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vom 22.10.2014, aktuelle Version,

Extrakorporale Stoßwellentherapie

Gerät zur radialen extrakorporalen Stoßwellentherapie für die Orthopädie (Beispiel)
Gerät zur fokussierten extrakorporalen Stoßwellentherapie (Beispiel)

Die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) ist eine Stoßwellenbehandlung, mit der folgende Erkrankungen behandelt werden können[1]:

Methode

Seit 1980 werden Nierensteine mit Stoßwellen erfolgreich behandelt. Stoßwellen sind hochenergetische Druckwellen, die Schallwellen ähnlich sind, sich aber in Energie, Anstiegs- und Ausbreitungsgeschwindigkeit erheblich unterscheiden. Dieselben Stoßwellen werden seit 1989 zur Behandlung von verzögert heilenden Knochenbrüchen (Pseudarthrosen) und mit geringerer Energie bei Sehnenansatzbeschwerden (Tennisellenbogen, Fersensporn, Kalkschulter und etlichen anderen Indikationen) verwendet.

Ebenso wie in der Urologie werden Schalldruckwellen erzeugt, die in der Tiefe des Körpers gebündelt (fokussiert) werden. Diese Verdichtung der Stoßwellen kann dann durch rhythmische und wiederkehrende Anwendung zur Zerrüttung eines Festkörpers, beispielsweise einer Verkalkung führen. Die Verkalkung wird durch die Stoßwellenbehandlung zu feinsten Partikeln zerrieben und kann dann vom Körper aufgenommen und auf dem Blutweg abtransportiert und ausgeschieden werden.

Ursprünglich wurden Stoßwellen durch eine elektrische Funkenentladung unter Wasser erzeugt und mittels eines Halbellipsoiden in das Therapiegebiet fokussiert. Diese Methode der Stoßwellenerzeugung (elektrohydraulische Stosswellenerzeugung), geht zurück in die 1970er Jahre und ist heute, neben der elektromagnetischen und piezoelektrischen Stosswellenerzeugung, als ein Standard etabliert.

Eine andere Methode ist es, Stoßwellen durch die Umkehrung des Piezoelektrischen Effektes (inverser Piezoeffekt) zu erzeugen: Beim Anlegen eines Wechselstroms erzeugen bestimmte Quarzkristalle durch Formveränderungen mechanische Schwingungen. Auf einem konkav gewölbten Träger angeordnete Piezokeramik-Elemente, werden durch einen Hochspannungsimpuls kurzzeitig, zeitgleich im Mikrometerbereich ausgedehnt und erzeugen einen Druckimpuls. Die Piezoelemente sind exakt zum Therapiefokus ausgerichtet. Durch präzise Fokussierung und nichtlineare Ausbreitung des Impulses kommt es durch Aufsteilung im Behandlungsfokus zur Stoßwellenformierung. Als einziges Stoßwellenereugungsprinzip nutzt die Piezo-Stoßwelle somit eine direkte Fokussierung und kommt ohne zusätzlichen Reflektor aus. Diese Technologie ermöglicht eine flache Bauform der Therapiequelle, sowie eine präzise, gut formbare Fokuszone. Konnten bis dato lediglich auf einen Punkt gerichtete oder defokussierte Fokusformen generiert werden kann dieses Erzeugungsprinzips die Form des Schallfeldes/des Fokus auch linienförmig ausprägen.

Punktförmig fokussierende und linear fokussierende Stoßwelle

Durchführung

Die Verkalkung wird mit Röntgendurchleuchtung „geortet“ und dabei der Fokus eingestellt. Der Patient liegt dabei auf einem Untersuchungstisch, die betroffene Körperregion liegt in einem Ausschnitt des Tisches auf einem weichen, halbrunden Kunststoffkissen, das mit Wasser gefüllt ist. Die in dieses Kissen eingeleiteten Stoßwellen, die beispielsweise von halbkreisförmigen angeordneten Piezokristallen oder durch Wellenreflexion an einem Halbellipsoiden eingeleitet werden, setzen sich im wässrigen Medium fort und werden in einem Punkt gebündelt.

Die Energieverdichtung erfolgt dann im Zentrum der Verkalkung. Andere Körperstrukturen, die sich in der Nähe der Verkalkung befinden (beispielsweise Blutgefäße, Nerven, Sehnen) werden von der Stoßwelle zwar erfasst, aber nicht geschädigt, da sie nicht im Fokus der Stoßwelle liegen. Eine einzige Stoßwelle ist als lauter Ton zu hören und wird als Schlag, etwa wie bei einem kleinen Hammerschlag empfunden. Die Häufigkeit der Stöße beträgt in etwa 60-300 pro Minute, die Stoßstärke kann der Verkalkung angepasst werden.

Bei oberflächennahen Behandlungen, beispielsweise beim Ulcus cruris, werden die Stoßwellen nicht fokussiert, sondern breitflächig in das Therapiegebiet eingebracht. Dazu bedarf es einer starken Energiequelle, da die gesamte Energie der Stoßwellen auf ein größeres Gebiet verteilt wird und somit schwächer wird. Um die Wirkung jedoch nicht zu verlieren, muss sichergestellt sein, dass im gesamten Therapiegebiet bereits Stoßwellen mit ausreichendem Druck die erkrankten Zellen erreichen können. Neben den defokussierten Stosswellen kommt hier auch die linear fokussierende Piezo-Stosswelle zum Einsatz.

Momentanen Forschungsergebnissen zufolge sollen etwa 50 bis 100 Stoßwellen pro Quadratzentimeter Therapiegebiet appliziert werden. Eine Therapie dauert daher etwa zwei bis fünf Minuten und kann ohne Anästhesie ambulant durchgeführt werden.[2]

Die Stoßwellen sollen im therapierten Gewebe eine „biomechanische Rückkopplung“ und die „Ausschüttung von Botenstoffen“ bewirken, die sowohl Reparaturprozesse als auch durchblutungsfördernde Prozesse einleiten. Die Kosten betragen 60 - 380 Euro pro Sitzung.[3] Der Heilungsverlauf ist, abhängig von der Schwere der Erkrankung, in den überwiegenden Fällen nach wenigen Wochen erfolgreich abgeschlossen.

Unerwünschte Nebenwirkungen

Neben Blutergüssen kann es zu Schwellungen oder oberflächlichen Hauteinblutungen kommen. Seltener wird von einer kurzfristigen Schmerzverstärkung im Behandlungsgebiet berichtet. Bei nicht sachgerechter Handhabung kann es zu Schäden an knöchernen Strukturen, Blutgefäßen, Nerven oder Sehnen mit Früh– und Spätauswirkungen kommen.[4]

Die während der Behandlung empfundenen Schmerzen werden unterschiedlich stark wahrgenommen, Narkosebereitschaft wird vorgehalten, falls die Schmerzen zu stark werden. Wenn die Anfangsbeschwerden nach drei Sitzungen nicht deutlich besser geworden sind, sollte die Therapie nicht fortgesetzt werden.

Die ESWT als Therapie von Beschwerden im Bereich der Orthopädie gilt in Deutschland nicht als Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Die Kosten der Behandlung muss der Patient selbst tragen.

Auch bei der ESWT gibt es Therapieversager und Fälle, bei denen sich die Beschwerden nach der Behandlung verstärken. Es bedarf also einer sorgfältigen Indikationsstellung.

Quellen

  1. Indikationsliste der ISMST
  2. Durchführung der Behandlung
  3. Kosten
  4. Nebenwirkungen
  • Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen: Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) Zusammenfassender Bericht des Arbeitsausschusses "Ärztliche Behandlung" des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen über die Beratungen des Jahres 1998 zur Bewertung der Extrakorporalen Stoßwellentherapie (ESWT) bei orthopädischen, chirurgischen und schmerztherapeutischen Indikationen gemäß §135 Abs.1 SGB V (PDF; 934 KB)
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte hierzu diesen Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!