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vom 11.03.2020, aktuelle Version,

Burg Kreuzenstein

Burg Kreuzenstein
Westansicht der Burg Kreuzenstein

Westansicht der Burg Kreuzenstein

Entstehungszeit: um 1100 bis 1200
Burgentyp: Höhenburg
Erhaltungszustand: im 19. Jahrhundert großteils neu errichtet
Ständische Stellung: Grafen
Ort: Leobendorf
Geographische Lage 48° 22′ 45″ N, 16° 18′ 32″ O
Höhe: 266 m ü. A.
Burg Kreuzenstein (Niederösterreich)
Burg Kreuzenstein

Die Burg Kreuzenstein ist eine Schau- bzw. Museumsburg in der Marktgemeinde Leobendorf im Bezirk Korneuburg in Niederösterreich.

Die ursprünglich mittelalterliche Burganlage wurde im Zuge des Dreißigjährigen Krieges zerstört und anschließend als Baumaterial großteils abgetragen. Unter Graf Johann Nepomuk Wilczek erfolgte von 1874 bis 1906 ein Wiederaufbau der Burg als Museum für seine umfangreichen Kunstsammlungen. Die so entstandene Schauburg ist heute, ergänzt durch zahlreiche wiederverwendete mittelalterliche Bauteile und nach teilweiser Beseitigung der Brandschäden von 1915 und der Kriegsschäden von 1945, ein beliebtes Tourismusziel nördlich von Wien.[1]

Lage

Die Höhenburg liegt nördlich der Donau auf einer Anhöhe des Rohrwaldes, direkt nördlich über der Ortschaft Leobendorf sowie gleichzeitig zwischen den Städten Korneuburg und Stockerau. Die Seehöhe beträgt 266 m ü. A., die Höhe über der Donau etwa 100 m.

Der Burgberg steht unweit des Donauknies bei der Wiener Pforte, sodass er einen weiten Blick auf den Stromverlauf und das vorgelagerte Korneuburger Becken ermöglicht. Etwa gegenüber, am Südufer der Donau, liegt die Burg Greifenstein.

Geschichte

Die mittelalterliche Burg der Habsburger

Burgruine Kreuzenstein, 1868

Die Ursprünge der Burg Kreuzenstein gehen wie die der meisten Burgen in Niederösterreich auf das 12. Jahrhundert zurück. Von den Formbachern erbaut, kam sie durch Heirat in den Besitz der Grafen von Wasserburg. Über Ottokar II. von Böhmen gelangte die Burg 1278 in den Besitz der Habsburger.

Der unter dem Vorwand des Aufruhrs in Nikolsburg (Mähren) verhaftete Täuferprediger Balthasar Hubmaier wurde im Juli 1527 auf die Burg Kreuzenstein überstellt und dort verhört. Da er einen Widerruf ausschlug, wurde er zum Tode verurteilt und am 10. März 1528 in Wien verbrannt.

Bis zum Dreißigjährigen Krieg im Jahr 1645 war die ursprüngliche Burg Kreuzenstein nie erobert worden. Als die Schweden aber in der Endphase des Krieges weite Teile Niederösterreichs besetzten und bis vor Wien vorrückten, erging am 4. April 1645 an Oberst Lukas Spicker, den Kommandanten der Burg Kreuzenstein und der Festung Korneuburg, die Aufforderung, beide wehrhaften Plätze zu übergeben. Angesichts der geringen Anzahl an Truppen, die ihm zur Verfügung standen, kam Spicker der Forderung umgehend nach und übergab Burg und Stadt bereits am 5. April kampflos den von Feldmarschall Lennart Torstensson kommandierten schwedischen Truppen. Als sich die schwedische Hauptstreitmacht Ende September 1645 nach Mähren zurückzuziehen begann, ordnete Torstensson die Sprengung der Burg Kreuzenstein an, die an drei – manche Quellen sprechen auch von vier – Stellen ausgeführt wurde. Danach war die Burg nur mehr eine Ruine, deren Mauerreste den Bauern der Umgebung als Bezugsquelle von Material bei Bauvorhaben dienten.[2]

Der Wiederaufbau unter den Grafen von Wilczek

Die Burgruine kam im 18. Jahrhundert in den Besitz der Grafen Wilczek, die durch ihre Kohlengruben in Schlesien ein großes Vermögen erworben hatten. Der als Polarforscher bekannt gewordene Graf Johann Nepomuk Wilczek begann ab 1874, an derselben Stelle schrittweise eine Schauburg aufzubauen, die zwar im Aussehen keineswegs der ehemaligen Burg entspricht („romanisch-gotische Musterburg“), aber die vorhandenen Reste der mittelalterlichen Burg (vor allem Teile der Ringmauer, Rumpf des Ostturmes und Teile der Kapelle) in die Gestaltung einbezieht.[3] Mit etwas geübtem Blick sind die mittelalterlichen Baureste von dem Mauerwerk der Bauteile des 19. Jahrhunderts gut unterscheidbar. Die Bauleitung hatte bis zu seinem Tod 1895 der Architekt Carl Gangolf Kayser inne, danach dessen Nachfolger Humbert Walcher von Molthein und der Künstler Egon Rheinberger. Unter der Kapelle wurde eine Familiengruft errichtet. Auch Wilczek selbst hat hier seine letzte Ruhestätte gefunden. Die gesamte Burg wurde zum einen aus bzw. auf den Resten der mittelalterlichen Burg, zum anderen aus einer Vielzahl originaler Bauteile – sogenannter Spolien – errichtet, die Wilczek aus ganz Europa zusammengetragen hatte. Zudem wurde die Burg mit einer großen Sammlung mittelalterlicher Einrichtungsgegenstände und Artefakte ausgestattet, z. B. mit einer der ältesten erhaltenen mittelalterlichen Steinschleudern, die aus der Festung Hohensalzburg angekauft wurde.[4] Die Arbeiten dauerten 30 Jahre – bei der offiziellen Neueröffnung am 6. Juni 1906 war unter anderem der deutsche Kaiser Wilhelm II. anwesend. 1915 brannten nach einem Blitzschlag der Archiv- und Bibliothekstrakt teilweise aus.

Die Burg Kreuzenstein heute

Gesamtansicht der Burg von Süden

Bei den Kampfhandlungen im Jahr 1945 zwischen der deutschen Wehrmacht und der Roten Armee wurde ein Teil der Räume stark beschädigt und viele Stücke der Sammlung gestohlen. Von den Handschriften der Sammlung Wilczek befinden sich etliche inzwischen in der Österreichischen Nationalbibliothek.

Heute ist die Burg ein beliebtes Ausflugsziel im Wiener Umland und als Museum zu besichtigen. Ende Juni fand jedes Jahr die klassische Burgserenade direkt im Burghof statt. Auf Wunsch des Burgherrn gibt es diese jedoch nicht mehr. Außerdem befinden sich am Hügel die Adlerwarte Kreuzenstein, die auch öffentliche Greifvogelschauen veranstaltet, und die neu gestaltete Burgtaverne Kreuzenstein, die jetzt eine mittelalterliche Schenke wiederaufleben lässt. Seit Juni 2013 ist die Burg Kreuzenstein Titularsitz der Lazarus-Union.[5]

Architektur

Außenbeschreibung

Die Burg Kreuzenstein ist ein neuromantischer, als „Musterburg“ gedachter Bau, der über dem Grundriss der mittelalterlichen Burg ringförmig um einen Hof angelegt wurde. Er weist unterschiedlich hohe Türme, Wohngebäude, einen Burggraben und eine Wehrmauer auf. Die Burg ist in ihrer Wirkung durch die unterschiedlich hohen Trakte sowie die zahlreichen Türme mit Walmdächern bestimmt. Die Burg wurde durchgehend steinsichtig errichtet, teilweise lässt sich auch das wiederverwendete Baumaterial aus dem Mittelalter wiedererkennen. Die Westfront der Burg ist schmal gebaut und weist einen polygonalen Nordwest-Turm auf. Daran schließt die Giebelfront der Kapelle mit Maßwerkfenstern an. Darunter befindet sich ein Kruzifix aus der Zeit um 1520. Seitlich befindet sich ein polygonaler Glockenturm, der mit Krabben und Fialen verziert ist. Auf der Spitze des Glockenturmes steht eine Bronzefigur des heiligen Michaels aus dem 16. Jahrhundert. Die Flügel, das Schwert und der Schild wurden im 19. Jahrhundert ergänzt.

Der westliche Zugang verläuft über eine hohe gemauerte Bogenbrücke sowie eine Zugbrücke zum Torhaus. Das Torhaus ist mit einem Pecherker versehen. Daran anschließend befindet sich der Zwinger.

Die Burg als Filmkulisse

Blick in den Burghof

Die Tatsache, dass Kreuzenstein eine sogenannte Schauburg ist, hat immer wieder Filmemacher auf dieses Kleinod aufmerksam gemacht. Auf Kreuzenstein wurden einige Filme produziert. Beispielsweise drehte der österreichische Regisseur Willi Forst 1956 hier einige Szenen seines Heimatfilms Kaiserjäger, gleichermaßen Franz Antel 1957 Vier Mädels aus der Wachau, sowie 1967 der Regisseur Adrian Hoven den Horrorfilm Im Schloß der blutigen Begierde.

In den 1970ern folgten weitere Horrorfilme (z. B. 1970 die deutsche Vampirkomödie Gebissen wird nur nachts – das Happening der Vampire von Freddie Francis und 1972 der italienische Horrorfilm Baron Blood von Mario Bava), sowie der Softpornostreifen Die Stoßburg – Wenn nachts die Keuschheitsgürtel klappern von Franz Marischka.

1979 wurden Teile des Films Das Geheimnis der eisernen Maske (mit Beau Bridges, Rex Harrison, Sylvia Kristel) und 1985 Teile des deutschen Films Die Einsteiger mit Thomas Gottschalk und Mike Krüger auf der Burg produziert. Auch der Disney-Film Die drei Musketiere (1993) wurde teilweise auf der Burg gedreht.

2004 wurde ein Teil des Films Shadow of the Sword – Der Henker hier gedreht und 2006 eine Musik-DVD der deutschen Gregorianik-Pop-Gruppe Gregorian aufgenommen. Auch zwei Tom-Turbo-Folgen (2003/2006) hatten die Burg als Schauplatz. 2008 wurde die Burg Kreuzenstein erneut als Filmkulisse für die 2011 erschienene amerikanische Produktion Der letzte Tempelritter mit Nicolas Cage genutzt.

In dem deutsch-kanadischen mehrteiligen Fernsehfilm Die Säulen der Erde diente Ken Folletts gleichnamiger Roman als Vorlage und die Burg als Kulisse. Mit Rufus Sewell, Matthew Macfadyen, Ian McShane in den Haupt- und Donald Sutherland in einer Nebenrolle begannen 2009 hier die Dreharbeiten.

2014 fungierte Burg Kreuzenstein für den amerikanischen Fernsehsender ABC als Kulisse für die Reality-Show The Quest.[6]

2015 wurden Teile des ORF/ZDF-Fernsehfilms Maximilian – Das Spiel von Macht und Liebe und Anfang 2017 Teile des Kinderfilmes Hexe Lilli rettet Weihnachten auf der Burg gedreht.[7][8]

2019 wurden einige Szenen der Netflix-Serie The Witcher dort gedreht.

Siehe auch

Literatur

Commons: Burg Kreuzenstein  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit: Kreuzenstein; abgerufen am 26. April 2018
  2. Peter Broucek: Der Schwedenfeldzug nach Niederösterreich 1645/46. (=Militärhistorische Schriftenreihe, Heft 7) Österreichischer Bundesverlag Ges.m.b.H., 3. Aufl., Wien 1989, ISBN 3-215-01654-0, S. 10 und 21.
  3. Eintrag über Kreuzenstein auf Burgen-Austria
  4. Nikolaus Schaffer: Zur Geschichte der Salzburger Geschütze im Jahr 1800. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Band 125, 1985, S. 525.
  5. Burg Kreuzenstein ist Titularsitz der Lazarus Union. (Memento des Originals vom 6. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lazarus-union.org
  6. Heldensuche auf Burg Kreuzenstein
  7. „Maximilian: Das Spiel von Macht und Liebe“ (AT): ORF/ZDF-Produktion mit Niewöhner, Theret, Moretti, Anglade, Karl, Steinhauer u. v. m.. OTS-Meldung vom 6. August 2015, abgerufen am 1. Februar 2017.
  8. Hexe Lilli rettet Weihnachten – Filmdreh auf der Burg Kreuzenstein. Abgerufen am 7. Oktober 2017.


Weiterführendes

-- Lanz Ernst, Freitag, 1. September 2023, 23:38

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Positionskarte von Niederösterreich Quadratische Plattkarte. Geographische Begrenzung der Karte: N: 49.02796° N S: 47.38301° N W: 14.44565° O O: 17.07430° O Own work, based on Austria Lower Austria location map.svg SRTM30 v.2 data Tschubby
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Burg Kreuzenstein Eigenes Werk Michael Kranewitter, Vienna
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Die Hauptfassade bzw. der Osttrakt des Schlosses der Schlossanlage Schloss Hof in der niederösterreichischen Marktgemeinde Engelhartstetten . Die Schlossanlage wurde um 1627 auf einer Geländekante und östlich der mittelalterlichen Feste Hof errichtet. Nachdem 1725 Prinz Eugen die Anlage erworben hatte, baute er diese zu einem repräsentativen Landsitz aus. 1755 kam das Schloss in den Besitz von Maria Theresia . Von 1773 bis 1775 erfolgte dann ein Um- und Ausbau zum heutigen Erscheinungsbild durch Franz Anton Hillebrandt . Eigenes Werk C.Stadler/Bwag
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Datei:Engelhartstetten - Schloss Hof (2).JPG
Westansicht der Burg Kreuzenstein in der niederösterreichischen Marktgemeinde Leobendorf . Die ursprüngliche Burg wurde im Zuge des 30-jährigen Krieges zerstört und anschließend als Baumaterial großteils abgetragen. Unter Graf Johann Nepomuk Wilczek erfolgte von 1874 bis 1906 ein Wiederaufbau der Burg als Museum für seine umfangreichen Kunstsammlungen. Die so entstandene Schauburg ist heute, ergänzt durch zahlreiche wiederverwendete mittelalterliche Bauteile und nach teilweiser Beseitigung der Brandschäden von 1915 und der Kriegsschäden von 1945, ein beliebtes Tourismusziel nördlich von Wien . Eigenes Werk C.Stadler/Bwag
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Südansicht der Burg Kreuzenstein in der niederösterreichischen Marktgemeinde Leobendorf und davor die Adlerwarte Kreuzenstein mit einer Greifvogelschau. Die ursprüngliche Burg wurde im Zuge des 30-jährigen Krieges zerstört und anschließend als Baumaterial großteils abgetragen. Unter Graf Johann Nepomuk Wilczek erfolgte von 1874 bis 1906 ein Wiederaufbau der Burg als Museum für seine umfangreichen Kunstsammlungen. Die so entstandene Schauburg ist heute, ergänzt durch zahlreiche wiederverwendete mittelalterliche Bauteile und nach teilweiser Beseitigung der Brandschäden von 1915 und der Kriegsschäden von 1945, ein beliebtes Tourismusziel nördlich von Wien . Eigenes Werk C.Stadler/Bwag
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Ruine Kreuzenstein, Originalaufnahme aus dem Jahre 1868 (Postkarte) Postkarte der Tiefdruck der Wiener Kunstdruck Ges.m:b.H., Wien W.J. Burger
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