Eduard von Bauernfeld



Eduard von Bauernfeld (Pseudonyme: Rusticocampius, Feld) (* 13. Jänner 1802 in Wien; † 9. August 1890 in Oberdöbling bei Wien) war ein österreichischer Schriftsteller.
Leben
Eduard von Bauernfeld besuchte das Schottengymnasium in Wien. In dieser Zeit besuchte er das Haus des Pädagogen Cajetan Giannatasio del Rio, wo Ludwig van Beethovens Neffe Karl von 1816 bis 1818 untergebracht war. Dort machte er die Bekanntschaft Beethovens, der ihn später aufforderte, ein Opernlibretto Brutus zu verfassen. Das Projekt wurde jedoch nicht realisiert. In Wien studierte Bauernfeld von 1819 bis 1821 Philosophie und danach bis 1825 Rechtswissenschaften. Während seines Studiums wurde er 1819 Mitglied im Wiener burschenschaftlichen Kreis.[1][2]
Ab 1. September 1826 arbeitete Bauernfeld als Konzeptspraktikant bei der niederösterreichischen Regierung, ab 1827 war er Konzeptspraktikant im Kreisamt für das Viertel unter dem Wienerwald und 1830 wechselte er über Empfehlung seines Freundes Karl Enderes als Praktikant in die Hofkammer. Ab 1843 war er Beamter bei der Lottodirektion.
Daneben war er als Schriftsteller tätig und kritisierte als Vertreter des großdeutsch-liberalen Bürgertums 1846 mit seinem Lustspiel Großjährig die Zustände des Vormärz. 1848 wurde er Mitglied der Akademie der Wissenschaften und noch im selben Jahr aus dem Staatsdienst entlassen. Danach arbeitete Bauernfeld als freier Schriftsteller und avancierte schließlich zu einem der erfolgreichsten Lustspieldichter Österreichs. Eduard von Bauernfeld war publizistisch auch für die Wiener Zeitung tätig: Er war der erste offizielle „Theaterreferent“ des Blatts.[3]

Er gilt als Meister des Konversationsstücks mit Wiener Lokalkolorit und wurde zum Hausdichter des Burgtheaters, in dem seine Stücke bis 1902 etwa 1100 Aufführungen erlebten. Er schrieb auch politische Stücke und kam darum öfters mit der Zensur in Konflikt. Sein Werk Die Republik der Tiere kritisierte die Verhältnisse in Österreich zu Zeiten Metternichs und ist durchaus mit Animal Farm von George Orwell zu vergleichen. 1882 wurde Bauernfeld die Ehrenbürgerschaft der Stadt Wien verliehen, 1883 das Ehrendoktorat der Universität Wien.
Bauernfeld pflegte enge Kontakte und Freundschaften zu bekannten Persönlichkeiten wie Moritz von Schwind, Franz Schubert, Franz von Schober, Ernst von Feuchtersleben, Nikolaus Lenau, Johann Gabriel Seidl und Franz Grillparzer.
Bauernfelds Grab befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof.
Ehrungen und Gedenken

1890 wurden in Wien-Alsergrund (9. Bezirk) der Bauernfeldplatz und 1904 in Döbling (19. Bezirk) die Bauernfeldgasse nach ihm benannt.
Im Bezirksmuseum Döbling erinnert ein Raum an die Lebensjahre Eduard von Bauernfelds in Döbling und an sein Werk.
Zwischen 1894 und 1923 wurde der von Bauernfeld testamentarisch gestiftete Bauernfeld-Preis verliehen.
Werke (Auswahl)
- Der Magnetiseur. Lustspiel. Mausberger, Wien 1823.
- Leichtsinn aus Liebe, oder, Täuschungen. Lustspiel in vier Acten. Sollinger, Wien 1833.
- Das letzte Abenteuer. Lustspiel. Wallishausser, Wien 1834.
- Das Tagebuch. Lustspiel in 1 Akt. 1837.
- Zwei Familien. Drama. Mausberger, Wien 1840.
- Die Geschwister von Nürnberg. Lustspiel in vier Aufzügen. Doll, Wien 1840.
- Die Zugvögel. Lustspiel in zwei Aufzügen. Klopf & Eurich, Wien 1840.
- Großjährig. Lustspiel in zwei Aufzügen. Wallishauser, Wien 1846.
- Die Republik der Thiere. Phantastisches Drama sammt Epilog. Seidel, Wien 1848. (Digitalisat)
- Zu Hause. Familien-Scenen in einem Aufzug. Ullrich, Wien 1852.
- Im Alter. Häusliche Scenen in einem Aufzug. Holding, Wien 1853.
- Excellenz oder: Der Backfisch. Lustspiel in 1 Act. Selbstverlag, Wien 1865.
- Frauenfreundschaft. Lustspiel in 1 Akt. Kraatz, Wien 1865.
- Aus der Gesellschaft. Schauspiel in 4 Akten. Schweiger, Wien 1867.
- Gesammelte Schriften. 12 Bde. Braumüller, Wien 1871–1873.
- Aus Alt- und Neu-Wien. Braumüller, Wien 1872.
- Der Alte vom Berge. Schauspiel in einem Akt. Schellenberg, Wiesbaden 1873. (Digitalisat)
- Die reiche Erbin. Lustspiel in einem Akt. Mutze, Leipzig 1876.
- Die Verlassenen. Lustspiel in einem Act. Rosner, Wien 1878.
- Dramatischer Nachlaß. Hrsg. von Ferdinand von Saar. Cotta, Stuttgart 1893.
- Bürgerlich und romantisch. Lustspiel in 4 Aufzügen. Nach den Soufflierbüchern der Hofschauspiele in Wien u. Berlin. Reclam, Leipzig [1897]. (Entstanden schon 1835)
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Bauernfeld, Eduard von. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 1. Theil. Universitäts-Buchdruckerei L. C. Zamarski (vormals J. P. Sollinger), Wien 1856, S. 186–188 (Digitalisat).
- Emil Horner: Bauernfeld. (= Dichter und Darsteller; 5). Seemann u. a., Leipzig u. a. 1900
- Emil Horner: Bauernfeld, Eduard von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 46, Duncker & Humblot, Leipzig 1902, S. 243–247. (mit irriger Genealogie und Verschleierung von Bauernfelds unehelicher Geburt)
- Wilhelm Zentner: Studien zur Dramaturgie Eduard von Bauernfelds. Ein Beitrag zur Erforschung des neueren Lustspiels. Leipzig 1922 (Nachdruck: Kraus, Nendeln/Liechtenstein 1978, ISBN 3-262-00512-6)
- Alphons Maria Amann: Das Verhältnis Eduard von Bauernfelds zur Romantik. Dissertation, Universität Wien 1932
- Anna Artaker: Eduard von Bauernfeld in der politischen Bewegung seiner Zeit. Ein Beitrag zu Bauernfelds Biographie. Dissertation, Universität Wien 1942
- Wilhelm Bietak: Bauernfeld, Eduard von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 648 f. (Digitalisat).
- Dolores Hornbach Whelan: Gesellschaft im Wandel. Der Engel mausert sich. Das Bild der Frau in den Komödien Eduard von Bauernfelds. 1830–1870. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 1; 223). Lang, Bern u. a. 1978, ISBN 3-261-03048-8
- Christine Jaschek: Eduard von Bauernfeld als Literaturrezipient. Untersuchungen zu literaturkritischen Äußerungen eines Vormärzschriftstellers. Dissertation, Universität Wien 1979
- Klaus Martin Kopitz, Rainer Cadenbach (Hrsg.) u. a.: Beethoven aus der Sicht seiner Zeitgenossen in Tagebüchern, Briefen, Gedichten und Erinnerungen. Band 1: Adamberger – Kuffner. Hrsg. von der Beethoven-Forschungsstelle an der Universität der Künste Berlin. Henle, München 2009, ISBN 978-3-87328-120-2, S. 46–48 (Bauernfelds Erinnerungen an Beethoven).
Weblinks
Bestand im Katalog der Österreichischen Nationalbibliothek Wien
http://data.onb.ac.at/rec/AL00037238
http://data.onb.ac.at/rec/AL00037241
- Literatur von und über Eduard von Bauernfeld im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Eduard von Bauernfeld in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Sekundärliteratur zu Eduard von Bauernfeld
- Werke von Eduard von Bauernfeld bei Zeno.org.
- Auswahl von Gedichten beim eLibrary Projekt (eLib)
- Die Republik der Tiere beim eLibrary Projekt (eLib)
- Texte der von Franz Schubert vertonten Gedichte von Bauernfeld
- Eduard von Bauernfeld in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich)
- Werke von Eduard von Bauernfeld im Projekt Gutenberg-DE
- Kommentierte Linksammlung der Universitätsbibliothek der FU Berlin ( vom 13. Mai 2013 im Internet Archive) (Ulrich Goerdten)
- Feuilleton – Eduard von Bauernfeld. In: Die Presse, 10. August 1890, S. 1 (online bei ANNO).
- Nachruf auf Eduard von Bauernfeld. In: Das Vaterland, 10. August 1890, S. 1 (online bei ANNO).
Einzelnachweise
- ↑ Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band II: Künstler. Winter, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-8253-6813-5, S. 41–43.
- ↑ Eduard v. Bauernfeld. Zum hundertsten Geburtstag. In: Sonntagsbeilage der Königlich-privilegierten Berlinischen Zeitung, 11. Januar 1902; 5 Seiten.
- ↑ Rebecca Unterberger: Vom Diarium zur Zeitung: Wiener Zeitung auf litkult1920er.aau.at, verfasst März 2017, redaktionell ergänzt Februar 2019
Personendaten | |
---|---|
NAME | Bauernfeld, Eduard von |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Lustspieldichter |
GEBURTSDATUM | 13. Januar 1802 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 9. August 1890 |
STERBEORT | Wien |
License Information of Images on page#
Image Description | Credit | Artist | License Name | File |
---|---|---|---|---|
Porträtfoto von Eduard von Bauernfeld | Das interessante Blatt, Nr. 3, 16. Januar 1902, S. 25 ( https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=dib&datum=19020116&seite=25&zoom=33 ) | Anonym Unknown author | Datei:Bauernfeld-eduard-von-in-1902-01-16-das-interessante-blatt-nr03-s25.jpg | |
The Wikimedia Commons logo, SVG version. | Original created by Reidab ( PNG version ) SVG version was created by Grunt and cleaned up by 3247 . Re-creation with SVG geometry features by Pumbaa , using a proper partial circle and SVG geometry features. (Former versions used to be slightly warped.) | Reidab , Grunt , 3247 , Pumbaa | Datei:Commons-logo.svg | |
Porträt des Dramatikers Eduard von Bauernfeld (1802-1890) title QS:P1476,de:"Porträt des Dramatikers Eduard von Bauernfeld (1802-1890)" label QS:Lde,"Porträt des Dramatikers Eduard von Bauernfeld (1802-1890)" | Dorotheum | Franz Joseph Dobiaschofsky (1818-1867) | Datei:Franz Joseph Dobiaschofsky Porträt Bauernfeld 1850.jpg | |
Franz Lachner (links), Franz Schubert (mitte) und Eduard von Bauernfeld (rechts) beim Heurigen. | Klaus Günzel: Die deutschen Romantiker. Artemis, Zürich 1995, ISBN 3-7608-1119-1 | Moritz von Schwind | Datei:Moritz von Schwind - Schubert mit Freunden beim Heurigen.jpg | |
Die Landpartie: Schwind und Bauernfeld auf einem Leiterwagen title QS:P1476,de:"Die Landpartie: Schwind und Bauernfeld auf einem Leiterwagen" label QS:Lde,"Die Landpartie: Schwind und Bauernfeld auf einem Leiterwagen" | http://www.dorotheum.com | Moritz von Schwind | Datei:Moritz von Schwind Die Landpartie.jpg | |
Portrait of the writer | Vom Fels zum Meer 1890/91 | Autor/-in unbekannt Unknown author | Datei:Von Bauernfeld.jpg | |
SVG version of the Wikiquote logo. | Eigenes Werk | Rei-artur | Datei:Wikiquote-logo.svg | |
Wikisource logo, no text variant | By Rei-artur pt en Rei-artur blog | Nicholas Moreau | Datei:Wikisource-logo.svg |