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vom 24.09.2019, aktuelle Version,

Dreizehn Gemeinden

Die Dreizehn Gemeinden (italienisch Tredici Comuni) waren eine deutsche Sprachinsel der Zimbern, gelegen am Südabhang der Lessinischen Alpen zwischen der Etsch und dem Agno in der oberitalienischen Provinz Verona der Region Venetien.

Hauptort ist Badia Calavena mit knapp 2.400 Einwohnern.

Bei den dreizehn Gemeinden handelt es sich um:

italienischer Name zimbrischer Name deutscher Name Einwohner
(2011)
Bemerkung
Badia Calavena Kalfàain bzw. Màbado oder Kam'Abato Kalwein oder Kalfein 2.691
Bosco Chiesanuova Nuagankirchen Neuenkirchen 3.677
Cerro Veronese Tschirre oder Sèr Silva Hermanorum (aus dem Lateinischen übersetzt Hermannswald) 2.461
Erbezzo gen Wiesen 780
Roverè Veronese Rovereid 2.193
San Mauro di Saline Sankt Moritz 569
Selva di Progno Brunghe Prugne 942 mit dem Dorf Ljetzan, italienisch Giazza, deutsch Gletzen oder Gliesen, (113 Einwohner im Jahr 2001)
Velo Veronese Vellje Feld 786
Azzarino Asarin Asarin eingemeindet nach Velo Veronese
Camposilvano Kampsilvan 23 eingemeindet nach Velo Veronese
San Bortolo (früher San Bartolomeo tedesco) Bòrtolom eingemeindet nach Selva di Progno
Tavernole eingemeindet nach San Mauro di Saline
Val di Porro Porrental eingemeindet nach Bosco Chiesanuova

Geschichte und Sprache

Im 11./12. Jahrhundert wurde das Gebiet der Dreizehn Gemeinden von Zuwanderern aus dem bairisch-alemannischen Raum besiedelt.

Bis 1797 bildeten die dreizehn Gemeinden – ähnlich den Sieben Gemeinden – einen kleinen Freistaat mit eigenem Recht und Herkommen, eigener Gerichtsbarkeit und Wehrverfassung unter dem Schutz der Republik Venedig, unter deren Herrschaft sie Anfang des 15. Jahrhunderts gekommen waren. Die Auflösung der Republik Venedig 1797 durch Napoleon und die Eingliederung ins österreichische Habsburgerreich (Wiener Kongress 1815) bedeutete für die Dreizehn Gemeinden das Ende einer jahrhundertelangen Selbstverwaltung und den Verlust eines übergeordneten Schutzes. 1866 wurde Venetien dem neu gegründeten Königreich Italien angeschlossen.

Das Zimbrische der Dreizehn Gemeinden hielt sich bis ins neunzehnte Jahrhundert und wurde nach der Eingliederung in Italien durch das Italienische verdrängt. Um das Jahr 1900 war es bereits auf zwei Dörfer, Campo-Fontana und Giazza (Glätzen oder dialektal Ljetzan[1]), beschränkt, wobei es schon damals im ersteren nur noch alte Leute sprachen. In Giazza gibt es heute gemäß einer Untersuchung von 2012 noch einige wenige Sprecher, die das Zimbrische vor allem in Erinnerungskontexten verwenden.[2]

Sprachbeispiele

So schrieb der Lehrer Antonio Fabbris in einem Gedicht über seinen Heimatort Ljetzan (Giazza):

Ka Ljetzan sainda schuane Bälder,
schuane Bisen un schuane Täljar,
schuane Stelj un schuane Perge.
Pa schuan ist Ljetzan for mi![3]

Bei Ljetzan sind schöne Wälder,
schöne Wiesen und schöne Täler,
schöne Orte (Stölln) und schöne Berge,
Wie schön ist Ljetzan für mich!

Literatur

Einzelnachweise

  1. Hebert Neuner: Südtirol in Wort und Bild. Südtirol Verlag, München 1984; Maria Hornung: Die Dreizehn Gemeinden in den Lessinischen Alpen. Seite 18.
  2. Stefan Rabanus: Sprachkontakt an der „Brenner-Linie“. Präartikel, Partitivpronomen und Subjektpronomen in romanischen und germanisch-deutschen Varietäten. In: Michael Elmentaler, Markus Hundt, Jürgen Erich Schmidt: Deutsche Dialekte. Konzepte, Probleme, Handlungsfelder. Akten des 4. Kongresses der Internationalen Gesellschaft für die Dialektologie des Deutschen (IGDD) (= Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik. Beihefte. Band 158). Steiner, Stuttgart 2015, S. 415–433.
  3. Südtirol in Wort und Bild (1984), München: Südtirol Verlag Herbert Neuner, "Die Dreizehn Gemeinden in den Lessinischen Alpen" von Maria Hornung, Seite 20