Der antike Turm der Winde#
Athens erste Wetterstation#
Von
Die Aufnahmen wurden vom Verfasser im Jahr 2007 gemacht. Sie sind Teil des Bildarchivs „Bilderflut Jontes“
Unweit der römischen Agora im Herzen Athens befindet sich ein achteckiger, 13 m hoher Turm aus weißem Marmor, der das besterhaltene antike Bauwerk der griechischen Hauptstadt darstellt. Die Römer hatten Griechenland, das antike Hellas von 146 v. Chr. bis 582 n. Chr. beherrscht und der Stadt in vielerlei Weise auch ihren Stempel aufgedrückt. Diese Agora entsprach in römischen Städten das Forum und war ein Stadtteil, der als Markt ebenso diente wie als weiträumiger Versammlungsplatz und wo die Tempel der Staatsgottheiten standen. Kaiser Augustus hatte dieses Forum am nördlichen Fuße der Akropolis zwischen 19. und 11 v. Chr. anlegen lassen. Nordöstlich davon erhebt sich die ebenfalls aus der römischen Kaiserzeit stammende Hadriansbibliothek. Für das Imperium war Griechenland der Hort der Künste und der Philosophie, der Naturwissenschaften und der Technik. Griechisch war die Bildungssprache schlechthin.
Dass das Forum in unmittelbarer Nähe des Turmes des Winde angelegt worden war, lag sicher auch darin, dass sich im Inneren eine wasserbetrieben Uhr befand. Diese erhielt das Wasser über eine Rohrleitung von einer Quelle an der Flanke der Akropolis. Auf dem Dach konnte man einen Triton aus Bronze als Wetterfahne sehen und danach den Wind beurteilen. Als die Römer ihre Agora anlegten, hatte dieses Bauwerk schon eine Zeitlang bestanden. Schon antike Autoren hatten davon berichtet. Es war ein Beispiel ausgeklügelten hellenischen Erfindungsreichtum.
Die alten Griechen benannten vier Haupt- und vier Nebenhimmelsrichtungen, für die wir noch heute auch das Wort Windrichtungen verwenden. Dargestellt werden sie im Relief, gleiten waagrecht nach rechts durch die Lüfte. Dieses Fliegen kommt durch die über die ganze Körperlänge reichenden befiederten Flügel zum Ausdruck. Beginnen wir mit dem Norden.
EUROS#
Der kalte Nordwind. In einen Mantel gehüllt bläst er in ein MuschelhornKAIKIN#
Er kommt aus dem Nordosten und hält einen runden Schild, aus welchem er Hagelkörner schüttetAPHELIOTES#
Kommt aus dem Osten. Er breitet ein Manteltuch aus, das mit Obst und Getreide gefüllt istBOREAS #
Der Wind aus dem Südosten ist als ein alter Mann dargestellt, der sich in einen Mantel hülltNOTOS#
Notos aus dem Süden entleert eine Kanne, er ist der Regenbringer. Nach einer alten graphischen Darstellung in „Histoire des Météores“ 1870
LIPS#
Der Südwestwind als Knabe, der einen Schiffssteven hältZEPHYROS#
Als Knabe hält der Westwind ein Manteltuch voller Blumen
SKIRON#
Aus dem Nordwesten kommt ein bärtiger Mann mit einem Behälter voller Holzkohle und heißer AscheUnter jedem dieser Reliefs befand sich einst auch eine Sonnenuhr. Entworfen wurde dieser bilderreiche Turm im 1. Jahrhundert v. Chr. durch den Astronomen Andronikos von Kyrrhos. Deshalb spricht man auch vom Horologium des Andronikos.