Ida Friederike Görres
Ida Friederike Görres (* 2. Dezember 1901 auf Schloss Ronsperg, Böhmen; † 15. Mai 1971 in Frankfurt am Main) war eine Schriftstellerin und katholische Intellektuelle.
Familie und Lebenslauf
Ida Friederike Görres (Geburtsname: Friederike Maria Anna Reichsgräfin Coudenhove-Kalergi) war das sechste von sieben Kindern des k. u. k. Diplomaten Heinrich von Coudenhove-Kalergi und seiner japanischen Frau Mitsu Aoyama. Sie ist eine Schwester des Gründers der Paneuropa-Union Richard Nikolaus Graf von Coudenhove-Kalergi.
Görres besuchte das Internat der Sacré-Cœur-Schwestern in Wien, dann von 1916 bis 1918 die Mary-Ward-Schule der „Englischen Fräulein“ in St. Pölten. Später war sie selbst 18 Monate Novizin der Congregatio Jesu. Nach dem 1923 abgelegten Abitur begann sie zunächst ein staatswissenschaftliches Studium in Wien, absolvierte dann an der Sozialen Frauenschule in Freiburg im Breisgau eine Ausbildung zur Fürsorgerin und studierte dann noch ein paar Semester Geschichte, Kirchengeschichte, Theologie und Philosophie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
Sie engagierte sich in der katholischen Jugendbewegung, zunächst im Bund Neuland, dann im von Romano Guardini geprägten Quickborn-Arbeitskreis. In diesem fungierte sie einige Jahre als Bundesführerin der Mädchen und schrieb Beiträge für die Zeitschrift Die Schildgenossen. Zusammen mit Walter Dirks und Ludwig Neundörfer leitete sie den 1930 gegründeten „Oktoberkreis“ innerhalb des Quickborn.[1] 1931 ging sie als Jugendsekretärin für Mädchenseelsorge nach Dresden und arbeitete dort beim Katholischen Bildungswerk. Im Frühjahr 1934 wurde sie Diözesansekretärin am Ordinariat des Bistums Meißen.
Sie heiratete 1935 in Leipzig den Ingenieur Carl-Josef Görres. Ihr Schwager war der Psychologe und Professor Albert Görres. Das Paar zog anschließend nach Stuttgart-Degerloch. Ida Friederike Görres verfasste eine Reihe von Büchern über religiöse Themen und ist bedeutend für die Entwicklung der Hagiographie. In den Frankfurter Heften veröffentlichte sie im November 1946 einen „Brief über die Kirche“, der Aufsehen erregte und sowohl Zustimmung als auch Widerspruch hervorrief.[2] Er brachte ihr eine Rüge aus der Römischen Kurie und ein Redeverbot in einigen Diözesen ein.[3]
Ab 1950 litt sie unter einer schweren Gehirnerkrankung, die sich in Spasmen äußerte und ihre Arbeit stark erschwerte. In dieser Zeit lebte sie wieder in Freiburg im Breisgau. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde sie 1969 in die Würzburger Synode berufen, an der sie trotz ihrer Beschwerden teilnahm. Sie starb nach einer Synodensitzung in Frankfurt am Main an einer Gehirnblutung. Das Requiem wurde im Freiburger Münster gehalten, die Gedenkrede hielt Joseph Ratzinger. Beigesetzt ist sie auf dem Bergäckerfriedhof in Freiburg-Littenweiler.
Vorfahren
Franz Ludwig Graf von Coudenhove * 24. Januar 1783 in Bingen am Rhein, Kurmainz, † 4. Dezember 1851 in Wien, Österreich; Feldmarschallleutnant |
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⚭ 12. August 1807 in Steinheim am Main, Großherzogtum Hessen mit Catharina Jakobine Auguste Freiin von Löwenstern auf Löwenhof * 24. Januar 1788 in Dorpat, Gouvernement Livland, Russisches Reich, † 24. November 1860 in Wien |
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Franz Karl Graf von Coudenhove * 19. Februar 1825 in Wien, † 16. Juni 1893 in Ottensheim, Oberösterreich; Diplomat, Großgrundbesitzer und Politiker |
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⚭ 24. Juni 1857 in Paris mit Marie von Kalergi * 5. Januar 1840 in Sankt Petersburg, Russisches Reich, † 11. März 1877 in Ronsperg, Böhmen |
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Heinrich Johann Maria Graf Coudenhove-Kalergi * 12. Oktober 1859 in Wien, † 14. Mai 1906 in Ronsperg, Böhmen; Diplomat |
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⚭ 16. März 1892 in Tokio, Japan mit Mitsuko Aoyama * 7. Juli 1874 in Tokio, † 27. August 1941 in Mödling, Niederösterreich |
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Ida Friederike Maria Anna Görres Gräfin Coudenhove-Kalergi * 2. Dezember 1901 in Ronsperg, Böhmen, † 15. Mai 1971 in Frankfurt am Main, Hessen; Schriftstellerin |
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⚭ 26. April 1935 in Leipzig, Sachsen mit Carl-Josef Görres * 6. Februar 1905 in Schöneberg bei Berlin, † 11. März 1973 in Freiburg im Breisgau, Baden-Württemberg; Unternehmensberater |
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Literarische Arbeit
- Sie bemüht sich […] um einen modernen, zwar an das alte Glaubensgut gebundenen, aber auf Durchbrechung klerikaler und traditioneller Schemata bedachten Katholizismus. (Brockhaus-Enzyklopädie Band 7 Wiesbaden 1969: 484)
Werke
- Gespräche über die Heiligkeit. Ein Dialog um Elisabeth von Thüringen (1931)
- Von der Last Gottes (1932)
- Das große Spiel der Maria Ward (1932)
- Germanische Heiligkeit (1934, über Radegundis und Heinrich von Seuse)
- Von den zwei Türmen (1934)
- Die siebenfache Flucht der Radegundis (1937)
- Der Kristall (1939)
- Des anderen Last (1940, verteidigt die Nächstenliebe gegenüber den Anmaßungen der staatlichen Wohlfahrtspflege des Naziregimes)
- Johanna (1943)
- Das verborgene Antlitz (1944, über Therese von Lisieux)
- Von der Heimatlosigkeit (1945)
- Brief über die Kirche (1946)
- Von Ehe und Einsamkeit (1949)
- Der verborgene Schatz (1949, Gedichte)
- Die Braut des Alexis (1949, Mädchenbuch)
- Nocturnen (1949, Tagebuch 1937–1947)
- Die leibhaftige Kirche (1950)
- Aus der Welt der Heiligen (1955)
- Laiengedanken zum Zölibat (1962)
- Hedwig von Schlesien (1967)
- Der Geopferte. Ein anderer Blick auf John Henry Newmann (1949), posthum veröffentlicht
Literatur
- Anna Findl-Ludescher: Stützen kann nur, was widersteht. Ida Friederike Görres, ihr Leben und ihre Kirchenschriften. (Salzburger theologische Studien Bd. 9) Tyrolia, Innsbruck 1999. ISBN 3-7022-2160-3
- Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz: „O letztes Licht, verschimmernd über mir …“: zum 100. Geburtstag von Ida Friederike Görres am 2. Dezember 2001. in: Internationale katholische Zeitschrift Communio 30 (2001), S. 583–586.
- Michael Kleinert: Es wächst viel Brot in der Winternacht. Theologische Grundlinien im Werk von Ida Friederike Görres. (Studien zur systematischen und spirituellen Theologie Bd. 36), Echter, Würzburg 2002. ISBN 3-429-02460-9
- Jean-Yves Paraiso (Hrsg.): „Brief über die Kirche“. Die Kontroverse um Ida Friederike Görres’ Aufsatz. Ein Dokumentationsband (Kölner Veröffentlichungen zur Religionsgeschichte, Bd. 35, hrsg. von Michael Klöcker und Udo Tworuschka). Böhlau, Köln-Weimar-Wien 2005, ISBN 3-412-11905-9.
- Ekkart Sauser: Ida Friederike Görres. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 17, Bautz, Herzberg 2000, ISBN 3-88309-080-8, Sp. 471–473.
Weblinks
- Literatur von und über Ida Friederike Görres im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ida Friederike Görres. In: Die Zeit, Nr. 27/1950. Rezension des Gedichtbands „Der verborgene Schatz“ und „Die ‚siebenfache Flucht‘ der Radegundis“
- Landesarchiv Baden-Württemberg: Görres, Ida Friederike
- Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz: Tapfer wie eine Kirschblüte - Ida Friederike Görres. Website der Paneuropa-Union Deutschland e.V.
Einzelnachweise
- ↑ Katja Marmetschke: «Nicht mehr Jugendbewegung, sondern Kulturbewegung!» Die Zeitschrift Die Schildgenossen in der Weimarer Republik. In: Michel Grunewald, Uwe Puschner (Hg.): Das katholische Intellektuellenmilieu in Deutschland, seine Presse und seine Netzwerke (1871–1963). Peter Lang, Bern u. a. S. 281–318, hier S. 311.
- ↑ Persönlichkeiten, die sich im Bund Quickborn und auf Burg Rothenfels engagiert haben, Quickborn-Arbeitskreis, abgerufen am 20. April 2022.
- ↑ Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz: Görres, Ida Friederike. In: Baden-Württembergische Biographien, Band 2 (1999), S. 161–163. Online in: Landeskunde entdecken online (LEO-BW), abgerufen am 20. April 2022.
- ↑ Heinrich Johann Maria Graf Coudenhove-Kalergi bei gw.geneanet.org. Abgerufen am 5. Dezember 2020.
- ↑ Georg Louis Baron de Coudenhove bei gw.geneanet.org. Abgerufen am 5. Dezember 2020.
- ↑ Familie Coudenhove bei paneuropa.org. Abgerufen am 5. Dezember 2020.
- ↑ Coudenhove, Franz Karl Graf bei parlament.gv.at. Abgerufen am 5. Dezember 2020.
Personendaten | |
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NAME | Görres, Ida Friederike |
ALTERNATIVNAMEN | Görres, Ida |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schriftstellerin |
GEBURTSDATUM | 2. Dezember 1901 |
GEBURTSORT | Schloss Ronsperg, Böhmen |
STERBEDATUM | 15. Mai 1971 |
STERBEORT | Frankfurt am Main |