Benediktinerstift Gleink
Das Benediktinerstift Gleink ist eine ehemalige Benediktinerabtei in der oberösterreichischen Stadt Steyr.
Geschichte
Das Benediktinerkloster Gleink entstand im 1. Viertel des 12. Jahrhunderts, bald nach der Gründung des Stiftes Garsten, aus der bambergischen Lehensburg Glunich. Die Stifter Arnhalm I. und sein Sohn Bruno aus dem Ministerialengeschlecht der Gleink-Volkersdorfer, deren Dienstherren, die steyrischen Otakare, das Stift mitgegründet haben, ließen die Feste in ein Klostergebäude umgestalten. Um 1120 bestand bereits die dem Apostel Andreas geweihte Klosteranlage.
Gleink war eine Tochterbesiedlung von Stift Garsten, aus dem der erste Abt Ulrich kam. Ulrich war ein Verwandter des Heiligen Berthold von Garsten, des ersten Abtes von Stift Garsten. Später wurden die Pfarren Dietach (mit der Filialkirche Stadlkirchen) und Haidershofen (mit der Filialkirche Burg) inkorporiert.
Der romanische Klosterbau wurde 1220, 1275 und 1313 durch Brände beschädigt. Schon im 13. Jahrhundert und bis zum Ausgang des Mittelalters hatten die Äbte um die Sicherung des Bestandes der dem Kloster gemachten Schenkungen und zuerkannten Rechte einen ständigen Kampf zu führen. Nach den unruhigen Zeiten der Kriege mit den Ungarn, die bei Ernsthofen 1485 eine Brücke über die Enns geschlagen und beiderseits des Flusses unter Wilhelm Tettauer Schanzen errichtet hatten, erlebte das Stift noch vor der Glaubensspaltung eine Blütezeit unter Abt Gregor Grand (1504–1520). Sein Nachfolger Thomas Amfeldt (1520–1539) musste zusehen, wie türkische Kavallerie aus dem Streifkorps Kasimsbegs im September 1532 die Gegend von Gleink und Dietach verwüstete.
Durch die politischen, wirtschaftlichen und religiösen Verhältnisse in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts, vor allem durch die Plünderung im Bauernkrieg 1626, geriet das Kloster in eine große Notlage, aus der es erst die Äbte Cölestin Pestaluz (1658–1678) und Rupert I. von Kimpflern (1678–1708) wieder herausführten. Unter diesen Äbten begann auch für Gleink die große barocke Bauperiode, die unter Abt Rupert II. Freysauf von Neudegg (1709–1735) ausklang.
Als vorletzter Abt regierte Andreas von Schwandtner (1735–1762). Im Jahre 1762 wurde der aus Steyr gebürtige und als Prediger berühmte Professor der Universität Salzburg Wolfgang Holmayr zum Abt gewählt. Er leitete als Wolfgang III. das Stift bis zu dessen Aufhebung. Im Zuge der Kirchenreformen Kaiser Joseph II. wurde Gleink am 21. Mai 1784 säkularisiert. Bald nach der Aufhebung wurden die Stiftsgebäude als Kaserne verwendet. 1791 gelangte Gleink als Dotationsgut an den Bischof von Linz. Die Bischöfe von Linz verwendeten Gleink gern als Sommersitz. Auf Veranlassung von Bischof Gregor Thomas Ziegler kamen 1832 Salesianerinnen von Wien nach Gleink. Ihr Kloster zählte in der Blütezeit bis zu 70 Schwestern. Von ca. 1950 an war kein Eintritt mehr zu verzeichnen, deshalb verfügte man 1977 die endgültige Auflösung.
Die Pfarrseelsorge in Gleink wurde nach der Klosteraufhebung von Weltpriestern durchgeführt, seit 1950 vom Orden der Herz-Jesu-Missionare. Seit dieser Zeit leitete der Orden (bis 1990) auch ein Caritasheim, ein gefürchtetes[1] Erziehungsheim für Knaben. Die vorletzte Restaurierung der Kirche wurde 1954 abgeschlossen, die letzte, eine Generalsanierung von Kirche und Klostergebäuden, in den Jahren 1981 bis 1994 (mit Unterbrechungen) durchgeführt.
Zwischen Steyr und Gleink liegt die Ortschaft Stein. Dort befand sich bis 1785 eine dem Apostel und Evangelisten Matthäus geweihte Kirche. Sie wurde 1349 gegründet und hatte den Status einer Filial-Pfarrkirche von Steyr; die Seelsorge wurde von Benefiziaten (Weltpriestern) und Dominikanern des Klosters in Steyr (Marienkirche) versehen. Das Wappen von Gleink zeigt ein dreiblättriges Kleeblatt auf grünem Dreiberg im roten Feld.
Baugeschichte
Die Anlage des Stiftes ist im Gesamteindruck ein Produkt der großen klösterlichen Baubewegung des österreichischen Barock in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts und am Anfang des 18. Jahrhunderts. Die ehemalige Klosterkirche ist seit 1784 Pfarrkirche, sie ist dem Apostel Andreas geweiht. An diesem Kirchenbau sind drei Perioden besonders markant.
- Als erste Periode ist die romanische zu nennen: 1223 wurden zwei Altäre geweiht, 1273 ist die Weihe der Kirche erwähnt. Diesem Zeitabschnitt gehört offenbar die Kernanlage des basilikalen, querschifflosen Langhauses mit Ausnahme des östlichen Joches an. Letzteres erweitert sich trapezförmig zum breiten gotischen Chor. Die Proportionen des Langhauses (Breite zu Höhe) sind relativ steil, sie stehen im Verhältnis 1:2. Ursprünglich war der Grundriss wahrscheinlich im gebundenen System mit zwei quadratischen Mittelschiffjochen angelegt. Ob der quadratische Westturm, welcher der Breite des südlichen Seitenschiffes entspricht, romanische Kernmauern enthält, ist unsicher.
- Die zweite Bauphase ist jene der Gotik, 1436 ist abermals eine Kirchweihe mit allen Altären und Kapellen angeführt. Es erfolgte ein völliger gotischer Umbau des Langhauses bzw. Neubau des Chores. Von der Gotisierung des Langhauses sind im Mittelschiff über den barocken Gewölben in der östlichen Hälfte die Spitzen gotischer Fenster und in der westlichen Hälfte die Ansatzstellen gotischer Gewölbe erhalten. Die Kernmauern des Chores mit den Strebepfeilern und der Spitze eines reich profilierten Fensters gehe ebenfalls auf das 15. Jahrhundert zurück.
- Die barocke Periode setzt zur Mitte des 17. Jahrhunderts ein. Abt Augustin Kausler (1648–1658) veranlasste eine Restaurierung des Kircheninneren, welche durch Verputzflächen und einen Stichkappentonnen-Ansatz oberhalb der heutigen Gewölbe bezeugt ist. Während der Regierungszeit der Äbte Cölestin Pestaluz (1658 1678) und Rupert I. von Kimpflern (1678–1708) erhielt die Kirche das heutige Gepräge. Unter dem letztzitierten Abt wurde auch der Kirchturm erhöht (43 m hoch mit Zwiebelhelm). Abt Rupert II. Freysauf von Neudegg (1709–1735) zeichnet für die Abschlussarbeiten verantwortlich: 1709 fand die Ausmalung der Kirche statt, das Portal kam 1714 und die Orgel 1732 dazu.
Interessant ist der Klostergarten des Stiftes, allgemein unter Zwergengarten bekannt.
Literatur
- Rudolf Flotzinger: Gleink. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2003, ISBN 3-7001-3044-9.
- Franz Xaver Pritz: Geschichte der ehemaligen Benediktiner-Klöster Garsten und Gleink, im Lande ob der Enns, und der dazu gehörigen Pfarren. Haslinger, 1841 (Google eBook, vollständige Ansicht)
- Adolf Bodingbauer: „Steyr-Gleink – Ehemaliges Benediktinerstift, Stifts- und Pfarrkirche“, Passau 1994 (Peda-Kunstführer Nr. 301/1994)
Weblinks
Einzelnachweise
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Kloster Gleink nach einem Stich von Georg Matthäus Vischer von 1674 | Topographia Austriae superioris modernae | Georg Matthäus Vischer | Datei:Gleink-neu.jpg | |
Steyr Gleinker Hauptstraße 20, Gesamtanlage ehemaliges Benediktinerstift samt Pfarrhof, Pfarrhof, südansicht | Eigenes Werk | Bodory Thomas | Datei:Steyr Gleinker Hauptstraße 20 (02).JPG | |
Steyr Gleinker Hauptstraße 20, Gesamtanlage ehemaliges Benediktinerstift samt Pfarrhof, Ostansicht des Klosters | Eigenes Werk | Bodory Thomas | Datei:Steyr Gleinker Hauptstraße 20 (03).JPG | |
Steyr Gleinker Hauptstraße 20, Gesamtanlage ehemaliges Benediktinerstift mit Pfarrhof, Südansicht des Klostergebäudes | Eigenes Werk | Bodory Thomas | Datei:Steyr Gleinker Hauptstraße 20 (05).JPG | |
Mittelschiff der Stiftskirche | Eigenes Werk | Robert Kallaschek (Robert210365) | Datei:Stiftskirche Gleink 01.jpg |