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vom 05.06.2021, aktuelle Version,

Geißraute

Geißraute

Geissraute (Galega officinalis)

Systematik
Ordnung: Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Unterfamilie: Schmetterlingsblütler (Faboideae)
Tribus: Galegeae
Gattung: Galega
Art: Geißraute
Wissenschaftlicher Name
Galega officinalis
L.

Die Geißraute (Galega officinalis), auch Echte Geißraute, Bockskraut, Fleckenkraut, Geißklee, Pockenraute, Suchtkraut, Ziegenraute genannt, ist die einzige in Mitteleuropa heimische Pflanzenart der Gattung Galega und gehört zur Unterfamilie Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae).

Beschreibung

Galega officinalis – Illustration aus Thomé
Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz 1885
Die Nebenblätter sind pfeilförmig
Habitus
Blüte
Der oberste Staubfaden ist zur Hälfte mit den übrigen zu einer Röhre verwachsen.

Vegetative Merkmale

Die Geißraute ist eine ausdauernde krautige Pflanze. Sie bildet rübenartige Wurzeln. Die bis zu 1 Meter hohen Stängel sind hohl und gerieft. Die wechselständigen Laubblätter sind unpaarig gefiedert. Die 9 bis 17 Fiederblättchen sind 3 bis 9 mm breit und streifennervig. Nebenblätter sind vorhanden.

Generative Merkmale

Die Blütezeit erstreckt sich in Europa von Sommer bis Herbst. Bis zu 50 Blüten stehen in einem dichten, gestielten traubigen Blütenstand.

Die rosaroten, ins bläuliche tendierenden oder weißen, 9 bis 15 mm großen, zygomorphen Blüten sind purpurfarben geädert. Die Blütenhülle besteht aus zwei kleinen Flügeln, einer Fahne und einem aus zwei verwachsenen Kronblättern entstandenen Schiffchen. Die Blüte besitzt neun an den Filamenten verwachsene Staubblätter und ein freies Staubblatt. Das Fruchtblatt ist oberständig.

Die bis zu 3 Zentimeter lange Hülsenfrüchte enthalten flache, braune Samen.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 16.[1]

Ökologie und Giftigkeit

Bei der Echten Geißraute handelt es sich um einen Hemikryptophyten. Die Echte Geißraute gilt als Bienenweide. Sie ist Nahrungsquelle für die Raupe von Coleophora vicinella aus der Familie der Miniersackträger oder Sackträgermotten (Coleophoridae).

Für Säugetiere ist die Pflanze giftig, tödliche Vergiftungen von Weidevieh wurden beobachtet. Alle Pflanzenteile sind giftig; während der Blütezeit und der Fruchtbildung ist der Giftgehalt am höchsten. Die Giftstoffe bleiben auch beim Trocknen erhalten. Auch laut Madaus werden Vergiftungserscheinungen an Weidetieren während der Blütezeit berichtet, andererseits gesteigerte Milcherträge festgestellt, laut Camerarius sogar vermehrtes Eierlegen bei Hühnern.[2]

Vorkommen

Das natürliche Verbreitungsgebiet der Geißraute ist der östliche Mittelmeerraum, südliches Mitteleuropa, Süd- und Osteuropa bis Vorderasien.

In West- und Süditalien wurde sie als Futterpflanze kultiviert. Diese Art wurde früher häufig als Heil- und Zierpflanze angebaut und ist seit dem 19. Jahrhundert gebietsweise beständig verwildert anzutreffen. In manchen Ländern gilt sie als invasive Pflanze.

Sie wächst in Gegenden mit mildem Klima auf feuchten, lehmigen Wiesen sowie an Bachufern und in Auenwäldern. Sie ist in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet eine Charakterart der Ordnung Convolvuletalia, kommt aber auch in Pflanzengesellschaften des Verbands Agropyro-Rumicion vor.[1]

Taxonomie

Die Erstveröffentlichung von Galega officinalis erfolgte durch Carl von Linné. Der botanische Gattungsname Galega soll sich vom griechischen Wort gála für Milch und ágein für treiben ableiten. Das Artepitheton officinalis bezeichnet Pflanzenarten mit einer arzneilichen Wirkung. Synonyme für Galega officinalis sind: Accoromba tricolor, Callotropis tricolor, Galega bicolor Boiss. & Hausskn. ex Regel, Galega patula Steven, Galega persica Pers., Galega vulgaris Lam., Galega coronilloides

Anwendung als Heilpflanze

Madaus nennt es eine ungelöste Streitfrage, ob antike Ärzte die Pflanze kannten, doch sei sie in Italien bis ins frühe Mittelalter, in Deutschland bis ins 15. Jahrhundert anscheinend unbekannt geblieben. H. Bock und L. Fuchs erwähnten sie noch gar nicht, Gesner und Camerarius hingegen schon, um 1600 sei sie schon in vielen deutschen Gärten zu Heilzwecken kultiviert worden. Sie wurde besonders als harn- und schweißtreibend, gegen Würmer, Verdauungs- und Stoffwechselstörungen, Hautkrankheiten, Epilepsie und Vergiftungen empfohlen. Späteren Untersuchungen zufolge wirke der Inhaltsstoff Galegin ähnlich wie Guanidin gegen Diabetes mellitus, in geringerem Maße auch gegen Diabetes insipidus. So empfehle Janson bei leichtkranken Diabetikern einen Tee aus Geißraute, Bohnenschoten und Dolden-Winterlieb.[2]

Chemische Strukturformel von Galegin

Die Droge heißt Galegae herba, Herba Galegae oder Herba Rutae capriariae; verwendet werden die getrockneten, während der Blütezeit gesammelten oberirdischen Pflanzenteile.

Extrakte der Geißraute enthalten als wesentliche Inhaltsstoffe das Alkaloid Galegin, ein Guanidin-Derivat, und ferner das Glykosid Galuteolin, Gerbstoffe, Saponine und Bitterstoffe. Untersuchungen belegen die milchfördernde und blutzuckersenkende Wirkung von Galega officinalis. Verwendet wird der Wirkstoff in der Homöopathie bei ungenügendem Milchfluss bei Wöchnerinnen.[3]

Trivialnamen

Für die Geißraute bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Bakraute, Fleckenkraut, Heydenkraut (mittelhochdeutsch), Pestilenzkraut, Petechienkraut, Pockenraute (mittelhochdeutsch), Suchtkraut (mittelhochdeutsch) und Ziegenraute (mittelhochdeutsch).[4]

Weitere Bilder

Einzelnachweise

  1. 1 2 Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 600.
  2. 1 2 Gerhard Madaus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Band II. Olms, Hildesheim / New York 1979, ISBN 3-487-05891-X, S. 1402–1407 (Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1938).
  3. W. Arnold, Heilpflanzen, abgerufen am 16. Oktober 2011
  4. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 157, archive.org

Literatur

  • H. Heiss: Wiener Medizinische Wochenschrift (24/1968)
  • R. F. Weiss: Phytotherapie, Hippokrates Verlag Stuttgart (1985)
Commons: Geißraute (Galega officinalis)  – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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