Christiane Hörbiger
Christiane Hörbiger (* 13. Oktober 1938 in Wien) ist eine österreichische Schauspielerin.
Leben
Christiane Hörbiger ist eine von drei Töchtern des Schauspielerehepaars Attila Hörbiger (1896–1987) und Paula Wessely (1907–2000) sowie eine Nichte des Schauspielers Paul Hörbiger (1894–1981). Ihre Schwestern sind Elisabeth Orth und Maresa Hörbiger. Christian Tramitz ist ihr Neffe 2. Grades, Mavie Hörbiger ihre Nichte 2. Grades.
Sie besuchte, wie auch ihre beiden Schwestern, das Gymnasium der Schwestern vom armen Kinde Jesus in der Wiener Hofzeile. Im Alter von 14 Jahren wechselte sie vom Gymnasium in eine Handelsschule am Wiener Gürtel. Sie absolvierte die Handelsschule erfolgreich, doch die Konditorei, welche ihre Eltern für sie erworben hatten, war zwischenzeitlich in Konkurs gegangen. So konnten sich die Eltern dem Wunsch ihrer Tochter, Schauspielerin zu werden, nicht mehr verschließen.
Sie debütierte 1955 in dem Film Der Major und die Stiere unter der Regie von Eduard von Borsody. Danach begann sie eine Schauspielausbildung am Max-Reinhardt-Seminar in Wien, brach diese aber schon nach wenigen Wochen ab, als sie ein weiteres Filmengagement erhielt. Privatlehrer, vor allem Alma Seidler, vervollständigten ihre Schauspiel-, Tanz- und Gesangsausbildung.
Ihr Theaterdebüt gab sie 1959 als Recha in Lessings Nathan der Weise am Burgtheater, was jedoch ein Misserfolg war. Von 1960 bis 1961 spielte sie an den Städtischen Bühnen Heidelberg, von 1961 bis 1966 wieder in Wien am Burgtheater. Eine ihrer Rollen war die Inken Peters in Hauptmanns Vor Sonnenuntergang. Gastspiele führten sie an die Münchner Kammerspiele (dort gab sie die Luise in Kabale und Liebe) sowie zu den Salzburger Festspielen. Hier spielte sie 1961 das Lottchen in Raimunds Der Bauer als Millionär, die Antoinette Hechingen in Hofmannsthals Der Schwierige. Von 1969 bis 1972 war sie die Buhlschaft im Salzburger Jedermann, 1973 spielte sie die Marie in Shakespeares Was ihr wollt, 1976 die Flora Baumscheer in Nestroys Der Talisman und 1980 die Genia Hofreiter in Schnitzlers Das weite Land.[1] Von 1967 bis 1985 war sie am Schauspielhaus Zürich engagiert. Wichtige Rollen waren hier die Elisabeth in Schillers Maria Stuart, die Kate in Spewack/Porters Kiss me Kate, Dorine in Molières Tartuffe, Arkadina in Čechovs Die Möwe, die Alte in Ionescos Die Stühle und Alice in Strindbergs Totentanz.[1]
Ab Mitte der 1980er Jahre arbeitete sie vermehrt, später ausschließlich für Film und Fernsehen, darunter viele Serien (u. a. als Synchronsprecherin, z. B. für The Twilight Zone, 1985) Die Rolle der Gräfin von Guldenburg in der Fernsehserie Das Erbe der Guldenburgs machte sie einem breiten Publikum in Deutschland bekannt, dieser Erfolg war Startschuss für ihre zweite Karriere. Weitere Serien und Filme folgten, so auch Schtonk!, der eine Oscar-Nominierung als bester ausländischer Film erhielt. Im Zusammenhang mit ihrer Reise zur Oscar-Verleihung spielte sie in ihrem einzigen US-amerikanischen Film For Parents Only.[2]
2003 gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Filmakademie.
Christiane Hörbiger war zweimal verheiratet. Nach der ersten, 1962 geschlossenen und 1967 geschiedenen Ehe mit dem Regisseur Wolfgang Glück heiratete sie den Schweizer Journalisten Rolf R. Bigler. Aus dieser Ehe stammt der Sohn Sascha Bigler (* 19. Juli 1968), den sie nach dem Tod ihres Mannes alleine großzog. Sascha Bigler lebt heute in Los Angeles und arbeitet als Regisseur. Mit ihrem Lebensgefährten Gerhard Tötschinger lebte sie von 1984 bis zu dessen Tode 2016 abwechselnd in Wien, Baden bei Wien und in Zürich.
Im Jahr 2008 veröffentlichte Christiane Hörbiger ihre Autobiografie Ich bin der Weiße Clown.
Engagement
Seit 2003 ist Christiane Hörbiger UNICEF-Botschafterin für Österreich.[3] Am 9. November 2009 hielt sie die Gedenkrede bei der Kundgebung für die Opfer von Rassismus und Fremdenhass in Wels.
2010 zeigte Christiane Hörbiger öffentlich soziales Engagement für die international wirkende Deutsche Krebshilfe. Sie ließ sich für den Benefiz-Bildband Rainer Wahnsinn als eine von 31 Prominenten fotografieren.
Während sie im Jahr 2010 bei der Landtagswahl in Wien in einem Video für Michael Häupl und die SPÖ auftrat und 2016 den Bundespräsidentschaftskandidaten der SPÖ Rudolf Hundstorfer unterstützte, trat sie 2019 in einem Video auf, in welchem sie die ÖVP und Sebastian Kurz unterstützte.[4] Darin bezeichnete sie die SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner und das gegen Sebastian Kurz – infolge der Ibiza-Affäre – erfolgte Misstrauensvotum als „vollkommen verblödet“.[5]
Filmografie
Kino
- 1955: Der Major und die Stiere
- 1955: Die Wirtin zur Goldenen Krone
- 1956: Kronprinz Rudolfs letzte Liebe
- 1956: Der Meineidbauer
- 1957: Der Edelweißkönig
- 1958: Immer die Radfahrer
- 1961: Der Bauer als Millionär
- 1964: Der Verschwender
- 1972: Mensch ärgere dich nicht
- 1972: Hauptsache Ferien
- 1972: Versuchung im Sommerwind
- 1979: Victoria
- 1991: Herr Ober!
- 1992: Schtonk!
- 1992: For Parents Only (US-Produktion)
- 1993: Der Magier (Kurzfilm)
- 1993: Probefahrt ins Paradies
- 1994: Tafelspitz
- 1994: Alles auf Anfang
- 1996: Diebinnen
- 1997: Hunger – Sehnsucht nach Liebe
- 1999: Jimmy the Kid
- 2001: Die Gottesanbeterin
- 2003: Das verlorene Kind (Kurzfilm)
- 2004: Die Kühe sind los (Sprechrolle)
- 2006: Der Räuber Hotzenplotz
Fernsehen (Auswahl)
- 1962: Eine Nacht in Venedig
- 1963: Leutnant Gustl
- 1964: Katharina Knie – Ein Seiltänzerstück
- 1965–1966: Donaugeschichten (Fernsehserie, 13 Folgen)
- 1967: Tee und etwas Sympathie
- 1969: Die Fee
- 1973: Eine egoistische Liebe
- 1976: Der Talisman
- 1982: Ein Kleid von Dior
- 1984: Donauwalzer
- 1986: Der Alte (Fernsehserie, eine Folge)
- 1987–1990: Das Erbe der Guldenburgs (Fernsehserie, 40 Folgen)
- 1988–1997: Derrick (Fernsehserie, vier Folgen)
- 1990: Der Alte (Fernsehserie, eine Folge)
- 1994: Von Frau zu Frau: Die Sammlerin
- 1994: Kommissar Rex – Endstation Wien (Fernsehserie)
- 1994: Rosamunde Pilcher – Karussell des Lebens
- 1995: Das Kapital (TV-Film)
- 1995: Zum Glück gibt’s meine Frau
- 1995: Ich begehre dich
- 1996: Alte Liebe – Neues Glück (Hofrat Geiger)
- 1997: Weißblaue Geschichten (Fernsehserie, eine Folge)
- 1997: Lamorte
- 1997: Ein Schutzengel auf Reisen
- 1998: Busenfreunde 2
- 1998: Letzte Chance für Harry
- 1998–2003: Julia – Eine ungewöhnliche Frau (Fernsehserie, 63 Folgen)
- 2000: Schwiegermutter
- 2000: Schimanski muss leiden
- 2001: Klaras Hochzeit
- 2003: Alpenglühen
- 2004: Utta Danella – Das Familiengeheimnis
- 2005: Liebe versetzt Berge – Alpenglühen 2
- 2005: Mathilde liebt
- 2005: Neue Freunde, neues Glück
- 2005: Hengstparade
- 2006: Die Frau im roten Kleid
- 2006: Heute fängt mein Leben an
- 2006–2009: Zwei Ärzte sind einer zu viel
- 2007: Die Geschworene
- 2007: Alma ermittelt – Tango und Tod
- 2007: Niete zieht Hauptgewinn
- 2008: Der Besuch der alten Dame
- 2009: Annas zweite Chance
- 2010: Luises Versprechen
- 2010: Wie ein Licht in der Nacht
- 2011: Die lange Welle hinterm Kiel
- 2011: Glücksbringer
- 2011: Das Glück ist ein Kaktus
- 2011: Meine Schwester
- 2011: Therese geht fremd
- 2012: Oma wider Willen
- 2012: Die kleine Lady
- 2013: Schon wieder Henriette
- 2013: Stiller Abschied
- 2013: Zurück ins Leben
- 2014: Bis zum Ende der Welt
- 2015: Auf der Straße
- 2016: Die letzte Reise
- 2018: Die Muse des Mörders
- 2018: Einmal Sohn, immer Sohn
- 2018: Die Professorin – Tatort Ölfeld
- 2019: Stadtkomödie – Der Fall der Gerti B.
Ehrungen und Auszeichnungen
- 1985: Bayerischer Filmpreis als „beste Darstellerin“
- 1987: Goldene Kamera als „Schauspielerin“
- 1992: Romy als „beliebteste Schauspielerin“
- 1992: Bambi
- 1994: Deutscher Filmpreis als „beste darstellerische Leistungen als Schauspielerin“
- 1996: Romy als „beliebteste Schauspielerin“
- 1998: Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse, überreicht vom österreichischen Bundespräsidenten Thomas Klestil
- 1999: Romy als „beliebteste Schauspielerin“
- 1999: Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien
- 2000: Romy als „beliebteste Schauspielerin“
- 2001: Adolf-Grimme-Preis für Die Schwiegermutter, Julia – Eine ungewöhnliche Frau und Schimanski muss leiden
- 2001: Goldene Kamera als „beste Schauspielerin (Serie)“
- 2001: Romy als „beliebteste Schauspielerin“
- 2001: Ehrenbürgerschaft von Retz[6]
- 2001: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, überreicht von Bundespräsident Johannes Rau[7]
- 2002: Karl-Valentin-Orden
- 2003: Romy als „beliebteste Schauspielerin“
- 2004: Kammerschauspielerin
- 2005: Goldene Feder für ihre schauspielerische Leistung in den letzten 50 Jahren
- 2008: Deutscher Vorlesepreis „Lesewerk“-Preis für ihre Verdienste als Hörbuch-Sprecherin
- 2009: Platin Romy für ihr Lebenswerk
- 2009: Bayerischer Fernsehpreis – Ehrenpreis
- 2009: Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold
- 2012: Steiger-Award in der Kategorie „Lebenswerk“
- 2014: Bayerischer Verdienstorden
- 2018: Goldene Kamera für ihr Lebenswerk
Siehe auch
Literatur
- Christiane Hörbiger: Ich bin der Weiße Clown. Lebenserinnerungen. 3. Auflage. LangenMüller, München 2008, ISBN 978-3-7844-3150-5. (Autobiografie mit 112 Fotos und Verzeichnissen der Theater-, Film- und Fernsehrollen)
- Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 415.
- Selbst-Porträt der Kindheit und Jugend in: Florian Langenscheidt (Hg.): Bei uns zu Hause. Prominente erzählen von ihrer Kindheit. Düsseldorf 1995, ISBN 3-430-15945-8
- Georg Markus: Die Hörbigers. Biografie einer Familie. Amalthea, Wien 2006, ISBN 3-85002-565-9.
- Mats Staub: Christiane Hörbiger. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 2, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 871 f.
- C. Bernd Sucher (Hg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 1995, 2. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 308.
- Gerhard Tötschinger: Christiane Hörbiger – Ein Porträt aus der Nähe. LangenMüller, München 2007, ISBN 978-3-7844-3116-1. (Erstauflage 1994)
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 4: H – L. Botho Höfer – Richard Lester. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 59 f.
Weblinks
- Christiane Hörbiger in der Internet Movie Database (englisch)
- Christiane Hörbiger bei crew united
- Literatur von und über Christiane Hörbiger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Christiane Hörbigers Profil auf der Agenturseite
- Christiane Hörbiger bei prisma
- Christiane Hörbiger in der Deutschen Synchronkartei
Einzelnachweise
- 1 2 Manfred Brauneck, Wolfgang Beck (Hrsg.): Theaterlexikon 2. Schauspieler und Regisseure, Bühnenleiter, Dramaturgen und Bühnenbildner. Rowohlt, Reinbek 2007, ISBN 978-3-499-55650-0.
- ↑ Besetzungsliste – For Parents Only (1991) IMDB-Eintrag. Abgerufen am 5. Juni 2016.
- ↑ UNICEF 20. November 2003: Christiane Hörbiger wird UNICEF Botschafterin (Memento vom 9. Dezember 2011 im Internet Archive) (abgerufen am 28. April 2011)
- ↑ Christiane Hörbiger outet sich als Kurz-Fan, Rendi-Wagner will reden im Standard vom 25. August 2019
- ↑ Hörbiger attackiert Rendi: 'Vollkommen verblödet'. 25. August 2019, abgerufen am 27. August 2019.
- ↑ apa 6. September 2001: ORF-Star Christiane Hörbiger bekommt Ehrenbürgerschaft von Retz
- ↑ Bundespräsidialamt
Personendaten | |
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NAME | Hörbiger, Christiane |
KURZBESCHREIBUNG | österreichische Schauspielerin |
GEBURTSDATUM | 13. Oktober 1938 |
GEBURTSORT | Wien |
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Salzburger Festspiele 1969 – Jedermann : Christiane Hörbiger , Ernst Schröder | www.salzburgerfestspiele.at | Archiv der Salzburger Festspiele Foto Steinmetz | Datei:1969 Jedermann ChristianeHoerbiger ErnstSchroeder ASF Foto Steinmetz.jpg | |
Die Schauspielerin Christiane Hörbiger bei der Gala zur Verleihung des Fernsehpreises Romy in der Hofburg in Wien | Eigenes Werk | Manfred Werner ( Tsui ) | Datei:Christiane Hörbiger, ROMY 2009 a.jpg | |
Die Schauspielerin Christiane Hörbiger bei der Gala zur Verleihung des Fernsehpreises Romy in der Hofburg in Wien | Eigenes Werk | Manfred Werner ( Tsui ) | Datei:Christiane Hörbiger, ROMY 2009 b.jpg | |
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Zentralfriedhof Wien (Christiane Hörbiger) | Eigenes Werk | PaulT (Gunther Tschuch) | Datei:Wien Zentralfriedhof 29.jpg |