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vom 13.12.2020, aktuelle Version,

Borut Marjan Sturm

Marjan Sturm (2013)

Borut Marjan Sturm (* 13. Dezember 1951 in Klagenfurt[1]) ist ein österreichischer Historiker und Volksgruppenvertreter der Kärntner Slowenen. Von 1992 bis 23. Februar 2019 war er Obmann des Zentralverbandes slowenischer Organisationen in Kärnten (ZSO)[2] und Vorsitzender des Beirats für die slowenische Volksgruppe im Bundeskanzleramt.

Leben

Sturm stammt aus einer angesehenen slowenischen Familie aus der Gemeinde Magdalensberg (Altgemeinde St. Thomas am Zeiselberg) aus einem damals noch weitgehend slowenischen/zweisprachigen Umfeld.[3] Die Familie wurde am 14. April 1942 aufgrund ihrer ethnischen Herkunft und ihrer sozialen und wirtschaftlichen Stellung enteignet und zur Zwangsarbeit deportiert.[4] Dieses kollektive und familiäre Trauma und der Widerstand dagegen sowie der Einsatz für Menschenwürde sollten sein Leben prägen.

1980 dissertierte er über die innere Entwicklung der slowenischen Widerstandsbewegung Osvobodilna fronta (OF) an der Universität Wien.[5]

1981 bis 1983 war er Mitarbeiter des Slowenischen Wissenschaftsinstituts (Slovenski znanstveni inštitut v Celovcu) in Klagenfurt/Celovec, 1983–1985 dessen Sekretär.

Von Jänner 1992 war er zunächst Sekretär, danach bzw. bis 23. Februar 2019 Obmann des Zentralverbandes slowenischer Organisationen in Kärnten (Zveza slovenskih organizacij na Koroškem, ZSO).[6]

Politisches Wirken

Als Vorsitzender des Slowenischen Jugendverbandes (Zveza slovenske mladine) fügte er in der Nacht zum 26. Oktober 1970 an einer Ortstafel in Hermagor den slowenischen Namen an, was den Beginn einer neuen, aktiveren Bewegung für die Verwirklichung der im österreichischen Staatsvertrag vom 15. Mai 1955 verbrieften Grund- und Freiheitsrechte bzw. Menschenrechte darstellte.[7] Im folgenden medial und in der Öffentlichkeit stark verfolgten Prozess (dieser musste nach Leoben verlegt werden) wurde er freigesprochen.

In der Folge wurde Marjan Sturm in den 70er-Jahren Mitinitiator der Solidaritätsbewegung für die Rechte der Kärntner Slowenen. Als solcher war und ist er in zahlreichen österreichischen und überregional tätigen Vereinen aktiv, die sich für die Volksgruppen und den interkulturellen Dialog einsetzen.

Marjan Sturm ist Autor zahlreicher publizistischer Beiträge sowie 2007 Mitautor eines Meilensteines im Kärntner Dialog: Kärnten neu denken…[8]

Für seine Bemühungen um eine Kompromisslösung im Ortstafelstreit erhielt er 2012 das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

Auszeichnungen

Literatur

  • Janez Stergar: Sturm, Borut Marjan. In: Enciklopedija Slovenije, Bd. 12, Slovenska n – Sz. Mladinska knjiga. Ljubljana 1998, Seite 364. ISBN 86-11-15344-8.
  • Padlim za svobodo: pomniki protifašističnega boja na Koroškem = Den Gefallenen für die Freiheit. Verf. und hrsg. von Borut Marjan Sturm und Črtomir Zorec. Fotos Drago Holynski, Übers. Vida Obid. Klagenfurt : Drava-Verlag, Trieste : Ed. Stampa 1987. ISBN 3-85435-059-7.
  • Kärnten neu denken: zwei Kontrahenten im Dialog / Josef Feldner, Marjan Sturm; herausgegeben von Wilfried Graf und Gudrun Kramer; Vorwort von Bundespräsident Heinz Fischer und Friedensforscher Johan Galtung, Drava Verlag, Klagenfurt/Celovec 2007, ISBN 3854355254, Gebunden, 255 Seiten.
  • Denkanstöße für Kärnten / Spodbude za Koroško: Wege aus der Ethno-Polarisierung /Poti iz etnične polarizacije / Hrsg. Marjan Sturm. Klagenfurt/Celovec, Drava-Verlag 2007, ISBN 978-3-85435-517-5.

Einzelnachweise

  1. Janez Stergar: Sturm, Borut Marjan. In: Enciklopedija Slovenije, Bd. 12, Slovenska n – Sz. Mladinska knjiga. Ljubljana 1998, Seite 364.
  2. Marjan Sturm: Vom Radikalen zum Versöhner. In: kaernten.ORF.at. 25. Februar 2019, abgerufen am 25. Februar 2019.
    • Sturm-Schnabl, Katja: Kulturno življenje v fari Št. Tomaž od začetka 20. stoletja do nemške okupacije. In: Koroški koledar 2009. Celovec 2008, 139–156.
    • Sturm-Schnabl, Katja: Slovensko narečje v funkciji komunikacijskega sredstva za tuje prisilne delavce v letih 1938 – 1945 v političnem okraju Celovec. Dokumentacija o slovenskem življu do 2. svetovne vojne. In: Obdobja 26 – Metode in zvrsti. Slovenska narečja med sistemom in rabo. Ljubljana 2009, 371–391.
    • Brigitte Entner, Avguštin Malle (Hrsg.): Pregon koroških Slovencev 1942, Die Vertreibung der Kärntner Slowenen. Klagenfurt/Celovec 2012;
    • Valentin Oman, Karl Vouk: Denk Mal : Deportation, hrsg. Zveza slovenskih izseljencev, Verband slowenischer Ausgesiedelter. Klagenfurt/Celovec [e. a.] 2012;
    • J. W. Schaschl (Hrsg.): Als Kärnten seine eigenen Kinder deportierte, Die Vertreibung der Kärntner Slowenen 1942–1945, Historischer Überblick – Zeitzeugenerzählungen – Briefe und Dokumente. Klagenfurt/Celovec 2012.
  3. Sturm, Borut Marjan. Die innere politische Entwicklung der slowenischen Befreiungsfront in den Jahren 1941 bis 1943 unter besonderer Berücksichtigung der Rolle der Kommunisten, der christlichen Sozialisten und der Sokoli. Wien (Philosophische Dissertation), 209 Seiten.
  4. Marjan Sturm: Vom Radikalen zum Versöhner. In: kaernten.ORF.at. 25. Februar 2019, abgerufen am 25. Februar 2019.
  5. Dem gingen mediale Attacken voran, die das Existenzrechtes der Slowenen in Frage stellten, zumal in „Ruf der Heimat“, dem Organ des Kärntner Heimatdienstes zum 10. Oktober 1970 die Aussage stand: „Also hat die Geschichte in Kärnten noch keinen ‚Schlußstrich‘ gezogen. Sie zieht ihn unter zwei Völker nur, wenn eines von ihnen nicht mehr besteht…“ (Ruf der Heimat, Klagenfurt, Oktober 1970, Nr. 14, Seite 4, zitiert nach Faksimile-Reproduktion in: mladje dokumentation, Sondernummer der zeitschrift mladje-literarna kritika, zum TV-Film Fremde in der Heimat, ein Bericht über die Situation der Kärntner Slowenen von Trautl Brandstaller (ORF 18. Juni 1975). Herausgeber klub mladje, 2. Auflage. Klagenfurt/Celovec [1976 ?], Seite 36.)
  6. Wilfried Graf und Gudrun Kramer (Hrsg.): Kärnten neu denken. Zwei Kontrahenten im Dialog. Josef Feldner, Marjan Sturm. Drava Verlag, Klagenfurt/Celovec 2007, ISBN 3854355254
  7. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF-Datei; 6,59 MB)
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