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vom 28.01.2022, aktuelle Version,

Kollegienkirche (Salzburg)

Kollegienkirche in Salzburg
Blick vom Mönchsberg

Die Kollegienkirche in Salzburg ist die Kirche der Universität Salzburg und stammt aus dem Barock. Sie befindet sich am Universitätsplatz. Das Patrozinium ist die Unbefleckte Empfängnis Mariä, das Patroziniumsfest, in Österreich ein Hochfest und gesetzlicher Feiertag, wird am 8. Dezember begangen.[1] Die Kirche steht unter Denkmalschutz und gehört zum UNESCO-Welterbe Historisches Zentrum der Stadt Salzburg.

Geschichte

Fassade, Stich um 1712

Schon Fürsterzbischof Paris von Lodron plante die Errichtung dieser eigenen römisch-katholischen Salzburger Universitätskirche auf dem Grund des ehemaligen Frauengartens. Es sollte noch mehr als 70 Jahre dauern, bis die neue Kirche vom Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach fertiggestellt, und 1707 zu Ehren der Unbefleckten Jungfrau Maria eingeweiht wurde. Bis zum Bau der Kollegienkirche diente die Große Aula der Universität (neben der kleinen Hauskapelle Sacellum) nicht nur als Theatersaal, sondern gemeinsam mit dem kleinen Sacellum auch als sakraler Raum für die Gottesdienste der Universität. Auch Guidobald von Thun und Max Gandolf von Kuenburg konnten das Versprechen des Kirchbaues nicht erfüllen. Fürsterzbischof Johann Ernst von Thun erst setzte gegen Widerstände den Kirchenbau um. Vor allem Josef von Kuenburg setzte sich zur Wehr, weil seiner Meinung nach sein Kuenburgscher Langenhof an der Kirchgasse (heute Sigmund-Haffner-Gasse) dadurch beeinträchtigt würde.

In der Zeit der Besatzung durch Napoleon und die französischen Truppen diente die Kollegienkirche demonstrativ als militärisches Heulager. Nach Auflösung der Universität wurde sie in der Zeit der Monarchie zur Garnisonskirche. 1922 wurde hier im Rahmen der Salzburger Festspiele erstmals Das Salzburger große Welttheater von Hugo von Hofmannsthal aufgeführt. Die Kollegienkirche ist bis heute Spielstätte der Salzburger Festspiele.[2]

Seit 1964 ist die Kollegienkirche wieder Universitätskirche. 18. Mai 2008 erhielt sie den Rang einer Pfarrkirche des Universitätspfarrsprengels (Hochschulgemeinde Salzburg), als Personalpfarre. Universitätspfarrer ist seit 2013 Dr. Johann Wilhelm Klaushofer (Stand August 2014).[3] Eine Generalsanierung dieser alten Kirche wurde zuletzt dringend erforderlich, da auch tragende Teile des hölzernen Dachstuhles stark pilzbefallen waren. Zuerst wurde die Kapelle des heiligen Ivo restauriert. 2010 war die Apsis wiedergestellt, Ende 2013 war die Generalsanierung weitgehend abgeschlossen.[4]

Architektur

Langhaus

Die Kirche ist heute der bedeutendste Kirchenbau der Stadt Salzburg neben dem Dom, ein Hauptwerk des Barockarchitekten Fischer von Erlach und ein Kirchenbau von internationalem Rang.

Fischer von Erlach lässt hier zugunsten der Erlebbarkeit des Gesamtbauwerkes und seiner Architektur die Gestaltung der detaillierenden Schmuckelemente – auch durch die Ausführung des Kircheninneren in einheitlich weißer Farbe ohne Gemälde – zurücktreten. Der Kirchenbau wurde zum Vorbild vieler spätbarocken Kirchen im süddeutschen Raum.

Die Kirche weist drei Teile auf: die prächtige Schaufassade nach Norden, das nach Süden ausgerichtete Haupthaus und dessen stufig abfallende Anbauten. Die Türme besitzen keine Hauben, sondern lösen sich nach oben hin feingliedrig in von allegorischen Figuren gekrönten Balustraden auf. Die Figuren stellen links (im Westen) die vier Evangelisten (Matthäus, Markus, Lukas und Johannes) und rechts (im Osten) die vier Kirchenväter (Augustinus, Ambrosius, Hieronymus und Gregor der Große) dar. Die Gestalt der heiligen Maria Immaculata auf einer Mondsichel krönt die Mitte des Bauwerkes. Zudem sind als Bekrönung der Hauptfassade Engelfiguren zu sehen. Alle diese Figuren wurden von Bernhard Michael Mandl geschaffen.

Bis 2012 befanden sich in den 20 Wandnischen des Langhauses steinerne Statuen, die Johann Piger 1905–1912 angefertigt hatte. Sie wurden abgenommen und sind jetzt in den vier Oratorien aufgestellt. Sie sind dabei von unten nicht sichtbar.

Die großen und hellen Fenster der Fassade öffnen den Bau nach außen und lösen die Schwere der Fassade auf. Der zarte Fensterschmuck stammt von Diego Francesco Carlone und Paolo d'Allio, die gemeinsam mit Fischer von Erlach auch die Wandgliederung in der Kirche im Detail gestalteten.

Altäre

Hochaltar von 1738

Die Kirche wird innen mit einem hoch aufragenden Tonnengewölbe in Kreuzform mit Kolossalpilastern und einer zentralen Tambourkuppel überwölbt, wobei der Bau durch die vier hohen die Hauptkuppel umrahmenden Hauptkapellen zu einem Zentralbau vereinheitlicht wird. Diese in den Kirchbau einbezogenen offenen Kapellen mit ihren Altären prägen neben dem Hauptaltar das Kircheninnere. Die beiden mittigen Querschiffaltäre sind mit je einem Altarblatt von Johann Michael Rottmayr ausgestaltet. Sie zeigen den damals wichtigsten Stadtheiligen, Borromäus bei Pestkranken und den Universitätsheiligen Benedikt, heidnische Fürsten taufend. Alle Altäre sind Werke des Hoftischlers Simon Thaddäus Baldauf (1677–1753) aus Au am Inn, und des Fassmalers Peter Paul Perwanger.

Hochaltar

Der heutige Hochaltar wurde von Pater Bernard Stuart entworfen und von Josef Anton Pfaffinger ausgeführt. Das Programm des Hochaltares stammt aus dem Alten Testament und bezieht sich auf einen Spruch Salomos (Spr 9,1 EU): „Die Weisheit hat ihr Haus gebaut, ihre sieben Säulen behauen.“ Vor den Säulen stehen allegorische Figuren der Musik, Poesie, Malerei und Baukunst, sowie der vier Fakultäten. Darüber schweben Liebe und Hoffnung, beflügelt vom Glauben. Auf der Höhe des Gesimses stehen hier sieben Erzengel. Der Altar löst sich in die von Fischer von Erlach entworfenen Stuckfiguren nach oben hin auf. Er wiederholt die Hauptmotive der Kirche und führt sie weiter. Als oberster Abschluss des Chores erscheint vor dem hellen Fenster der Apsis umgeben von plastisch modellierten Wolken, zahlreichen Engeln und einem Strahlenkranz – gleichsam überirdisch – Maria Immaculata auf einer Mondsichel.

Kollegiumskapellen

Die Kollegiusaltäre stehen in vier Kapellen, die den Heiligen der vier Fakultäten geweiht sind.

Im Uhrzeigersinn, beginnend vom Haupteingang zur Linken: 1. Medizin, 2. Theologie, 3. Jus und 4. Philosophie.

Orgel

Prospekt der Matthäus-Mauracher-Orgel

Die Orgel wurde in den Jahren 1866–1868 von Matthäus Mauracher I. erbaut. Das Instrument hat 34 Register auf drei Manualen und Pedal,[5] wobei das II. und III. Manual in einem gemeinsamen Schwellkasten stehen. Anton Bruckner muss dieses Instrument sehr geschätzt haben. Im Winter 1869 spielte er darauf „einige Fugen, in jener streng gehaltenen Form vor, die seinen im selben Jahre bereits in Nancy und Paris erhaltenen Ruf, als großer Contrapunktist, der an Beethoven seinen Anschluß hat, entsprach“. Im Jahr darauf erfreute er „mehrere Musikfreunde durch eine interessante Produktion auf der schönen Orgel der Collegienkirche“.[6]

1982 wurde die Orgel von der Firma Pirchner restauriert. Unter anderem wurden dabei die Zink-Prospektpfeifen wieder durch solche aus Zinn ersetzt (das Zinn der [alten] Prospektpfeifen war „zur Sicherung der Rüstungsreserve der Wehrmacht“ 1917 abgeliefert worden).[7] Im Weiteren wurde die später hinzugekommene Trompette 8′, im Gehäuseunterteil auf eigenen zwei Laden (C- und Cis-Seite) untergebracht, stillgelegt: Die Ventile derselben waren nämlich recht primitiv an der Hauptwerkstraktur angehängt, wodurch die Gängigkeit der Traktur insgesamt beeinträchtigt war.[8]

Disposition

I Hauptwerk C–f3
1. Principal 16′
2. Bordun 16′
3. Principal 8′
4. Doppelflöte 8′
5. Viola 8′
6. Viola baritona 8′ [Anm. 1]
7. Nasard 6′
8. Octav 4′
9. Flöte 4′
10. Fugara 4′
11. Quint 3′
12. Mixtur IV 2′
13. Cornet III
14. Trompete 8′ [Anm. 2]
II Schwellwerk C–f3
15. Quintatön 16′
16. Geigenprincipal 8′
17. Philomela 8′
18. Salicional 8′
19. Geigenpraestant 4′
20. Rohrflöte 4′
21. Flageolet 2′
22. Flagiolet 1′
23. Progression III
III Schwellwerk II C–f3
24. Lieblich Gedeckt 8′
25. Gamba 8′
26. Philomela 4′
27. Dolce 4′
Pedalwerk C–d1
28. Principalbass 16′
29. Subbass 16′
30. Violonbass 16′
31. Nasard 12′
32. Octavbass 8′
33. Cello 8′
34. Bombardon 16′[Anm. 3]

Anmerkungen

  1. Nach 1885 hinzugefügt.
  2. Nach 1885 angefügt, durchschlagend, auf eigenen Laden. 1982 stillgelegt.
  3. Mit belederten Holzkehlen.

Literatur

  • Alice Schulte: Die Kollegienkirche in Salzburg. Eine impressionistische Studie. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 57, Salzburg 1917, S. 1–12.
  • Felicitas Hagen-Dempf: Die Kollegienkirche in Salzburg. Wien 1949.
  • Pius Bieri: Die Universitäts- oder Kollegienkirche in Salzburg, Rüti ZH (CH) 2017.

In Kompendien:

Details:

  • Hans Tietze: Zwei Zeichnungen Fischer von Erlachs für die Salzburger Kollegienkirche. In: Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes der k. k. Zentral-Kommission für Denkmalpflege 5, Wien 1911, S. 105–110.
  • Hermann Fillitz: Die Kollegienkirche in Salzburg. Ihr Verhältnis zur römischen Architektur des 17. Jahrhunderts. In: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 25, Wien 1972, S. 259–267.
  • Stefan Hiller, Adolf Hahnl: Die Salzburger Universitätskirche. Der große Dedikationsstich von J. Ulrich Kraus nach Fr. Aemilian Rösch OSB. In: Salzburger Museumsblätter 34/1, Salzburg 1973, S. 4–5.
  • Martin Stankowski: Die Kollegienkirche und ihre Voraussetzungen. In: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 29, Wien/Köln/Graz 1976, S. 175–185.
  • Franz Wagner: Immaculata und Transfiguration – Bemerkungen zum Hochaltar der Salzburger Kollegienkirche. In: Alte und moderne Kunst 24, Wien 1979, S. 14–18.
  • Hans Sedlmayr: Die Kollegienkirche und die Kirche der Sorbonne. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 120/121, Salzburg 1980–1981, S. 371–398.
  • Franz Fuhrmann: Der Grundriß der Kollegienkirche und seine Maßverhältnisse. In: Imagination und Imago. Festschrift Kurt Rossacher, hrsg. v. Franz Wagner, Salzburg 1983, S. 57–68.
  • Thomas Zaunschirm: Ansichten vom Aufbau der Salzburger Universitätskirche. In: Von österreichischer Kunst. Franz Fuhrmann gewidmet, hrsg. v. Institut für Kunstgeschichte der Universität Salzburg, eingel. v. Monika Oberhammer/Thomas Zaunschirm, Klagenfurt o. J. [1983], S. 105–112.
  • Franz Fuhrmann: Die Pflasterung der Kollegienkirche in Salzburg. In: Alte und moderne Kunst [Festgabe für Erich Hubala] 30/200, Wien 1985, S. 13–16.
  • Franz Fuhrmann: Die Entwicklung des Grundrisses der Salzburger Universitätskirche Fischers von Erlach im Hinblick auf die Maßverhältnisse. In: Orient und Okzident im Spiegel der Kunst. Festschrift Heinrich Gerhard Franz zum 70. Geburtstag, hrsg. v. Günter Brucher/Wolfgang T. Müller/Horst Schweigert/Brigitte Wagner, Graz 1986, S. 93–114.
  • Gerhard Horn, Ilse Lackerbauer, Hans Simmerstätter, Alfred Denk (Red.): Universitätskirche (Kollegienkirche). Dach- und Fassadenrenovierung 1983–1985. Salzburg 1986 (= Baudokumentation der Abteilung 6, Bd. 18).
  • Andreas Kreul: Die Kollegienkirche Johann Bernhard Fischer von Erlachs in Salzburg. Zum Verhältnis von Gemeinde- und Altarraum. Überlegungen im Anschluß an Leibniz. In: Religion und Religiosität im Zeitalter des Barock (= Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung Bd. 25), hrsg. v. Dieter Breuer/Barbara Becker-Cantarino/Heinz Schilling/Walter Sparn, Wiesbaden 1995, S. 305–324.
  • Adolf Hahnl: Das Weihefest für die Universitätskirche von Salzburg. In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 108, St. Ottilien 1997, S. 375–404.
  • Karin Uetz: Beobachtungen zur Baugeschichte der Salzburger Kollegienkirche. In: Barockberichte 18/19, Salzburg 1998, S. 92–116.
  • Ulrich Fürst/Peter Prange: Der ‚Prospectus Interior‘ der Salzburger Kollegienkirche auf dem Dedikationsstich von 1707 – Eine singuläre Raumdarstellung und ihre Grundlagen in der barocken Druckgraphik. In: Barockberichte 24/25, Salzburg 1999, S. 425–445.
  • Ulrich Fürst: Die lebendige und sichtbare Histori. Programmatische Themen in der Sakralarchitektur des Barock (Fischer von Erlach, Hildebrandt, Santini). Regensburg 2002.
  • Peter Husty, Tanja Husty: Der Riss „zu dem neuen von Stein, und Khupfer gemachten tabernacul in die Universitäts khirchen“ – Zu einem Entwurf und zum Programm des Hochaltars der Kollegienkirche in Salzburg. In: Barockberichte 36/37, Salzburg 2004, S. 501–504.
  • Constanze Schuler: Der Altar als Bühne. Die Kollegienkirche als Aufführungsort der Salzburger Festspiele. Francke Verlag, Tübingen 2007.
Commons: Kollegienkirche (Salzburg)  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Nachweise

  1. Personalstand der Welt- und Ordens-Geistlichkeit der Erzdiözese Salzburg für das Jahr 1957 (Schematismus 1957), hg. vom Erzbischöflichen Ordinariat Salzburg 1957, S. 154.
  2. Kollegienkirche (Memento des Originals vom 5. Mai 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.salzburgerfestspiele.at, Salzburger Festspiele → Spielstätten
  3. Pfarrgebiet umfasst die Seelsorge aller röm.-kath. Lehrenden, Studierenden, des Verwaltungspersonals der Universitäten, Pädagogischen Hochschulen und Fachhochschulen im Bereich der Erzdiözese Salzburg.
    Pfarre Salzburg-Universitätspfarre, Pfarrverzeichnis Erzdiözese Salzburg, kirchen.net
  4. Ein Juwel von Weltrang – Festakt und Benefizkonzert in der Salzburger Kollegienkirche. Fertigstellung der Apsis als wichtige Etappe der Innenrestaurierung. Bundesdenkmalamt, Work in Progress, abgerufen 2. Februar 2013
  5. Informationen zur Orgel
  6. Salzburger Volksblatt vom 7. April 1869 und 9. September 1870. Zit. nach: Gerhard Walterskirchen: Baugeschichte der Orgel der Universitätskirche. In: Die Orgel der Universitätskirche Salzburg. Weihe der renovierten Mauracher-Orgel 10. Juli 1982, S. 18f.
  7. Gerhard Walterskirchen: Baugeschichte der Orgel der Universitätskirche. In: Die Orgel der Universitätskirche Salzburg. Weihe der renovierten Mauracher-Orgel 10. Juli 1982, S. 19.
  8. Johann Pirchner: Die Restaurierung der Mauracher-Orgel in der Universitätskirche Salzburg. In: Die Orgel der Universitätskirche Salzburg. Weihe der renovierten Mauracher-Orgel 10. Juli 1982, S. 29.

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Salzburg, Aussicht vom Mönchsberg Kollegienkirche Selbst fotografiert Photo: Andreas Praefcke
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