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vom 02.02.2016, aktuelle Version,

Gadertal

Die Gader bei Pederoa in Wengen
Blick nach Norden Richtung St. Martin in Thurn
Blick von Costa nach Wengen, Richtung Süden

Das Gadertal (ladinisch und italienisch: Val Badia) liegt in Südtirol (Italien) und verweist mit seinem Namen auf den Fluss Gader (ladinisch: La gran Ega, „das große Wasser“), der das Tal entwässert. Das Gadertal durchzieht in Nord-Süd-Richtung die nördlichen Dolomiten und mündet bei St. Lorenzen ins Pustertal, wo auch die Gader in die Rienz fließt. Der Name Abteital, der gelegentlich als Synonym zu Gadertal verwendet wird, bezieht sich eigentlich nur auf den hintersten Talabschnitt südlich von St. Leonhard (San Linêrt/San Leonardo).[1] Dort befindet sich auch das Skigebiet Alta Badia mit der Piste Gran Risa.

Geographie

Das Gadertal ist umgeben von mächtigen Bergen der Dolomiten wie dem Heiligkreuzkofel (2908 m), dem Lagazuoi (2778 m) oder dem Piz Boè (3152 m). Sie schirmten die Bevölkerung von Fremdeinflüssen ab, wodurch Sprache und Lebensstil bis in die Neuzeit erhalten blieben.

Administrativ gehört das Gadertal zu den Gemeinden Enneberg (Mareo/Marebbe), St. Martin in Thurn (San Martin de Tor/San Martino in Badia), Wengen (La Val/La Valle), Abtei (Badia) und Corvara. Südlich von Stern (La Ila/La Villa) befindet sich die weite Hochebene Pralongià und teilt das Gadertal in einen südwestlichen und einen südöstlichen Arm. Der westliche Teil verzweigt sich bei Corvara erneut, den Talabschluss bilden am Westende das Grödner Joch und im Südwesten der Campolongopass (1875 m), der das Gadertal mit Buchenstein verbindet. Der ostseitige Teil führt über St. Kassian zum Valparolapass, der das Gadertal mit Cortina d’Ampezzo verbindet.

Teile der südwestlichen Talflanken des Gadertals sind im Naturpark Puez-Geisler unter Schutz gestellt, Teile der südöstlichen Talflanken im Naturpark Fanes-Sennes-Prags.

Geschichte

Man nimmt an, dass das Gadertal von einer vorrömischen Urbevölkerung besiedelt war. Das Gadertal gilt als ladinisches Herz. In den Orten des Gadertales ist die ladinische Lebensweise und Sprache sehr lebendig geblieben, da sie wegen der geographischen Abgeschiedenheit lange Zeit nur schwer zugänglich waren.

In St. Martin in Thurn im Gadertal befindet sich das Museum Ladin auf Schloss Thurn und im Ort das ladinische Kulturinstitut Micurà de Rü. In diesem Museum wird gemäß einer Theorie von Lois Craffonara der Name „Gader“ auf das lateinische Quadra für Quadrat zurückgeführt. Demnach hatten die Römer für ländliche Siedlungen einen standardisierten Wegeplan nach Art eines Quadrats, bestehend aus neun kleineren Quadraten. Aus archäologischen Funden, die von anderen Orten bekannt sind, kann man prüfen, ob etwa Sankt Martin in Thurn einst nach einem solchen Plan erbaut wurde. Laut Craffonara kann man aus der Vogelperspektive die einzelnen Wege oder markanten Punkte von Sankt Martin einem solchen Quadratmuster zuordnen. Der Name „Quadrat“ soll sich schließlich auf das ganze Gadertal ausgebreitet haben, daher der Name „Gader“. Diesen Annahmen wird allerdings in der neueren Forschung widersprochen und stattdessen auf das karolingerzeitliche Verfahren der Feldvermessung im Tiroler Alpenraum hingewiesen, das erst im Frühmittelalter zu quadra-ähnlichen Flurteilungen führte.[2]

Die Gadertalstraße

Gadertalstraße, neuer Tunnel und alte Straße, sowie die Gader

Durch das Gadertal läuft die Gadertalstraße (ital.: Strada statale 244 di Val Badia). Sie wurde ab 1885 gebaut und am 4. Oktober 1892 eingeweiht. Ein weiterer Ausbau fand während des Ersten Weltkrieges durch russische Kriegsgefangene statt[3]. Nach damaliger Technik wurden die Brücken über die Gader möglichst kurz gehalten, sodass vor und nach den Brücken oft nahezu rechtwinklige Kurven bestanden. Ortsfrende Busfahrer oder Fernfahrer waren darauf oft nicht gefasst, sodass es gelegentlich zu Stauungen kam, weil zwei größere Fahrzeuge nicht aneinander vorbeikamen.

Am 6. Juni 1993 kam es zu einem Zusammenstoß zwischen einem italienischen Reisebus und einem PKW, wodurch der Bus von der Fahrbahn abkam und 30 Meter in die Schlucht stürzte. Durch den Sturz in die Gader wurde das Dach des Busses weggerissen. 18 Insassen starben, 22 Menschen wurden schwer verletzt.

Inzwischen wurde die Gadertalstraße mit vielen Tunneln bzw. Galerien ausgebaut, im Dezember 2006 wurde die neue Trasse für den Verkehr freigegeben[4]. Mit Ausnahme des höchstgelegenen Tunnels konnten die Tunnels von Fußgängern und Radfahrern auf der alten Gadertalstraße umgangen werden. Diese Umgehungen wurden aber mittlerweile (Stand 08/2014) gesperrt.

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Einzelnachweise

  1. Egon Kühebacher: Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte. Die geschichtlich gewachsenen Namen der Täler, Flüsse, Bäche und Seen. Athesia, Bozen 1995, ISBN 88-7014-827-0, S. 15.
  2. Irmtraut Heitmeier: „Quadrafluren“ in Tirol – Relikte aus römischer Zeit? In: Gerald Grabherr u. a. (Hrsg.): Vis imaginum. Festschrift für Elisabeth Walde. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2005. ISBN 3-200-00267-0, S. 128–136.
  3. Pescosta, Werner: Geschichte der Dolomitenladiner. Istitut Ladin Micurà de Rü 2013, ISBN 978-88-8171-105-5
  4. Seite der Autonomen Provinz Bozen, Abteilung Tiefbau