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vom 15.01.2022, aktuelle Version,

Joshua Reynolds

Joshua Reynolds: Selbstporträt, 1776

Sir Joshua Reynolds, PRA FRSA (* 16. Juli 1723 in Plympton bei Plymouth, Grafschaft Devon, England; † 23. Februar 1792 in London) war neben William Hogarth und Thomas Gainsborough der bekannteste und durch sein künstlerisches und kunsttheoretisches Wirken der einflussreichste englische Maler des 18. Jahrhunderts. Er wird zur „English school“ des 18./19. Jahrhunderts gezählt. 1768 wurde er erster Präsident der neu gegründeten Royal Academy of Arts.[1]

Leben

Frühe Jahre

Reynolds wurde als Sohn eines Geistlichen geboren und begann mit siebzehn Jahren eine Lehre bei dem Porträtmaler Thomas Hudson in London. Es waren vier Lehrjahre ausgemacht, doch schon nach zweieinhalb Jahren verließ Reynolds die Werkstatt Hudsons wieder, da er alles gelernt hatte, was Hudson ihm beibringen konnte. In den folgenden Jahren versuchte er sich in Plymouth in der Porträtmalerei.

Auf seiner Italienreise von 1750 bis 1752 vervollständigte er seine künstlerische Ausbildung. Er war begeistert von der Kunst der Antike und der Hochrenaissance, vor allem von den Werken Raffaels und Michelangelos, was ihn allerdings nicht davon abhielt, einige witzige Parodien auf ihre Werke zu malen, so etwa eine Parodie von Raffaels Schule von Athen.[2] Aber auch die Venezianer hinterließen ihren Einfluss in Reynolds’ Werken.

Hinwendung zum „Grand Style“ mit seinen Anleihen bei großen Meistern

Zurück in London ist der Einfluss Italiens in seinen Werken unverkennbar. Fortan widmet sich Reynolds dem „Grand Style“ und wird zum Verfechter einer Porträt- und Historienmalerei, die sich am Ideal der großen Kunst vergangener Epochen orientiert. Mit seiner Methode des „borrowing“ übernahm er Handlungen, Haltungen oder Gesten anderer Meister in sein Werk. Dies war kein einfaches Kopieren der alten Meister, sondern ein Wetteifern mit diesen.

Joshua Reynolds: Porträt der Society of Dilettanti (1777/79)

Die Nobilitierung der englischen Bildnismalerei

Im 18. Jahrhundert war in England hauptsächlich die Porträtmalerei nachgefragt, denn Adlige und reiche Geschäftsleute wollten an den Wänden ihrer Räume vor allem sich selbst in idealisierter Form repräsentiert sehen. Zudem traute man, auch wenn man andere Bildgattungen schätzte, den englischen Malern keine Historienbilder im großen Stil zu, sondern nur ausländischen Künstlern, vor allem Italienern und Franzosen. Dabei stellte seinerzeit das Historiengemälde die höchste Gattung innerhalb der Malerei dar. Diese Gattung wurde von den Sammlern jedoch überwiegend in Italien gekauft, und um die englische Malerei auf eine Stufe mit der Malerei in anderen europäischen Ländern zu stellen, galt es, die englische Historienmalerei, wie sie zu Beginn des 18. Jahrhunderts nur wenige einheimische Künstler, etwa James Thornhill, pflegten, stärker gesellschaftsfähig zu machen. Um dies zu erreichen, näherte Reynolds das Porträt der Historie an. Diese Annäherung bedeutete eine Idealisierung und Erhöhung des Porträtierten, die bei den Auftraggebern gut ankam. Reynolds entwickelt sich zum beliebtesten Porträtmaler in London.

Präsident der Royal Academy of Arts (1768–1792)

Als 1768 die Royal Academy of Arts gegründet wurde, blieb König Georg III., der nicht unbedingt ein Anhänger Reynolds war, auf Grund von dessen Beliebtheit in der Öffentlichkeit nichts anderes übrig, als ihn zum Präsidenten zu ernennen. Und im darauffolgenden Jahr wurde Reynolds für seine Verdienste geadelt. In der Position des Akademie-Präsidenten war es für ihn leichter, sein Ziel, die Nobilitierung der englischen Malerei, zu erreichen.

1769 erhob ihn König Georg III. als Knight Bachelor in den Adelsstand.

Historiengemälde

1773 wagte er es erstmals, ein Historiengemälde, Ugolino und seine Söhne im Hungerturm, in der Royal Academy auszustellen, um die Öffentlichkeit auch an andere Gattungen neben der Porträtmalerei heranzuführen.

Die Discourses on Art

Auch seine jährlich gehaltenen Diskurse bei der Preisverleihung der Royal Academy[3] dienten der Erhöhung der englischen Kunst. Zum einen versuchte er der englischen Malerei mit Hilfe der Doktrin „ut pictura poesis“, die die Malerei mit der Dichtkunst vergleicht, eine Tradition zu verschaffen, zum anderen propagierte er die Historienmalerei und den „Grand Style“, der seiner Meinung nach der einzig angemessene Stil für diese Bildgattung darstellte. Somit beeinflusste er durch seine ausgestellten Werke und seine Diskurse den Geschmack der Sammler und die Kunstproduktion.

Die letzten Jahre

1781 unternahm er eine Reise nach Flandern und Holland, die ihn auch in einige deutsche Städte, wie Aachen, Köln oder Düsseldorf, führte. Hier wurde er von der Kunst Rubens’ stark beeinflusst. Er war begeistert von dessen Farbauftrag und der formlosen Darstellung seiner Themen. In Reynolds Werken ist nun ein stärker malerischer Stil zu bemerken, und die Darstellung in seinen Gemälden wird lebendiger und dramatischer.

1784 wurde Reynolds zum Hofmaler des Königs ernannt. 1789 erblindete er und musste die Malerei aufgeben.

Wertung

Statue Joshua Reynolds’ im Hof der Royal Academy of Arts, London

Reynolds ist es gelungen, der englischen Malerei eine Tradition zu verschaffen und die brachliegende einheimische Historienmalerei zu erneuern und bei einem breiten Publikum hoffähig zu machen. Mit seinen akademischen Diskursen stellte er für lange Zeit die alleinige Autorität innerhalb der englischen Kunsttheorie dar.

Reynolds hat sich besonders als Bildnismaler ausgezeichnet. In dem feinen Gefühl für Formen und in dem kräftigen Vortrag übertraf er alle früheren englischen Maler, und auch in der Farbgebung erreichte er eine seltene Frische. Doch fehlte ihm Originalität. Als Eklektiker suchte er die Vorzüge von Tizian, Rubens, Rembrandt und Correggio zu vereinigen, geriet dabei aber in koloristische Experimente, die viele seiner Bilder verdorben haben. Besonders gut gelang ihm die Darstellung der Jugendfrische und des naiven Wesens der Kinder. Aus heutiger Sicht weniger gelungen sind die Ausführungen seiner Historienbilder, lassen diese doch die Leichtigkeit der Komposition und die Wahrhaftigkeit der Darstellung vermissen. Eines seiner besten Gemälde ist der Tod des Kardinals Beaufort und von größter Anmut sein Liebesgott, der Schönheit den Gürtel lösend. Seine von ihm als Präsident der Malerakademie gehaltenen „Discourses“ (London 1778 und später immer wieder neu aufgelegt; deutsch zuerst Dresden 1781) zeichnen sich durch die Eleganz des Stils und die Reichhaltigkeit des philosophischen und ästhetischen Gedankenguts aus.

Werke

  • Der junge Crewe als Heinrich VIII., 1776, Leinwand, 51×110 cm. London, Slg. Marquess of Crewe.
  • Dr. John Mudge, 1752, Leinwand, 80×62 cm.
  • Edward Holden Cruttendens Kinder, 1763, Leinwand, 174×170 cm. New York, Slg. M. Field.
  • Elizabeth Gunning, Duchess of Hamilton and Argyll, 1758–1760, Leinwand, 234×145 cm. Port Sunlight (Cheshire), Lady Lever Art Gallery.
  • Garrick zwischen Tragödie und Komödie, 1760–1761, Leinwand, 172×181 cm. Rushbrooke, Slg. Lord Rothschild.
  • Georgiana Duchess of Devonshire und ihre Tochter Georgiana, 1786, Leinwand, 44×141 cm. London, Slg. Duke of Devonshire.
  • Jeremiah Meyers Tochter Mary als Hebe, 1772, Leinwand, 129×99 cm. London, Slg. A. de Rothschild.
  • Lady Anne Lennox, Countess of Albermarle, 1757–1759, Leinwand, 126×101 cm. London, National Gallery.
  • Lady Elizabeth Keppel, 1757–1759, Leinwand, 72×61 cm. London, Slg. A. de Rothschild.
  • Lady Sarah Bunbury opfert den drei Grazien, 1765

Literatur

  • Henry William Beechey: The Literary Works of Sir Joshua Reynolds. London 1852, 2 Bände.
  • Charles Robert Leslie, Tom Taylor: The Life and Times of Sir Joshua Reynolds. London 1865. 2 Bände.
  • Edmond Malone (Hrsg.): The Works of Sir Joshua Reynolds. London 1798. 3 Bände.
  • Algernon Graves und William V. Cronin: A History of the Works of Sir Joshua Reynolds I-IV. London 1899–1901.
  • Frederick W. Hilles: The Literary Career of Sir Joshua Reynolds. Cambridge 1936.
  • Ellis K. Waterhouse: Reynolds. London 1941.
  • Derek Hudson: Sir Joshua Reynolds: A Personal Study. London 1958.
  • Robert R. Wark (Hrsg.): Sir Joshua Reynolds: Discourses on Art. San Marino/Calif. 1959.
  • Nicholas Penny: Reynolds. Kat. Royal Academy of Arts, London 1986.
  • Andrea M. Kluxen: Das Ende des Standesporträts. Die Bedeutung der englischen Malerei für das deutsche Porträt 1760–1848. München 1989.
  • Renate Prochno: Joshua Reynolds. Weinheim 1990.
  • David Mannings, Martin Postle: Sir Joshua Reynolds – a complete catalogue of his paintings. New Haven, Yale Univ. Press, 2000, ISBN 0-300-08533-8.
  • John Ingamells und John Edgcumbe (Hrsg.): The Letters of Sir Joshua Reynolds. New Haven, Yale Univ. Press, 2000.
  • Ian McIntyre: Joshua Reynolds. The Life and Times of the First President of the Royal Academy. London 2003.
  • Iris Wien: Joshua Reynolds – Mythos und Metapher. Paderborn, Fink Verlag, 2009, ISBN 978-3-7705-4653-4.
  • Reynolds, Sir Joshua. In: Encyclopædia Britannica. 11. Auflage. Band 23: Refectory – Sainte-Beuve. London 1911, S. 227 (englisch, Volltext [Wikisource]).
  • Literatur von und über Joshua Reynolds im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Commons: Joshua Reynolds  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Joshua Reynolds. Royal Academy of Arts; abgerufen am 15. Januar 2022.
  2. Werner Busch: Great Jump. Laurence Sterne und die bildende Kunst. Fink, München 2011. Abb. 21.
  3. Full text of Sir Joshua Reynolds’s discourses on art Internet Archive.