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vom 07.06.2020, aktuelle Version,

Baustoff

Ein Baustoff ist ein Material (in Form von Rohstoffen, Hilfsstoffen oder Halbzeug), das zum Errichten von Bauwerken und Gebäuden benutzt wird.

Die frühesten vom Menschen verwendeten Baustoffe waren Hölzer, Lehm und Natursteine. Heute dominieren Massenrohstoffe wie Sand, Kies, Schotter, Kalk und daraus hergestellte einfache Stoffe wie Zement, Beton oder Glas.

Umgangssprachlich werden in diesem Kontext auch die Begriffe Baumaterial oder Verbrauchsstoff verwendet. In der gesetzlichen Nomenklatur werden Baustoffe als Bauprodukt bezeichnet. 1989 trat die Bauproduktenrichtlinie (BPR) in Kraft; zum 1. Juli 2013 wurde sie von der Bauproduktenverordnung abgelöst.[1] Das deutsche Chemikaliengesetz und die REACH-Verordnung unterscheiden zwischen Zubereitungen und den Erzeugnissen (Produkte); für diese sind bestimmte Richtlinien und Verordnungen zu beachten.

Grundlagen

Viele Rohstoffe werden nicht in der Form verwendet, in der sie in der Natur vorkommen, sondern aus Rohstoffen werden Baustoffe hergestellt. Aus Lehm werden zum Beispiel Lehmziegel hergestellt, die einfacher und wirtschaftlicher zu verarbeiten sind als das Ursprungsmaterial. Noch ein Beispiel: Kalkstein ist ein Material, das für die Herstellung von Zement (als Baumaterial) benutzt wird, der wiederum ein Teil des Betons (als Baustoff) ist.
Mit diesem Beton stellt man Bauteile wie eine Stütze her, die in ein Gebäude eingebaut wird.

Die Qualität der Baustoffe hängt von Faktoren wie Materialwahl, Materialkombination, Materialgüte, Materialverträglichkeit und Materialverarbeitung ab. Um qualitätsbezogene Fehler bei der Herstellung von Bauwerken und Gebäuden zu vermeiden, gelten grundsätzlich die Planungs- und Projektierungsgrundlagen, die gegenwärtigen DIN-Normen und Richtlinien, die gesetzlichen Vorgaben und Verordnungen, die Verarbeitungsvorschriften sowie die allgemein anerkannten Regeln der Technik.[2] Der Einsatz von Baustoffen ist immer abhängig vom Stand der Technik in einer Kultur. Neue Baustoffe eröffnen oft vorher unmögliche Nutzungen in der Architektur. Der Baustil der Moderne wurde erst durch Entwicklungen in der Glas-Technologie möglich. Jeder Baustoff bedingt seine Art der Baukonstruktion. Mit Steinen wird der Massivbau erstellt, während sich beispielsweise Stahl besonders für Skelettbauten eignet.

  • Vertrieben werden Baustoffe im Baustoffhandel, der seiner Art nach als Groß- und Detailhandel ausgebildet ist.
  • Baustoffkunde befasst sich mit den Eigenschaften der Baustoffe und deren Prüfung. Sind die Eigenschaften eines Baustoffs nicht genau bekannt oder wird ein falscher Baustoff verwendet, kann dies negative Folgen haben, etwa Bauschäden und/oder Gesundheitsschäden.

Bislang gibt es viele Baustoffe mit gesundheitsschädlichen Auswirkungen, beispielsweise indem giftige Gase abgegeben werden. Baustoffhersteller müssen beim Zulassungsverfahren vor dem Deutschen Institut für Bautechnik die Rezepturen ihrer Produkte hinterlegen – aber sie sind nicht verpflichtet zu prüfen oder (falls bekannt) anzugeben welche Reaktionen aus der Rezeptur folgen. Dies wird nur in wenigen Ausnahmefällen geprüft, etwa bei der Zulassung neuer Dichtungsmassen und Bodenbeläge. Das Umweltbundesamt gibt – bislang unverbindliche – Empfehlungen heraus, welche Emissionswerte nicht überschritten werden sollten. Viele Baustoffhersteller verzichten jedoch darauf bei ihren Produkten Messungen durchzuführen, oder diese gar zu veröffentlichen.[3]

Einteilung

Man unterscheidet:

Natürliche Bausteine (Naturwerksteine)
Sandstein · Kalkstein · Granit · Schiefer · Marmor · Tuff · Grauwacke · Rhyolith · Basalt und andere
Künstliche Bausteine
Ziegel · Klinker · Tonhohlplatte · Dachziegel · Kalksandstein · Hüttenstein · Betonstein · Leichtbetonstein · Schwerbetonstein · Porenbeton · Betonwerkstein · Betondachstein · Blähton · Lehmziegel
Bindemittel
Anhydritbinder · Baukalk · Baugips · Zement · Mischbinder · Putz- und Mauerbinder · Bitumen · Lehm
Natürliche und künstliche Gesteinskörnungen in Mörtel und Beton (Zuschlagstoffe)
Sand · Kies · Bims · Hochofenschlacke · Hüttenbims · Blähton · Blähschiefer
Mörtel
Mauermörtel · Putzmörtel · Estrichmörtel · Fliesenkleber
Beton
Leichtbeton · Normalbeton · Schwerbeton · Stahlbeton · Spannbeton · Faserbeton · Stahlfaserbeton · Porenbeton
Eisen und Stahl
Baustahl · Betonstahlmatte · Betonstabstahl · Spannbetonstahl · Gusseisen · Profilstahl
Nichteisenmetalle
Aluminium · Magnesium · Blei · Zinn · Zink · Kupfer
Holz
Bauholz · Furniersperrholz · Leimbinder · Sperrholz · Grobspanplatte · OSB-Platte · Brettschichtholz · MDF-Platte · Flachpressplatte · Multiplex-Platte · Holzwolle · Strangpressplatte
Kunststoffe (Thermoplaste)
Ethylen-Tetrafluorethylen (ETFE) · Polyvinylchlorid (PVC) · Polyethylen (PE) · Polypropylen (PP) · Polymethylmethacrylat (PMMA) · Polystyrol (PS) · Polyvinylacetat (PVAC) · Polycarbonat (PC) · Polyamid (PA) · Polyisobutylen (PIB) · Ethylenvinylacetat (EVA)
Kunststoffe (Duroplaste)
Phenol-Formaldehyd-Harz („Bakelit“, PF) · UF-Harz · Melamin-Formaldehyd-Harz (MF) · ungesättigtes Polyester-Harz (UP) Epoxidharz (EP)
Kunststoffe (Elastomere)
Polyurethan (PUR) · Kautschuk · Silikone · Acryl
Dämmstoffe
Flachsfasern · Holzwolle-Leichtbauplatte (z. B. Heraklith) · Holzweichfaserplatte · Getreideschüttungen (Ceralith) · Glasfaserdämmstoff · Hanffasern · Mineralfaserdämmstoff · Schafwolle · Schaumglas · Schaumkunststoff · Strohleichtlehm · Kork · Kokosmatten · Pressstroh · Perlite · Filz · Torfplatte · Polystyrol · Calciumsilikat-Platte · Zellulose · Schilfrohr-Platte · Mineralwolle
Dichtstoffe
Bitumen · Noppenbahn
Glas
Glasbaustein · Flachglas · Pressglas
Asphalt
Walzasphalt · Gussasphalt · Naturasphalt · Halbstarrer Belag
Verbundwerkstoffe
Gipskartonplatte · Stahlbeton · Faserbeton · Stahlfaserbeton · Biorock · Holzwerkstoffe
Historisch verwendete Baustoffe
Lehm · Holz · Naturstein · Ziegel · Klinker · Kalk
Veraltete Baustoffe
Torfit · Steinkohlenteer
gesundheitsgefährdende Baustoffe
Asbest · Blei (Bleivergiftung) · Teer

Vertrieb

Baustoffe werden im Baustoffhandel, in Baumärkten und im Internet vertrieben. Wichtige Absatzmittler sind Handwerker und Architekten, da Bauherren bei der Wahl der Baustoffe von diesen beraten werden.

Sonstiges

Um bei Reklamationen eine Dokumentation zu haben, sollten Lieferungen von Baustoffen auf Baustellen vom Bauleiter im Bautagebuch dokumentiert werden. Das gilt besonders für Baustoffe, die nach Verarbeitung nicht mehr sichtbar sind, oder von denen später im Schadensfall keine Proben mehr genommen werden können. Speziell für Baustofflieferungen tragender Bauteile (Zement, Baustahl, Transportbeton) empfiehlt sich die Aufzeichnung mit detaillierten Angaben wie Typbezeichnung, Charge, Lieferant.

Siehe auch

Literatur

  • Manfred Hegger, Volker Auch-Schwelk, Matthias Fuchs, Thorsten Rosenkranz: Baustoff Atlas. Edition Detail/ Birkhäuser, München 2005, ISBN 3-7643-7272-9, gegliedert nach Baustoffgruppen und Baustoffanwendungen, ist es das erste Standardwerk mit umfassenden Ökobilanzdaten für Baustoffe und Bauteilschichten.
  • Scholz: Baustoffkenntnis. Werner Verlag, ISBN 3-8041-3451-3.
  • Lucas, Hans Günter; Grimm, Wolf-Dieter (1994) Bausteinkartierung und Baustoffgeologie. Geowissenschaften; 12, 1; 3–10; doi:10.2312/geowissenschaften.1994.12.3
Wiktionary: Baustoff  – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Schweiz:

Deutschland:

Österreich:

Einzelnachweise

  1. Bauproduktenverordnung
  2. Dr. Uwe Schönfelder: Zustandsermittlung von Immobilien mittels Verfahren ERAB – Grundlagen für Instandhaltungsstrategien. Werner Verlag, Dortmund 2012; ISBN 978-3-8041-5253-3
  3. Interview mit der Baurechtlerin Barbara Gay, Rheinische Post vom 26. März 2010, Seite B3 PDF-Datei
  4. Informationen der Bundesvereinigung Recyclingbaustoffe e.V. (Memento vom 2. Oktober 2010 im Internet Archive)

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