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vom 05.05.2022, aktuelle Version,

Konferenz von Konstantinopel

Teilnehmer an der Konferenz
Das Gebiet des bulgarischen Exarchats
Die aufständischen Gebiete während des Aprilaufstands von 1876
Auf der Konferenz projektierte Grenzen Bulgariens

Die Konferenz von Konstantinopel (türkisch Tersane Konferansı) war eine Konferenz von Vertretern der europäischen Großmächte, die vom 12. Dezember 1876 bis 20. Januar 1877 in Konstantinopel (heute Istanbul), der Hauptstadt des Osmanischen Reichs, auf Drängen Großbritanniens stattfand.[1][2] Sie war ein Versuch, die Balkankrise auf internationaler bzw. multinationaler Ebene zu lösen und so einen erneuten Russisch-Osmanischen Krieg zu verhindern. Dieser Versuch scheiterte an der wenig kompromissbereiten Haltung des Osmanischen Reiches ebenso wie an bilateralen russisch-österreichischen Absprachen.

Ablauf

Auf der Konferenz sollte ein Plan für eine größere Autonomie für Bosnien und Herzegowina sowie für Bulgarien innerhalb des Osmanischen Reiches ausgearbeitet werden, der einen möglichen Krieg zwischen dem russischen Zarenreich und dem osmanischen Imperium verhindern sollte.[2] Bereits im Juli 1876 hatten Österreich-Ungarn und Russland jedoch in der geheimen Konvention von Reichstadt die Aufteilung des Osmanischen Reiches vereinbart.[3] Auf der Konferenz von Konstantinopel wurden dann zum ersten Mal in der Neuzeit die Grenzen eines bulgarischen politischen Gebildes beschrieben, die sich zwar an der Ausdehnung des Einflussbereiches des bulgarischen Exarchats orientierten, aber weniger ausgreifend ausfallen sollten. Dieses Bulgarien sollte meridional in zwei autonome (formell weiterhin dem osmanischen Sultan unterstehende) Provinzen geteilt werden, in denen Österreich-Ungarn bzw. das Russische Reich jeweils die politische Verwaltung organisieren helfen sollten. Dadurch sollten auch die in der Konvention von Reichstadt festgelegten Vereinbarungen, die Balkanhalbinsel in eine russische und eine österreichische Einflusssphäre auszuteilen und keinen großen slawischen Staat (Großserbien und/oder Großbulgarien) auf dem Balkan entstehen zu lassen, erzielt werden.[3]

Westbulgarien sollte österreichisch-ungarische Einflusszone werden [3]
Ostbulgarien sollte russische Einflusszone werden [3]

Die versammelten Botschafter fanden jedoch keine Lösung. Die vor allem auf eine Stärkung des ausländischen Einflusses abzielenden Reformvorschläge wurden von der osmanischen Notablenversammlung mit Hinweis auf die durch die ebenfalls im Dezember 1876 eingeführte Osmanische Verfassung bereits eingeleiteten internen Reformen abgelehnt. Die Konferenz scheiterte auch an den gegensätzlichen Positionen Russlands und Großbritanniens einerseits und Österreich-Ungarns und Deutschlands anderseits.[4] Jedoch einigten sich Österreich-Ungarn und Russland noch während der Konferenz im Januar 1877 auf den Budapester Vertrag zur Aufteilung des Osmanischen Reiches nach dem bevorstehenden Kriege.

Kurz darauf brach der Russisch-Osmanische Krieg aus, der mit dem Frieden von San Stefano endete. Die Beendigung der Balkankrise brachte schließlich im Sommer 1878 der Berliner Kongress.

Vertreter

Karte

Literatur

Einzelnachweise

  1. Revista extranjera ilustrada (PDF; 4,8 MB) in La Ilustración Española y Americana, 1876, Ausgabe LXVI, S. 363
  2. 1 2 Historical dictionary of Bulgaria, S. 175
  3. 1 2 3 4 Wladimir Petrowitsch Potjomkin: Geschichte der Diplomatie. 2. Band: Die Diplomatie der Neuzeit 1872–1919. SWA-Verlag, Berlin 1948, S. 46f und 54.
  4. Simeon Radew: Die Erbauer/Schöpfer des modernen Bulgariens. Band 3 (bulg. "Строителите на съвременна България. Том 3"), 2008, ISBN 978-954-9384-12-3