Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast
vom 04.01.2021, aktuelle Version,

Heribert Insam

Heribert Insam (* 26. September 1957 in Zell am See) ist ein österreichischer Mikrobiologe und Universitätsprofessor an der Universität Innsbruck. Er ist bekannt für seine Arbeiten auf den Gebieten Mikrobiellen Ökologie, darunter anaerobe Vergärung (Biomethanisierung), Bodenmikrobiologie, mikrobiologischen Aspekten zum Thema Abwasserreinigung und allgemeine Umweltbiotechnologie.

Leben

Insam studierte Biologe an der Universität Innsbruck von 1976 bis 1985. 1985 wurde er mit Auszeichnung promoviert (PhD). 1985 bis 1986 war er zunächst Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Institut für Bodenbiologie (heute Institut für Biodiversität am Thünen-Institut) in Braunschweig (Deutschland), danach von 1987 bis 88 als Research Assistant am Kananaskis Centre for Environmental Research an der University of Calgary, Kanada, dann wiederum bis 1991am Thünen-Institut, bevor er als Universitätsassistent ans Institut für Mikrobiologie an der Universität Innsbruck wechselte. Insam wurde 1993 im Fachgebiet Mikrobielle Ökologie an der Universität Innsbruck habilitiert. Von 1993 bis 2011 war er dort Assoziierter Professor. Von 2005 bis 2007 wirkte er als Leiter des Studio BioTreaT (Biological Treatment and Recycling Technologies, Innsbruck) der Research Studios Austria und war 2008 bis 2011 Leiter des K-regio Kompetenzzentrums BioTreaT. 2011 wurde er an der Universität Innsbruck zum Universitätsprofessor für Mikrobiologie ernannt und führt dort seit 2011 das Department für Mikrobiologie. Insam war 2014 Mitbegründer des spin-off-Unternehmens BioTreaT GmbH.[1]

Wissenschaftlicher Beitrag

Nach seiner Dissertation über mikrobiologische Aspekte der Begrünung von Skipisten beschäftigte sich Insam lange vor der Klimadiskussion mit dem Kohlenstoffgleichgewicht in Böden.[2][3][4] In der Zeit als die getrennte Sammlung biogener Abfälle in Europa eingeführt wurde, verschob sich der wissenschaftliche Fokus Insams auf die Mikrobiologie von Kompostierungsprozessen[5] und methodisch in Richtung Community Level Physiological Profiling (CLPP), wobei die Biolog Ecoplates®[6] auf die Idee und Arbeiten von Insam und anderen zurückgehen. Nach dem in Innsbruck durchgeführten internationalen Kongress Microbiology of Composting im Jahr 2000[7] wurden vor allem molekularbiologische Ansätze zur Erforschung der Kompost-Mikrobiota, u. a. mit der Entwicklung des CompoChip Microarrays[8] verfolgt. Seit 2005 arbeitet die Forschungsgruppe von Insam zunehmend über die Anaerobe Vergärung (Biomethanisierung), reichend von physiologischen Aspekten der methanbildenden Archaeen[9] bis zur Umsetzung in Biogasanlagen, was 2008 zur Gründung des spin-off-Unternehmens Bio4gas GmbH Innsbruck[10] geführt hat. In Zusammenhang mit der Nutzung von Gärresten[11] blieben auch bodenbiologische Themen auf der Agenda. Mit dem zunehmenden Anfall von Holzaschen aus Biomasseheizkraftwerken rückten auch Untersuchungen zu deren Nutzung in den Vordergrund (EU2020-Projekt residue2heat[12]).[13] Durch Kooperationen mit Ionicon GmbH arbeitete Insam auch über flüchtige Kohlenstoffverbindungen aus Böden, was zur Prägung des Begriffes Soil Volatilomics führte.[14] Seit 2006 arbeitet die Arbeitsgruppe Mikrobielles Ressourcenmanagement von Insam auch an mikrobiologischen Aspekten zum Thema Abwasserreinigung, im Besonderen zur Anaeroben Ammoniumoxidation (DEMON®). Auch die Wertstoffgewinnung aus biogenen Reststoffen war ein wichtiges Thema, wie die Erzeugung von Milchsäure aus Bioabfall[15][16][17] oder die Nutzung von Anaeroben Pilzen (Neocallimastigomycota) zur Vorbehandlung zu vergärender Substrate.[18] Grundlagenforschung im Bereich Bodenbiologie blieb stets eines der wissenschaftlichen Themen von Insam, seit 2010 beispielsweise im Bereich der Ursachenforschung bei der Bodenmüdigkeit im Obstbau, mit dem Tripmarks-Projekt,[19] das Bodenuntersuchungen entlang einer Fahrradroute von Innsbruck nach Laos zum Inhalt hatte,[20] Höhengradienten in den Alpen[21] oder Chronosequenzen in Gletscherrückzugsgebieten tropischer Gletscher in Mexico am Iztaccíhuatl.[22]

Mitgliedschaften und Herausgebertätigkeiten

  • 1996–2006 Chefredakteur der Zeitschrift GEODERMA (Elsevier)
  • Seit 2007 Chefredakteur von Applied Soil Ecology (Elsevier)

Ehrungen und Auszeichnungen

  • Eduard-Wallnöfer-Preis zusammen mit Alexander Knapp u. a. für das Forschungsprojekt BioTreaT 2010[23]

Publikationen

Bücher (Mitherausgeber)

Publikationslisten

Einzelnachweise

  1. Biotreat GmbH
  2. H. Insam, K.H. Domsch: Relationship between soil organic carbon and microbial biomass on chronosequences of reclamation sites. In: Microbial Ecology. 15, 1988, S. 177–188.
  3. H. Insam, K. Haselwandter: Metabolic quotient of the soil microflora in relation to plant succession. In: Oecologia. 79, 1989, S. 174–178.
  4. H. Insam: Are the soil microbial biomass and basal respiration governed by the climatic regime? In: Soil Biology & Biochemistry. 22, 1990, S. 525–533.
  5. H. Insam, K. Amor, M. Renner, C. Crepaz: Changes in functional abilities of the microbial community during composting of manure. In: Microbial Ecology. 31, 1996, S. 77–87.
  6. H. Insam, A. Rangger (Hrsg.): (1997) Microbial Communities. Functional versus structural approaches. Springer, 261 pp
  7. H. Insam, S. Klammer, N. Riddech (Hrsg.): Microbiology of Composting. Springer, 2002, S. 632 ff.
  8. I. H. Franke-Whittle, B. Knapp, J. Fuchs, R. Kaufmann, H. Insam: Application of COMPOCHIP microarray to investigate the bacterial communities of different composts. In: Microbial Ecology. 57, 2009, S. 510–521.
  9. M. Goberna, M. Gadermaier, C. García, B. Wett, H. Insam: Methanogenic communities fermenting cattle excreta and olive mill wastes into biogas monitored using the AnaeroChip and quantitative PCR. In: Applied Environmental Microbiology. 76, 2010, S. 6564–6571.
  10. Bio4gas GmbH
  11. H. Insam, J. Ascher, M. Gomez-Brandon: Biogas fermentation residues – friend or foe of soil fertility? In: Soil Biol Biochem. 84, 2015, S. 1–14.
  12. Residue2Heat
  13. T. Kuba, A. Tschöll, C. Partl, K. Meyer, H. Insam: Wood ash admixture to organic wastes improves compost and its performance. In: Agriculture Ecosystems and Environment. 127, 2008, S. 43–49.
  14. H. Insam, M. S. A. Seewald: Volatile organic compounds (VOCs) in soils. In: Biology and Fertility of Soils. 46, 2010, S. 199–213.
  15. I. H. Franke-Whittle, H. Insam: Treatment alternatives of slaughterhouse wastes, and their effect on the inactivation of different pathogens: A Review. In: Critical Reviews in Microbiology. 39, Nr. 2, 2013, S. 139–151.
  16. H. Insam, I. H. Franke-Whittle, M. Goberna (Hrsg.): Microbes at work. From wastes to resources. Springer, 329 ff.
  17. M. Probst, J. Walde, T. Pümpel, A. O. Wagner, H. Insam: A closed loop for municipal organic solid waste by lactic acid fermentation. In: Bioresource Technology. 175, 2015, S. 142–151.
  18. S. Leis, P. Dresch, U. Peintner, K. Fliegerova, A. M. Sandbichler, H. Insam, S. M. Podmirseg: Finding a robust strain for biomethanation: anaerobic fungi (Neocallimastigomycota) from the Alpine ibex (Capra ibex) and their associated methanogens. In: Anaerobe. 29, 2014, S. 34–42.
  19. tripmarks.at
  20. M. Nagler, J. Ascher, M. Gómez-Brandón, H. Insam: Soil microbial communities along the route of a venturous cycling trip. In: Applied Soil Ecology. 99, Nr. 3, 2016, S. 13–18.
  21. Decalp Klimagesteuerte Abbaudynamik von Totholz auf alpinen Böden (Wood decay) (FWF)
  22. H. Insam, H. Delgado-Granados, M. Nagler, S. Waldhuber, S. M. Podmirseg, S. Quideau: Soil microbiota along Ayoloco glacier retreat area of Iztaccíhuatl volcano. In: Catena. 153, 2017, S. 83–88, doi:10.1016/j.catena.2017.02.001.
  23. BioTreaT gewinnt Eduard-Wallnöfer-Preis (Universität Innsbruck 21. Dezember 2010)