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vom 17.04.2022, aktuelle Version,

Georg Friedrich Haas

Georg Friedrich Haas, 2014 (aufgenommen von Gian Marco Castelberg)

Georg Friedrich Haas (* 16. August 1953 in Graz) ist ein österreichischer Komponist.

Werdegang

Georg Friedrich Haas, Enkel des Architekten Fritz Haas,[1] wuchs in Tschagguns (Vorarlberg) auf. Er studierte von 1972 bis 1979 an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz Komposition (u. a. bei Iván Eröd und Gösta Neuwirth), Klavier (Doris Wolf) und Musikpädagogik. Haas ist Gründungsmitglied der Grazer Komponistenvereinigung die andere saite. Von 1981 bis 1983 studierte Haas bei Friedrich Cerha in Wien.[2] Er nahm mehrmals an den Darmstädter Ferienkursen und am „Stage d’Informatique Musicale pour compositeur“ am IRCAM in Paris teil. 1991 bis 1994 war er Leiter der Bludenzer Tage zeitgemäßer Musik.

Georg Friedrich Haas lehrte zunächst als Dozent und später mit Unterbrechungen als Professor an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz u. a. die Fächer zeitgenössische Kompositionstechniken und Kontrapunkt. Seit Herbst 2005 ist er außerdem Dozent für Komposition an der Hochschule für Musik der Musik-Akademie der Stadt Basel. Seit September 2013 ist er Professor für Komposition an der Columbia University New York.

Am 14. September 2017 kommentierte Haas als Festredner zum 50. Steirischen Herbst in Graz, die 1963 an Joseph Papesch erfolgte Verleihung des Peter-Rosegger-Literaturpreises sei nicht trotz, sondern „wegen seiner NS-Vergangenheit“ erfolgt.[3][4]

Georg Friedrich Haas ist in vierter Ehe mit der Amerikanerin Mollena Williams-Haas verheiratet und hat drei Kinder aus den vorangegangenen Ehen.[5] Der dokumentarische Spielfilm „The Artist and the Pervert“ (2017, Regie: Beatrice Behn, René Gebhardt) porträtiert die sadomasochistische Beziehung zu seiner jetzigen Ehefrau.[6][7]

Haas gehört dem Österreichischen Kunstsenat an.[8]

Ästhetik und Werk

Georg Friedrich Haas gilt als Vertreter der Spektralmusik. Seine Werke zeichnen sich vor allem durch klangliche Experimente aus, die oft auf ein Aufbrechen des zwölftönigen Systems zur intensiven Nutzung der Mikrointervallik und Panchromatik sowie spezieller Obertonreihen zurückgehen. Haas’ Ästhetik ist von der Überzeugung getragen, Musik vermöge „Emotionen und seelische Zustände von Menschen so zu formulieren, daß sie auch von anderen Menschen als die ihren angenommen werden können“.[9] So hat Haas mit dem Intellektualismus mancher Strömungen der musikalischen Avantgarde (z. B. des Dekonstruktivismus) gebrochen. Viele seiner Kompositionen kreisen um die thematischen Pole „Nacht“, „Fremde“ und „Romantik“. Haas arbeitet mit zum Teil stark repetitiven Verläufen.

Auszeichnungen

Kompositionen und Schriften (Auswahl)

Bühnenwerke

Orchesterwerke

  • Konzert für Posaune und Orchester (2016)
  • Zugabe für Orchester (UA: 2016 Bamberg)
  • 3 Stücke für Mollena für Kammerchor und Kammerorchester (UA: 2016 München)
  • concerto grosso Nr. 1 für Alphörner und Orchester (UA: „musica viva“ 2014)
  • Tetraedrite für Orchester (2011/2012)
  • limited approximations für sechs Flügel und Orchester (UA: Donaueschinger Musiktage 2010)
  • Bruchstück für großes Orchester (2007)
  • Konzert für Klavier und Orchester (2007)
  • Hyperion Konzert für Lichtstimme und Orchester. (UA Donaueschinger Musiktage 2006)
  • Opus 68 für großes Orchester; Nach der 9. Klaviersonate von Alexander Skrjabin. 2004.
  • Konzert für Violoncello und großes Orchester (2004)
  • Natures mortes für Orchester und Akkordeon. (UA Donaueschinger Musiktage 2003)
  • ...sodass ich’s hernach mit einem Blick gleichsam wie ein schönes Bild... im Geist übersehe für Streichorchester (2001)
  • Torso für großes Orchester; nach der unvollendeten Klaviersonate in C-Dur D 840 von Franz Schubert (1999/2000)
  • Descendiendo für Orchester (1993)

Ensemblewerke

  • Release für Streichensemble (mit je umgestimmten Zweitinstrument), Harfe (mit 2 mikrotonal umgestimmten Harfen, eventuell noch einer dritten, traditionell gestimmten Harfe), Klavier (2016)
  • Oktett für acht Posaunen (UA: Donaueschinger Musiktage 2015)
  • La profondeur für 13 Instrumentalisten (2009)
  • Haiku für Bariton und zehn Instrumente (2005)
  • Ritual für zwölf große Trommeln und drei Blaskapellen (2005)
  • Sieben Klangräume für Chor und Orchester (UA Salzburg 2005)
  • tria ex uno für Ensemble (2001/2002)
  • in vain für 24 Instrumente (2000/2002)
  • Blumenstück für Chor, Basstuba und Streichquintett (2000)
  • Nach-ruf...ent-gleitend... für Ensemble (1999)
  • Fremde Welten Konzert für Klavier und 20 Streicher (1997)

Kammermusik

  • Blumenwiese, für Saxophon, Klavier und Schlagzeug (2017–2018)
  • 10. Streichquartett (2016)
  • 9. Streichquartett (2016)
  • 6. Streichquartett (2010)
  • 5. Streichquartett (2007)
  • Quartett für 4 Gitarren (2007)
  • 4. Streichquartett (2003)
  • In iij. Noct, 3. Streichquartett (2003)
  • flow and friction für Sechzehnteltonklavier zu vier Händen, (2001)
  • 2. Streichquartett (1998)
  • 1. Streichquartett (1997)
  • ...aus freier Lust...verbunden... für verschiedene Besetzungen (1994)
  • ...Schatten...durch unausdenkliche Wälder für zwei Klaviere und zwei Schlagzeuger (1992)
  • Drei Hommages für einen Pianisten und zwei im Abstand eines Vierteltons gestimmte Klaviere (1985)

Solowerke

Schriften

Wissenschaftliche Aufsätze über die Arbeiten von Luigi Nono, Iwan Wyschnegradsky, Alois Hába, Pierre Boulez und Franz Schubert[15]

Literatur

Martin Veselovic: "in vain". Diplomarbeit: Kunstuniversität Graz 2002

Lisa Farthofer: Georg Friedrich Haas: Im Klang denken. Saarbrücken: Pfau 2007

Pierluca Lanzilotta: L'euforia di Bruckner e la catastrofe di Schüssel: "in vain" di Georg Friedrich Haas. Diplomarbeit: Conservatorio di Parma 2008

Einzelnachweise

  1. Cordula Reyer: Georg Friedrich Haas: „Scham ja, Schuld nein“. In: Die Zeit. 8. November 2016, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 8. November 2016]).
  2. Bernhard Günther: Georg Friedrich Haas. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Personenteil, Bd. 8, 2. Aufl. Bärenreiter, Kassel 2002, Sp. 336–338, Sp. 336.
  3. Georg Friedrich Haas: Der Herbst, Nazi-Nebel und Kunst über Graz. Redeauszug in der Tageszeitung Der Standard, 16. September 2017, S. 38.
  4. Rede Haas’ vom 14. September 2017 auf der Website des Steirischen Herbstes
  5. Georg Friedrich Haas • VAN Magazin. 3. Februar 2016, abgerufen am 7. Mai 2021 (deutsch).
  6. Dokumentarfilm „The Artist & The Pervert“ – Sklavin und Muse. In: Deutschlandfunk Kultur. (deutschlandfunkkultur.de [abgerufen am 31. Oktober 2018]).
  7. Maria Wiesner: Doku „The Artist and the Pervert“ – Sklavin und Herr. FAZ.net, 26. April 2020, online
  8. Mitglieder des Österreichischen Kunstsenats
  9. Georg Friedrich Haas: „These shadows of memory“. Über das Finale des ersten Abschnitts meiner Oper „die schöne Wunde“. In: Andreas Dorschel (Hg.): Resonanzen. Vom Erinnern in der Musik. Universal Edition, Wien/London/New York 2007 (Studien zur Wertungsforschung 47), S. 197–204, S. 203.
  10. Erste Bank KompositionspreisträgerInnen seit 1989 auf sponsoring.erstebank.at (abgerufen am 6. Juni 2021).
  11. Ernst-Krenek-Preis - PreisträgerInnen auf Wien Geschichte Wiki (abgerufen am 6. Juni 2021)
  12. Großer Österreichischer Staatspreis für Musik - PreisträgerInnen auf Bundesministerium Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport (abgerufen am 26. Februar 2021)
  13. Neue Mitglieder der Akademie der Künste Pressemitteilung der Akademie der Künste Berlin, 18. Juni 2012
  14. Musikpreis Salzburg 2013 auf der Seite des Landes Salzburg
  15. Über Schuberts Erlkönig

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Georg Friedrich Haas, 2014 (aufgenommen von Gian Marco Castelberg) Die Datei stammt aus dem New York Times Artikel https://www.nytimes.com/2014/02/23/arts/music/georg-friedrich-haass-works-are-rooted-in-microtonality.html . Urheber des Fotos ist Gian Marco Castelberg. Gian Marco Castelberg (Gian Marco Castelberg Photography)
CC BY-SA 4.0
Datei:Georg Friedrich Haas, 2014 (aufgenommen von Gian Marco Castelberg).jpg