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vom 27.05.2016, aktuelle Version,

Giovanni Battista Piranesi

Giovanni Battista Piranesi

Giovanni Battista Piranesi [dʒoˈvanni batˈtista piraˈneːzi], auch Giambattista Piranesi (* 4. Oktober 1720 in Mogliano Veneto bei Treviso; † 9. November 1778 in Rom), war ein italienischer Kupferstecher, Archäologe, Architekt und Architekturtheoretiker.

Leben

Piranesi wurde als Sohn eines Steinmetzen geboren. Sein Bruder Angelo vermittelte ihm Latein und die Grundlagen der antiken Literatur. Seine Ausbildung als Architekt begann er am Magistrato delle Acque bei einem Bruder seiner Mutter, Matteo Lucchesi, einem venezianischen Tiefbauingenieur, der für die Regulierung der Lagune zuständig war. Nachdem er sich im Streit mit seinem Onkel überworfen hatte, setzte er seine Ausbildung bei Giovanni Scalfarotto (1670–1764) fort. In einer weiteren Ausbildung zum Bühnenbildner lernte er die Möglichkeiten der Bühnendekoration kennen. Dies ermöglichte ihm eine intensive Beschäftigung mit der Kunst der Illusion und der Perspektive. Zu dieser Zeit gelangte in Venedig – insbesondere durch Canaletto – die Kunst der Vedute zu einem Höhepunkt.

1740 reiste er als Zeichner im Gefolge von Marco Foscarini, dem venezianischen Gesandten beim Heiligen Stuhl, nach Rom. Er nahm Quartier im Palazzo Venezia und begann zunächst mit dem Studium der römischen Baukunst. Sehr bald erkannte Piranesi, dass die Aussichten für Architekten in Rom sehr schlecht waren. Chancen ergaben sich eher auf dem Gebiet der Malerei, besonders durch den beginnenden Romtourismus. Ein Jahr nach seiner Ankunft in Rom begann er mit einer Ausbildung bei dem Vedutenzeichner Giuseppe Vasi, der ihm die Grundlagen der Radierung und des Kupferstichs vermittelte. Piranesi überwarf sich jedoch sehr bald mit Vasi und brach die Ausbildung in dessen Werkstatt ab. Zusammen mit Stipendiaten der Französischen Akademie arbeitete er an einer Folge kleinerer Ansichten Roms, die dann 1745 als Varie Vedute di Roma Antica e Moderna erschienen. Bereits 1743 veröffentlichte er sein erstes eigenes Werk, Prima parte di Architettura e Prospettive – Stadtansichten in einer Verbindung von Grabstichelarbeit und Radierung. Er widmete das Werk Nicola Giobbe, einem venezianischen Bauunternehmer, der ihn seit seiner Ankunft in Rom gefördert hatte.

Von 1743 bis 1747 hielt er sich meistens in Venedig auf, wobei er auch bei Giovanni Battista Tiepolo arbeitete.

Schließlich kehrte er nach Rom zurück, wo er ein Geschäft an der Via del Corso eröffnete. In den Jahren 1748 bis 1774 schuf er weitere Folgen von Veduten barocker und antiker Baudenkmäler Roms, die Vedute di Roma, die – meist von hartem Sonnenlicht erhellt – eine eigentümlich monumentale Wirkung entfalten. Diese Veduten enthalten auch Bilderkompositionen in der Art des Capriccios. 1756 erforschte und vermaß Piranesi zahllose Bauten des antiken Rom. Folge war die Herausgabe der Ansichten römischer Altertümer in vier Bänden, die Antichità romane.

Am 24. Februar 1757 wurde er in die Society of Antiquaries of London und 1761 in die römische Accademia di San Luca aufgenommen. Im gleichen Jahr richtete er ein neues Atelier mit eigener Druckerei ein. In einem Catalogo delle Opere stellte er seine Radierungen mit Preisen zusammen.

1763 erteilte Papst Clemens XIII. Piranesi den Auftrag zum Umbau des Chores von San Giovanni in Laterano. Über das Entwurfsstadium gelangte er jedoch nicht hinaus. Im Folgejahr wurde Piranesi durch Kardinal Giovanni Battista Rezzonico mit der Neugestaltung von Santa Maria del Priorato beauftragt. 1767 schlug der Papst ihn zum Ritter.

Piranesi starb 1778 nach langer Krankheit in Rom. Beigesetzt wurde er in der Kirche Santa Maria del Priorato.

Drei seiner Kinder, Laura, Francesco und Pietro Piranesi, waren ebenfalls bekannte und erfolgreiche Künstler.

Werk

Berühmtheit bis heute erlangte Piranesi vor allem mit den sechzehn Platten der Carceri (Kerker) von 1745 bis 1750, durch Bühnenbilder angeregte Architekturphantasien, die das auch in den Veduten spürbare Gefühl von Einsamkeit, verbunden mit Monumentalität, auf die Spitze treiben. Sie beeinflussten den Gefängnisneubau in Newgate 1770, wurden in Kopien zur Darstellung der Schrecken der Bastille verwendet und haben schließlich noch in der Filmarchitektur des 20. Jahrhunderts ihre Spuren hinterlassen. Die ursprünglich eher hell angelegten Platten der Carceri wurden 1761 auf Veranlassung von Piranesis Verleger Bouchard nachbearbeitet, um sie dunkler und kontrastreicher zu machen und damit eine theatralischere Wirkung zu erzielen. Die meisten Reproduktionen der Carceri geben diesen späteren Zustand wieder.

Sehr viel umfangreicher waren aber seine Dokumentationen antiker Bauwerke und Gebrauchsgegenstände in Rom und Umgebung, Cora und Paestum, die Künstlern in ganz Europa als Vorlagen für eigene Werke dienten.

Im Frühjahr 2014 entdeckte ein Praktikant, der seinerzeit zwanzigjährige Abiturient Georg Kabierske, im Kupferkabinett der Kunsthalle Karlsruhe 297 Zeichnungen und Grafiken aus der Hand Piranesis und seines Umfeldes, die bis dahin Friedrich Weinbrenner zugeordnet waren. Über diese hinaus existierten zu diesem Zeitpunkt weltweit geschätzt zwischen 500 und 600 Exemplare von Piranesi und seiner Werkstatt.[1][2]

Veröffentlichungen

  • Antichità romane de’ tempi della repubblica e de’ primi imperatori (1748).
  • Alcune vedute di archi trionfali, ed altri monumenti inalzati da parte de quali si veggono in Roma, e parte per l’Italia (1748).
  • Opere varie di architettura, prospettiva, groteschi, antichitá. 4 Bände. Rom (1750).
  • Carceri (1750).
  • Trofei Ottaviano Augusto innalzati per la vittoria ad actium e conquista dell' Egitto con varj altri ornamenti diligentemente ricavati dagli avanzi piu preziosi delle fabbriche antiche di Roma utili a pittori, scultori ed architetti (1753).
  • Le antichità romane (1756).
  • Lettere di giustificatione scritte a Milord Charlemont e à di lui agenti in Roma (1757).
  • Le rovine del castello dell’ Acqua Giulia situato in Roma presso S. Eusebio e falsamente detto dell’ Acqua Marcia colla dichiarazione di uno de’ celebri passi del comentatio frontiniano e sposizione della maniera con cui gli antichi romani distribuiva le acque per uso della città (1761).
  • De romanorum magnificentia et architectura (1761).
  • Campus Martius antiquae urbis (1762).
  • Lapides capitolini sive fasti consulares triumphalesq romanorum ab urbe condita usque ad tiberium caesarem (1762).
  • Antichità di Cora (1764).
  • Antichità d’Albano e di Castel Gandolfo (1764).
  • Osservazioni di Gio. Battista Piranesi sopra la Lettre de Monsieur Mariette aux Auteurs de la Gazette Littéraire de l’Europe (1765).
  • Della introduzione e del progresso delle belle arti in Europa ne’ tempi antichi (1765).

Literatur

Fachbücher

  • Henri Focillon: Giovanni-Battista Piranesi. InFolio Editio, Gollion 2001, ISBN 2-88474-504-1.
  • Corinna Höper, Susanne Grötz: Giovanni Battista, Laura, Francesco und Pietro Piranesi: sämtliche Radierungen. VDG, Weimar 2003, ISBN 3-89739-376-X.
  • Luzius Keller: Piranése et les Romantiques Francais - le mythe des escaliers en spirale, Librairie José Corti, Paris 1966.
  • Petra Lamers-Schütze: Giovanni Battista Piranesi. Taschen, Köln 2006, ISBN 3-8228-5094-2.
  • Norbert Miller: Archäologie des Traums. Versuch über Giovanni Battista Piranesi. Hanser, München 1994, ISBN 3-446-12612-0.
  • Bruno Reudenbach: G.B. Piranesi: Architektur als Bild. Der Wandel der Architekturauffassung des achtzehnten Jahrhunderts. Prestel, München 1979, ISBN 3-7913-0459-3.
  • Le Arti di Piranesi. Architetto, incisore, antiquario, vedutista, designer (= Collona Cataloghi di Mostre. Nr. 71). Marsilo, Venezia 2010, ISBN 978-88-317-0753-4.

Belletristik

  • Gerhard Köpf: Piranesis Traum. Roman. Luchterhand, Hamburg/Zürich 1992, ISBN 3-630-86777-4.
  • Kai Meyer: Das Haus des Daedalus. Heyne, München 2000. Taschenbuchausgabe: Die Vatikan-Verschwörung. Roman. Heyne, München 2005, ISBN 3-453-43156-1.

Ausstellung

  • 2010 Le arti di Piranesi - The Arts of Piranesi: Architect, Engraver, Antiquarian, View-maker, Designer, Fondazione Cini, Venezia
  • 2016 "Piranèse, Les prisons imaginaires - Johannes Gachnang, Das byzantinische Buch - G. O. Melcher, Dal cimitero delle intenzioni", (Galerie Anton Meier, Genève)
  Commons: Giovanni Battista Piranesi  – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sebastian Riemer: Wie aus einem Heidelberger Praktikanten plötzlich ein Experte wurde. Rhein-Neckar-Zeitung, 24. Oktober 2015, abgerufen am gleichen Tage
  2. Piranesi statt Weinbrenner. Pressemitteilung der Kunsthalle Karlsruhe vom 21. Mai 2014. Digitalisat, PDF, 51kB