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vom 17.01.2013, aktuelle Version,

Karl Springenschmid

Karl Springenschmid (* 19. März 1897 in Innsbruck; † 5. März 1981 in Salzburg, Pseudonyme: Christian Kreuzhakler, Beatus Streitter), war ein nationalsozialistischer österreichischer Schriftsteller und Lehrer. Er war der Hauptverantwortliche für die Salzburger Bücherverbrennung am 30. April 1938.

Leben

Schriftstellerisches Werk

Neben seiner Tätigkeit als Lehrer in Salzburg war Karl Springenschmid seit den 1920er Jahren als Schriftsteller tätig. Zahlreiche seiner Kurzgeschichten und Erzählungen wie Das Bauernkind hatten das ländliche Leben zum Thema.

Seit dem Beginn der dreißiger Jahre huldigte Springenschmid in seinen Erzählungen der Blut-und-Boden-Ideologie, so in dem Erzählband Die Front über den Gipfeln aus dem Jahr 1935, in dem „Bauernstolz, heroische Gesinnung und kernige Heimatliebe“ erläutert werden.[1]

Mitte der 1930er Jahre arbeitete Springenschmid auch als Ghostwriter für Luis Trenker. Gemeinsam schrieben sie die Romane Helden der Berge (1936) und Leuchtendes Land (1937).[2]

Des Weiteren befasste sich Karl Springenschmid in zahlreichen Werken mit seiner Tiroler Heimat, besonders Südtirol. Daneben schrieb er Kinder- und Jugendbücher, historische Romane, Sachbücher und Biographien (u. a. über Toni Sailer und Karl Heinrich Waggerl). Insgesamt erschienen bis heute rund 190 Titel, die von Springenschmid verfasst wurden oder Beiträge von ihm enthalten. Noch heute sind viele von ihnen im Buchhandel erhältlich.

Verhalten im Nationalsozialismus

Am 16. November 1932 trat Karl Springenschmid in die NSDAP, Ortsgruppe Aigen/Salzburg und am 1. Oktober 1932 in den illegalen NS-Lehrerbund ein. 1935 wurde er deshalb aus dem Schuldienst entlassen. Nach dem „Anschluss“ Österreichs wurde er im April 1938 ehrenamtlicher Gauamtsleiter für Erziehung und Unterricht und Schulungsleiter im Reichsgau Salzburg, ab 1941 mit dem Titel eines Regierungsdirektors. Zwischen März 1934 und Januar 1938 war er Mitglied der SA. Ab dem 1. Januar 1938 war er SS-Mitglied (Nr. 295.474) und ab dem 30. Januar 1943 SS-Hauptsturmführer.

Mitte der 1930er Jahre machte Springenschmid Furore mit dem in mehreren Auflagen erschienenen Werk Die Staaten als Lebewesen. Geopolitisches Skizzenbuch. (Leipzig, Verlag Ernst Wunderlich, 1.–4. Aufl., 1933–1936. Auf 64 Seiten werden 244 handgezeichnete Karten nebst handgeschriebenen Kommentaren und Legenden geboten, welche die geopolitischen Lehren von Karl Haushofer, seit 1919 Professor für Geografie und Geopolitik an der Universität München, graphisch erläutern. Zu diesem Werk, das offenbar für schul- und volkspädagogische Zwecke konzipiert worden war, verfasste Haushofer auch das Vorwort zum Thema „Lebensraum“ der Deutschen. Insbesondere die Karten zur Tschechoslowakei, zu Polen und zum sogenannten Zwischeneuropa („Die europäische Schütterzone“; nach 1918 entstandener Staatenkordon zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion) lassen die gedankliche Nähe zur expansiven Außenpolitik und zur Mitteleuropa-Konzeption der Nationalsozialisten durchaus erkennen.

Als Leiter des Salzburger Schulwesens und des NS-Lehrerbundes war Springenschmid der Hauptverantwortliche für die Bücherverbrennung auf dem Salzburger Residenzplatz am 30. April 1938. Er sprach in seiner Rede von der Notwendigkeit der Vernichtung alles Klerikalen und Jüdischen.[3] Schon zuvor hatte er mehrmals zu einer „gründliche[n] Säuberung“ der Bibliotheken aufgerufen, da nach der politischen „Machtergreifung“ auch auf „kulturellem und geistigen Gebiete die Ausrichtung im Sinne der Bewegung des Führers erfolgen müsse“.[4]

Titelblatt des „Lamprechtshausner Weihespiels“

Springenschmid war der Verfasser des NS-Stücks „Das Lamprechtshausner Weihespiel“ zur Feier der sogenannten „Heimkehr der Ostmark“. Das Thingspiel sollte ab 1938 als Volksspiel die alljährliche Aufführung des „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal auf dem Salzburger Domplatz ersetzen und wurde bis Kriegsbeginn auf einer eigens errichteten „Naturbühne“ in der Nähe von Lamprechtshausen nördlich von Salzburg zweimal aufgeführt (1938 und 1939).

Ab 1938 gab die Reichsschrifttumsstelle beim Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda jährlich Vorschlagslisten für Dichterlesungen heraus. Die Listen galten als Empfehlung des Ministeriums, welche Literaten mit Vortragsreisen und Dichterlesungen „unter das Volk“ zu bringen waren.[5] Springenschmid zählte zu den etwa 50 Autoren, die aus den Reihen der rund 800 aus Österreich stammenden Mitgliedern der Reichsschrifttumskammer zu diesem Zweck ausgewählt wurden.

Springenschmid verfasste Beiträge unter anderem zum Bekenntnisbuch des Bundes deutscher Schriftsteller Österreichs (1938) und zu Heinz Kindermanns Anthologie Heimkehr ins Reich (1939) sowie Beiträge zum Sammelwerk Krieg und Dichtung. Soldaten werden Dichter – Dichter werden Soldaten. Ein Volksbuch (1940). Unter dem Pseudonym Christian Kreuzhakler schrieb er 1938 das Buch Österreichische Geschichten. Aus der Zeit des illegalen Kampfes.[6] 1940 publizierte er Eine wahre Geschichte aus dem Leben unseres Führers.[6]

Nach 1945

1946 stand das Gesamtwerk Springenschmids auf der österreichischen „Liste der gesperrten Autoren und Bücher“ und mit insgesamt 16 Einzeltiteln auf der Berliner „Liste der auszusondernden Literatur“ (1946), weil sie inhaltlich Bestandteil der NS-Propaganda waren.

Springenschmid stand als mutmaßlicher Kriegsverbrecher auf dem staatspolizeilichen Fahndungsblatt vom 1. Juli 1946. Er entzog sich seiner Verhaftung durch Flucht, versteckte sich bis 1951 in den Bergen, nahm den Namen Karl Bauer an und verschaffte sich falsche Papiere.

Nach der Einstellung der gerichtlichen Ermittlungen im Jahr 1951[7] und der Aufhebung seines Berufsverbotes durch Bundespräsident Theodor Körner im Juli 1953 konnte Springenschmid wieder frei publizieren. Er schrieb weiterhin völkisch gesinnte Bücher, so etwa seinen autobiographischen Roman Der Waldgänger (Leopold Stocker Verlag, Graz, Stuttgart 1975). Ab 1956 lebte er wieder in Salzburg.

Dass er auch in seinen späteren Jahren noch dem rechtsextremen Gedankengut eng verbunden war, beweist seine Mitgliedschaft im Deutschen Kulturwerk Europäischen Geistes[6] sowie die Verleihung des Offenhausener Dichterschildes 1967 durch den „Verein Dichterstein Offenhausen“, der 1963 von ehemaligen Nationalsozialisten gegründet und am 23. Dezember 1998 verboten wurde.[8] Viele von Springenschmids Büchern aus der Nachkriegszeit erschienen im rechtslastigen Leopold Stocker Verlag oder bei der Österreichischen Landsmannschaft, die vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes als deutschnational und rechtsextrem eingestuft wird.

Politisch betätigte sich Springenschmid nach 1945 nicht mehr.

Werke (Auswahl)

  • Der Sepp (1931)
  • Am Seil vom Stabeler Much (1933)
  • Helden in Tirol (1934)
  • Da lacht Tirol (1935)
  • St. Egyd auf Bretteln (1935)
  • Die Front über den Gipfeln (1935)
  • Zs. Der Weltkampf, 1938, Jg. 15: Österreich im Weltkampf gegen die überstaatlichen Mächte.
  • Ein Tiroler geht nicht unter (1940)
  • Sechs gegen Napoleon (1942)
  • Der Liebesbrief in der Tundra (1944)
  • Novè (1951)
  • Es war ein Edelweiss (1962)
  • Sieben Takte Liebe (1963)
  • Sieben Tage Sexten (1965)
  • Die Männer von Narvik (1968)
  • Costabella (1973)
  • Weihnacht vor den Grenzen (1973)
  • Der Waldgänger (1975)
  • Wieder ein Tiroler mehr (1977)
  • Servus Heiner! (1979)
  • Der Jörg (1980)
  • Schi ist Trumpf (1980)
  • Die Gaismair Saga (1980)
  • Raus aus Königsberg (1981)
  • Schicksal Südtirol (1982, 3. Auflage)
  • Frohes Schaffen

Zu seinen Kinderbüchern zählte unter anderem:

  • Sieben Mädchen im Schnee (1978)

Literatur

  • Wolfgang Laserer: Karl Springenschmid (Biographie). Weishaupt, Graz 1987, ISBN 3-900310-41-6. Dieses Buch wurde von einem Springenschmid Enkel geschrieben und zu seinen Gunsten sehr voreingenommen zu sein scheint.
  • Andrea Reiterer: Karl Springenschmid: Der Waldgänger. Rechtfertigungsprosa im Biedermeierstil? In: Uwe Baur (Hrsg.) Macht Literatur Krieg. Österreichische Literatur im Nationalsozialismus. Böhlau, Wien u. a. 1998, ISBN 3-205-98451-X, S. 307–319 (Fazit 2).

Einzelnachweise

  1. Klaus Amann: Die Dichter und die Politik. Essay zur österreichischen Literatur nach 1918. Edition Falter / Deuticke, Wien 1992, ISBN 3-85463-119-7, S. 173.
  2. Leopold Steurer: Der ‚König der Berge‘ als „Chamäleon politicon“ der Weltgeschichte. Gerhard Köpf: Ezra und Luis oder die Erstbesteigung des Ulmer Münsters. Ein Spiel. Mit essayistischen Kletterhilfen zu Pound u. Trenker, hrsg. von Fabian Kametz u. Christina Karafiat. Innsbruck 1994, S. 137–153; Gudrun Pilz: Der Geschichtenerzähler. In: Köpf 1994, S. 167ff.; Martin Hanny: Der Geschichtenerzähler. In: ff. 02/2007, S. 38–41. (online, PDF-Datei; 356 kB)
  3. SV und SZ, 2. Mai 1938. Zur Bücherverbrennung in Salzburg siehe auch den Artikel: Das Salzburger Autodafé von Gerhard Langer in den Salzburger Nachrichten, Beilage Uni-Nachrichten vom 2. Juni 2007, S. 14.
  4. Rudolf Damolin: Die Reaktion der im Lande gebliebenen österreichischen Schriftsteller auf den sogenannten „Anschluß“ im Frühjahr 1938 im Spiegel einiger Tageszeitungen, Kulturzeitschriften und Anthologien. Typoskript. Salzburg 1982, S. 23–27.
  5. Klaus Amann: Die Dichter und die Politik. Essay zur österreichischen Literatur nach 1918. Edition Falter / Deuticke, Wien 1992, ISBN 3-85463-119-7, S. 120ff.
  6. 1 2 3 Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 581.
  7. Akten der Staatsanwaltschaft Linz
  8. Siehe beispielsweise die Expertise des DÖW zum Verein Dichterstein Offenhausen.