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vom 16.02.2021, aktuelle Version,

Josef Joham

Josef Joham (* 21. Februar 1889 in Bad Kleinkirchheim, Kärnten; † 7. April 1959 in Wien) war ein mächtiger, zum Teil umstrittener Bankfachmann und langjähriger Generaldirektor der damals größten österreichischen Bank Creditanstalt-Bankverein.

Leben

Joham, ein Bauernsohn, absolvierte das Gymnasium in Klagenfurt, wo er Mitglied der katholischen Studentenverbindung Karantania wurde.[1] Danach ein Studium der Rechtswissenschaften in Innsbruck und Graz (Promotion 1913). Das CV-Mitglied (K.Ö.H.V. Carolina Graz) war ab 1914 in verschiedenen Banken im Alpenraum tätig. Ab 1921 hatte er bedeutendere Funktionen in der Bank für Tirol und Vorarlberg inne. Während der Weltwirtschaftskrise löste die Zahlungsunfähigkeit der Creditanstalt (CA) im Mai 1931 die Deutsche Bankenkrise aus. Joham wurde 1931 Vorstandsmitglied der CA; die CA wurde de facto verstaatlicht. Von 1934 bis 1938 war Joham Mitglied des österreichischen Bundeswirtschaftsrates und des Bundestages. 1936 wurde Joham vom autoritären Regime des österreichischen Ständestaats zum Generaldirektor der CA ernannt. Während des Krieges blieb Joham – vermutlich auch aufgrund seines guten persönlichen Verhältnisses zu Hermann Josef Abs – im Vorstand der CA. (Die Deutsche Bank, der Abs vorstand, hatte die CA nach dem Anschluss übernommen). Joham übte während des Kriegs auch hohe Wirtschaftsfunktionen in Ostmitteleuropa aus. Ab 1942 arbeitete Joham für den US-Geheimdienst OSS, den Vorgänger des CIA, und lieferte diesem über den in der Schweiz lebenden Kurt Grimm hochrangige Informationen über die Wirtschaft im nationalsozialistischen Deutschen Reich.

Nach 1945 wurde Joham zum öffentlichen Verwalter und 1948 neuerlich zum Generaldirektor der CA bestellt. Anfang der 1950er Jahre geriet Joham in einen Wirtschaftsskandal im Zusammenhang mit der Verschiebung von Geldern aus dem Marshall-Plan, der auch Gegenstand eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses war.[2][3] Joham wurde letztlich von der ÖVP gehalten und blieb bis zu seinem Tod Generaldirektor. Er wurde am Neustifter Friedhof bestattet.[4]

Literatur

  • Gertrude Enderle-Burcel: Christlich – ständisch – autoritär. Mandatare im Ständestaat 1934–1938. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes 1991, ISBN 3-901142-00-2, S. 114–116.
  • Isabella Ackerl, Friedrich Weißensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Ueberreuter, Wien 1992 ISBN 3-8000-3464-6
  • Gerald Feldman, Oliver Rathkolb, Theodor Venus, Ulrike Zimmerl, Österreichs Banken und Sparkassen im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit, C.H. Beck, München 2006

Einzelnachweise

  1. "Katholische Farbstudententum in Kärnten", S. 46
  2. Stink in the Creditanstalt. Time Magazine vom 18. August 1952 (online)
  3. Karl Ausch: Die Johamiterlegende und die Wahrheit. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 17. Juli 1952, S. 1 ( Digitalisat).
  4. Grabstelle Josef Johann, Wien, Neustifter Friedhof, Gruppe A, Reihe 19, Nr. 3.