Jakob von Hartmann


Jakob Michael Karl Hartmann, ab 1843 Ritter von Hartmann und ab 1871 Freiherr von Hartmann, (* 4. Februar 1795 in Maikammer; † 23. Februar 1873 in Würzburg) war ein Offizier, zuletzt General der Infanterie der Bayerischen Armee.
Leben
Jakob wurde als Sohn des Winzers Georg Hartmann und dessen Gattin Barbara, geborene Geither geboren. Sein Onkel mütterlicherseits, der französische General Michael Geither, bereitete ihn für eine militärische Laufbahn vor. Infolgedessen trat er am 23. Oktober 1804 als Infanterist in das französische 15. leichte Infanterie-Regiment ein. Am 15. Oktober 1806 zum 1. Infanterie-Regiment des Großherzogs von Berg versetzt absolvierte er bis 1811 in den französischen Militärlehranstalten zu Bonn und Saint-Cyr, so dass er am 20. Juli 1811 zum Sous-lieutenant befördert in dem Infanterie-Regiment, in dem er am 17. Dezember 1811 bereits zum Lieutenant befördert wurde, seinen Dienst antreten konnte. Nach Entwaffnung der Truppen des Rheinischen Bundes wurde er zum französischen 27e régiment d’infanterie versetzt. Nach den Kämpfen 1814 und 1815 wurde er für die Ehrenlegion vorgeschlagen.
Am 20. Februar 1816 wurde Hartmann auf eigenen Wunsch aus den französischen Diensten entlassen. Am 13. Juli 1816 wurde er als Oberleutnant in das bayerische 10. Linien-Infanterie-Regiment „Junker“ übernommen und 1818 zum Topographischen Büro versetzt. Hartmann übernahm die am 1. Juni 1822 neu aufgestellte Pionierkompanie, welche dem Generalquartiermeisterstab unterstand. Seine Versetzung in den Generalquartiermeisterstab erfolgte am 27. Mai 1827. Am 1. April 1827 wurde Hartmann in das königliche Kriegsministerium abkommandiert und am 21. Mai 1829 zum Hauptmann, am 29. November 1838 zum Major befördert.
Am 6. Oktober 1842 zum Adjutanten des Kronprinzen Maximilian von Bayern ernannt wurde er am 18. Dezember 1843 bei der Ritterklasse der Bayerischen Adelsmatrikel eingetragen und am 18. Oktober 1844 zum Oberstleutnant befördert. 1846 wurde er zudem mit dem Ritterkreuz der französischen Ehrenlegion ausgezeichnet. Nach der Thronbesteigung des Königs Maximilian II. Joseph am 31. März 1848 wurde Hartmann zum Flügeladjutanten ernannt und zum Oberst befördert. Ab 19. Juni 1849 zum Generalmajor befördert war er Brigadier in der 2. Infanterie-Division. Am 19. März 1852 wieder Flügeladjutant des Königs wurde er gemäß Signat des Königs am 3. November 1854 in das französische Lager bei Boulogne-sur-Mer entsandt, wo er kurz darauf das Großoffizierskreuz der kaiserlich französischen Ehrenlegien erhielt. Nach der Umgliederung der bayerischen Armee zum 1. September 1855 behielt er das Kommando über die 3. Infanterie-Brigade der 2. Armee-Division und sammelte im September 1858 bei größeren Übungen mit gemischten Waffengattungen Erfahrungen im Gefecht der verbundenen Waffen.
Am 23. Februar 1861 wurde Hartmann zum Generalleutnant befördert und zum Generalkommandanten von Würzburg ernannt. Im Krieg 1866 hatte er das Kommando über die 4. Infanterie-Division, mit der er am 4. Juli 1866 selbständig das Gefecht bei Roßdorf gegen die preußischen Truppen des Generals Karl Freiherr von Wrangel lieferte, dessen Ausgang für ihn allerdings wenig glücklich war. Am 27. Juli war Hartmann bei der Beschießung von Würzburg beteiligt und lieferte tags zuvor bei den Hettstadter Höhen ein Reitergefecht. Im Gefecht bei Roßdorf zeichnete er sich dennoch durch Klugheit, Mut und Entschlossenheit zum Vorteile der eigenen Truppe aus, so dass er nach einstimmigen Beschluss des Ordenskapitel mit Armeebefehl vom 20. August 1866 das Ritterkreuz des Militär-Max-Joseph-Ordens erhielt. Am 28. April 1867 wurde er zum Inhaber des 14. Infanterieregiments (bisher „vacant Zandt“) ernannt. Am 8. Januar 1869 wurde er zum General der Infanterie befördert.
Während des Deutsch-Französischen Krieges führte Hartmann das II. Kgl. Bay. Armee-Korps. Am 4. August 1870 erstürmte er Weißenburg und veranlasste zwei Tage später durch sein energisches Vorgehen auf dem rechten Flügel den Beginn der vom Oberkommando erst für den nächsten Tag beabsichtigten Schlacht bei Wörth. Am 14. August zwang Hartmann die Festung Marsal zur Übergabe. Für seine militärischen Verdienste bei den Schlachten bei Weißenburg und Wörth wurde er gemäß Armeebefehl vom 11. Oktober 1870 mit dem Kommandeurskreuz des Militär-Max-Joseph-Ordens ausgezeichnet. An der Schlacht bei Sedan am 1. September hatte er einen wichtigen Anteil. Zwischen dem 16. und 19. September errang er bei den Schlachten von Corbeil, Bourg-la-Reine und Petit-Bicètre die ersten Erfolge vor Paris. Er eroberte danach das von General Ducrot verteidigte Plateau Moulin de la Tour (Chatillon).
Am 18. Oktober 1870 erhielt er für sein schneidiges Verhalten zur Entlastung der 18. preußischen Infanterie-Brigade bei Plessis-Piquet und Moulin-de-la-Tour (19. September 1870) das Eiserne Kreuz I. Klasse. Mit Armeebefehl vom 22. Dezember 1870 wurde er für die Gefechte bei Plessis-Piquet und Moulin-de-la-Tour vor Paris schließlich mit dem Großkreuz des Militär-Max-Joseph-Ordens belohnt. Nachdem er am 5. Juli 1871 in den erblichen Freiherrnstand erhoben wurde (Immatrikulation in die Freiherrnklasse der Bayerischen Adelsmatrikel am 10. August 1871), nahm er am 16. Juli 1871 an dem feierlichen Einzug der siegreichen bayerischen Truppen in München teil. Hartmann, nach der Armeereform nunmehr Kommandierender General des II. Armeekorps in Würzburg, erhielt am 1. März 1872 den Pour le Mérite.
Familie
Er heiratete am 28. Juni 1824 in München Rosalie Sophie von Kraft (* 18. April 1805; † 10. Januar 1867). Das Paar hatte mehrere Kinder:
- Hermann (* 5. Juli 1838; † 9. September 1912), bayerischer Generalmajor[1][2] ⚭ 1879 Marie Magdalena Hermine Edmunde von Nimptsch (* 19. Juli 1851), Stieftochter des preußischen Generalfeldmarschalls Walter von Loë
- Henriette (* 18. April 1825; † 10. Januar 1878) ⚭ 1845 (Scheidung) Graf Hippolyt von Bothmer (* 1. Juli 1812; † 5. Juni 1891), kaiserlicher Konsul in Sarajevo
- Caroline (* 8. März 1828; † 26. Oktober 1864) ⚭ 1856 Camil von und zu Egloffstein († 27. November 1868), Oberst a. D.
- Marie (* 12. Mai 1831 † 14. Juni 1864) ⚭ Wilhelm Volrath August von Treuenfels (1821–1900), Herr auf Möllenbeck
Ehrungen
- Silbernes Ritterkreuz des griechischen Erlöser-Ordens am 24. November 1837
- Ritterkreuz des russischen St. Wladimir-Ordens IV. Klasse am 30. August 1838
- Preußischer Roter Adler-Orden III. Klasse, verliehen 1846/1847
- Ritterkreuz der französischen Ehrenlegion, verliehen 1846/1847
- Kommenturkreuz des Ordens der Württembergischen Krone, verliehen 1846
- Ritterkreuz des hannoverschen Guelphen-Ordens, verliehen 1846/1847
- Ritterkreuz des Verdienstordens der Bayerischen Krone am 31. Januar 1854
- Großoffizierskreuz der französischen Ehrenlegion gemäß Armeebefehl vom 4. November 1854
- Großkomturkreuz des griechischen Erlöser-Ordens am 21. April 1859
- Komturkreuz des Verdienstordens vom heiligen Michael am 1. Januar 1860
- Großkreuz des großherzoglich hessischen Verdienstordens am 5. Oktober 1862
- Roter Adlerorden I. Klasse am 23. November 1863
- Ehrenkreuz des Ludwigsordens am 16. März 1865
- Ritterkreuz des Militär-Max-Joseph-Ordens am 22. Juli 1866
- Ernennung zum Inhaber des 14. Infanterie-Regiments am 28. April 1867
- Großkreuz des Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hausordens mit Schwertern am 8. Januar 1869
- Eisernes Kreuz II. Klasse gemäß Armeebefehl vom 30. August 1870
- Kommandeurkreuz des Militär-Max-Joseph-Ordens gemäß Armeebefehl vom 11. Oktober 1870
- Großkreuz des Militär-Verdienstordens am 18. Oktober 1870
- Eisernes Kreuz I. Klasse am 18. Oktober 1870
- Großkreuz des Militär-Max-Joseph-Ordens gemäß Armeebefehl vom 22. Dezember 1870
- Kronen-Orden I. Klasse mit Emailleband des roten Adler-Ordens und mit Schwertern am 16. Juni 1871
- Pour le Mérite am 1. März 1872
- In seinem Geburtsort Maikammer wurde ihm 1900 ein Bronzestandbild aus Kanonenmetall errichtet.
- Die Hartmannstraße in der Münchner Innenstadt und die Hartmannstraße in Würzburg[3] wurden nach ihm benannt.
Literatur
- Genealogisches Handbuch des Adels. Adelslexikon Band IV, Band 67 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1978, ISSN 0435-2408
- Carl von Landmann: Hartmann, Jakob Freiherr v. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 10, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 684.
- Schrettinger (Ordensarchivar): Der Königlich Bayerische Militär-Max-Joseph-Orden und seine Mitglieder. München 1882.
- Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser. Band 24, Justus Perthes, Gotha 1874, S. 264–265.
- Kurt von Priesdorff: Soldatisches Führertum. Band 8, Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg, o. O. [Hamburg], o. J. [1941], DNB 367632837, S. 284–289, Nr. 2605.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser, 1821, S. 348.
- ↑ Registereintrag auf Deutsche Biographie.
- ↑ Erik Schlicht: Zellerauer Straßennamen militärischen Ursprungs. In: Friedrich-Koenig-Gymnasium Würzburg. Jahresbericht 1978/79. Würzburg 1979, S. 125–127 (aus dem Materialanhang der Facharbeit Die Entscheidungsjahre deutscher Geschichte 1866 und 1870/71 im Spiegel der Geschichte des Neunten Infanterieregiments zu Würzburg), hier: S. 126.
Personendaten | |
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NAME | Hartmann, Jakob von |
ALTERNATIVNAMEN | Hartmann, Jakob Freiherr von (Name ab 1871); Hartmann, Jakob Ritter von; Hartmann, Jakob Michael Karl |
KURZBESCHREIBUNG | bayerischer Offizier, zuletzt General der Infanterie |
GEBURTSDATUM | 4. Februar 1795 |
GEBURTSORT | Maikammer |
STERBEDATUM | 23. Februar 1873 |
STERBEORT | Würzburg |