Bezirk Freistadt (Schlesien)
Der Bezirk Freistadt (tschechisch: Politický okres Fryštát, polnisch: Powiat polityczny Frysztat) war ein Politischer Bezirk in Österreichisch-Schlesien. Sein Gebiet umfasste Teile des Olsagebiets (Ostschlesien, Teschner Schlesien) in den heutigen Staaten Tschechien (Moravskoslezský kraj, Okres Karviná) und Polen (Woiwodschaft Schlesien, fünf Dörfer im Powiat Cieszyński). Sitz der Bezirkshauptmannschaft war die Stadt Freistadt, heute Fryštát, ein Stadtteil von Karviná in Tschechien. 1920 fiel der Bezirk an die Tschechoslowakei und Polen.
Geschichte
In den Jahren 1850–1855 gehörte zuerst der Gerichtsbezirk Freistadt zum Bezirk Teschen. Bezirk Freistadt entstand im Jahre 1868 und umfasste Gerichtsbezirke Freistadt und Oderberg (der 1850–1855 zum Bezirk Friedek gehörte).[1]
Im Jahre 1880 hatte der Bezirk 40 Gemeinden (23 im Gerichtsbezirk Freistadt, 17 im Gerichtsbezirk Oderberg). Bis 1890 gab es zwei Änderungen: entstand die Gemeinde Muglinau durch die Abtrennung von der Gemeinde Herzmanitz, Ditmarsdorf wurde aus dem Gerichtsbezirk Oderberg nach dem Gerichtsbezirk Freistadt verlegen. Am 1. Januar 1904 wurden 7 Gemeinden des Gerichtsbezirks Oderberg abgetrennt, um neu Gerichtsbezirk Polnisch Ostrau im Bezirk Friedek zu schaffen. Vor dem Jahre 1910 wurde die Gemeinde Pudlau von der Gemeinde Wirbitz unabhängig. 1910 hatte der Bezirk Freistadt eine Fläche von 317 km² und umfasste 34 Gemeinden (24 im Gerichtsbezirk Freistadt sowie 10 im Gerichtsbezirk Oderberg).[2][3]
Ergebnisse der Volkszählungen von 1880, 1890, 1900 und 1910 in den 34 Gemeinden, die 1910 zum Bezirk gehörten:[4]
1880 | 1890 | 1900 | 1910 | |
---|---|---|---|---|
Gerichtsbezirk Freistadt (24 Gemeinden) |
36.736 | 44.456 | 64.056 | 82.086 |
Polnischsprachig | 24.885 (69,5 %) | 33.221 (76,7 %) | 52.545 (84,2 %) | 57.344 (71,2 %) |
Tschechischsprachig | 8.650 (24,2 %) | 7.747 (17,9 %) | 6.372(10,2 %) | 17.748 (22 %) |
Deutschsprachig | 1.463 (6,2 %) | 2.313 (5,3 %) | 3.336 (5,3 %) | 5.351 (6,7 %) |
Gerichtsbezirk Oderberg (10 Gemeinden) |
14.841 | 17.884 | 29.227 | 39.944 |
Polnischsprachig | 10.487 (77,9 %) | 13.457 (81,7 %) | 19.182 (69,6 %) | 18.118 (47,3 %) |
Tschechischsprachig | 1.516 (11,2 %) | 1.382 (8,4 %) | 3.342 (12,2 %) | 10.355 (27 %) |
Deutschsprachig | 1,463 (10,9 %) | 1,635 (9,9 %) | 4,943 (17,9 %) | 9,808 (25,6 %) |
Im Jahre 1910 gab es im Bezirk insgesamt 122.030 Einwohner, davon 106.380 römisch-katholische, 12.534 evangelische, 2.459 jüdische und 657 anderen Glaubens.[3]
Herkömmlich wurde der Bezirk von sogenannten Schlesischen Lachen (Dolanie) bewohnt, die Teschener Mundarten im Osten sowie die Lachische Sprache im Westen sprachen. Wegen der stärken Industrialisierung wuchs die Bevölkerung mehrmals. Die Hauptquelle der Einwanderung war Galizien.
1918, nach dem Zusammenbruch der k.u.k. Monarchie, wurde das Gebiet des Bezirks strittig. Nach dem Polnisch-Tschechoslowakischen Grenzkrieg, einer nicht verwirklichten Volksabstimmung sowie der Entscheidung der Botschafterrat der Siegermächte am 28. Juli 1920 fiel das Gebiet zum größten Teil an die Tschechoslowakei ohne Zebrzydowice, Kończyce Małe, Kończyce Wielkie und Kaczyce und Marklowice Górne, die an Polen fielen.
Ortschaften
Auf dem Gebiet des Bezirks bestanden 1910 die Gerichtsbezirke in Freistadt und Jablunkau, diesen waren folgende Orte zugeordnet:[3]
- Gerichtsbezirk Freistadt
- Albersdorf
- Altstadt
- Darkau
- Dittmannsdorf
- Dombrau (Marktgemeinde)
- Freistadt
- Karwin (Marktgemeinde)
- Katschitz
- Gross Kuntschitz
- Klein Kuntschitz
- Lazy
- Lonkau
- Marklowitz (heute Marklowice Górne in Polen und Dolní Marklovice in Tschechien)
- Orlau (Marktgemeinde)
- Petrowitz
- Piersna
- Poremba
- Roj
- Seibersdorf
- Steinau
- Mittel Suchau
- Nieder Suchau
- Ober Suchau
- Zawada
- Gerichtsbezirk Oderberg
- Deutschleuten
- Oderberg
- Peterswald
- Polnischleuten
- Reichwaldau
- Schönichel
- Skrzeczon
- Wilmersdorf
- Wirbitz
- Zablacz
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Janusz Gruchała, Krzysztof Nowak: Śląsk Cieszyński od Wiosny Ludów do I wojny światowej (1848–1918). Starostwo Powiatowe w Cieszynie, Cieszyn 2013, ISBN 978-83-935147-3-1, S. 12–13 (polnisch).
- ↑ Kazimierz Piątkowski: Stosunki narodowościowe w Księstwie Cieszyńskiem. Macierz Szkolna Księstwa Cieszyńskiego, Cieszyn 1918, S. 4–5 (polnisch, Online).
- 1 2 3 Ludwig Patryn (ed): Die Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910 in Schlesien. Troppau 1912 (Online).
- ↑ Kazimierz Piątkowski: Stosunki narodowościowe w Księstwie Cieszyńskiem (Polish). Macierz Szkolna Księstwa Cieszyńskiego, Cieszyn 1918, S. 12, 72–75.
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Freistdat District municipalities - Austrian Silesia | Eigenes Werk | D T G | Datei:Bezirk Freistadt (Schlesien).png | |
Freistadt County language censuses 1880-1910 and borders between Czechoslovakia and Poland 1918-1920 | Eigenes Werk | D T G | Datei:Powiat Frysztat języki i granice gminy 1880-1910.gif | |
Siegelmarke Titel: K.K. Bezirkshauptmannschaft Freistadt, österr. Schlesien Beschreibung: weiß, schwarz Ort: Freistadt/Schlesien Größe: 5x5 cm | http://www.veikkos-archiv.com/index.php?title=Datei:W0301256.jpg | Autor/-in unbekannt Unknown author | Datei:Siegelmarke K.K. Bezirkshauptmannschaft Freistadt, österr. Schlesien W0301256.jpg | |
Wappen des Herzogtums Schlesien | Wappenrolle Österreich-Ungarns nach H. Ströhl 1 | Hugo Gerard Ströhl | Datei:Wappen Herzogtum Schlesien.png |