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vom 27.11.2013, aktuelle Version,

Europäisches Alpenveilchen

Europäisches Alpenveilchen

Europäisches Alpenveilchen (Cyclamen purpurascens)

Systematik
Asteriden
Ordnung: Heidekrautartige (Ericales)
Familie: Primelgewächse (Primulaceae)
Unterfamilie: Myrsinengewächse (Myrsinoideae)
Gattung: Alpenveilchen (Cyclamen)
Art: Europäisches Alpenveilchen
Wissenschaftlicher Name
Cyclamen purpurascens
Mill.

Das Europäische Alpenveilchen (Cyclamen purpurascens), auch Wildes Alpenveilchen, Zyklame, Erdscheibe oder Erdbrot genannt, gehört zur Gattung der Alpenveilchen (Cyclamen).

Beschreibung

Das Europäische Alpenveilchen ist eine immergrüne, ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von etwa 5 bis 15 cm erreicht. Es besitzt eine im Boden liegende, kugelige Knolle als Überdauerungsorgan. Die Knolle bildet sich allein durch eine Verdickung des Hypokotyls, des Sprossachsenbereichs zwischen Wurzelhals und erstem Keimblatt und wird deshalb „Hypokotylknolle“ genannt.[1]

Blatt- und Blütenstiele sowie der Kelch sind behaart. Die grundständigen, fast ganzrandigen oder schwach gezähnten Laubblätter sind lang gestielt, nieren- bis herzförmig mit abgerundeten Lappen. Die Oberseite der Blattspreite ist meist dunkelgrün mit helleren Flecken und Streifen, die Unterseite rötlich. Absterben und Neuaustrieb der Blätter erfolgen mehr oder weniger zeitgleich.[2]

Die durch wohlriechende ätherische Öle duftenden Blüten stehen nickend an einem langen Stiel, der zur Fruchtzeit spiralig eingerollt ist. Die Kelchblätter sind eiförmig gezähnt. Die Krone ist karminrot, am Schlundeingang zur 4 bis 8 mm langen Röhre dunkler rot, mit 15 bis 25 mm langen, zurückgeschlagenen Kronzipfeln. Der Schlund der Krone beträgt 6 bis 10 Millimeter im Durchmesser.[2]

Ökologie

Das Europäische Alpenveilchen ist ein Knollen-Geophyt mit Hypokotylknolle. Ausgegrabene Knollen können auch ohne Erde und Wasser austreiben. Die Blütenstiele besitzen fast kein Festigungsgewebe und stehen daher nur bei optimaler Wasserversorgung aufrecht.[3]

Die Blütezeit reicht von Juni bis September. Die Blüten sind vormännliche „Glockenblumen mit Streukegel“. Sie bieten keinen Nektar an. Sie besitzen zwar zuckerreiches, anbohrbares Gewebe, das jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach keine ökologische Funktion innehat. Die Bestäubung erfolgt durch Hummeln, auch Selbstbestäubung ist möglich.[3]

Die kugeligen Fruchtkapseln öffnen sich klappig an der Spitze. Die Pflanze ist ein Selbstaussäer. Die Fruchtstiele sind spiralig gedreht und bei der Reife niederliegend. Die Früchte öffnen sich im Juli bis August des Folgejahres. Gewöhnlich sind sie dann von Laub bedeckt, was für die Samen als Dunkelkeimer die Keimung begünstigt. Die Samen besitzen einen Ölkörper, ein Elaiosom, womit die Ausbreitung durch Ameisen unterstützt wird.[3]

Vegetative Vermehrung ist durch kurze Ausläufer möglich.[3]

Vorkommen

Cyclamen purpurascens, Habitus und Blüten ( Steyr/Oberösterreich)

Das Europäische Alpenveilchen kommt in den Südalpen, Ostalpen bis zum Balkan auf kalkhaltigen Böden in schattigen Lagen und Mischwäldern von der Tallage bis in Höhenlagen von 2000 Metern vor.

In Österreich tritt das Europäische Alpenveilchen häufig bis zerstreut in allen Bundesländern auf. In Deutschland wächst es wild im Südosten Bayerns in den Berchtesgadener Alpen, am Inn und an der Donau zwischen Passau und Jochenstein. Weitere Vorkommen im Alpenvorland westlich bis zum Lech sind größtenteils erloschen. Wahrscheinlich bis sicher nicht einheimisch tritt das Europäische Alpenveilchen in der Fränkischen Alb vor allem im Altmühltal und in der Fränkischen Schweiz auf.[4] Ein kleiner Bestand in der Hersbrucker Schweiz wurde wahrscheinlich ursprünglich von Carl Wenglein eingeführt und konnte sich dann ohne weitere Pflegemaßnahmen etablieren. Weitere Vorkommen in anderen Gebieten sind auf Gartenflüchtlinge zurückzuführen.[4]

Das Wilde Alpenveilchen wird in der Roten Liste Bayerns[5] als „gefährdet“ eingestuft und ist nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt.

Nutzung

Cyclamen purpurascens in einem Garten in Belgien

Heilpflanze

Das Europäische Alpenveilchen ist eine alte Volksarzneipflanze, die noch heute in der Homöopathie Verwendung findet. Die Knolle ist durch Tritertensaponine, u.a. (Cyclamin) stark giftig. Für den Menschen können schon 0,3 g der Knolle toxisch sein, höhere Dosen können schließlich zum Tod durch Atemlähmung führen. Tiere reagieren unterschiedlich auf die Droge. Schweine sind weniger empfindlich, bei Fischen rufen schon geringste Dosen Bewusstlosigkeit hervor.[6] Sie besitzt mit 390000 den höchsten bisher gemessenen hämolytischen Index. Das heißt, dass 1 g Droge aufgelöst in einem Volumen bis zu 390 l eine lytische Aktivität von roten Blutkörperchen aufweist.[7]

Gartennutzung

Als Zierpflanze wird das Europäische Alpenveilchen gelegentlich im Steingarten und an Rändern von Gehölzen angepflanzt. Es benötigt kalkhaltige Böden und einen halbschattigen Standort.[2]

Bei den als Topfpflanzen gezogenen Alpenveilchen handelt es sich um Sorten des Zimmer-Alpenveilchens (Cyclamen persicum), einer Pflanze, die in Griechenland, der Türkei, Zypern und West-Syrien beheimatet ist.[2]

Literatur

  • Xaver Finkenzeller, Jürke Grau: Alpenblumen. Erkennen und bestimmen (= Steinbachs Naturführer). Mosaik, München 2002, ISBN 3-576-11482-3.
  • Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.

Einzelnachweise

  1. Universität Ulm, Morphologie der Achse
  2. 1 2 3 4 Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Springer, Spektrum Akademischer Verlag, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8, S. 282–285.
  3. 1 2 3 4 Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1, S. 257–258.
  4. 1 2 Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
  5. Martin Scheuerer, Wolfgang Ahlmer: Rote Liste gefährdeter Gefäßpflanzen Bayerns mit regionalisierter Florenliste. In: Schriftenreihe. Bayerisches Landesamt für Umweltschutz. Band 165, 2003, ISBN 3-936385-58-0.
  6. Botanischer Garten Erlangen der Universität Erlangen-Nürnberg: Arzneipflanzen.
  7. Eberhard Teuscher, Matthias F. Melzig, Ulrike Lindequist: Biogene Arzneimittel. Ein Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. 6. Auflage. Wissenschaftliche VerlagsGmbH, Stuttgart 2004, ISBN 3-8047-2073-0.
  Commons: Cyclamen purpurascens  – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien