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vom 13.01.2022, aktuelle Version,

Bundesheerreform 2016

Die Bundesheerreform 2016 verfolgte das Ziel das Bundesheer grundlegend neu zu strukturieren. Die Eckpunkte der Reform sind die Zahl der aktiven Soldaten zu erhöhen, die lokalen Militärkommandos zu stärken und die vier Brigaden des Bundesheeres zu spezialisieren.

Details zum Reformpaket wurden von Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil Mitte Juni 2016 veröffentlicht,[1] nachdem bereits im April verlautbart worden war, dass das Bundesheer eine sogenannte "Sicherheitsmilliarde plus" (konkret zusätzliche 1,3 Milliarden Euro) bis 2020 erhalten würde.[2]

Teile der Reform wurden mit der Bundesheerreform 2019 wieder rückgängig gemacht.

Ziele der Reform

Organisation des Österreichischen Bundesheeres nach der Bundesheerreform 2016

Die Flüchtlingskrise 2015 hatte gezeigt, dass das Bundesheer mit den derzeit präsenten Kräften (KPE-Kaderpräsenzeinheiten)[3] in der Stärke von 2200 Mann sehr schnell an seine personellen Kapazitätsgrenzen gekommen war, daher ist ein wesentlicher Baustein der Reform die Erhöhung dieser Kräfte auf eine Stärke von insgesamt 6000 Berufs- und Zeitsoldaten.[4]

Weitere Ziele sind:[2]

  • Eine Modernisierung von Einsatzmitteln wie Fahrzeuge und Gerät, um dadurch einen Fähigkeitenzuwachs zu erreichen
  • Personelle Stärkung der Einsatzkräfte und Erhöhung der Reaktionsfähigkeit
  • Eine Erhöhung der Einsatzbereitschaft durch Sicherstellung des Ausbildungsbetriebes und Übungen
  • Die Durchhaltefähigkeit bei Szenarien wie der Flüchtlingskrise zu erhöhen, indem mittels Personaloffensive zusätzliches Personal angeworben wird
  • Sicherstellung einer zeitgemäßen militärischen Infrastruktur

Umsetzung der Reform

Änderungen im Ministerium und auf Kommandoebene

Im Verteidigungsministerium wurde die Anzahl der Sektionen auf vier reduziert:[1]

  • Sektion I: Recht und Personal
  • Sektion II: Sport
  • Sektion III: Bereitstellung
  • Sektion IV: Einsatz

Die Sektionen III und IV wurden direkt dem Generalstab des Bundesheeres sowie einer neuen Generalstabsdirektion unterstellt sein.[1]

Das bisherige Streitkräfteführungskommando[5] sollte aufgelöst werden, stattdessen wurden gebildet:[6]

  • Kommando Landstreitkräfte in Graz
  • Kommando Luftstreitkräfte in Salzburg

Dem Kommando Landstreitkräfte wurden die vier nun spezialisierten Brigaden des Bundesheeres (Reaktionskräfte), die neun zukünftig gestärkten Militärkommanden (Territorialkräfte) sowie Spezialkräfte unterstellt.

Spezialisierung der Brigaden als Reaktionskräfte

Die Spezialisierung der Brigaden sah vor, dass jede der vier großen Verbände eine klare Ausrichtung für ein spezielles Einsatzszenario erhielt. Sie alle sind Teil der sogenannten Reaktionskräfte und sollen durch einen hohen Anteil von Kaderpräsenzeinheiten (KPE) rasch verfügbar sein:[7]

Die nachfolgende Tabelle zeigt die Überführung der Verbände der bisherigen Brigaden in die neue Bundesheerstruktur. Fünf Bataillone wanderten dabei zu den Militärkommanden ab, davon allein drei von der bisherigen 6. Jägerbrigade:[7]

Überführung der bisherigen Struktur der Brigaden
alte Kommandoeinheit alte Einheit neue Kommandoeinheit neue Einheit
3. Panzergrenadierbrigade Panzerstabsbataillon 3 Kommando Schnelle Einsätze Stabsbataillon 3
3. Panzergrenadierbrigade Panzerbataillon 33 Kommando Schnelle Einsätze Jägerbataillon 33
3. Panzergrenadierbrigade Panzergrenadierbataillon 35 4. Panzergrenadierbrigade Panzergrenadierbataillon 35
3. Panzergrenadierbrigade Jägerbataillon 19 Kommando Schnelle Einsätze Jägerbataillon 19
3. Panzergrenadierbrigade Aufklärungs- und Artilleriebataillon 3 Kommando Schnelle Einsätze Aufklärungsbataillon 3
3. Panzergrenadierbrigade Pionierbataillon 3 Kommando Schnelle Einsätze Pionierbataillon 3
4. Panzergrenadierbrigade Panzerstabsbataillon 4 4. Panzergrenadierbrigade Panzerstabsbataillon 4
4. Panzergrenadierbrigade Panzerbataillon 14 4. Panzergrenadierbrigade Panzerbataillon 14
4. Panzergrenadierbrigade Panzergrenadierbataillon 13 4. Panzergrenadierbrigade Panzergrenadierbataillon 13
4. Panzergrenadierbrigade Jägerbataillon 12 Militärkommando Niederösterreich Jägerbataillon 12
4. Panzergrenadierbrigade Aufklärungs- und Artilleriebataillon 4 4. Panzergrenadierbrigade Aufklärungs- und Artilleriebataillon 4
6. Jägerbrigade Stabsbataillon 6 Militärkommando Tirol Jägerbataillon 6
6. Jägerbrigade Jägerbataillon 23 Militärkommando Vorarlberg Jägerbataillon 23
6. Jägerbrigade Jägerbataillon 24 Kommando Gebirgskampf Jägerbataillon 24
6. Jägerbrigade Jägerbataillon 26 Militärkommando Kärnten Jägerbataillon 26
6. Jägerbrigade Pionierbataillon 2 Kommando Gebirgskampf Pionierbataillon 2
7. Jägerbrigade Stabsbataillon 7 7. Jägerbrigade Stabsbataillon 7
7. Jägerbrigade Jägerbataillon 17 7. Jägerbrigade Jägerbataillon 17
7. Jägerbrigade Jägerbataillon 18 Militärkommando Steiermark Jägerbataillon 18
7. Jägerbrigade Jägerbataillon 25 7. Jägerbrigade Jägerbataillon 25
7. Jägerbrigade Aufklärungs- und Artilleriebataillon 7 7. Jägerbrigade Aufklärungs- und Artilleriebataillon 7
7. Jägerbrigade Pionierbataillon 1 7. Jägerbrigade Pionierbataillon 1

Kommando Schnelle Einsätze (KSE)

Im Kommando Schnelle Einsätze, der ehemaligen 3. Panzergrenadierbrigade, verblieben bis auf das Panzergrenadierbataillon 35 alle Verbände der alten Brigade. Neu hinzu kamen das Kommando ABC-Abwehr und das Kommando Militärstreife & Militärpolizei.[7]

Der Verband hatte die Aufgabe, für Einsätze im In- und Ausland sowie im urbanen Gelände entsprechende Kräfte bereitzuhalten. Schwerpunkt war dabei die Unterstützung der Abwehr terroristischer Bedrohungen und die Aufrechterhaltung der Sicherheit, wenn polizeiliche Maßnahmen nicht ausreichen.[7]

Das Kommando Schnelle Einsätze gliederte sich wie folgt:[7]

Kommando Gebirgskampf

Im Kommando Gebirgskampf, der ehemaligen 6. Jägerbrigade, verblieben von den alten Einheiten nur mehr das Jägerbataillon 24 und das Pionierbataillon 2. Alle anderen Verbände wanderten zu den Militärkommanden ab.[7]

Der Verband hatte die Aufgabe, sich für Kampfaufgaben im Mittel- und Hochgebirge zu spezialisieren und sich zu einem europäischen Ausbildungszentrum für Gebirgskampf zu entwickeln.[7]

Das Kommando Gebirgskampf gliederte sich wie folgt:[7]

Ferner waren dem Kommando das Gebirgskampfzentrum[8] in Saalfelden und das Tragtierzentrum[9] in Hochfilzen unterstellt.

4. Panzergrenadierbrigade

In der 4. Panzergrenadierbrigade sind alle mechanisierten Einheiten des Bundesheer konzentriert, daher wechselte das Panzergrenadierbataillon 35 der alten 3. Panzergrenadierbrigade zu diesem Verband. Diese Zusammenfassung führte dazu, dass sich die 4. Panzerbrigade zur Schweren Brigade des Bundesheeres entwickelte, die für robuste Einsätze im In- und Ausland geeignet ist.[7]

Die 4. Panzergrenadierbrigade gliederte sich wie folgt:[7]

  • Panzerstabsbataillon 4
  • Panzergrenadierbataillon 13
  • Panzergrenadierbataillon 35
  • Panzerbataillon 14
  • Aufklärungs- und Artilleriebataillon 4

7. Jägerbrigade

Die 7. Jägerbrigade verliert gegenüber der alten Gliederung das Jägerbataillon 18, das zum Militärkommando Steiermark abwandert. Der Verband hat den Charakter einer Leichten Brigade und soll das Kommando Schnelle Einsätze bei Aufträgen im In- und Ausland unterstützen. Durch das Vorhandensein des Jägerbataillons 25 sind Teile der Brigade auch luftlandefähig.[7]

Die 7. Jägerbrigade gliederte sich wie folgt:[7]

Stärkung der Militärkommanden als Teil der Territorialkräfte

Schon bisher war jedem der neun Militärkommanden jeweils ein Jägerbataillon der Miliz zugeordnet. Eine Ausnahme stellt dabei das Militärkommando Wien dar, das zwei zugeordnete Milizbataillone besitzt. Neu ist, dass nun jedes Militärkommando zusätzlich noch ein präsentes Jägerbataillon erhält. Diese insgesamt neun präsenten Jägerbataillone und zehn Milizbataillone bilden die Territorialkräfte, die ebenfalls vom Kommando Landstreitkräfte in Graz geführt werden.[7]

Die Aufstellung bzw. Zuordnung der neun Jägerbataillone erfolgt nach folgender Vorgangsweise:[7]

  • Die Jägerbataillone 1, 7 und 15 werden vollkommen neu aufgestellt. Es stellt dies die erste Neuaufstellung von Verbänden seit dem Jahr 1978 dar.
  • Die Jägerbataillone 6 und 8 werden aus Abgaben anderer Verbände sowie durch die Umgliederung des Stabsbataillons 6 und Fliegerabwehrbataillons 3 aufgestellt.
  • Die Jägerbataillone 12, 18, 23 und 26 werden aus ihren bisherigen Brigadeverbänden, die in der Zukunft die Reaktionskräfte bilden, herausgelöst und den Militärkommanden unterstellt. Wobei das Jägerbataillon 26 nach Aufstellung des Jägerbataillons 7 dem Kommando Gebirgskampf unterstellt werden soll.
  • Das Militärkommando Wien behält das bereits jetzt zugeordnete Gardebataillon.

Die nachfolgende Tabelle zeigt die Zuordnung der Einheiten der Militärkommanden:[7]

Zugeordnete Bataillonse der Militärkommanden
Militärkommando Präsente Jägerbataillone Milizbataillone
Militärkommando Burgenland Jägerbataillon 1 Jägerbataillon Burgenland
Militärkommando Kärnten vorerst Jägerbataillon 26

nach Aufstellung Jägerbataillon 7

Jägerbataillon Kärnten
Militärkommando Niederösterreich Jägerbataillon 12 Jägerbataillon Niederösterreich "Kopal"
Militärkommando Oberösterreich Jägerbataillon 15 Jägerbataillon Oberösterreich
Militärkommando Salzburg Jägerbataillon 8 Jägerbataillon Salzburg „Erzherzog Rainer“
Militärkommando Steiermark Jägerbataillon 18 Jägerbataillon Steiermark „Erzherzog Johann“
Militärkommando Tirol Jägerbataillon 6 Jägerbataillon Tirol
Militärkommando Vorarlberg Jägerbataillon 23 Jägerbataillon Vorarlberg
Militärkommando Wien Gardebataillon Jägerbataillon Wien 1 „Hoch- und Deutschmeister“
Jägerbataillon Wien 2 „Maria Theresia“

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Verteidigungsminister Doskozil gibt Bundesheer neue Struktur, Webseite derstandard.at, abgerufen am 28. Juni 2016
  2. 1 2 "Sicherheitsmilliarde plus": Mehr Geld für das Bundesheer (Memento vom 26. Juni 2016 im Internet Archive), Webseite www.bundesheer.at, abgerufen am 28. Juni 2016
  3. Die Kaderpräsenzeinheiten des Bundesheeres, Webseite www.bundesheer.at, abgerufen am 28. Juni 2016
  4. Heeresbefehl: Soldaten-Rekrutierung ohne Obergrenze, Webseite www.nachrichten.at, abgerufen am 28. Juni 2016
  5. Streitkräfteführungskommando, Webseite www.bundesheer.at, abgerufen am 28. Juni 2016
  6. Minister Doskozil stellt drei neue Bataillone auf, Webseite www.krone.at, abgerufen am 28. Juni 2016
  7. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Die neuen Strukturen des Bundesheeres, Webseite www.bundesheer.at, abgerufen am 28. Juni 2016
  8. Das Gebirgskampfzentrum Saalfelden stellt sich vor, Webseite www.bundesheer.at, abgerufen am 28. Juni 2016
  9. Tragtierzentrum in Hochfilzen ist einsatzbereit, Webseite www.bundesheer.at, abgerufen am 28. Juni 2016