Haymon Verlag
Haymon Verlag GesmbH | |
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Rechtsform | GesmbH |
Gründung | 1982 |
Sitz | Innsbruck |
Leitung | Markus Hatzer |
Branche | Verlag |
Website | www.haymonverlag.at |
Der Haymon Verlag, gegründet 1982 von Michael Forcher, ist ein Literatur- und Sachbuchverlag in Innsbruck.
Geschichte
Der Verlag ist nach einem gleichnamigen Riesen benannt, der im 8. Jahrhundert das Stift Wilten in Innsbruck gegründet haben soll. Bis zum Jahr 1988 erschienen im Verlag vor allem Sachbücher zur regionalen Geschichte und Kultur Tirols. Später wurde das Programm auf die deutschsprachige Literatur ausgeweitet. Ab 1992 wurden Übersetzungen aus dem Algerischen, Französischen und Englischen ins Deutsche verlegt. 1992 dominierte erstmals die Belletristik das Programm. Die Anzahl der verlegten Werke und des Mitarbeiterstabes expandierten jährlich.
2000 verkaufte der Verlagsgründer Michael Forcher die Hälfte des Haymon Verlages an die Deutsche Verlags-Anstalt (DVA). Drei Jahre später erwarben Markus Hatzer und die Innsbrucker Verlagsgruppe Studienverlag-Löwenzahn-Skarabæus den Haymon Verlag, womit dieser wieder vollständig in österreichischen Besitz gelangte. Markus Hatzer übernahm 2005 die restlichen Anteile. Michael Forcher leitete den Verlag bis zu seiner Pensionierung 2006. Seit Jahresende 2005 hat der Verlag seinen Sitz im Stadtzentrum von Innsbruck.
2021 erläutert der Verlag in seinem Online-Magazin unter dem Titel Haymon Reloaded - oder: Was ist anders?[1] seine Vorstellungen zeitgemäßen Publizierens. Dazu gehören u. a. Triggerwarnungen oder auch die Zusammenarbeit mit „einer Agentur, die unsere Texte mit einem kritischen Blick hinsichtlich Rassismus, Sexismus etc. beurteilt“.
Sachbücher
Die vorwiegenden Themenbereiche sind Kunst- und Kulturgeschichte, Biographien und Reiseberichte. Hervorstechend sind die 1997 entdeckten Tagebücher Ludwig Wittgensteins und der im selben Jahr erschienene Band Schwimmer in der Wüste von Ladislaus Almásy, dessen Leben mit Der englische Patient verfilmt wurde. Aber auch Auseinandersetzungen mit der jüngeren Zeitgeschichte finden Platz im Programm, so zum Beispiel das Buch Unerhörter Mut von Alfons Dür, das die wahre Geschichte einer tragischen Liebe in der NS-Zeit aufarbeitet. Eine andere Sparte bilden die Tirolensien. Zu erwähnen ist hier u. a. Michael Forchers Tirols Geschichte in Wort und Bild, das bis heute als Standardwerk gilt. Zudem hat sich rund um die Bücher von Thomas Albrich ein Regionalschwerpunkt zu jüdischer Geschichte herausgebildet. Beispiele hiefür sind Von Salomon Sulzer bis „Bauer & Schwarz“, Jüdische Vorreiter der Moderne in Tirol und Vorarlberg und Judenbichl. Die jüdischen Friedhöfe in Innsbruck sowie die 2012 erschienene mehrbändige Ausgabe zu Juden in Tirol vom Mittelalter bis in die Gegenwart.
Literatur
Die Bandbreite der verlegten Literatur reicht vom Krimi bis zur experimentellen Literatur der Avantgarde (z. B. Dada). Der Tiroler Schriftsteller Felix Mitterer veröffentlicht seine Theaterstücke und Drehbücher bei Haymon. Zu den bekanntesten Werken zählt seine Piefke-Saga. Als weiterer Autor veröffentlichte Raoul Schrott den Gedichtzyklus Hotels, für den er 1995 den Leonce-und-Lena-Preis erhielt, und den Roman Finis terrae (1995). 1997 verließ Schrott den Verlag. Darüber hinaus ist die dreibändige Werkausgabe (1988–1991) des Südtiroler Dichters Norbert C. Kaser, dessen Werk zum Standard der modernen deutschsprachigen Dichtung gehört, zu erwähnen. Anfang der 1990er kamen Schriftsteller aus dem übrigen deutschen Sprachraum hinzu. Prominente Vertreter aus dem aktuellen Literaturprogramm sind u. a. Bettina Balàka, Joseph Zoderer, Selim Özdoğan, Lydia Mischkulnig, Ferdinand Schmatz, Christoph W. Bauer, Carl Djerassi oder Ludwig Laher, der mit seinem Roman Verfahren auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2011 vertreten war. Ein internationaler Schwerpunkt ist die italienische Literatur sowie zuletzt mit dem ukrainischen Schriftsteller Andrei Kurkow auch Literatur aus Osteuropa.
Ab 1994 wurden Kriminalromane in das Programm aufgenommen. Neben den Romanen von Kurt Lanthaler rund um Tschonnie Tschenett und Günter Brödls Kurt-Ostbahn-Krimis zählen zu den erfolgreichsten Werken dieser Sparte bis heute die Polt-Romane von Alfred Komarek, welche verfilmt wurden. Im Jahr 2009 wechselte die Krimiautorin Edith Kneifl zu Haymon, die für ihr Debüt 1992 als erste Frau mit dem Glauser-Preis für den besten Kriminalroman gewürdigt wurde. Auch Kurt Bracharz († 2020), der Krimis wie Die grüne Stunde (Deuticke, Wien, 1993)[2] und Cowboy Joe (Erstausgabe 1994 ebenfalls bei Deuticke)[3] verfasste, veröffentlichte bei Haymon. Seit 2009 werden unter anderem Georg Haderer mit seinen Schäfer-Krimis und Bernhard Aichner, mit seinem ermittelnden Totengräber Max Broll bei Haymon Taschenbuch veröffentlicht.
Einen weiteren Schwerpunkt bildet seit den 1990er Jahren die Schweizer Literatur. Neben Klaus Merz, Jürg Amann († 2013) und Jürg Schubiger publizieren auch Andreas Neeser und Jürg Beeler ihre Werke bei Haymon. Seit 2011 erscheint eine siebenbändige Werkausgabe von Klaus Merz, dem zuletzt der Basler Lyrikpreis sowie der Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg zugesprochen wurden. Sie wird herausgegeben vom Schweizer Autor Markus Bundi.[4]
Seit 2011 werden die wichtigsten Werke von Franz Tumler (1912–1998), dessen Bücher als Marksteine moderner Erzählliteratur gelten, neu aufgelegt.
Der Südtiroler Autor Joseph Zoderer wechselte im Frühjahr 2011 von Hanser zu Haymon. Auch die Lyrik von Barbara Hundegger, die 2020 mit dem Tiroler Landespreis für Kunst[5] und 2021 mit dem Österreichischen Kunstpreis in der Sparte Literatur[6] ausgezeichnet worden ist, erscheint seit 2015 bei Haymon.
Taschenbuch
Im Jahr 2008 startete der Haymon Verlag mit HAYMONtb, der ersten österreichischen Taschenbuchreihe. Neben Klassikern der österreichischen Nachkriegsliteratur und zeitgenössischen Romanerfolgen erscheinen bei HAYMONtb regelmäßig literarische Originalausgaben. Seit Frühjahr 2010 wird die Reihe durch ein Sachbuchprogramm ergänzt, das sich aus neu aufgelegten erfolgreichen Buchtiteln, insbesondere aus den Segmenten österreichische Geschichte, Gesellschaft und Biografien, und ein bis zwei Originalausgaben pro Saison zusammensetzt.
Eine wichtige Komponente von HAYMONtb stellt das Schullektüre-Programm dar: In Kooperation mit dem „Österreichischen Kompetenzzentrum für Deutschdidaktik“ an der Universität Klagenfurt werden Werke aus dem Taschenbuchprogramm, die aufgrund ihrer Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Fragen besonders für den Schulunterricht geeignet sind, literaturdidaktisch aufbereitet. Diese Unterrichtsmaterialien werden auf der Haymon-Homepage zum kostenlosen Download angeboten.
Autoren (Auswahl, alphabetisch)
- Bernhard Aichner
- Franz Friedrich Altmann
- Jürg Amann
- Bettina Balàka
- Thomas Ballhausen
- Christoph W. Bauer
- Jürg Beeler
- Kurt Bracharz
- Günter Brödl
- Stefan Eminger
- Gustav Ernst
- Michael Forcher
- Walter Grond
- Marianne Gruber
- Georg Haderer
- Wolfgang Hermann
- Barbara Hundegger
- Semier Insayif
- Jochen Jung
- Norbert C. Kaser (posthum)
- Yasmina Khadra
- Edith Kneifl
- Astrid Kofler
- Michael Köhlmeier
- Alfred Komarek
- Andrei Kurkow
- Ulrich Ladurner
- Ludwig Laher
- Kurt Lanthaler
- Günther Loewit
- Sepp Mall
- Klaus Merz
- Lydia Mischkulnig
- Felix Mitterer
- Birgit Müller-Wieland
- Andreas Neeser
- Hans Karl Peterlini
- André Pilz
- Teddy Podgorski
- Irene Prugger
- Gerhard Rühm
- Robert Schindel
- Ferdinand Schmatz
- Raoul Schrott
- Robert Sedlaczek
- Michael Stavarič
- Brita Steinwendtner
- Folke Tegetthoff
- Franz Tumler
- Christoph Wagner
- Manfred Wieninger
- Gabriele Wolff
- Joseph Zoderer
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Katharina Schaller: Haymon Reloaded - oder: Was ist anders? In: Haymon Verlag Magazin. 2021, abgerufen am 8. Oktober 2021.
- ↑ Revisited: Kurt Bracharz "Die grüne Stunde" (Deuticke 1993). Vorarlberger Landesbibliothek, 17. November 2020, abgerufen am 8. Oktober 2021.
- ↑ Bei Haymon als ungekürzte Taschenbuchausgabe wieder aufgelegt als Haymon-Taschenbuch 17. 2009, abgerufen am 8. Oktober 2021.
- ↑ viceversaliteratur.ch
- ↑ Landespreis für Kunst 2020. 5. Oktober 2020, abgerufen am 10. Oktober 2021.
- ↑ Österreichischer Kunstpreis 2021: Preisträgerinnen und Preisträger bekanntgegeben. In: APA (ots). 5. August 2021, abgerufen am 10. Oktober 2021.
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