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vom 11.04.2022, aktuelle Version,

Felix Reichmann

Felix Reichmann (geb. 14. September 1899 in Wien, Österreich-Ungarn; gest. 24. Juli 1987 in Ithaca, N.Y.) war ein österreichisch-amerikanischer Bibliothekar, Kunsthistoriker, Buchhändler und Museumskurator.

Leben

Felix Reichmann war der Sohn des jüdischen Buchhändlers und Antiquars Alois Reichmann (1868–1936) und seiner Frau Emilie, geb. Löwe (1871–1950). Er besuchte das K. k. Elisabeth-Gymnasium Wien-Margareten (heute Rainergymnasium),[1] unterbrochen von einem Einsatz im Ersten Weltkrieg von März 1917 bis Dezember 1918. Das Studium der Kunstgeschichte an der Universität Wien schloss Reichmann 1923 ab und wurde mit der Arbeit Die gotische Wandmalerei in Niederösterreich zum Dr. phil. promoviert. Danach arbeitete er in Frankfurt, Paris, London und Florenz als Buchhändler. 1926 übernahm er die Buchhandlung des Vaters in Wien-Wieden.[2] 1933 wurde Lilly Dörfler (1907–1997) seine Ehefrau, das Paar hatte eine Tochter. Nach dem „Anschluss Österreichs“ 1938 wurde sein Geschäft arisiert, Reichmann selbst wurde von 1938 bis Februar 1939 zuerst im KZ Dachau und darauf im KZ Buchenwald interniert. Durch hartnäckige Anstrengungen seiner Frau und verschiedener internationaler Kollegen gelang 1939 seine Freilassung. Die Familie konnte dann in die USA emigrieren; Reichmanns Mutter und Schwester gelang die Flucht nach England.

In den USA wurde Reichmann Kurator des Landis Valley Museum in Pennsylvania. Von 1940 bis 1942 studierte er in Chicago Bibliothekswissenschaft und wurde anschließend Bibliothekar an der Carl Schurz Foundation in Philadelphia. 1944 erlangte er die amerikanische Staatsbürgerschaft.

Ab 1945 war Reichmann in Württemberg-Baden für die Militärregierung der Vereinigten Staaten als Leiter der Kontrolle für Druckwerke (Chief of the Publications Control Branch) in der Amerikanischen Besatzungszone tätig und arbeitete am Wiederaufbau des deutschen Buchhandels mit. Seine Buchhandlung in Wien wurde 1951 restituiert, Reichmann übereignete sie jedoch bald darauf seinem ehemaligen Mitarbeiter Hans Edelmann[3], der ebenfalls hatte emigrieren müssen; sie bestand bis zum Jahr 2010.[4]

1947 wurde er Bibliothekar an der Cornell University in Ithaca, NY. In dieser Funktion lehrte er auch und baute bedeutende Sammlungen der Universitätsbibliothek auf. 1965 wurde er zum Professor für Bibliografie ernannt, 1970 emeritierte er.

Schriften (Auswahl)

  • Gotische Wandmalerei in Niederösterreich. Amalthea Verlag, Zürich/Wien 1925 (Wiener Studien zur Kunstgeschichte; 1).
  • The Book trade at the time of the Roman Empire. In: Library Quarterly Jg. 8, 1938, Heft 1, S. 40–76.
  • Christopher Sower sr, 1694-1758, Printer in Germantown. Carl Schurz Memorial Foundation, Philadelphia 1943 (Bibliographies on German American History, 2).
  • The Reorganization of the book trade in Germany. In: Library Quarterly Jg. 17, 1947, Heft 3, S. 185–200.
  • Sugar, gold and coffee. Essays on the history of Brazil. The Francis Hull Library of Braziliana. Cornell University Library, Ithaca, NY, 1959.
  • Mit Josephine Tharpe, Henriette Avram und anderen: Bibliographic Control of Microforms. Greenwood Press, Westport, CT, 1972.
  • The Sources of Western literacy. The Middle Eastern civilizations. Greenwood Press, Westport, CT, 1980 (Contributions in Librarianship and Information Science, 29).

Literatur

Einzelnachweise

  1. So der damalige Name: siehe Lehmann’s Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger nebst Handels- und Gewerbe-Adreßbuch für die k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien. Jg. 1911, Band 2, 5. Behörden, öffentliche und Privat-Institute, Unterrichts-Anstalten, Vereine und Zeitungen S. 557
  2. Wiedner Hauptstraße 18; Wiener Adreßbuch Lehmanns Wohnungs-Anzeiger für Wien Jg. 1927 , Band 2, III. Teil. Handel- und Gewerbetreibende in Wien … S. 88
  3. Edelmann, Hans. In: Ernst Fischer: Verleger, Buchhändler & Antiquare aus Deutschland und Österreich in der Emigration nach 1933: Ein biographisches Handbuch. Elbingen: Verband Deutscher Antiquare, 2011, S. 57f.
  4. Gerhard Zeillinger: Wie wird es mit den Büchern weitergehen? In: Der Standard online, 12. November 2011, abgerufen am 21. Jänner 2019.