Georg Gottlob Ungewitter
Georg Gottlob Ungewitter (* 15. September 1820 in Wanfried; † 6. November 1864 in Kassel) war ein deutscher Architekt und Baumeister.
Leben
Ungewitter gehörte zu den ersten Vertretern der Wiederbelebung gotischer Formen in Deutschland (Neugotik oder Neogotik) und spielte damit eine wichtige Rolle in der historistischen Architektur, speziell im Kirchenbau.
Ungewitter unterrichtete zwischen 1852 und 1864 an der Höheren Gewerbeschule Kassel. Dort waren unter anderem Rudolph Amandus Philippi (Naturforscher) und Robert Wilhelm Bunsen (Chemiker) seine Kollegen, der Architekt Wilhelm Lotz 1851/52 sein Kollege und Schüler. Ungewitters Lehre, Gebäudeentwürfe und erschienenen Buchprojekte haben geholfen, hohe Standards von Kunstfertigkeit mit einer archäologischen Genauigkeit zu entwickeln. Seine feinen Details von Säulen, Fenstern und Balkenköpfen sind erst eine Generation später üblich. Wie groß seine Rolle in der Verbreitung der Neugotik im deutschen Sprachraum tatsächlich war, müsste erst noch sorgfältig herausgearbeitet werden. Die Ursprünge in England sind bei ihm wie bei seinen Zeitgenossen erkennbar.
Offenbar sind nur wenige seiner Entwürfe gebaut worden (im Gegensatz etwa zu seinem stilistisch und regional nahen Kollegen Conrad Wilhelm Hase). Dies lag sicher erstens an seiner primären Rolle als Lehrer, dann aber wohl zweitens auch an seiner Originalität; insbesondere die allein stehenden Bauten sind höchst vielgestaltig, mit zahlreichen Anbauten, Erkern und vor allem komplizierten Dächern, deren Körper sich manchmal regelrecht gegenseitig durchdringen. Drittens aber vollzieht Ungewitter nicht den offensichtlichen Wandel von der einfachen Grundrissgliederung der Romantik hin zur starken Differenzierung in viele verschiedene Funktionsräume im Historismus. Ungewitter war Mitglied im Hamburger Künstlerverein von 1832.
Schriften (Auswahl)
- Entwürfe zu gotischen Möbeln. Carl Flemming, Glogau 1851, OCLC 11695006.
- Entwürfe zu Stadt- und Landhäusern. 52 Bauentwürfe, 12 Lieferungen, 2 Bände, Verlag von Carl Fleming, Glogau 1856–1864, OCLC 43738995.
- Lehrbuch der gotischen Konstruktionen. T.O. Weigel, Leipzig 1859–1864, OCLC 277140628.
- Details gotischer Möbel. Hessling, Berlin 1893 (2 Bände).
- Details für Stein- und Ziegel-Architectur im romanisch-gothischen Style. 4. Auflage, Hessling, Berlin 1896 (Digitalisat)
- Gothische Holz-Architektur. Hessling, Berlin 1896 (Digitalisat)
Literatur
- Ungewitter, Georg Gottlob. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 33: Theodotos–Urlaub. E. A. Seemann, Leipzig 1939, S. 577.
- August Reichensperger: Georg Gottlob Ungewitter und sein Wirken als Baumeister: zumeist aus Briefen desselben dargestellt. T.O. Weigel, Leipzig 1866, OCLC 601710915.
- Wolfgang Brönner: Die bürgerliche Villa in Deutschland 1830–1890. Patmos-Schwann-Verlag, Düsseldorf 1987.
- Karen David-Sirocko: Georg Gottlob Ungewitter und die malerische Neugotik in Hessen, Hamburg, Hannover und Leipzig. Verlag Michael Imhof, Petersberg 1997, ISBN 3-932526-03-1.
Weblinks
- Literatur von und über Georg Gottlob Ungewitter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Georg Gottlob Ungewitter auf worldcat.org (Schriftenverzeichnis)
Personendaten | |
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NAME | Ungewitter, Georg Gottlob |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekt und Baumeister |
GEBURTSDATUM | 15. September 1820 |
GEBURTSORT | Wanfried, Landgrafschaft Hessen-Rotenburg, Kurfürstentum Hessen |
STERBEDATUM | 6. November 1864 |
STERBEORT | Kassel, Kurfürstentum Hessen |