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vom 02.09.2019, aktuelle Version,

Edmund Höfer

Edmund Höfer (* 27. März 1933 in Lugoj, deutsch Lugosch, Königreich Rumänien; † 19. August 2014 in München)[1] war ein aus Rumänien stammender deutscher Presse- und Kunstfotograf. Seine Arbeiten prägten jahrzehntelang das Gesicht der Zeitung Neuer Weg, der einzigen zentralen deutschen Tageszeitung im kommunistischen Rumänien.[2]

Leben und Werk

Höfers Vater war Besitzer einer Weberei in Lugosch. Nach dem Königlichen Staatsstreich am 23. August 1944 kam er als deutschstämmige Person erst in ein Lager und wurde danach in die nach Sowjetunion verschleppt. Als „fiu de exploatator“ (deutsch Ausbeutersohn) wurde er 1947 vom Lyzeum entlassen und musste seinen Schulabschluss später nachholen. Auf Wunsch seiner Mutter machte er eine Lehre als Zahntechniker, fand aber wenig Gefallen an dem Beruf. Nach dem Abschluss seiner Lehre arbeitete er in dem biochemischen Labor des Krankenhauses in Lugoj. Er folgte seinem Vorgesetzten Popovici, der in Reșița die Leitung des Labors in der neu erbauten Poliklinik übernehmen sollte, und absolvierte dort eine Ausbildung zum Biochemie-Laboranten. Später arbeitete er in dem Labor des Stahlwerks in Reșița. In dem dreischichtigen Betrieb konnte er Schichten von Kollegen übernehmen, wodurch er mehrere arbeitsfreie Tage hintereinander zum Fotografieren nutzen konnte.[3]

Seinen ersten fotografischen Auftrag erhielt Höfer von dem Fotografen Hermann Heel (auch Heel Moni)[4], der Höfers Bemühungen zum Berufsfotografen unterstützte und ihn mit seiner Leica-Kleinbildkamera nach Bocșa schickte, wo er Fotos von einem neu erbauten Tuberkulose-Vorsorge-Kinderheim machen sollte. Höfer schickte einige seiner Fotos an die Zeitung Neuer Weg, von denen mehrere dort veröffentlicht wurden. Seine erste Bewerbung als Fotograf beim Neuen Weg wurde 1955 zunächst abgelehnt. Neben seiner Arbeit im Stahlwerk war er bei der Lokalzeitung Flamura rosie als Fotoreporter tätig. Bald darauf konnte Höfer durch die Vermittlung Heels beim Neuen Weg in Bukarest seine Arbeit als Fotograf aufnehmen. In dieser Funktion bereiste er die von Rumäniendeutschen bewohnten Gebiete Rumäniens, vor allem Siebenbürgen. Später konnte er seine Themen zum Teil selbst auswählen, so entstand zum Beispiel die Fotoserie „Siebenbürgischer Winter“. In seinen Porträt-Serien fotografierte er deutschstämmige Kulturschaffende wie Alexander Tietz und Rolf Bossert, hatte aber auch Begegnungen mit in Bukarest auftretenden Musikern wie Dawid Fjodorowitsch Oistrach, Swjatoslaw Teofilowitsch Richter, Yehudi Menuhin, Sergiu Celibidache oder Herbert von Karajan. Zu seinen weiteren Arbeiten gehören Porträts von Arbeitern, Landschafts- und Industriefotos sowie Aktfotos und Werbe- und Programmfotos, unter anderem für das Bulandra-Theater (rumänisch Teatrul Bulandra). Andere Bilder zeigen das Leben der Juden in der Nordmoldau und der Bukowina.[3]

Die Fédération Internationale de l’Art Photographique verlieh Edmund Höfer 1961 in Bern den Titel „Artist FIAP“, und 1965 den Titel „Excellence FIAP“. Der Rumänische Verband der Kunstfotografen berief Höfer regelmäßig in die Jury der Fotosalons.[5] Bei einem internationalen Fotowettbewerb in Wien erhielt Höfer Mitte der 1960er Jahre die Goldmedaille, die erste Goldmedaille für einen Fotografen aus Rumänien.[3]

In den 1980er Jahren erschienen Höfers Fotografien auf Umschlägen auf von dem Bukarester Verlag Editura Kriterion herausgegebenen Büchern von Mircea Dinescus, Herta Müllers, William Totoks, Richard Wagners, Werner Söllners[6], und anderen. Sein Schnappschuss einer Banat-schwäbischen jungen Frau in einem weißen Brautkleid, mit Kranz und Schleier und den Füßen in einem Lavoir erschien in der Zeitschrift Stern und im Magazin Life.[3]

1988 übersiedelte Höfer nach Deutschland. Hier erhielt er den Auftrag des Jüdischen Museums München das Jüdische Ghetto in Venedig zu fotografieren. In der folgenden Ausstellung zeigte er erstmals Farbbilder; bis dahin hatte Höfer nur Schwarzweißfotografie ausgestellt.[3]

Edmund Höfers Ehefrau Helga war unter anderem beim rumänischen Fernsehen beschäftigt. Ihr Sohn, Hanno Höfer, ist Regisseur, Produzent und Musiker.[7]

Veröffentlichungen

  • Sibiu (Hermannstadt). Fotos: Edmund Höfer. Text: Paul Schuster. Verlag Meridiane, Bukarest 1968
  • Ojtser. Das Schtetl in der Moldau und Bukowina heute, Wien 1988

Ausstellungen

  • „Jüdischen Leben in der Bukowina“, Kultur- und Begegnungszentrum Friedrich Teutsch der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien, 2005
  • „Jüdische Lebenswelten in Rumänien“, Jiddische Kulturtage in Bukarest 10. – 12. April 2005[8]
  • Jüdisches Museum München
  • Goethe-Institut, Bukarest

Literatur

Einzelnachweise

  1. Konrad Klein: Edmund Höfer: Eine rumäniendeutsche Fotografenlegende ist tot. Nachruf auf siebenbuerger.de vom 28. September 2014
  2. Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien, Werner Kremm: Schwarz-Weiß-Fotografie – Stimmungsbilder aus 40 Jahren Hobby-Fotopraxis, 15. November 2013
  3. 1 2 3 4 5 Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien, Herta Drozdik-Drexler: „Es kommt nicht nur auf die Kamera an“ – Gespräch mit dem Presse- und Kunstfotografen Edmund Höfer
  4. Mitteilungsblatt des Heimatverbandes Banater Berglanddeutscher e. V.: Der Kunstfotograf Hermann Heel durch Ausstellung in Reschitz geehrt (Memento vom 23. Januar 2007 im Internet Archive), 1997
  5. Hans Fink: Als der Festsaal zu klein war (Memento des Originals vom 14. Februar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.banaterra.eu, 2014
  6. Deutsche Nationalbibliothek: Werner Söllner: Eine Entwöhnung: Gedichte, Einbandgestaltung Edmund Höfer
  7. Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien, Hans Liebhardt: Ein umfassendes Filmlexikon. Von Gertrud Fernengel über Christian Maurer zu Nicky Wolcz., 8. Dezember 2013
  8. Jiddische Kulturtage in Bukarest 10. – 12. April 2005