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vom 05.06.2022, aktuelle Version,

Johann Schicht

Johann Schicht

Johann Schicht (* 8. März 1855 in Ringelshain, Böhmen; † 3. Juni 1907 in Aussig) war ein österreichischer Industrieller und Gründer einer Seifenfabrik.

Leben

Johanns Vater, Georg Schicht der Ältere (1820–1887), ein Bauer und Fleischhauer mit neun Kindern, begann im Jahr 1848 mit einer Seifenproduktion in seinem Haus in Ringelshain.[1] Durch den beruflichen Erfolg war es ihm möglich, 1867 in einem neuen Gebäude eine Seifensiederei aufzubauen. 1878 übergab er das Unternehmen mit dem Namen Georg Schicht seinen Söhnen Josef (1851–1923), Franz (1853–1924) und Johann – sein Sohn Heinrich (1857–1929) wurde später aufgenommen.[2] Ein weiterer Bruder war Georg Schicht (1849–1913).[3] Georg Schicht war bis 1951 der Name des Unternehmens.

Johann Schicht hatte 1873 die Idee die Produktion nach Aussig zu verlegen, um Transportprobleme von Rohmaterial zu verringern. 1880 realisierte er seine Idee und baute zwischen den Ortsteilen Kramoly und Novosedlice, in Střekov (Schreckenstein), heute einem Stadtteil von Aussig.

Johann Schicht war aktives Mitglied verschiedener Handels- und Kulturinstitutionen. 1898 wurde er für seine Mitwirkung an der österreichisch-ungarischen Industrie ausgezeichnet. Schicht kann verglichen werden mit anderen altösterreichischen Unternehmern wie Tomáš Baťa oder Emil von Škoda, indem er ein großes Firmenimperium aufbaute und dabei die sozialen Aspekte ebenso wie die moderne Technologie im Auge hatte.

Unternehmen

Alte Werbetafel im Österreichischen Freilichtmuseum Stübing

Ab 1885 wuchs das kleine Unternehmen mit damals 12 Beschäftigten schnell an, verkaufte eine Menge anderer Artikel, wie Kerzen, Margarine, Wasserglas, Stearin und Glycerin. Sehr populär war die Hirschseife, die seit Ende des 19. Jahrhunderts bis 2002 produziert wurde.

1894 wurde auf der hygienischen Ausstellung in Wien der Firma Georg Schicht in Aussig a. d. Elbe auf ihre „Patentseife“ die goldene Medaille zuerkannt.[4]

Spätestens 1900 gründete Wilhelm Schicht in Ringelshain die Nährmittelwerke Ceres,[5] benannt nach der Göttin Ceres. Dieser Markenname bezeichnete in der Folge zahlreiche Lebensmittel, zunächst Fruchtsäfte aus Ringelshain, spätestens ab 1905 vor allem Kokosfett aus Ringelshain und Aussig,[6] und ist auch heute noch in Verwendung.

Das Unternehmen errichtete auch eine eigene Maschinenfabrik und eine Schmiede, betrieb Kohlenminen und Kraftwerke. Es investierte auch in einige Chemie- und Lebensmittelerzeugungsunternehmen. Eine Niederlassung wurde 1906 in Mährisch Ostrau gegründet.

Wegen gesundheitlicher Probleme wandelte Johann Schicht sein Unternehmen 1906 in eine Aktiengesellschaft um, wovon die Familie Schicht zu 80 % Eigentümer war. Als Johann Schicht 1907 starb, hatte das Unternehmen 1.800 Beschäftigte. Sein Sohn Heinrich Schicht folgte Johann als Chef des Unternehmens nach.

Nach dem schrittweisen (1912–1913) Kauf der Firma Emanuel Khuner & Sohn (Marke Kunerol), mit der sich Schicht schon seit 1906 in erbittertem Konkurrenzkampf befunden hatte,[7] wurde im Jahr 1923 die Margarinefabrik in Wien-Atzgersdorf gebaut. Im Jahr 1929 wurde aus zehn Unternehmen der Branche, unter ihnen die Georg Schicht AG, die Unilever Österreich gegründet und im Jahr 1939 nach dem Anschluss mit der Unilever Deutschland verschmolzen. Die Marke Kuner wird von Unilever immer noch verwendet. Die Marke Ceres wurde von Unilever 2004 an die Firma Vereinigte Fettwarenindustrie (Wels) verkauft.[8]

Literatur

Commons: Johann Schicht  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. zur Familie siehe auch Josef Mentschl: Schicht. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 722 (Digitalisat).
  2. J. Mentschl: Schicht, Georg der Ältere. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 10, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1994, ISBN 3-7001-2186-5, S. 105.
  3. J. Mentschl: Schicht, Georg der Jüngere. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 10, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1994, ISBN 3-7001-2186-5, S. 105.
  4. Tages-Neuigkeiten. […] Hohe Auszeichnung.. In: Badener Bezirks-Blatt, 7. Juli 1894, S. 5 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bbb
  5. Annonce Ceres. In: Blatt der Hausfrau, Heft 44 (1900), S. 21 (Online bei ANNO)
  6. Annonce Ceres. In: Czernowitzer Allgemeine Zeitung, 23. April 1905, S. 31 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/cer
  7. Ceres-Speisefett. In: Pilsner Tagblatt / Pilsner Tagblatt. Westböhmische Tageszeitung / Westböhmische Tageszeitung / Westböhmische Tageszeitung. Pilsner Tagblatt, 4. April 1906, S. 5 (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/pit
  8. Nicht die VFI muss bekannt sein, sondern das Kronenöl. In: OÖ Nachrichten, 27. Oktober 2009, abgerufen am 9. September 2021.
  9. Katalogzettel Österreichische Nationalbibliothek
  10. Katalog Deutsche Nationalbibliothek; Website zu »Der große Aussiger« (Memento des Originals vom 2. Februar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.berliner-geschichten.com |

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