Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 28.05.2022, aktuelle Version,

Kloster Einsiedeln

Kloster Einsiedeln
Basisdaten
Staat Schweiz
Kirchenprovinz Immediat
Abt Urban Federer OSB
Emeritierter Abt Martin Werlen OSB
Gründung 10. Jahrhundert
Fläche 1 km²
Pfarreien 1 (31. Dezember 2011 / AP 2013)
Einwohner 70 (31. Dezember 2011 / AP 2013)
Katholiken 70 (31. Dezember 2011 / AP 2013)
Anteil 100 %
Ordenspriester 48 (31. Dezember 2011 / AP 2013)
Katholiken je Priester 1
Ordensbrüder 68 (31. Dezember 2011 / AP 2013)
Ordensschwestern 82 (31. Dezember 2011 / AP 2013)
Ritus Römischer Ritus
Liturgiesprache Deutsch / Lateinisch
Kathedrale Abtei- und Kathedralkirche Maria Himmelfahrt und St. Mauritius
Website www.kloster-einsiedeln.ch
Front der Klosterkirche
«Das fürstliche Kloster Einsidlen». Ansicht der alten Klostergebäude (1630)
Einsiedeln, Stahlstich von Streb (um 1850)
Kloster Einsiedeln (2005)
Gnadenkapelle (um 1900)
Schwarze Madonna von Einsiedeln (1781)

Das Kloster Einsiedeln (lateinisch Abbatia territorialis Sanctissimae Virginis Mariae Einsiedlensis) mit seiner Abtei- und Kathedralkirche Maria Himmelfahrt und St. Mauritius ist eine exemte Benediktinerabtei in der Gemeinde Einsiedeln im Kanton Schwyz. Die Abtei ist der grösste Wallfahrtsort der Schweiz und eine bedeutende Station auf dem Jakobsweg. Die Schwarze Madonna von Einsiedeln in der Gnadenkapelle ist Anziehungspunkt für rund 800'000 Pilger und Touristen pro Jahr. Die Gemeinschaft der Benediktinermönche zählt rund 40 Mitglieder. Das Kloster ist nicht Teil einer Diözese, sondern hat den Status einer Territorialabtei.

Seit seiner Gründung im Jahre 1130 gehört das Benediktinerinnenkloster Fahr bei Zürich zur Abtei Einsiedeln. Dadurch ist der Abt von Einsiedeln auch derjenige des Klosters Fahr. Sie bilden zusammen das weltweit einzige noch erhalten gebliebene Doppelkloster im Benediktinerorden.

Geschichte

Von der Meinradszelle zur Reichsabtei

Im Jahr 828 zog sich der Benediktiner Meinrad vom Kloster Reichenau als Einsiedler auf den Etzelpass zurück. An einem abgelegenen Ort baute er sich 835 eine neue Klause mit einer kleinen Kapelle. Dieser Ort lag etwas südlicher, mitten im Finstern Wald. Der Legende nach wurde Meinrad dort von Menschen aufgesucht, welche seinen Rat und Trost erbaten und ihm dafür Gaben überliessen. Am 21. Januar 861 soll er von Landstreichern überfallen und ermordet worden sein. Seine Leiche wurde auf der Reichenau bestattet, das Herz auf dem Etzel begraben.[1]

Über 40 Jahre später wurde die Meinradszelle wieder zum Anziehungspunkt für Einsiedler. Unter ihnen war auch Benno, der kurze Zeit Bischof von Metz war. Sie liessen sich 906 bei der Zelle nieder und machten die Gegend urbar. 934 wurden die Einsiedler durch Eberhard, einen Dompropst aus Strassburg, zu einem Benediktinerkloster zusammengefasst. Eberhard, der erste Abt, verfügte über Eigenleute, welche die erste Bevölkerung des Hochtals bildeten.[2]

Die Gründung des Stifts wurde am 27. Oktober 947 durch König Otto I. bestätigt und ging mit einer üblichen Schenkung von Land einher. Zur Schenkung Ottos I. gehörte auch die Insel Ufenau, die zu diesem Zeitpunkt dem Damenstift Säckingen gehörte. Das Damenstift wurde dafür mit anderen Besitzungen entschädigt. Das Stift Einsiedeln erhielt ausserdem die freie Abtwahl und Immunität. Im Jahr 948 wurde die erste Abteikirche zu Ehren Marias und des heiligen Mauritius geweiht.

Hoch- und Spätmittelalter

Kaiser Heinrich II. schenkte während seines fünfwöchigen Aufenthaltes in Zürich am 2. September 1018 auf Bitten des Abtes Wirund dem Kloster den um die Abtei gelegenen Finstern Wald zur Nutzung.[3] Er hatte als Förderer der Kirche und der Klöster bereits am 5. Januar des gleichen Jahres in seiner Pfalz in Frankfurt dem Kloster die althergebrachten Besitzungen und die Immunität bestätigt.[4] Die Aufsicht, auch die Vertretung des Klosters in Rechtsfragen, übernahm jeweils ein Schirmherr. Zu diesen zählten die Nellenburger, die Herren von Uster und von Rapperswil. Schliesslich gingen diese einträglichen Rechte an die Habsburger über.

Nach dem ersten Klosterbrand von 1029 wurde von 1031 bis 1039 eine dreischiffige Basilika mit einer Krypta errichtet, welche die Grundform für den späteren Barockbau vorgab. Die Grundsteinlegung für den Neubau fand am 10. Mai 1031 statt.[5] Eine zweite Basilika (Unteres Münster) wurde 1230 über dem ummauerten Hof errichtet.

Seit 1114 sind Grenzstreitigkeiten mit den Schwyzern bekannt, die an Hofgerichten in der Regel zugunsten des Klosters entschieden wurden. 1308, nach dem Tod des Habsburger Königs Albrecht I., nahmen die Streitigkeiten wieder deutlich zu. 1314 wurde das Kloster im sogenannten Marchenstreit von Schwyzer Bauern erobert und geplündert. Der Herzog von Österreich, Leopold I., der Schirmvogt des Klosters Einsiedeln war, griff danach die Innerschweizer an, unterlag ihnen aber 1315 in der Schlacht am Morgarten. Der Konflikt konnte erst 1350 bereinigt werden. Das Kloster verlor damals einen beträchtlichen Teil seines Landbesitzes.

Nach einem Brand im Jahr 1465 wurde das untere Münster eingewölbt. 1509 und 1577 stand die Kirche erneut in Flammen.

Frühe Neuzeit

Huldrych Zwingli war von 1516 bis 1518 als Leutpriester im Kloster beschäftigt. Der letzte Mönch verliess 1525 das Kloster, am 20. Juli 1526 musste der Abt des Stifts zurücktreten – das Kloster Einsiedeln war ausgestorben. Die Schwyzer beriefen dann einen neuen Abt, Ludwig II. Blarer von Wartensee, der jedoch erst 1533 von Rom als rechtmässig anerkannt wurde. Er nahm die ersten Bürgerlichen in das Kloster auf und belebte es so wieder.

Der Chor und die Beichtkirche entstanden 1674–1684 unter Leitung des Architekten Hans Jörg Kuen. Das barocke Kloster entstand von 1674 bis 1735 als vollständiger Neubau in drei Etappen nach den Plänen von Caspar Moosbrugger. Am 31. März 1704 wurde der Grundstein für den Klosterneubau gelegt. Sein Bruder, der Baumeister Johann Moosbrugger, wurde mit den Bauarbeiten beauftragt. Unter Abt Nikolaus Imfeld wurde die Kirche am 3. Mai 1735 geweiht. In den 1770/1780er Jahren zeigte sich eine Reihe von Einsiedler Konventualen offen für verschiedene Anliegen der Katholischen Aufklärung und setzte sich beispielsweise für Verbesserungen im Volksschulwesen sowie für die Hebung der allgemeinen Wohlfahrt ein. Auch die Pflege ökumenischer Beziehungen war ihnen wichtig.[6]

19. und 20. Jahrhundert

Als die Franzosen im Mai 1798 Einsiedeln erreichten, flohen alle Bewohner des Klosters. Die Gnadenkapelle wurde von den Besatzern zerstört, das Gnadenbild jedoch konnte durch die Mönche, unter Leitung des späteren Abtes Konrad Tanner gerettet werden. Am 17. September desselben Jahres wurde das leere Stift zum Staatseigentum erklärt. Durch die sogenannte Mediationsakte erhielten am 19. Februar 1803 die Geistlichen das Kloster wieder zurück. Die Gnadenkapelle wurde 1815–1817 mit erhaltenen Teilen der alten Bausubstanz im klassizistischen Stil wiederaufgebaut.

Im Laufe der Jahrhunderte gründeten Einsiedler Mönche unzählige Tochterklöster, darunter 1854 St. Meinrad (Indiana/USA) und 1948 Los Toldos (Argentinien), die ihrerseits wiederum Neugründungen vornahmen.[7]

Wallfahrt

Seit dem 14. Jahrhundert fanden belegbar Marienwallfahrten nach Einsiedeln statt.[8] Während des Spätmittelalters kamen die Pilger sogar aus Norddeutschland und den Niederlanden. Einen Rückgang der Pilgerströme erlebte das Kloster nur zur Zeit der Reformation, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde Einsiedeln erneut zum religiösen Mittelpunkt der Schweizer Katholiken.

Die Einsiedler Abteikirche ist nicht nur Klosterkirche, sie ist ebenso Pfarrkirche und Pilgerkirche.[9]

Einsiedler Muttergottes

Die Schwarze Madonna von Einsiedeln ist ein spätgotisches Gnadenbild aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Sie ersetzte das ursprünglich romanische Gnadenbild, welches beim Brand von 1465 zerstört wurde. Die schwarze Hautfarbe stammt vom Russ der Kerzen und Lampen, die vor der Figur brannten. Als die Statue 1803 in Österreich restauriert wurde, legte der Künstler die ursprüngliche Farbe frei und bemalte die Figur wieder fleischfarben. Diese Änderung stiess in der Bevölkerung auf Unmut und so wurde die Madonna schwarz übermalt. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts erhielt die Statue ein spanisches Gewand in Glockenform. Es wird noch heute entsprechend dem Kirchenjahr gewechselt.

Engelweihlegende

Am 14. September 948 soll Christus in Begleitung von Heiligen und Engeln die Kapelle an der Stelle der Meinradszelle geweiht haben. Diese Legende bildete den Kern der einsetzenden Wallfahrt. Die meisten Pilger besuchten Einsiedeln zum Fest der Engelweihe. Fiel der 14. September auf einen Sonntag, wurde eine 14-tägige Grosse Engelweihe gefeiert. Im Jahr 1466 wurden etwa 150 000 Pilgerzeichen verkauft.

Klosteranlage

Die geschlossene barocke Klosteranlage, wie sie sich auch heute noch darbietet, entstand ab 1703, als Abt Maurus von Roll den Grundstein für die neue Klosteranlage nach den Plänen des Einsiedler Laienbruders und Architekten Caspar Moosbrugger aus der Vorarlberger Bauschule legte.

Am 23. September 2012 wurde bei der kantonalen Volksabstimmung «Verpflichtungskredit an die Restaurierungsarbeiten im Kloster Einsiedeln» vom Kanton Schwyz ein Verpflichtungskredit über 8 Millionen Franken zwecks Restaurierungsarbeiten zwischen 2013 und 2022 angenommen.

Stiftsbibliothek

Stiftsbibliothek
Marstall, Ansicht von Osten
Kloster Einsiedeln

Siehe auch: Codex Einsidlensis

Die Stiftsbibliothek des Klosters ist reich an alten Büchern: Sie umfasst etwa 230'000 gedruckte Bücher, 1230 Handschriften und 1040 Bände Inkunabeln und Frühdrucke. Jährlich kommen 500 bis 800 Bücher dazu.

Gegründet wurde die Bibliothek im Jahr 934. Das Kloster beherbergte Ende des 10. Jahrhunderts eine eigene Schreibschule; heute sind noch 64 Handschriften aus dieser Zeit erhalten. Eine eigene Druckerei erhielt das Kloster 1664, in der bis 1798 über tausend Titel verlegt wurden. Die Bestände der Bibliothek wurden lange in den Kellern des Klosters aufbewahrt, so überstanden sie die zahlreichen Brände des Klosters unbeschadet. 1602 wurde durch den Abt Augustin I. Hofmann ein eigener Bibliotheksbau errichtet, der prächtige Grosse Barocksaal entstand zwischen 1738 und 1740. Die Stuckarbeiten in Bandel- und Laubwerk sowie den Medaillons der Päpste und Kaiser an den Fensterleibungen schuf Josef Anton Feuchtmayer. Im Jahr 1998 wurde die Bibliothek zuletzt restauriert.

Marstall

Der 1765 erbaute barocke Marstall des Klosters beherbergt das älteste noch existierende Gestüt Europas, das seine Anfänge im 15. Jahrhundert hat. Die gezüchteten Pferde, die Cavalli della Madonna, gehören zu den Warmblütern. Der erste handschriftliche Hinweis auf die Pferdezucht findet sich in der Rechtsverleihung vom 24. Februar 1064 durch König Heinrich IV. Die weitere Existenz der Pferdezucht scheint heute gefährdet.

Klosterplatz

Im 14. Jahrhundert wurde ein Bebauungsverbot für den Bereich direkt vor dem Kloster erlassen, was das Übergreifen von Dorfbränden verhindern sollte. 1745 bis 1747 entstand nach Plänen des Mailänder Architekten Paolo Federico Bianchi unter Aufsicht des Bregenzer Baumeisters Johannes Rueff der Klosterplatz in der heutigen Form. Die Standbilder von Otto dem Grossen und Heinrich II. säumen den Treppenaufgang. Im Zentrum des Platzes befindet sich der «Liebfrauenbrunnen» aus dem Jahr 1747 mit einer bronzenen, vergoldeten Marienfigur des Mailänder Bildhauers Domenico Pozzi von 1752. Beidseits des Platzes schliessen sich halbkreisförmige Arkaden mit Devotionalienläden an. Dahinter erhebt sich die mächtige barocke Klosterfront mit den beiden 60 m hohen Türmen in ihrer Mitte, umrahmt von dreigeschossigen Konventflügeln.

Der Platz ist Schauplatz und Spielort des Mysterienspiels Das große Welttheater, von 1924 bis 1992 in der Eichendorfschen Fassung von Pedro Calderón de la Barca, seither in speziell für Einsiedeln geschriebenen Neufassungen zeitgenössischer Autoren: 2000 und 2007 wurden Stücke von Thomas Hürlimann in der Inszenierung von Volker Hesse aufgeführt, 2013 ein Stück von Tim Krohn in der Inszenierung von Beat Fäh, 2024 soll eine Version von Lukas Bärfuss in der Inszenierung von Livio Andreina gezeigt werden.

Klosterkirche

Kirchenschiff (2009)
Aussenansicht (Advent 2010)
Hauptplatz und Kloster während des Weihnachtsmarkts (2019)

Zentrales Bauwerk des Klosters ist die doppeltürmige Stiftskirche, die in den Jahren 1719 bis zur Weihe 1735 entstand und ebenfalls von Caspar Moosbrugger entworfen wurde. Sie gilt als die bedeutendste Barockkirche der Schweiz.

Bau

Der ersten Kirche aus dem Jahr 948 und den jeweiligen Neubauten nach verschiedenen Bränden bis 1465 folgte der Neubau mit dem Chor der Münsterkirche durch Bauvertrag von 1674 mit dem Vorarlberger Baumeister Johann Georg Kuen. Der Stuckplastiker Giacomo Neuroni aus Lugano arbeitete mit seinem Bruder Pietro Neuroni im Chor der Stiftskirche.[10] Die Beichtkirche wurde 1680 unter Johann Georg Kuen errichtet und stukkiert von Pietro Neuroni, der Chor angebaut unter Caspar Moosbrugger.

Der nach Osten ausgerichtete Gesamtbau beherbergt in seinem Innern die Gnadenkapelle mit der Schwarzen Madonna im westlichen Eingangsbereich. Es war der erste Bauteil, der 1682 durch Caspar Moosbrugger ausgeführt wurde. Die Gnadenkapelle wurde nach ihrer Zerstörung 1789 erst im Jahr 1815 von den Ordensbrüdern Jakob Natter und Meinrad Birchler wieder aufgebaut. Von Hans Konrad Asper gefertigte Steinreliefs der alten Gnadenkapelle sind im Kloster erhalten.

Neubauten ab 1719

Im Jahr 1719 wurde zuerst das obere, dann auch das untere Münster erneuert unter dem bereits unter Johann Georg Kuen tätigen Klosterbruder Caspar Moosbrugger. Die Deckengemälde und der Stuck wurden 1724–1726 von den Brüdern Cosmas Damian Asam und Egid Quirin Asam geschaffen. Weitere Figuren und die Putti am Orgelprospekt (1749) im Kuppelraum schuf Johann Baptist Babel. Zwischen 1749 und 1751 nach Entwurf von Giuseppe Torricelli und Gian Antonio Torricelli aus Lugano[11] errichtete der Altarbildhauer und Erzgiesser Domenico Pozzi[12] aus Mailand den Hauptaltar.[13] Die lebensgrossen Figuren aus Glanzstuck an den Seitenaltären stammen von Diego Carlone aus Scaria, heute Teil von Lanzo d’Intelvi (I) nahe der Schweizer Grenze. Die Ölgemälde Tod des Hl. Benedikt und Die Muttergottes erscheint dem Hl. Meinrad schuf dessen Bruder Carlo Carlone. Der Stuckmarmor der Altäre (1730) stammt von Josef Anton Feuchtmayer. 1730 bis 1743 schuf Diego Francesco Carlone 16 Statuen, die allegorischen Verzierungen der acht alten Altäre im Hauptschiff sowie die beiden Grabdenkmäler über der Gruft der Fürstäbte. Den Stuck und Figuren im unteren Chor erneuerte 1746 bis 1750 der Malerbaumeister und Stuckateur Franz Anton Kraus aus Augsburg. Die umfassende Restaurierung der Kirche zwischen 1975 und 2001 versuchte, den durch frühere Renovierungen teilweise verfälschten Eindruck des ursprünglichen barocken Zustands wiederherzustellen.

Orgeln

Von 1932 bis 1934 schuf Albert Moser aus München das grösste Werk der Firmengeschichte, eine Orgelanlage, welche mit 108 Registern auf vier Standorten im Kirchenraum verteilt war.

In der Kirche befinden sich heute drei Orgeln: Die Chororgel stammt ursprünglich aus dem Jahr 1754 und wurde zuletzt in den 1980er Jahren restauriert. Die «Marienorgel» wurde 1988 nach alten Registervorlagen aus dem 18. Jahrhundert neu gebaut, die «Mauritiusorgel» wurde 1994 erbaut. Beide letztgenannten Instrumente stammen von der Schweizer Firma Mathis Orgelbau (Näfels).

Mauritiusorgel

Die Mauritiusorgel steht auf der Epistelseite und wurde 1994 in dem vorhandenen Barockgehäuse neu erbaut. Sie hat 62 Register auf vier Manualen und Pedal, die Disposition orientiert sich im Klang an Orgeln der frühen Romantik. Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch.[14]

I Hauptwerk C–a3
1. Principal doux 16′
2. Montre 8′
3. Flûte harmonique 8′
4. Bourdon 8′
5. Quinte 513
6. Prestant 4′
7. Flûte 4′
8. Tierce 315
9. Quinte 223
10. Doublette 2′
11. Fourniture IV–VI 2′
12. Cornet V 8′
13. Bombarde 16′
14. Trompette 8′
15. Clairon 4′
II Positiv C–a3
16. Principal 8′
17. Flûte douce 8′
18. Gambe 8′
19. Octave 4′
20. Flûte 4′
21. Nazard 223
22. Octave 2′
23. Quarte de Nazard 2′
24. Tierce 135
25. Plein-jeu 223
26. Cymbale 1′
27. Basson 16′
28. Trompette 8′
29. Cromorne 8′
III Schwellwerk C–a3
30. Bourdon 16′
31. Cor de nuit 8′
32. Aeoline 8′
33. Voix céleste 8′
34. Prestant 4′
35. Flûte octaviante 4′
36. Salicet 4′
37. Quinte 223
38. Octavin 2′
39. Piccolo 1′
40. Trompette harmonique 8′
41. Basson-Hautbois 8′
42. Voix humaine 8′
43. Clairon 4′
Tremblant
IV Rückpositiv C–a3
44. Pommer 8′
45. Flöte 4′
46. Schwiegel 2′
47. Quinte 113
48. Octave 1′
49. Cornetto III 223
50. Regal 8′
Tremulant
Pedal C–g1
51. Principal 16′
52. Soubasse 16′
53. Quintviole 16′
54. Quinte 1023
55. Octave 8′
56. Flûte 8′
57. Violoncello 8′
58. Prestant 4′
59. Mixture 4′
60. Bombarde 16′
61. Basson 16′
62. Trompette 8′
  • Koppeln:
    • Normalkoppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
    • Suboktavkoppel: III/I
    • Superoktavkoppel: III/P
  • Spielhilfen: Setzeranlage

Marienorgel

Kanzel und Marienorgel

Die Marienorgel auf der Evangelienseite wurde 1988 als Barockorgel mit 34 Registern neu erbaut. Das Instrument hat mechanische Trakturen.[15]

I Hauptwerk C–a3
1. Principal grande 16′
2. Principal 8′
3. Suavial (ab0) 8′
4. Flûte de Chasse 8′
5. Viola di Gamba 8′
6. Octav 4′
7. Flûte à Bec 4′
8. Quint 3′
9. Superoctav 2′
10. Mixtur IV-VI 2′
11. Cymbale III-IV 1′
12. Cornet V 8′
13. Fagott 16′
14. Trompette 8′
II Rückpositiv C–a3
15. Copal 8′
16. Praestant 4′
17. Dulcian 4′
18. Octav 2′
19. Waldflöte 2′
20. Larigot 113
21. Sexquialtera III 113
22. Mixtur III 1′
23. Vox humana 8′
Tremulant
Pedal C–f1
24. Violonbass 16′
25. Subbass 16′
26. Octav 8′
27. Violoncello 8′
28. Bourdon 8′
29. Quint 6′
30. Octav 4′
31. Cornet IV 223
32. Bombard 16′
33. Tromba 8′
34. Clarino 4′

Chororgel

Die heutige Chororgel geht zurück auf ein Instrument, das 1754 von Viktor Ferdinand Bossart erbaut wurde.[16] Dieses wurde im 19. und 20. Jahrhundert mehrfach umgebaut, umintoniert, erweitert und umdisponiert.

Zuletzt wurde die Orgel in den Jahren 1982 bis 1985 durch die Firma Mathis Orgelbau restauriert und auf den Zustand rekonstruiert, den das Instrument nach der Restaurierung durch Franz Anton Kiene im Jahr 1827 hatte. Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch.[17]

I Hauptwerk C–f3
1. Bourdon 16′
2. Principal 8′
3. Coppel 8′
4. Flûte cuspito 8′
5. Octava 4′
6. Flöte 4′
7. Piffaro 4′
8. Doublette 2′
9. Mixtur 2′
10. Sexquialter 113
11. Cornetto 223
12. Trompette 8′
II Positiv C–f3
13. Dolcian 8′
14. Flûte douce 8′
15. Quintaden 8′
16. Fugara 4′
17. Flûte d’amour 4′
18. Superoctav 2′
19. Fourniture 113
20. Fagot-Vox humana 8′
Tremulant
Pedal C–h0
21. Violone 16′
22. Subbass 16′
23. Principalbass 8′
24. Violonbass 8′
25. Quintbass 6′
26. Octavbass 4′
27. Choralbass 4′
28. Bombard 16′
29. Trompon 8′

Glocken

Die Klosterkirche Einsiedeln besitzt einen Glockenbestand, der traditionellerweise 12 Glocken umfasst. Das grosse Hauptgeläut in den beiden Türmen bei der Hauptfassade besteht aus vier Glocken von verschiedenen lothringischen Giessern. Vier weitere Glocken wurden 1941 eingeschmolzen, da sie aus damaligem Verständnis nicht dazu passten und einige schon gesprungen waren. Diese wurden durch qualitativ bessere Neugüsse der Firma Rüetschi aus Aarau ersetzt. Damit besitzt Einsiedeln ein in der Tonfolge in der Schweiz auch charakteristisch einzigartiges Geläute. An hohen Festtagen wird das Hauptgeläute mit den vier kleinen Glocken der beiden noch vorhandenen Dachreiter ergänzt. Auf dem Klosterplatz sind jedoch nur jene des Dachreiters der Gnadenkapelle und die grossen Glocken in den beiden Haupttürmen zu hören. Momentan wird das Klostergeläut durch die Firma Muff aus Triengen betreut. Die Viertelstunden werden jeweils von zwei separaten Schlagglocken geschlagen, die Stunden schlägt Glocke 2 mit Nachschlag der grossen Glocke.

Daten der Glocken

Hauptgeläut

Die grosse Glocke hängt separat im rechten Turm der Hauptfassade, die übrigen 7 im linken.

Nr. Name Schlagton Gewicht Giesser Gussjahr
1 Dreifaltigkeitsglocke Ges° 5‘825 kg Simon Michelin, Honoré Rosier, Lothringen 1637
2 Liebfrauenglocke H. Rosier, F. Guiot, J. Reichardus, Lothringen 1636
3 Apostelglocke des' Honoré Rosier, Lothringen 1637
4 St. Agathaglocke es' H. Rüetschi AG, Aarau 1941
5 Allerheiligenglocke ges' H. Rüetschi AG, Aarau 1941
6 St. Benedikts- und Meinradsglocke (Salveglocke) as' H. Rüetschi AG, Aarau 1941
7 Schutzengelglocke b' H. Rüetschi AG, Aarau 1941
8 Kleine Salveglocke des'' Honoré Rosier, Lothringen 1637

Im Dachreiter zur Gnadenkapelle

Die Gnadenkapelle besitzt ein eigenes kleines Geläut.

Nr. Name Schlagton Gewicht Giesser Gussjahr
I ges'' H. Rüetschi AG, Aarau 1933
II Engelsglöcklein b'' Jakob Keller, Zürich 1855

Im Dachreiter über dem Chor

Nr. Name Schlagton Gewicht Giesser Gussjahr
I es'' H. Rüetschi und Co., Aarau 1902
II ges'' H. Rüetschi und Co., Aarau 1902

Aktivitäten

Als Gymnasium des Kantons Schwyz (extern) und allgemeines humanistisches[18] Gymnasium (intern) übernimmt die Stiftsschule Einsiedeln bis heute einen wichtigen Bildungsauftrag und bildet in der eigenen theologischen Hausschule den Nachwuchs aus. Die Alumni Scholae Einsidlensis ist die 2005 gegründete Ehemaligenorganisation der Stiftsschule Einsiedeln, die nach dem Vorbild führender Hochschulen ein Alumni-Netzwerk für die Absolventen sowie Lehrer der Stiftsschule Einsiedeln organisiert. Der Verein hatte im Frühjahr 2010 an die 700 Mitglieder.

Neben Pferdezucht, Weinanbau, Holzverarbeitung und Wahrung zahlreicher Kulturgüter (Codices, Bauten), ist die Klosterschola bekannt, welche lange unter der Leitung von Pater Roman Bannwart stand.

In den letzten Jahren machte das Kloster immer wieder durch verschiedene innovative Angebote auf sich aufmerksam, etwa durch ein Volontariat während des Sommers für 18- bis 25-jährige Männer[19] oder durch eine moderne Schnitzeljagd über das Klostergelände namens «Monkstrail», bei der die Teilnehmenden selbständig die Welt der Einsiedler Mönche entdecken können.[20] Ende März 2018 lancierte es das Projekt «Klosterzeit», das Männern zwischen 18 und anfangs 30 die Möglichkeit bietet, einen 6- bis 12-monatigen Freiwilligeneinsatz in verschiedenen Benediktinerklöstern weltweit zu absolvieren.[21] Zuletzt – Ende Mai 2022 – eröffnete es oberhalb der barocken Stiftsbibliothek ein Skriptorium. Neben dem musealen Teil mit Ausstellungsstücken zur Geschichte der Schrift und der mittelalterlichen Herstellung von Büchern erhalten Besuchende hier in Workshops auch Einblick in das Schreiben alter Schriften mit Feder und Tinte.[22]

Klosterliegenschaften

Wappen des Klosters Einsiedeln

Zum Kloster Einsiedeln gehören nebst weiteren Ländereien seit 1130 das Kloster Fahr (mit dem es ein Doppelkloster bildet). Zu den weiteren Besitzungen gehört seit 965 die Insel Ufenau im Zürichsee sowie die Landzunge Endingen in Rapperswil, auf der das Einsiedlerhaus (um 981 erbaut und in Einsiedler Besitz) und das Kapuzinerkloster samt Klostergarten stehen. Ebenfalls im Besitz des Klosters befindet sich das Kloster Werd, das an die Franziskaner (OFM) verpachtet ist. Das Kloster Einsiedeln ist der grösste private Grundbesitzer in der Schweiz. Es besitzt rund 2'140 Hektar Land in fünf Kantonen (Schwyz, Aargau, Zürich, Thurgau und St. Gallen). In Österreich gibt es die Propstei Sankt Gerold und die 1842 inkorporierte Pfarrkirche hl. Antonius Abt in Düns, beide auf dem Gebiet von Walsergemeinden in Vorarlberg. Früher waren auch der Gottschalkenberg sowie das Schloss Sonnenberg im Besitz des Klosters.

Bekannte Personen

Siehe auch

Filmdokumentationen

Literatur

  • Hanna Böck: Einsiedeln. Das Kloster und seine Geschichte. Artemis Verlag, Zürich/München 1989, ISBN 3-7608-1013-6.
  • Christoph Baumgartner, Daniel Bitterli, Sebastian Brändli u. a.; Peter Niederhäuser, Andreas Meyerhans (Hrsg.): Äbte, Amtsleute, Archivare. Zürich und das Kloster Einsiedeln (= Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich. Band 76). Chronos, Zürich 2008, ISBN 978-3-0340-0940-9.
  • Bruno Greis: Kloster Einsiedeln, Porträt einer Benediktinerabtei. Fotografiert von Werner Richner. Benziger Verlag, Solothurn/Düsseldorf 1994, ISBN 978-3-545-34117-3.
  • Thomas Fässler: Of Mothers, Daughters, and Growing Up. The Changing Ties between the Monastery Einsiedeln and St. Meinrad Since 1850. In: Swiss American Historical Society Review. 52/3, 2016, S. 59–68.
  • Thomas Fässler: Aufbruch und Widerstand. Das Kloster Einsiedeln im Spannungsfeld von Barock, Aufklärung und Revolution. Egg 2019.
  • Hagen Keller: Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben. Freiburg im Breisgau 1964.
  • Andreas Kränzle, Andreas Meyerhans, Bettina Mosca-Rau (Hrsg.): Von guten Taten und goldenen Bullen. Geschichten aus Archiv und Musikbibliothek des Klosters Einsiedeln. Einsiedeln 2012, ISBN 978-3-9524034-0-2.
  • Kilian Müller: Zur Geschichte der Wallfahrt Maria Einsiedeln und der Apostolischen Mission in Benrath. Tischler & Schäffer, Benrath 1927. (Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf)
  • Anja Buschow Oechslin, Werner Oechslin: Die Kunstdenkmäler des Kantons Schwyz. Neue Ausgabe III.I. Einsiedeln I: Das Benediktinerkloster Einsiedeln. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 100). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2003, ISBN 3-906131-74-2.
  • Schweizerisches Nationalmuseum (Hrsg.): Kloster Einsiedeln. Pilgern seit 1000 Jahren. Hatje Cantz, Berlin 2017, ISBN 978-3-7757-4228-3.
Commons: Kloster Einsiedeln  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hanna Böck: Einsiedeln. Das Kloster und seine Geschichte. S. 13–14.
  2. Hanna Böck: Einsiedeln. Das Kloster und seine Geschichte. S. 23.
  3. Joachim Salzgeber: Am 2. September 1018 schenkte Heinrich II. dem Kloster Einsiedeln den Finstern Wald. In: Maria Einsiedeln. Band 99, 1994, S. 149–151.
  4. MG. DD. 3, 482 wo. 378.
  5. Aegidius Tschudi: Chronicon Helveticum.
  6. Thomas Fässler: Aufbruch und Widerstand. Das Kloster Einsiedeln im Spannungsfeld von Barock, Aufklärung und Revolution. Egg 2019.
  7. Thomas Fässler: Of Mothers, Daughters, and Growing Up. The Changing Ties between the Monastery Einsiedeln and St. Meinrad Since 1850. In: Swiss American Historical Society Review. Band 52, Nr. 3, 2016, S. 5968.
  8. «1311 wird berichtet, ‹dass die Landleut von Schwyz kamen gen Einsiedeln mit dem Kreuze›.» In: Die Schwarze Muttergottes von Einsiedeln. 2005, S. 11.
  9. Bruno Greis, Werner Richner: op. cit. Beschriftung der Fotografie 26 über Wallfahrt und Seelsorge.
  10. Neuroni, Giacomo. In: Sikart, abgerufen am 18. Januar 2016.
  11. Torricelli, Giovanni Antonio. In: Sikart
  12. http://www.bildindex.de/document/obj20837503?part=0&medium=fm1568514 Domenico Pozzi Werke
  13. Pozzi, Domenico. In: Sikart, abgerufen am 17. Januar 2016.
  14. Beschreibung der Mauritiusorgel Werkliste von Mathis Orgelbau, abgerufen am 14. Dezember 2015.
  15. Werkverzeichnis auf der Website von Mathis Orgelbau, abgerufen am 14. Dezember 2015.
  16. issuu.com PDF
  17. Umfassende Informationen zur Baugeschichte und Rekonstruktion der Chororgel von 1754 auf der Website von Mathis Orgelbau, abgerufen am 14. Dezember 2015.
  18. An der Schule werden Latein und Altgriechisch unterrichtet, siehe Fächer. In: www.stiftsschule-einsiedeln.ch. Abgerufen am 24. Juni 2021.
  19. Volontariat Kloster Einsiedeln
  20. Monkstrail In: monkstrail.ch, abgerufen am 25. September 2017.
  21. Einsiedeln auf der Projektwebseite, abgerufen am 16. September 2018.
  22. Skriptorium, abgerufen am 24. Mai 2022.