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vom 22.11.2019, aktuelle Version,

Karl Wiesinger

Karl Wiesinger (* 13. März 1923 in Linz; † 10. Februar 1991 ebenda) war ein österreichischer Schriftsteller.

Leben

Karl Wiesinger wuchs als Sohn einer Näherin und eines Straßenbahnschaffners in Linz auf und erlernte den Beruf des Dentisten. 1934 mischte er sich „gegen den Willen“ seiner „katholischen Mama“ (so Wiesinger) bei Kämpfen im Umfeld des Österreichischen Bürgerkriegs in Feuergefechte ein und wurde schwer verwundet. Wiesinger kam erst 1940 wieder in die Lage, politisch tätig sein zu können, und wurde Mitglied der illegalen KPÖ.

Nach seiner Genesung wurde Wiesinger sofort zur Wehrmacht eingezogen und kämpfte zunächst an der deutschen Ostfront in Finnland. Ein Kriegsgerichtsverfahren wegen Sabotage endete mit Freispruch; danach wurde er als Flakhelfer in Österreich eingesetzt. Wegen Beteiligung an kommunistischen Widerstandsaktionen wurde er erneut inhaftiert und zog sich im Gefängnis eine Tuberkuloseerkrankung zu. Am Ende des Krieges war Wiesinger fast taub. Er wurde schon im Juli 1945 aus der englischen Kriegsgefangenschaft entlassen und ging in Linz seinem Beruf als Dentist nach. 1960 wurde er wegen fortgeschrittener Tuberkulose invalidisiert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Wiesinger als Schriftsteller, Dentist und Politiker tätig.

Aktivitäten im Literaturbetrieb

Wiesinger war ein Arbeiterschriftsteller, der mit seinem Image als naiver kommunistischer Holzkopf immer wieder virtuos gespielt hat; er war zwar Mitglied der KPÖ und verfasste stramme Parteischriften, brachte aber auch kräftig gezeichnete Romane zustande und lancierte einige fast aktionistische öffentliche Literaturwitze.

So gelang ihm 1971 der Coup, einen deutschen Verlag, der ihn seit Jahren nicht verlegen wollte, zu düpieren, indem er ihm unter falschem Namen (als literaturunerfahrener Bauer Max Maetz) einen Bauernroman anbot, bei dem es sich in Wirklichkeit um einen avantgardistischen Text handelte, der hochkomplex und dabei durchgehend im finstersten Dialekt gearbeitet ist, so dass selbst muttersprachlich österreichische Leser Probleme haben, den Roman, der in der Saftigkeit der Schilderung an Grimmelshausen erinnert, voll zu verstehen.

Der Verlag ging Wiesinger auf den Leim; Wiesinger wurde als „Max Maetz“ zur Frankfurter Buchmesse eingeladen, wo er angeblich in volltrunkenem Zustand erschien und die Pflanzung von Weinreben in der Messehalle gefordert haben solle.

Die Auslieferung von Wiesingers 1974 in einen West-Berliner Kleinverlag erschienenen Romans "Der rosarote Straßenterror" über die Niederschlagung des Generalstreiks von 1950 ließ der damalige ÖGB-Chef Franz Olah gerichtlich untersagen.

Neben vielen politischen Texten verfasste Wiesinger den Roman Der Wolf, einen Perspektivenkrimi über einen Mord im Dritten Reich.

Wiesinger, der Dramatiker

Seit den frühen 1950er Jahren schrieb Wiesinger auch dramatische Texte, wobei er sich einer Mischung aus Aktionstheater, Agitprop und Volksstück bediente. Seine Stücke kamen allerdings nicht über eine gewisse regionale Bekanntheit hinaus.

Werke

Romane und Erzählungen:

  • Tiere tun mir nichts, Linz 1966.
  • Achtunddreißig. Wien 1967, Neuauflage Wien: Promedia Verlag, 2011, ISBN 978-3-85371-335-8.
  • Weilling, Land und Leute. Bauernroman (unter dem Pseudonym Max Maetz). Frankfurt am Main 1972.
  • Der rosarote Straßenterror. Berlin 1974, Neuauflage Wien: Promedia Verlag, 2011, ISBN 978-3-85371-336-5.
  • Standrecht. Berlin 1976, Neuauflage Wien: Promedia Verlag, 2011, ISBN 978-3-85371-334-1.
  • Der Wolf. Wien 1980.

Dramen:

  • X tritt zehn = 0. Linz 1959.
  • Gras für Büffel. Linz 1961.