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vom 16.01.2020, aktuelle Version,

Edgar Seibel

Edgar Seibel

Edgar Seibel (russisch Эдгар Зайбель[1]; * 9. Mai 1991 in Kubanka, UdSSR) ist ein deutscher Schriftsteller, Texter und Übersetzer russlanddeutscher Herkunft.

Leben

Edgar Seibels Großvater väterlicherseits arbeitete als Direktor eines landwirtschaftlichen Großbetriebes (Sowchose), der Vater, Konstantin, Soldat im Sowjetisch-Afghanischen Krieg, war Historiker und Schulleiter. Die Mutter, Helene, war als Erzieherin tätig. Nach heftigen Diskriminierungen wanderte die Familie im Jahr 1998 nach Deutschland aus. Die ersten Monate lebte sie in Unna-Massen, danach in der Kleinstadt Hallenberg in Nordrhein-Westfalen. Schon seit der Kindheit an Literatur interessiert, wurde Edgar Seibel im Jahr 2011 mit einem Diplom im Literarischen Schreiben von der Cornelia Goethe Akademie (ehemals Deutsche Autoren-Akademie, Frankfurt am Main) gewürdigt. Seibel arbeitete u. a. als Fachangestellter für Medien- und Informationsdienste, ist hauptberuflich als Texter, Übersetzer und Buchautor tätig. Als seine leidenschaftlichen Interessen gibt er die Anthropologie, die Ethnologie und die Psychologie an.[2] Nach eigenen Aussagen litt er in der Kindes- und Jugendzeit unter rassistischen Übergriffen und war eine Zeit lang von Zwangsgedanken betroffen. Seibel begann sich ab 2013 verstärkt den Themen Volksgruppen und Russlanddeutsche zu widmen, schreibt darüber und hält Vorträge.

In seinen Texten über Russlanddeutsche thematisiert er vorwiegend Integrationsprobleme in Deutschland. Die russlanddeutschen Aussiedler bezeichnet er als eine "Subgruppe" der Deutschen. Im Almanach "Fremde Heimat Deutschland?", Literaturblätter der Deutschen aus Russland, schreibt er in seinem Beitrag unter dem Titel "Der abtrünnige Russlanddeutsche und seine Verbündeten" u. a.: Im Russischen bedeutet Deutscher – "njemez". Sie können sich gar nicht vorstellen, wie erniedrigend dieser slawische Begriff in der Aussprache klingt. Und das nicht nur, weil wir von Diskriminierung betroffen sind, nein, jeder der dem Slawischen mächtig ist, wird das Ekelhafte an diesem Wort förmlich riechen. So ähnlich übrigens klingt auch das deutsche Wörtchen "Russe". Es klingt – jedenfalls für uns – so, als würde man einen räudigen Köter rufen, oder einen Speichelball hochwürgen. Es liegt klar auf der Hand, dass diese Bezeichnungen das innere (vielleicht auch alte) Verhältnis zum jeweiligen Volk widerspiegeln [...]" Und über die Mentalität der russlanddeutschen Generationen schreibt er u. a.: "Zusammenfassend könnte man über den Russlanddeutschen dieser Generation [Elterngeneration] schreiben, dass er im Grunde genommen enttäuscht wie zerrissen ist. Diese enorme Zerrissenheit, die viel verheerender ausgeprägt ist als bei der Generation der eigentlichen zwangsumgesiedelten Wolgadeutschen, hat zu einem völlig verrückten Brauch geführt, der nur dieser Generation eigen ist.Beinahe schon Ritual-artig ziehen sie daheim lustig über Russen und ihre, sich von den Russlanddeutschen unterscheidenden, Verhaltensweisen her, können jedoch an einem anderen Tag den Spieß um hundertachtzig Grad drehen und über deutsche Verhaltensweisen spotten. Allerdings sollte man unbedingt anmerken, dass es dabei weniger um einen wirklichen Spott als um das Abwägen deutscher und russischer Verhaltensweisen geht, getrieben von dem Wunsch, sich in einem der beiden wiederzufinden. Unbewusst haben sie sich von den Russen, aber auch von den Deutschen abgewandt. Die Abstammung, nicht so sehr eine deutsche Kultur, ist ihnen am wichtigsten. Sobald sie einen in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion geborenen Menschen, der einen deutschen Nachnamen trägt, entdecken, so gehört dieser sofort ihrem Clan an [...].[3]

Am 3. September 2017 hielt Seibel einen Vortrag auf dem 1. Weltkongress der Russlanddeutschen in Bad Homburg, dabei kritisierte er die Anwendung der Bezeichnung "Deutscher mit Migrationshintergrund" auf Russlanddeutsche, die aufgrund ihrer deutschen Herkunft keine wirklichen Migranten seien. Zu dem Thema publizierte er einen Artikel in der konservativen deutsch-russischen Zeitung Rodina unter dem Titel "Schmähbegriff: Mensch mit Migrationshintergrund. Für Russlanddeutsche - offenbar nicht hinnehmbar".[4] Ein Auszug daraus wurde von Nikolai Klimeniouk von Die WELT in seinem Artikel "Eine Minderheit, die keine sein will" aufgegriffen, in dem er sich kritisch mit der Sympathie vieler Russlanddeutscher für die Partei AfD auseinandersetzte.[5] Seibel nahm dazu in einem weiteren Artikel in Rodina Stellung.[6] Seibels Forderung, die Russlanddeutschen nicht mehr zu den "Deutschen mit Migrationshintergrund" zu stellen, fand Zustimmung in der Aussiedler-Partei Die Einheit, wie ihre Parteizeitung ausführlich berichtete.[7]

Für die zweisprachige Zeitung Jüdische Rundschau übersetzt er russische Artikel und veröffentlicht auch eigene, wie z. B.: "Russisch-Jüdisch-Unbekannt: Die Subbotniki" (April 2017) oder "Das karäische Geheimnis Peters des Großen" (Mai 2017).

Für die deutschsprachige Ausgabe des esoterischen Magazins Nexus verfasste Edgar Seibel grenzwissenschaftliche Artikel zur Prä-Astronautik: "Die Götter unter uns" (Nexus 67), "Chimären der Götter: Als der Scheinmensch auf die Erde kam" (Nexus 69), "Experiment Bigfoot" (Nexus 71).[8]

Werke

  • Odyssee des Galaktischen Kriegers, 2010, ISBN 978-3-8372-0661-6
  • Psychedelia, Wagner Verlag, Gelnhausen 2012, ISBN 978-3-86279-647-2
  • Der Frankfurter literarische Lustgarten 2013 (Kompendium der Cornelia Goethe Akademie)
  • Volksgruppe – Unbekannt, Gutenberg Verlag, 2013
  • Literaturblätter deutscher Autoren aus Russland. Almanach 2014/15 (Anthologien), Anthea Verlag, ISBN 978-3-943583-53-3

Einzelnachweise

  1. Neue Semljaki / Новые Земляки Nr.9: ПОЭТА ПРЕДЕРЖАЩИЙ ЯКОРЬ S.27. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) Semljaki Borowski, 9. September 2018, archiviert vom Original am 3. Oktober 2018; abgerufen am 3. Oktober 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.neue-semljaki.de
  2. Harry Carstensen: Edmund Mater - DEUTSCHE AUTOREN RUSSLANDS НЕМЕЦКИЕ АВТОРЫ РОССИИ. ENZYKLOPÄDIE ЭНЦИКЛОПЕДИЯ, Band 7 - S, S. 378–379. (PDF) Abgerufen am 3. Oktober 2018.
  3. Literaturkreis der Deutschen aus Russland: Literaturblätter deutscher Autoren aus Russland. Almanach 2014/15 (Anthologien). Hrsg.: Artur Böpple. Anthea Verlag, Berlin, ISBN 978-3-943583-53-3.
  4. Edgar Seibel: Schmähbegriff „MENSCH MIT MIGRATIONSHINTERGRUND“. Für Russlanddeutsche – offenbar nicht hinnehmbar. "Heimat Родина" - Unabhängige zweisprachige Zeitung für Russlanddeutsche in ganz Deutschland, 1. August 2017, abgerufen am 3. Oktober 2018 (deu).
  5. Nikolai Klimeniouk: Eine Minderheit, die keine sein will. Die Welt, 10. September 2017, abgerufen am 10. März 2018 (deu).
  6. Edgar Seibel: Und täglich grüßt das Aussiedlerbashing. "Heimat Родина" - Unabhängige zweisprachige Zeitung für Russlanddeutsche in ganz Deutschland, 16. September 2017, abgerufen am 10. März 2018 (deu).
  7. Дмитрий Ремпель: РОССИЙСКИЕ НЕМЦЫ ОБЪЕДИНЯЮТСЯ. ВСЕМИРНОМУ КОНГРЕССУ РОССИЙСКИХ НЕМЦЕВ - БЫТЬ! S. 17–19. Общественно-политическое издание партии DIE EINHEIT, 4. Oktober 2017, abgerufen am 4. Oktober 2018 (rus).
  8. Edgar Seibel: Nexus Magazin - Experiment Bigfoot. Hrsg.: Mosquito Verlag. Band 71, Nr. 71. Immenstadt 2017, S. 5556.