als „Benediktinerinnenabtei St. Erentrudis“ bezeichnet.
  2. Joachim Jahn: Ducatus Baiuvariorum: Das bairische Herzogtum der Agilolfinger, S. 86ff. (= Monographien zur Geschichte des Mittelalters). Hiersemann, Stuttgart 1991. ISBN 3-7772-9108-0.
  3. Erbe und Auftrag, Jg. 93 (2017), S. 364.