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vom 12.12.2021, aktuelle Version,

Gerd Grochowski

Gerd Grochowski (28. Februar 1956 in Krefeld16. Januar 2017 in Mainz) war ein deutscher Opernsänger der Stimmlage Bassbariton. Er wurde insbesondere in Wagner-Partien und für Rollen des frühen 20. Jahrhunderts bekannt.

Leben und Werk

Grochowski studierte zuerst Klavier und Musikerziehung, schließlich auch Gesang bei Edith Kertész an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Zu seinen Lehrern zählten auch der Dirigent Konrad Junghänel und der Bariton Josef Metternich. Nach seinem Abschluss wurde er 1986 als Ensemblemitglied an die Oper Köln verpflichtet.[1] Am 16. Januar 2017 verstarb Gerd Grochowski unerwartet.

Opernrollen

Der Sänger blieb drei Spielzeiten am Kölner Opernhaus und war danach überwiegend als Lieder- und Konzertsänger tätig. Ab 2001 folgte ein Engagement an die Oper Bonn, parallel dazu Gastspiele an den Wuppertaler Bühnen, an der Oper Frankfurt und beim Brucknerfest in Linz. In diesen Jahren erarbeitete er sich ein breites Repertoire, welches von der Frühklassik (Gluck) bis ins späte 20. Jahrhundert (Britten) reichte, und spezialisierte sich auf die dramatischen Partien seines Faches. Besonderen Erfolg errang er mit den klassischen Bösewichtern der Opernwelt, dem Pizarro in Beethovens Fidelio oder dem Scarpia in Puccinis Tosca. Er etablierte sich aber schon früh als kompetenter Wagner-Sänger, zuerst als Holländer, Telramund und Klingsor, später auch als Kurwenal, Gunther, Wotan und Wanderer.

Seinen Durchbruch zu einer internationalen Karriere erarbeitete sich der Sänger in der Titelpartie des Doktor Faustus von Ferruccio Busoni am Württembergischen Staatstheater in Stuttgart. Für diese Rolle wurde er von der Zeitschrift Opernwelt als Sänger des Jahres nominiert. Es folgten in rascher Folge Verpflichtungen an die Metropolitan Opera in New York (als Kurwenal), ans Teatro alla Scala von Mailand (als Kurwenal und Gunther) und an die Bayerische Staatsoper in München (als Scarpia und Pizarro). Die Plattform Bach Cantatas schrieb im Jahre 2009, Grochowski habe sich einen gut begründeten Ruf als einer der besten Sänger seines Faches erarbeitet.[1] Der Gunther in Wagners Götterdämmerung brachte ihn auch nach Berlin und London, an die San Francisco Opera und – unter der musikalischen Leitung von Sir Simon Rattle – zu den Salzburger Osterfestspielen. Als Telramund gastierte er am Royal Opera House Covent Garden in London, weiters in San Francisco, am NNT Tokyo und in der Berliner Philharmonie. Als Amfortas und Klingsor war er an der Opéra de Lyon, in Frankfurt und München zu sehen und zu hören.

Grochowski sang in zwei Inszenierungen des legendären französischen Regisseurs Patrice Chéreau, die beide auch als DVD erschienen sind:

Neben Wagner und den Bösewichtern entwickelte sich im Laufe der Jahre ein weiterer Schwerpunkt im Repertoire des Sängers, die Oper des frühen 20. Jahrhunderts. Er absolvierte sein Rollendebüt als Dr. Schön in Bergs Lulu am Teatro Real in Madrid, sang an De Nationale Opera in Amsterdam den Orest in der Elektra von Richard Strauss sowie in San Francisco und Stuttgart den Prus in Janáčeks Sache Makropulos. Am Palau de la Música Catalana von Barcelona verkörperte er erstmals die Titelpartie in Bartóks Herzog Blaubarts Burg, unter der musikalischen Leitung von Pinchas Steinberg, eine Rolle, die er 2015 auch am Hessischen Staatstheater Wiesbaden übernahm.[4] In Barcelona, allerdings am Gran Teatre del Liceu, war Grochowski auch in einer vorklassischen Oper zu sehen und zu hören, als Thoas in Glucks Iphigénie en Tauride, inszeniert von der deutschen Tanzkünstlerin Pina Bausch.

Sein Bayreuther Debüt erfolgte im Jahre 2016 als Klingsor in der Parsifal-Neuinszenierung von Uwe-Eric Laufenberg. Es dirigierte Hartmut Haenchen.[5] Er war für diese Rolle auch bei den Bayreuther Festspielen des Jahres 2017 vorgesehen.

In Laufenbergs Inszenierungen des Rings des Nibelungen am Musiktheater Linz in den Jahren 2013 bis 2015 sowie am Hessischen Staatstheater Wiesbaden in der Spielzeit 2016–17 war er als Wotan und Wanderer verpflichtet. Am Vorabend seines Todes sang er in Wiesbaden mit großem Erfolg den Wotan in der Premiere der Walküre.

Im Konzertsaal

Gerd Grochowski trat regelmäßig in konzertanten Opernaufführungen und als Bass-Solist in großen Chorwerken auf. Beispielsweise sang er den Herzog Blaubart im Auditori von Barcelona (unter der musikalischen Leitung von Pinchas Steinberg) und den Fremden in Henzes Opfergang in der deutschen Erstaufführung am 16. Dezember 2010 an der Ruhr-Universität in Bochum (mit den Bochumer Symphonikern unter Leitung von Steven Sloane). Weiters übernahm er eine Reihe von Wagner-Partien in konzertanten Aufführungen: den Amfortas am Teatro Regio di Parma und an der Ungarischen Staatsoper in Budapest, den Gunther bei den BBC Proms (unter der musikalischen Leitung von Daniel Barenboim) sowie den Telramund an der Opéra National de Montpellier (geleitet von Michael Schønwandt). Im Sommer 2016 war er – neben Camilla Nylund – Solist der MDR-Wagner-Gala im Gewandhaus von Leipzig.

Zu seinem Konzertrepertoire zählten die Bass-Solopartien in Beethovens Missa solemnis, Bruckners Te Deum, Janáčeks Glagolitischer Messe und in Brittens War Requiem. Im Januar 2014 übernahm er in der Tonhalle Düsseldorf die Baritonpartie in Zemlinskys selten gespielter Lyrischer Symphonie, op. 18. Das War Requiem sang er unter Leitung von Charles Dutoit in der Tokyo Radio Hall, Brahms' Deutsches Requiem mit der Dresdner Philharmonie unter Rafael Frühbeck de Burgos im Salzburger Festspielhaus. Er gastierte auch an der Royal Albert Hall in London sowie in Konzertsälen in Rom und Lille, Brüssel, Amsterdam, Berlin, Saarbrücken und Stuttgart.

Grochowski sang weiters unter der musikalischen Leitung Sylvain Cambreling, Paolo Carignani, Vladimir Jurowski, Ingo Metzmacher, Kent Nagano, Carlo Rizzi, Dennis Russell Davies, Sebastian Weigle und Lothar Zagrosek.

Rollen (Auswahl)

Bartók:

Beethoven:

Berg:

  • Doktor Schön in Lulu

Bizet:

Britten:

Busoni:

Gluck:

Janáček:

Mozart:

 

Prokofjew:

Puccini:

Richard Strauss:

Wagner:

Weber:

Aufnahmen

Opern

Singspiele und Operetten

Einzelnachweise

  1. 1 2 Aryeh Oron: Gerd Grochowski (Bass-Baritone), Bach Cantatas, März 2009, abgerufen am 10. November 2016.
  2. 1 2 Universal Edition: Pierre Boulez und Patrice Chéreau über Janáčeks Aus einem Totenhaus (Memento vom 11. November 2016 im Webarchiv archive.today), Interview von Wolfgang Schaufler mit dem Regisseur und dem Dirigenten der Aufführung.
  3. Julia Spinola: Kennst du das Haus, wo die Juwelen blüh'n? Saisoneröffnung: „Tristan“ in der Scala, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. Dezember 2007, abgerufen am 11. November 2016.
  4. Steffen Meder: "La voix humaine" und "Herzog Blaubarts Burg": Draht zum Wahnsinn (Memento vom 12. November 2016 im Internet Archive), Echo-Online, 21. April 2015.
  5. Matthew Rye: Zeit wird Raum: Bayreuth heißt neuen Parsifal willkommen, BachTrack, 3. August 2016, abgerufen am 12. November 2016 (mit einem Rollenbild Grochowskis)
  6. Robert Levine: Beethoven: Fidelio, 1805 version, Classics Today, abgerufen am 12. November 2016.
  7. MusicWeb: Janáček, From the House of the Dead, abgerufen am 12. November 2016.
  8. Presto Classical: Strauss, R: Elektra Challenge Classics: CC72565, abgerufen am 12. November 2016.
  9. ArkivMusic: Wagner: Lohengrin / Janowski, Vogt, Dasch, Resmark, Groissbock, abgerufen am 12. November 2016.
  10. Presto Classical: Wagner: Tristan und Isolde, abgerufen am 12. November 2016.
  11. Pizzicato: Barenboims ‘Götterdämmerung’: Noch mehr Schwächen, Rezension von Remy Franck, abgerufen am 12. November 2016.
  12. Mezzo TV: Simon Rattle conducts Wagner's Götterdämmerung at the Aix-en-Provence festival (Memento vom 12. November 2016 im Internet Archive)
  13. Opera today: Götterdämmerung at Aix-en-Provence — A Human Symphony, abgerufen am 12. November 2016.
  14. Presto Classical: Künneke, Eduard: Die lockende Flamme, abgerufen am 12. November 2016.
  15. Presto Classical: Straus, O: Die Lustigen Nibelungen (The Merry Nibelungs), abgerufen am 12. November 2016.
  16. Presto Classical: Weill, K.: Kuhhandel (Der) (Opera) Capriccio: C60013-1, abgerufen am 12. November 2016.