Kolleg St. Benedikt
Das Kolleg St. Benedikt in der Salzburger Altstadt ist das Studienhaus der Österreichischen Benediktinerkongregation. Es dient primär österreichischen Benediktinern, aber auch Benediktinern des deutschsprachigen Raumes.
Geschichte
Das Kolleg wurde im Jahr 1924 auf Wunsch Papst Pius XI., vor allem zur Erneuerung des benediktinischen Lebens in Österreich, von den Äbten der österreichischen, deutschen und schweizerischen Kongregationen als gemeinsames Studienhaus für die Ausbildung der Ordenskleriker gegründet. Die Initiative ging von Abt Petrus Klotz (Stift St. Peter) und Professor Dr. Ignaz Seipel (Moraltheologe, später Bundeskanzler) aus. Das Ziel war die Wiederbegründung der Benediktineruniversität in Salzburg. Nachdem die alten Häuser abgerissen worden waren, begann man auf dem Grund der Abtei St. Peter mit dem vom international bekannten Architekten Peter Behrens entworfenen Bau des Kollegs; es wurde am 1. Mai 1926 festlich eingeweiht.[1][2]
1927 wurde das Kloster St. Peter aufgrund der Verdienste um die Errichtung des Kollegs zur Erzabtei erhoben. 1938/39 stieg die Zahl der Studenten auf 69 an und die Unterbringung gestaltete sich immer schwieriger, da nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich die Wehrwirtschaftsstelle München Kollegsräume gegen Miete anforderte. Das Kolleg, aber auch die Fakultät wurden von nationalsozialistischen Behörden aufgehoben, letztere wurde in eine bischöfliche Lehranstalt umgewandelt.[3]
Abtpräses Theodor Springer lud das Kolleg nach Seitenstetten (Bistum St. Pölten) ein, wo der Studienbetrieb in den Räumen des Stiftes mit Lehrkräften aus den Klöstern Seitenstetten, Metten, Scheyern und Admont gewährleistet wurde. Zogen 1939/40 noch 52 Kleriker nach Seitenstetten ein, so verkleinerte sich die Zahl, vor allem durch die Einberufungen zur Wehrmacht dermaßen, dass das niederösterreichische Institut 1941 aufgelassen wurde. 1945 residierten im Salzburger Kollegsgebäude die Landesregierung für Kanzleizwecke, sowie im 1. Stock des Felsentraktes die Sicherheitsdirektion des Landes Salzburg. Durch die Bemühungen der Erzabtei wurden die Räumlichkeiten wieder frei, im Oktober 1948 begann der reguläre Lehrbetrieb im Kolleg.[4]
Am 1. Mai 1951 wurde in Anwesenheit des Abtprimas Bernhard Kälin das 25-jährige Bestehen des Hauses gefeiert. In den folgenden Jahren wurden die Kriegseinbauten vollständig entfernt und am 5. Oktober 1959 feierlich durch Abtpräses Maurus Riha eingeweiht. Im Juli 1961 zog die Sicherheitsdirektion endgültig aus.[5]
In den Jahren 2008 bis 2010 wurde das Gebäude generalsaniert. Da die Zahl der Kleriker und Laien im 21. Jahrhundert wesentlich geringer ist als zur Gründungszeit, wurden Zimmer zusammengelegt und vergrößert.[6]
Das Gebäude
Das Gebäude des Kollegs wurde in den Jahren 1925/1926 in der Formensprache seines Jahrzehnts errichtet. Der ursprüngliche Entwurf des Salzburger Stadtbaumeisters Franz Wagner wurde durch den auf der Höhe seiner Karriere stehenden Peter Behrens stark überarbeitet[7]. Die Fresken an der Außenseite des Hauses sind von Anton Faistauer und zeigen den Gnadenstuhl der Dreifaltigkeit und das Gnadenbild Maria Plain. Im Foyer hängt ein überlebensgroßes Kruzifix aus Lindenholz des Künstlers Jakob Adlhart. Es erregte 1925, zur Zeit der Entstehung, großes Aufsehen. Die gewaltige Balkendecke zieren Wappen der in der damaligen Salzburger Conföderation zusammengeschlossenen Abteien Deutschlands, der Schweiz und Österreichs, sowie die Wappen und Namenszüge von Förderern.
Gegenwart
Das Kolleg St. Benedikt dient Ordensleuten aus dem deutschsprachigen Raum und darüber hinaus als Wohn-, Gebets- und Studienhaus. Die Ordensleute studieren vor allem Katholische Fachtheologie und Religionspädagogik an der Paris-Lodron-Universität Salzburg. Als öffentliches Gästehaus wird das im gleichen Haus beheimatete Gästehaus St. Benedikt betrieben, während der vorlesungsfreien Zeit werden auch die Zimmer der Studenten als Gästezimmer herangezogen.
Derzeit (2021) besteht die Gemeinschaft aus neun Benediktinern, drei Laien sowie drei Professoren und dem Rektor.[8] Rektor ist seit 2021 P. Otto Grillmeier (Abtei Muri-Gries), Erz-Senior ist Pater Christoph Fischer aus der Abtei Seitenstetten. P. Paulus Koci (Abtei Ettal) hat das Kolleg von 2006 bis 2021 geleitet.[9]
Studenten bzw. Absolventen
1932 bis 1934 fanden die Kleriker der Missionare vom Kostbaren Blut im Kolleg Unterkunft, bis sie am Mayburger-Kai in Salzburg ein eigenes Heim gründeten.
- Bischof Maximilian Aichern OSB
- Univ.-Prof. Michael Ernst
- +Univ. Prof. P. Stephan Bernhard Haering OSB
- +Univ. Prof. P. Ansgar Paus OSB
- +Univ.Prof. P. Notker Füglister OSB
- +Bischof Erich Kräutler CCPS
- Abt Ambros Ebhart OSB
- P. Johannes Pausch OSB
- Abt Kolumban Luser OSB
- Abt Johannes Perkmann OSB
- Abt Maximilian Neulinger OSB
- Abt Matthäus Nimmervoll OCist
- Univ.-Prof. P. Friedrich Schleinzer OCist
Literatur
- Österreichische Benediktinerkongregation (Hg.): DEO et FRATRIBUS. Kolleg St. Benedikt. 1926-1976, Druckhaus Nonntal, Salzburg 1976, S. 11–20. (Geschichte)
- Paulus Koci: Formation - Ideen, Institutionen, Erfahrungen. Das Kolleg St. Benedikt in Salzburg. in: Erbe und Auftrag 96 Jg. (2020), S. 171–173.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Österreichische Benediktinerkongregation (Hrsg.): DEO et FRATRIBUS. Kolleg St. Benedikt. 1926-1976. Druckhaus Nonntal, Salzburg 1976, S. 11.
- ↑ Das Kolleg St. Benedikt in Salzburg - Chiemgau Blätter 2020 - Traunsteiner Tagblatt. Abgerufen am 3. Mai 2021.
- ↑ Österreichische Benediktinerkongregation (Hrsg.): DEO et FRATRIBUS. Kolleg St. Benedikt. 1926-1976. Druckhaus Nonntal, Salzburg 1976, S. 12.
- ↑ Österreichische Benediktinerkongregation (Hrsg.): DEO et FRATRIBUS. Kolleg St. Benedikt. 1926-1976. Druckhaus Nonntal, Salzburg 1976, S. 17.
- ↑ Österreichische Benediktinerkongregation (Hrsg.): DEO et FRATRIBUS. Kolleg St. Benedikt. 1926-1976. Druckhaus Nonntal, Salzburg 1976, S. 17–18.
- ↑ stbenedikt1. Abgerufen am 3. Mai 2021.
- ↑ Deutsche Bauzeitung 61.1927, Nr. 31/32 (16. April 1927), S. 265–272 (zur Urheberschaft)
- ↑ Österreichische Benediktinerkongregation (Hrsg.): Direktorium. Band 2021/2022.
- ↑ Erbe und Auftrag, Jg. 97 (2021), S. 276.
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