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vom 23.04.2022, aktuelle Version,

Camillo Sitte Lehranstalt

HTBLVA Wien III
Camillo Sitte Bautechnikum
Schulform Höhere technische Bundeslehr- und Versuchsanstalt
Schulnummer 903477
Gründung 1846, 1880
Adresse

Leberstraße 4c
1030 Wien

Ort Wien-Landstraße
Bundesland Wien
Staat Österreich
Koordinaten 48° 11′ 9″ N, 16° 24′ 5″ O
Träger Republik Österreich
Schüler etwa 1.200
Lehrkräfte etwa 140
Leitung Angelika Zeininger
Website www.bautechnikum.at

Die Höhere Technische Bundeslehr- und Versuchsanstalt Wien III, Eigenbezeichnung: Camillo Sitte Bautechnikum, ist eine Bauschule in Wien.

Geschichte

Die Idee des gewerblichen Schulwesens

Die Donaumonarchie, Österreich-Ungarn, war Mitte des 19. Jahrhunderts bestrebt, im Kreis der europäischen Mächte, England, Frankreich und Deutschland, wirtschaftlich konkurrenzfähig zu werden.

1864 wurde das Wiener Museum für Kunst und Industrie am Stubenring gegründet, dem 1868 eine Lehranstalt für Kunstgewerbe anschlossen wurde. Die aus aller Welt herbeigeschafften Exponate neuester hochentwickelter Produkte der führenden Industrieländer dienten der Anschauung und als Grundlage der nationalen Entwicklungsoffensive. In den eingerichteten Werkstätten der Lehranstalt wurde an eigenen Erzeugnissen geforscht und das technische und kunstgeschichtliche theoretische Wissen vermittelt.

Der Initiator und erste Direktor der fortschrittlichen Einrichtung war der Kunsthistoriker Rudolf Eitelberger, Ritter von Edelberg, 1817–85. Der wirtschaftliche Wettbewerb vollzog sich vor der Kulisse turbulenter Zeiten: Die 5. Weltausstellung, als Leistungsschau des industriellen Fortschritts, fand von 1.–31. Mai 1973 in Wien statt. Dafür wurde in 21 Monaten Bauzeit eine Ausstellungsstadt auf ca 233 Hektar im Prater, mit Industriepalast und der zentralen Rotunde, errichtet. Am 9. Mai 1873 "stürzten die Kurse an der Wiener Börse ins Bodenlose". Es waren turbulente Zeiten des Umbruchs im wirtschaftlichen und kulturellen Leben.

Die Einrichtung des gewerblichen Schulwesens

In dieser Situation legte der Bildungsreformer und Ministerialbeamte Armand Freiherr von Dumreicher, 1845-1908, den Grundstein des österreichischen gewerblichen Schulwesens, das eine international sehr beachtete Entwicklung nahm. Der österreichische Weg des heute so genannten Berufsbildenden Schulwesens basierte von Anfang an auf der Verschränkung zwischen Schulbildung und Ausbildung im Gewerbe- bzw. Industriebetrieb: "Dual". Dumreicher organisierte in den Jahren 1874–86, als Rat im Unterrichtsministerium der Donaumonarchie, das "gewerbliche Bildungswesen". Sein Reformplan machte u. a. die Gründung Höherer Gewerbeschulen möglich. In der Folge wurden sowohl staatliche Lehranstalten, wie in der Schellinggasse (Vorläufer des Camillo Sitte Bautechnikums) als auch von Gewerbevereinen getragene Schulen, wie das Technische Gewerbe Museum (TGM) in der Währingerstraße, gegründet. Damals, am Höhepunkt des Baubooms der Gründerzeit des 19. Jahrhunderts, mussten die dringend erforderlichen Fachkräfte, die aus den ländlichen Gebieten der Monarchie zuströmten, zeitgemäß ausgebildet werden. Es galt, die rasante Entwicklung von Technologie und Industrialisierung zu bewältigen. Deshalb waren den damals so genannten Höheren Staatsgewerbeschulen technische Versuchsanstalten angeschlossen.

Gründung der Staatsgewerbeschule Wien 1, Schellinggasse

1880 erfolgte die Umbenennung der „k.k. Bau- und Maschinengewerbeschule“, in „k.k. Staats-Gewerbeschule“ als erste gewerbliche Mittelschule. Die Schule war in Wien 1, Annagasse, und im Gußhaus, in der Gußhausstraße Ecke Favoritenstraße, Wien 4, untergebracht.

Nachdem der Architekt Camillo Sitte auf Empfehlung seines Lehrers Eitelberger 1875 die Staatsgewerbeschule in Salzburg gegründet hatte, wurde er 1883 als erster Direktor an die Wiener Staatsgewerbeschule berufen. Man errichtete einen Neubau in Wien 1, Schellinggasse 13. Am Standort wurde eine Abteilung Baufach, eine Abteilung Maschinenfach und eine Werkmeisterschule geführt. Später kamen Flug- und Elektrotechnik hinzu. Die Lehranstalt kooperierte mit dem Polytechnischen Institut am Karlsplatz, der späteren Technischen Hochschule. 1920 erfolgte in der 1. Republik die Umbenennung in Bundesgewerbeschule. Mit der Schulreform 1962 wurden die Begriffe berufsbildendes mittleres und höheres Schulwesen und die Schulbezeichnung Höhere technische Lehr- und Versuchsanstalt (HTL) eingeführt.

Die Expositur der Staatsgewerbeschule Schellinggasse in der Leberstraße seit 1912

Wegen der begrenzten räumlichen Verhältnisse in der Innenstadt musste die Staatsgewerbeschule Schellinggasse ab 1912 Werkstätten, Teile der angeschlossenen Versuchsanstalt, später auch Unterrichtsräume, in die "Expositur" auf ein ehemaliges Betriebsgelände in der Leberstraße auslagern. Bestandsbaulichkeiten wurden dafür adaptiert und erweitert. In der 2. Republik wurde eine neuartige Traglufthalle als Turnhalle errichtet. Der noch heute genutzte Klassentrakt, der Bauteil 10, wurde 1968–70 erbaut.

Aus dieser Zeit stammt die ungewöhnliche Festlegung des Stundenplanschemas. Am CSBT startet der Unterricht um 8:15, statt wie üblich um 8:00. Mit einer Verschiebung von 15 Minuten, die für die Wegstrecke Schellinggasse – Leberstraße zurückgelegt mit der Straßenbahnlinie 71 benötigt wurde, konnte in der Expositur der Unterricht in der Folgestunde pünktlich beginnen.

Schulgründung der Höheren technischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt für Bautechnik in der Leberstraße im Schuljahr 1982/83

Die Abtrennung der Bautechnikabteilung als eigene Schule erfolgte im Schuljahr 1982/83. Die ersten Maßnahmen nach der Schulgründung betrafen die Entflechtung der beiden Schulen, Schellinggasse und Leberstraße. Die Abteilung Flugtechnik und sämtliche Maschinenbauwerkstätten mussten in die Schellinggasse und sämtliche Klassen der Hochbauabteilung mussten in die Leberstraße übersiedeln.

1983 erfolgte der Baubeginn des Schulneubaus in mehreren Baustufen. Der Schulbetrieb musste während der 7-jährigen Bauzeit aufrechterhalten werden. Zug um Zug übersiedelte der Schulbetrieb in die errichteten Neubauten. 1987–88 wurde dafür der Bauhof und die Versuchsanstalt in das Ausweichquartier auf die benachbarten Aspanggründe der TU Wien verlegt.

Ab 1988 befand sich die Schulkanzlei im Bauteil 10, Raum 066. Der Direktor saß im Raum 067. Das Lehrkräftezimmer wurde in den Räumen Nr. 162-163 eingerichtet, wo es sich bis 1998 befand. Die Direktion übersiedelte dann 1990 in den Neubau.

Ab dem Schuljahr 1982/83 wird die ehemalige Expositur der HTL-Schellinggasse als eigenständige Ausbildungsstätte für Bautechnik am Standort 1030 Wien, Leberstraße 4c, geführt. Abteilungsvorstand Dr. techn. DI Walter Bruckner übernahm für dieses Schuljahr die provisorische Leitung der eigenständigen HTLu.VA. Im Folgejahr übernahm der erste Direktor Hofrat DI Ernst Pokorny, ein gelernter Bauingenieur und anerkannter Brandschutzexperte, die Schulleitung.

Zu diesem Zeitpunkt wurden ca. 650 Schüler ausgebildet. Es gab eine einzügige, 4-jährige Fachschule und eine 3- bis 4-zügige HTL in 2 Abteilungen, Hochbau und Tiefbau.

Im Schuljahr 1986/87 waren 120 Lehrkräfte im Dienst, 1989/90 auf Grund von Lehrplanänderungen nur mehr 107.

Angebot

An der Schule werden über 1300 Schülerinnen und Ausbildungsschwerpunkte angeboten:[1]

Für Schüler ab 14 Jahren werden zwei Ausbildungen angeboten:

  • Eine 3,5-jährige Ausbildung, welche mit der Abschlussprüfung/AP einer Fachschule für Bautechnik mit Betriebspraxis abschließt.
  • Eine 5-jährige Ausbildung, die mit der Reife- und Diplomprüfung/RDP der Höheren technischen Lehranstalt für Bautechnik abschließt.

Für Jugendliche ab 17 Jahren werden zwei Ausbildungen in der Tagesform, Vollzeitangeboten:

  • Die 4-semestrige Ausbildung im Kolleg, schließt mit der Diplomprüfung/DP der Höheren technischen Lehranstalt für Bautechnik ab, die Voraussetzung hierfür ist ein Matura-Abschluss.
  • Die 5-semestrige Ausbildung im Aufbaulehrgang, schließt mit der Reife und Diplomprüfung/RDP der Höheren technischen Lehranstalt für Bautechnik ab, die Voraussetzung hierfür ist ein Abschluss an der Fachschule für Bautechnik mit Betriebspraktikum.

Für Schüler nach 8 Schulstufen bzw. ab dem Alter von 17 Jahren werden vier berufsbegleitende Ausbildungen angeboten:

  • In der Abendform: Die 6-semestrige Ausbildung im Kolleg, Abschluss mit der Diplomprüfung/DP der Höheren technischen Lehranstalt für Bautechnik ab. Voraussetzung für den Besuch ist eine Reifeprüfung.
  • In der Abendform: Die 7-semestrige Ausbildung im Aufbaulehrgang schließt mit der Reife und Diplomprüfung/RDP der Höheren technischen Lehranstalt für Bautechnik ab.
  • In der Abendform: Der 3-semestrige Vorbereitungslehrgang bereitet für den Einstieg in den Aufbaulehrgang Bautechnik mit Reife- und Diplomprüfung vor.
  • In der Tagesform: Die Bauhandwerkerschule für Maurer und Zimmerer, schließt mit einer Abschlussprüfung ab.

Fachpraktischer Unterricht am Schulbauhof. Weiters ab 1956 Abteilung Bautechnik für Berufstätige (Abendschule, Kolleg und Bauhandwerkerklassen), sowie eine Kooperation mit der FH Campus Wien (im Speziellen mit dem FH-Bachelor-Studiengang Bauingenieurwesen-Baumanagement).[2]

Versuchsanstalt

Die Camillo Sitte Versuchsanstalt umfasst zwei Abteilungen:[3]

Das Forschungsinstitut betätigt sich in der Ausarbeitung der baufachlichen ÖNORMen, ist amtliche Prüf- und Akkreditierungsstelle, übernimmt bauphysikalische Prüfungen und Messungen in Dienstleistung, und betreibt werkstoffkundliche Grundlagenforschung.

Camillo Sitte Symposium

In regelmäßigen Abständen findet an der Camillo Sitte Bautechnikum ein einwöchiges Camillo Sitte Symposium statt. Jedes Symposium hat ein eigenes Thema, zu dem klassenweise Projekte geplant werden. In dieser Woche arbeiten die Schülerinnen und Schüler ausschließlich an ihren Projekten, unterstützt von den Lehrkräften. Am Ende der Woche werden die Ergebnisse der Projektarbeit präsentiert.

Das 1. Camillo Sitte Symposium fand 1991 statt. Ziel war der fachliche Austausch mit externen Experten. Einige Lehrkräfte und ausgewählte Maturanten haben teilgenommen.

Die Schülerinnen und Schüler stimmen in ihren Klassen den thematischen Fokus, die Arbeitsziele und den Klassenarbeitsplan der Projektwoche ab. Der Regelstundenplan ist aufgelöst. Ergänzend zur eigenen Projektarbeit besuchen die Schülerinnen und Schüler Workshops, Fachvorträge und Exkursionen des Rahmenprogramms.

Die Projektwoche endet mit einer abschließenden Veranstaltung. In Ausstellungen, Präsentationen und Diskussionen wird der Erkenntnisgewinn aus der Projektarbeit aufgezeigt. Die Camillo Sitte Presse berichtet.

Auswahl an Themen vergangener Symposien:[4]

  • 2001: edv@bau-it
  • 2003: STADT:GESTALT
  • 2006: BRÜCKEN verbindungen.bindungen
  • 2015: Modelle
  • 2017: Raum für die Zukunft
  • 2018: "1848, 1918, 1938, 1968"
  • 2019: Energie
  • 2021: Stoffe
Commons: Camillo Sitte Lehranstalt  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ausbildungsmöglichkeiten, auf bautechnikum.at
  2. Bauhof, auf bautechnikum.at
  3. Camillo Sitte Versuchsanstalt für Bautechnik, auf csva.at
  4. stefan spengler: Symposium: Camillo Sitte Bautechnikum. In: bautechnikum.at. Abgerufen am 12. April 2020.

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Camillo Sitte Lehranstalt in Wien/Landstraße Eigenes Werk Peter Gugerell
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