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vom 31.01.2021, aktuelle Version,

Fieberklee

Fieberklee

Fieberklee (Menyanthes trifoliata)

Systematik
Asteriden
Euasteriden II
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Fieberkleegewächse (Menyanthaceae)
Gattung: Menyanthes
Art: Fieberklee
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Menyanthes
L.
Wissenschaftlicher Name der Art
Menyanthes trifoliata
L.

Der Fieberklee oder Bitterklee (Menyanthes trifoliata) ist die einzige Pflanzenart der monotypischen Gattung Menyanthes in der Familie der Fieberkleegewächse (Menyanthaceae). Diese Sumpf- oder Wasserpflanze ist auf der Nordhalbkugel weit verbreitet. Die Loki Schmidt Stiftung kürte den Fieberklee zur „Blume des Jahres“ 2020.

Beschreibung

Illustration

Vegetative Merkmale

Der Fieberklee wächst als ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von bis zu 30 cm erreicht. An den Knoten der kriechenden, etwa fingerdicken Rhizome stehen die Laubblätter. Die Laubblätter sind in einen 12 bis 20 (selten bis 30) cm langen, basisnah verbreiterten Blattstiel und eine dreizählig gefiederte Blattspreite gegliedert. Die drei fast sitzenden Blättchen sind elliptisch und ganzrandig.

Generative Merkmale

Fruchtstand

In den Blattachseln stehen auf einem 20 bis 30 cm langen, blattlosen Schaft die aufrechten, traubigen Blütenstände. Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf kleinen, grünen Kelchblätter sind am Grunde verwachsen. Die fünf schmalen Kronblätter sind bis etwa 1,5 cm lang und außen anfangs häufig lebhaft rosa, so dass die knospigen Blütenstände insgesamt rosa erscheinen. Innen sind die Kronblätter von vielen kräftigen, langen Fransenhaaren bedeckt und von sehr hell rosa bis fast rein weißer Farbe. In voller Blüte sind sie leicht nach hinten zurückgerollt. Die fünf violetten, abwechselnd zu den Kronblättern stehenden Staubblätter öffnen sich längs, spreizen die Pollensäcke pfeilförmig ab und entlassen orangefarbenen Pollen. Zwei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen Fruchtknoten verwachsen, der einen fadenförmigen Griffel mit zwei Narbenästen trägt. Diese Art ist heterostyl (verschiedengrifflig).

Es wird eine zweiklappige Kapselfrucht gebildet, die einen Durchmesser von 6 bis 7 mm aufweist. Sie enthält mehrere glatte, braune, eiförmige Samen, die einen Durchmesser von 2 bis 2,5 mm aufweisen.

Die Art hat die Chromosomenzahl 2n = 54[1].

Ökologie

Blütenstand
Fieberklee am Standort
Ins Flachwasser hineinwachsend

In Mitteleuropa reicht die Blütezeit von Ende April bis Juni, die Fruchtreife von Juni bis Juli.

Der Fieberklee ist als Wasserpflanze ein Wasserwurzler oder eine Sumpfpflanze. Er weist folgende Anpassungen an den Sumpfstandort auf: Stängel und Blattstiele sind hohl und dienen der Durchlüftung am sauerstoffarmen Sumpfstandort und dem Auftrieb. Der Gehalt an Gerbstoffen beträgt bis zu 7 %, was der Fäulnisbildung entgegenwirkt.

Blütenbiologisch handelt es sich um homogame „Große Trichterblumen“. Die Fransen der Kronblätter sind morphologisch haarförmige Emergenzen, die als Sperrhaare für kleine Insekten dienen und zugleich die Schauwirkung erhöhen. Die Nektarabsonderung erfolgt am Grunde der Fruchtknoten. Die Blüten reagieren auf Berührungs- und Temperaturreize. Bestäuber sind Hummeln und andere Bienen. Die Kapselfrüchte wirken als Windstreuer. Die Samen unterliegen der Schwimmausbreitung.

Der Fieberklee ist eine Pionierpflanze, die in Flachwasser vordringt, zur Verlandung beiträgt und so den Lebensraum für andere Arten bereitet, von denen er schließlich verdrängt wird. Als häufige Begleiter treten Braun-Segge (Carex nigra), Sumpf-Blutauge (Potentilla palustris), Sumpf-Veilchen (Viola palustris) und Schmalblättriges Wollgras (Eriophorum angustifolium) auf.

Vorkommen und Gefährdung

Der Fieberklee hat eine weite zirkumpolare Verbreitung auf der Nordhalbkugel und gilt als arktisch-nordisches Florenelement.[2] Vom Flachland bis in subalpine Höhenstufen wächst er in Feuchtgebieten terrestrisch und halb untergetaucht schwimmend ins Flachwasser hinein. Typische Standorte sind Quellsümpfe von Flüssen, Bruchwälder, Zwischenmoore und die Ränder von Hochmooren. Er gedeiht vor allem in Zwischenmoor- und Schlenken-Gesellschaften (Scheuchzerietalia palustris)[1].

In den Allgäuer Alpen steigt er im Hochalpsee am Widderstein im Kleinen Walsertal bis zu 2000 m Meereshöhe auf[3].

Da viele dieser natürlichen Standorte jedoch trockengelegt wurden, gilt der Fieberklee in Deutschland als gefährdet. Er steht gemäß Bundesartenschutzverordnung unter besonderem Schutz und darf nicht ohne Genehmigung aus der Natur entnommen werden.

Systematik

Die Gattung Menyanthes wurde 1753 durch Carl von Linné mit der Typusart Menyanthes trifoliata in Species Plantarum aufgestellt.[4] Ein Synonym für Menyanthes L. ist Limnanthemum S.G.Gmel.[5] Ihren botanischen Namen Menyanthes trifoliata (von griechisch: direkt übersetzt „dreiblättrige Monatsblüte“) erhielt diese Art wegen ihrer typischen drei Teilblätter und wegen der früher verbreiteten Annahme, die Pflanzen würden nur für einen Monat im Jahr blühen.

Pharmakologie

Den getrockneten Blättern der blühenden Pflanze wird eine heilende Wirkung nachgesagt.

Wirkstoffe sind: Bitter schmeckende Secoiridoidglykoside wie Dihydrofoliamenthin und Iridoidglykoside wie Loganin; Monoterpenalkaloide wie Gentianin entstehen wohl erst bei der Aufarbeitung der Pflanze; Flavonoide, Cumarine, Phenolcarbonsäuren und Gerbstoffe.

Als Bittermittel fördert die Droge die Speichel- und Magensaftsekretion und wird deshalb bei Appetitlosigkeit und Verdauungsstörungen sowie bei Völlegefühl oder Blähungen eingesetzt. Auch in bitteren Kräuterlikören und -schnäpsen sind gelegentlich Auszüge enthalten. Fieberkleeblätter werden überwiegend in Teemischungen verwendet.

Die früher übliche Einnahme gegen Fieber kann auf Grund der Inhaltsstoffe nicht nachvollzogen werden.

Heutige Zubereitungsvorschriften sind im Homöopathischen Arzneibuch (HAB) aufgeführt.[6] Im 19. Jahrhundert wurde der frisch ausgepresste Saft der „eben zur Blüte aufbrechenden ganzen Pflanze“ mit der gleichen Menge Weingeist gemischt.[7]

Toxikologie

Alle Pflanzenteile sind kaum giftig. Hauptwirkstoffe sind Alkaloide wie Gentianin.[8]

Als Auswirkung können unangenehme Kopfschmerzen auftreten. Große Dosen können Erbrechen und Durchfall bewirken, was aber nur bei Missbrauch des alten Volksheilmittels zu erwarten ist.[8]

Quellen

  • Ting-nung Ho, Robert Ornduff: Menyanthaceae. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 16: Gentianaceae through Boraginaceae. Science Press/Missouri Botanical Garden Press, Beijing/St. Louis 1995, ISBN 0-915279-33-9, S. 140 (englisch)., PDF-Datei, online (Abschnitte Beschreibung und Verbreitung).
  • Mohammad Qaiser: Flora of West Pakistan. 111: Menyanthaceae. Stewart Herbarium, Rawalpindi 1977, online (Abschnitt Beschreibung).
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
  • Lutz Roth, Max Daunderer, Kurt Kormann: Giftpflanzen – Pflanzengifte. Giftpflanzen von A-Z. Notfallhilfe. Vorkommen. Wirkung. Therapie. Allergische und phototoxische Reaktionen. 4. Auflage. Nikol, Hamburg 2000, ISBN 3-933203-31-7 (Nachdruck von 1994).
  • Ingrid Schönfelder, Peter Schönfelder: Das neue Handbuch der Heilpflanzen. Sonderausgabe. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-440-12932-6.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. Seite 750. ISBN 3-8001-3131-5
  2. Fieberklee. FloraWeb.de
  3. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 353.
  4. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 145, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D1%26issue%3D%26spage%3D145%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D
  5. Menyanthes bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
  6. awl.ch: Menyanthes trifoliata - Fieberklee
  7. Samuel Hahnemann: Reine Arzneimittellehre. Band 5. Dresden, Leipzig 1826, S. 14–40 (Bitterklee (Menyanthes trifoliata.) bei Zeno.org.).
  8. 1 2 Lutz Roth, Max Daunderer, Kurt Kormann: Giftpflanzen – Pflanzengifte. Vorkommen, Wirkung, Therapie, allergische und phototoxische Reaktionen. Mit Sonderteil über Gifttiere. 6., überarbeitete Auflage, Sonderausgabe. Nikol, Hamburg 2012, ISBN 978-3-86820-009-6.
Commons: Fieberklee (Menyanthes trifoliata)  – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Fieberklee  – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


-- Pachl W, Donnerstag, 4. Februar 2016, 17:42

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Laubblätter und Blütenstand von Fieberklee ( Menyanthes trifoliata ). Eigenes Werk . Picture taken with: + tripod. Location: North-eastern Lower Saxony, Germany. Christian Fischer
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Menyanthes trifoliata Eigenes Werk Frank Vincentz
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Fieberklee. A Pflanze in natürl. Grösse; 1 Blüthenknospe, vergrössert; 2 Blüthe, desgl.; 3 dieselbe im Längsschnitt, desgl.; 4 u. 5 Staubgefässe mit Theil der Krone und Kelch, von verschiedenen Seiten, desgl.; 6 Pollen, desgl.; 7 oberer Theil eines die innere Seite der Blumenlappen bedeckenden Zottenhaares desgl.; 8 Stempel, desgl.; 9 abgeblühte Blüthe, desgl.; 10 reife geöffnete Frucht, desgl.; 11 u. 12 Same von verschiedenen Seiten, desgl.; 13, 14, 15 derselbe im Längs- und Querschnitt, desgl. List of Koehler Images Franz Eugen Köhler, Köhler's Medizinal-Pflanzen
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Menyanthes trifoliata Eigenes Werk Frank Vincentz
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Nom français : trèfle d'eau. Nom anglais : bog buckbean. Infrutescence (fruits, capsules) de trèfle d'eau, vue de côté. Bibliothek der Université Laval Ayotte, Gilles, 1948-
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Menyanthes trifoliata , flowering plant, cultivated in Wrocław University Botanical Garden, Wrocław, polska. Eigenes Werk Agnieszka Kwiecień, Nova
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Fruchtstand an Menyanthes trifoliata im Botanischen Garten Dresden Eigenes Werk Michael Wolf ( Webseite )
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