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vom 31.07.2021, aktuelle Version,

Gottfried zu Hohenlohe-Schillingsfürst

Prinz Gottfried Maximilian Maria zu Hohenlohe-Schillingsfürst[1] (* 8. November 1867 in Wien; † 7. November 1932 ebenda) war ein österreichischer Hocharistokrat, Generalmajor und Diplomat.

Gottfried zu Hohenlohe-Schillingsfürst und seine Frau Maria Henriette, Erzherzogin von Österreich (1908)

Leben

Gottfried als Kind (1870), Gemälde von Hans Makart

Gottfried war der Sohn von Fürst Konstantin zu Hohenlohe-Schillingsfürst und Marie zu Hohenlohe-Schillingsfürst, geborene Sayn-Wittgenstein, Neffe des deutschen Reichskanzlers Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst und Bruder des Politikers Konrad zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Er absolvierte das Schottengymnasium, ging 1887 zu den Husaren und besuchte 1893 bis 1895 die Theresianische Militärakademie.[2]

1902 bis 1907 war Hohenlohe Militärattaché Österreich-Ungarns in Sankt Petersburg und trat anschließend in den diplomatischen Dienst über. 1908 heiratete er Erzherzogin Maria Henriette von Österreich-Teschen (1883–1956). Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Von April 1908 bis November 1913 war er österreichischer Botschaftsrat in Berlin und vom 4. August 1914 bis zum 14. November 1918 (zum Ende des Ersten Weltkriegs) Botschafter Österreich-Ungarns im Deutschen Kaiserreich.[2]

Mögliche deutsche Absichten, ein Separatabkommen mit Russland, bei Abtretung Ostgaliziens, abzuschließen, hielt Hohenlohe Ende 1914 für „völlig ausgeschlossen“: Deutschland wäre nach dem Krieg „die bestgehasste Macht auf der ganzen Welt“ und wäre daher auf die Monarchie angewiesen.[3] Im Zusammenhang mit der „Mitteleuropafrage“, einer engen politischen und wirtschaftlichen Annäherung der beiden Kaiserreiche, stellte Botschafter Hohenlohe diese als ein Komplott gegen die Habsburger dar.[4]

Als die deutsche Oberste Heeresleitung im September 1916 darauf drängte, das österreichische Besatzungsgebiet in Polen im deutsch beherrschten Generalgouvernement Warschau aufgehen zu lassen, um eine einheitlich polnische Nationalarmee ausheben zu können, beschwerte sich Hohenlohe bei Außenminister Arthur Zimmermann über so „absurde Forderungen“, „man sei in der Wilhelmstraße zuweilen nicht recht bei Troste … in Österreich-Ungarn ein übergroßes Quantum von Bitterkeit und Gereiztheit künstlich zu erzeugen“, das, „wenn es auch jetzt hinuntergewürgt würde“, sich doch bei den Friedensverhandlungen sehr übel auswirken würde.[5]

Nach den Zusatzverträgen zum Friedensvertrag von Brest-Litowsk vertrat Hohenlohe die Meinung, solange die Bolschewiken an der Macht seien, „sollten wir trachten, sie ebenso rücksichtslos auszunützen wie Deutschland, um zu ähnlichen finanziellen und wirtschaftlichen Abkommen zu gelangen“. Er forderte daher im September 1918 ein Drittel des zugesicherten fünfundzwanzigprozentigen Anteils Deutschlands am Bakuöl.[6]

Als die Differenzen zwischen Kaiser Karl I. und seinem Außenminister Ottokar Czernin durch die Sixtus-Affäre 1917 eskalierten, wurde Hohenlohe als dessen Nachfolger gehandelt.[7]

Literatur

  • Deutsche Biographische Enzyklopädie Band 5, München 1997, S. 140.
  • Imre Gonda: Über das Verhältnis Deutschlands zur österreichisch-ungarischen Monarchie in den Kriegsjahren 1916 bis 1917 (Nach den Berichten des Botschafters Prinzen G. zu Hohenlohe-Schillingfürst). In: Österreich-Ungarn in der Weltpolitik 1900 bis 1918. Berlin/DDR 1965, S. 163–183.
  • Alma Hannig: Prinz Gottfried zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1867–1932). Ein Liebling der Kaiserhöfe. In: Alma Hannig, Martina Winkelhofer-Thyri (Hrsg.): Die Familie Hohenlohe. Eine europäische Dynastie im 19. und 20. Jahrhundert. Böhlau, Köln/Wien 2013, ISBN 978-3-41222201-7, S. 229–268.

Einzelnachweise

  1. Mediatized House of Hohenlohe auf almanachdegotha.org
  2. 1 2 Hohenlohe-Schillingsfürst Gottfried Prinz zu. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1959, S. 392.
  3. Franz Conrad von Hötzendorf: Aus meiner Dienstzeit 1906–1918. Band 5: Oktober-November-Dezember 1914. Die Kriegsereignisse und die politischen Vorgänge in dieser Zeit. Wien/Berlin/Leipzig/München 1925, S. 811.
  4. Birgitt Morgenbrod: Wiener Großbürgertum im Ersten Weltkrieg. Die Geschichte der Österreichischen Politischen Gesellschaft (1916–1918). Böhlau, Wien 1994, ISBN 3-205-98256-8, S. 28.
    Henry Cord Meyer: Mitteleuropa in German Thought and Action 1815–1945. The Hague 1955, S. 183.
  5. Gerhard Ritter: Staatskunst und Kriegshandwerk. Das Problem des „Militarismus“ in Deutschland. Band 3: Die Tragödie der Staatskunst. Bethmann Hollweg als Kriegskanzler (1914–1917.) München 1964, ISBN 3-486-47041-8, S. 268 f.
  6. Winfried Baumgart: Deutsche Ostpolitik 1918. Von Brest-Litowsk bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Wien/München 1966, S. 299.
    Wolfdieter Bihl: Die Kaukasuspolitik der Mittelmächte. Teil 2: Die Zeit der versuchten kaukasischen Staatlichkeit (1917–1918). Böhlau, Wien/Köln/Weimar 1992, S. 188.
  7. Fritz Fellner (Hrsg.): Schicksalsjahre Österreichs 1908–1919. Das politische Tagebuch Josef Redlichs. Graz/Köln 1953/1954, Band 2: S. 233.
Vorgänger Amt Nachfolger
Ladislaus von Szögyény-Marich k.u.k. österreichisch-ungarischer Botschafter in Berlin
14. Aug. 1914 bis 14. Nov. 1918
Ludo Moritz Hartmann