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vom 16.08.2021, aktuelle Version,

Borckenstein GmbH

Borckenstein GmbH
Rechtsform GmbH
Gründung 1789
Sitz Neudau, Österreich
Leitung Andrea Parodi[1]
Mitarbeiterzahl 120
Branche Garnhersteller

Die Borckenstein GmbH ist ein österreichischer Garnhersteller mit Sitz in Neudau. Das Unternehmen ist heute ein Tochterunternehmen der italienischen Fil Man Made Group (FMMG). Seit Anfang 2019 befindet sich das Unternehmen in einem Insolvenzverfahren.

Geschichte

Borckenstein GmbH

1789 wurde das Unternehmen in Burgau von Graf Karl Batthyány (1737–1821), dem Eigentümer der Herrschaft Burgau, als erste mechanische Baumwollspinnerei Österreich-Ungarns gegründet.[2] Im Auftrag des Grafen, der in England als Botschafter seines Landes offenbar die neue Spinntechnik kennengelernt hatte, wurden unter beträchtlichem Aufwand und hohen Kosten zwei Baumwollstrickmaschinen und eine Spinnmaschine neuerer Art nach Wien geschmuggelt. Die Produktion wurde in Burgau mit 864 Spindeln aufgenommen. Bis Ende 1797 erwirtschaftete die Fabrik einen Reingewinn von über 9.500 Gulden. 1808 musste der Betrieb wegen fehlender Facharbeiter eingestellt werden.[3] Die Fabrik war daraufhin längere Zeit außer Betrieb und wechselte mehrfach den Eigentümer, ohne wieder in Gang zu kommen.[2]

1831 erwarb der Wiener Großhändler Georg Borckenstein die Fabrik, erweiterte und erneuerte die Gebäude und kaufte neue Maschinen. 1835 ging die Fabrik mit 3080 Feinspindeln in regelmäßigen Betrieb. 1853 trat Sohn Karl Borckenstein als Gesellschafter in die Firma ein, die seitdem als „G. Borckenstein & Sohn“ firmierte. In den 1880er Jahren beschäftigte der Betrieb knapp 200 Arbeiter beiderlei Geschlechts.[2] Nachdem bereits 1845 bei einem Hammerwerk in Neudau ein Zweigwerk eingerichtet worden war, wurde in den Jahren 1907 bis 1909 die gesamte Produktion nach Neudau verlagert.[4]

Im Jahre 1928 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Aktien wurden von Privatstiftungen der Familien Borckenstein und Hauser gehalten. 2008 wurden sämtliche Anteile zu einem nicht genannten Preis an die EOSS Beteiligungs GmbH unter Führung von Herbert Paierl und Peter Blaschitz veräußert. Das Unternehmen erzielte zum damaligen Zeitpunkt mit 450 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von rund 73 Mio. Euro und galt als größter industrieller Arbeitgeber der Region Hartberg.[5]

2013 übernahm der italienische Textilkonzern FMMG 90 Prozent der Geschäftsanteile. Im Juni 2015 schied der Minderheitsgesellschafter EOSS aus.[1] Seitdem ist Borckenstein eine hundertprozentige Tochter der FMMG.[6]

Am 10. Februar 2016 musste die Borckenstein GmbH Insolvenz beantragen.[1] Der Eigentümer legte einen Sanierungsplan vor.[7] In der Folge meldete im März 2016 auch das Tochterunternehmen HiTex Insolvenz an.[8] Im Juni 2016 einigte sich die Borckenstein GmbH mit ihren Gläubigern auf einen Sanierungsplan, der die Zahl der Mitarbeitenden von 286 auf 152[9] und die Produktion auf Spezialprodukte im Bereich Garn und Zwirn reduziert.[10]

Anfang 2019 meldete das Unternehmen erneut Insolvenz an.[11] Im Februar 2019 teilte der Masseverwalter mit, dass der Betrieb mit Ende Februar 2019 eingestellt werden müsste, da sich kein Investor oder Käufer fand. Betroffen sind 120 Mitarbeiter.[12]

Auszeichnungen

Im Jahr 2012 wurde der Betrieb als Ökoprofit-Betrieb ausgezeichnet.[13]

Commons: Borckenstein GmbH  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Großinsolvenz: Borckenstein GmbH, 8292 Neudau (Memento des Originals vom 24. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ksv.at, Kreditschutzverband von 1870, 10. Februar 2016
  2. 1 2 3 Ferdinand Krauss: Die Nordöstliche Steiermark. Eine Wanderung durch vergessene Lande. Leykam, Graz 1888, S. 338 f.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  3. Arnold Lassotta: Die Bedeutung englischer Technik und Techniker für den Aufbau der rheinisch-westfälischen Textilindustrie im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. In: Westfälische Forschungen 44 (1994), S. 52
  4. Fritz Posch: Geschichte des Verwaltungsbezirkes Hartberg. Zweiter, Historisch-topographischer Teil, Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 1990, S. 319
  5. Paierl steigt in Textilgeschäft ein. In: derstandard.at. 15. Mai 2008, abgerufen am 21. Februar 2016.
  6. 30 Millionen Euro Passiva: Garnhersteller Borckenstein insolvent (Memento vom 21. Februar 2016 im Internet Archive), Wirtschaftsblatt vom 10, Februar 2016 abgerufen am 21. Februar 2016
  7. Steirischer Garnhersteller Borckenstein insolvent. In: DiePresse.com. 9. Februar 2016, abgerufen am 21. Februar 2016.
  8. Nach Borckenstein-Pleite: Auch HiTex meldet Insolvenz an, Kleine Zeitung, 14. März 2016
  9. Elke Sieper: Borckenstein: Sanierungsplan angenommen (Memento des Originals vom 2. Juli 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.textilwirtschaft.de, Textilwirtschaft (Zeitschrift), 21. Juni 2016
  10. Borckenstein kann weiterbestehen, ORF.at, 20. Juni 2016
  11. Garnhersteller Borckenstein erneut insolvent auf ORF vom 10. Jänner 2019 abgerufen am 12. Februar 2019
  12. Borckenstein-Insolvenz: Stiftung angedacht auf ORF vom 12. Februar 2019 abgerufen am 12. Februar 2019
  13. Vulkanland-Betriebe holen sich Öko-Profit (Memento vom 21. Februar 2016 im Internet Archive) im Wirtschaftsblatt vom 31. August 2012 abgerufen am 21. Februar 2012

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