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vom 09.05.2019, aktuelle Version,

Josef Hölzl (Physiologe)

Josef Hölzl (* 28. September 1925 in Ybbsitz, Niederösterreich) ist ein österreichischer Naturwissenschaftler (Physiologe), der als Ordinarius an der Wirtschaftsuniversität Wien das „Institut für Technologie und Warenwirtschaftslehre“ von 1972 bis 1991 leitete.

Karriere

Nach dem Lehramtsstudium für Naturgeschichte an der Universität Wien promovierte er 1955 mit einem Thema zur Ökologie bei den Pflanzenphysiologen Richard Biebl und Karl Höfler.

Im gleichen Jahr begann er als Assistent an der Technischen Hochschule am „Institut für Botanik, technische Mikroskopie und organische Rohstofflehre“, dort habilitierte er sich 1965 mit der Venia „Botanik mit besonderer Berücksichtigung der technisch verwendeten Naturstoffe“. Gemeinsam mit dem Institutsvorstand Engelbert Bancher gab er das Buch „Bau und Eigenschaften der organischen Naturstoffe. Einführung in die organische Rohstofflehre“ heraus, das in Rohstofflehre und Warenkunde zu einem Standardwerk geworden ist. In der Ausrichtung seiner wissenschaftlichen Befassung in der organischen Rohstofflehre stand Hölzl in der Tradition einer Reihe prominenter Vorgänger der Wiener Technischen Warenkunde wie Julius Wiesner (1836–1916).

Josef Hölzl wurde 1971 an der Technischen Hochschule zum tit. a.o. Prof. ernannt und war dann auch bis 1982 Vorstand des Botanischen Instituts der Tierärztlichen Hochschule in Wien. Zudem wurde Josef Hölzl 1972, nach dem frühen Ableben von Gustav Hofbauer, zum Nachfolger des Edmund Grünsteidl, zum a.o. Hochschulprofessor an der Hochschule für Welthandel berufen.

Lehrkanzel

Die technisch-gewerbliche Warenkunde und die kaufmännische Warenkunde waren in einem Institut vereint. Vorgänger dieser wissenschaftsgeschichtlich Johann Beckmann folgenden Fachkultur waren Julius Wiesner und Wilhelm Exner, die zu Klassikern der Warenkunde und Technologie geworden sind. Dem von Ernst Beutel als "Institut für Warenkunde" an der Hochschule für Welthandel begonnenen, von ihm 1926 in „Technologisches Institut“ umbenannten und von Edmund Grünsteidl seit 1946 weitergeführten „Institut für Technologie und Warenwirtschaftlehre“ stand Josef Hölzl ab 1972 bis zur Emeritierung 1991 vor. Die von E. Grünsteidl zur Warenlehre begonnene Theorie-Findung setzte Josef Hölzl als auf Ganzheitlichkeit ausgerichtetes Fachprojekt fort.

Die Pionierleistung von Josef Hölzl war es, das Fach „Warenlehre“ auf eine sichere theoretische Basis gestellt zu haben, einerseits in der Warensystematik und Warenklassifikation, andererseits mit der Interdisziplinarität der allgemeinen Systemtheorie, welche in der Problemstellung der allgemeinen Technologie und Realökonomie die Umwelt einbezieht. Josef Hölzls ganzheitliches Konzept der Warenlehre (Trias: Technik/Wirtschaft/Umwelt) ist wissenschaftstheoretisch im bioökonomischen Paradigma (Nicholas Georgescu-Roegen) abgesichert. In der generalistisch-transdisziplinären Warenwissenschaft sah er ein Grundlagenfach zur nachhaltigen Managementlehre. Der Nachfolger auf seiner Lehrkanzel Gerhard Vogel änderte die Institutsbezeichnung von "Warenwirtschaftslehre" auf "nachhaltiges Produktmanagement".

1978 ergab sich an den kaufmännischen Lehranstalten durch Integration der Fächer „Naturgeschichte“ und „Warenkunde mit Einschluss der Technologie“ die geistes- und naturwissenschaftliche Studienrichtung „Biologie und Warenlehre“ als Lehramt zu verankern. Diese von Hölzl 1982 eingeführte interuniversitäre Studienrichtung ist ein Jahrzehnt nach der Emeritierung Josef Hözls, zur Jahrtausendwende abgeschafft worden.

Für die Wissenschaftsgeschichte bedeutsam ist die mit der Schließung der Lehrkanzel einhergehende Beendigung einer akademischen Tradition, wie sie weltweit einmalig nach dem Vorbild von Johann Beckmann seit der Kaiserin Maria Theresia in Österreich über zwei Centennien weiter gepflegt wurde.

Würdigungen

Dem wissenschaftlichen Generalismus folgend hat Josef Hölzl 1976 durch Gründung der Internationalen Gesellschaft für Warenkunde und Technologie (IGWT) weltweit alle warenwissenschaftlichen Gesellschaften zusammengeführt. Im selben Jahr hat er mit Otto Gekeler, der an der Gründung der Deutschen Gesellschaft für Warenkunde und Technologie (DGWT) maßgeblich beteiligt war, mit der Herausgabe der internationalen Zeitschrift „Forum Ware“ begonnen.

Zur Emeritierung Josef Hölzls fand 1991 ein Ehren-Symposium statt: „Auf der Suche nach dem Gemeinsamen. Technik / Wirtschaft / Ökologie.“ Sein Erkenntnisinteresse galt der „Physis“ der Produktionsvorgänge im sozio-ökonomischen System, welchen der Mensch Richtungen vorgibt: „Redliche Wissenschaftler müssen aus eigenem Antrieb tätig werden“. In Würdigung seines wissenschaftlichen Lebenswerks wurde im Darwin-Jahr 2009 das Symposium „Evolution-Ware-Ökonomie“ abgehalten.

Werke (Auswahl)

  • Josef Hölzl und Engelbert Bancher: Bau und Eigenschaften der organischen Rohstoffe. Springer Verlag, Wien 1965.
  • Josef Hölzl: Geschichte der Warenkunde in Österreich. Schriftenreihe des Instituts für Technologie und Warenwirtschaftslehre. Band 5, WU-Wien 1982.
  • Josef Hölzl: Einführung in die Warenlehre. R. Oldenbourg Verlag, München 1989.
  • Josef Hölzl: Allgemeine Technologie. Schriftenreihe des Instituts für Technologie und Warenwirtschaftslehre. 2. erw. Aufl. WU-Wien 1989.

Literatur

  • Gerhard Vogel (Hrsg.): Auf der Suche nach dem Gemeinsamen. Technik / Wirtschaft / Ökologie. Festschrift zu Ehren von o.Univ.-Prof. Dr. Josef Hölzl. Wirtschaftsuniversität Wien 1991.
  • Richard Kiridus-Göller, Eberhard K. Seifert (Hrsg.): Evolution – Ware – Ökonomie. Bioökonomische Grundlagen zur Warenlehre. oekom-Verlag, München 2012.