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vom 21.03.2022, aktuelle Version,

Luise von Österreich-Toskana

Kronprinzessin Luise von Sachsen. Um 1900

Luise Antonia Maria Theresia Josepha Johanna Leopoldine Karolina Ferdinande Alice Ernestina von Österreich-Toskana (* 2. September 1870 in Salzburg[1]; † 23. März 1947 in Ixelles/Elsene bei Brüssel) war als Ehefrau von Friedrich August III. die letzte Kronprinzessin des Königreichs Sachsen vor dem Ende der Monarchie.

Leben

Als Kronprinzessin

Luise wurde am 2. September 1870[2] in Salzburg als Erzherzogin von Österreich und zweites Kind des letzten Großherzogs von Toskana, Ferdinand IV., aus seiner Ehe mit Prinzessin Alix von Bourbon-Parma geboren. Ihr voller Name (mit Titel) war Luise Antoinette Maria Theresia Josepha Johanna Leopoldine Caroline Ferdinande Alice Ernestine, Kaiserliche Prinzessin und Erzherzogin von Österreich, Königliche Prinzessin von Ungarn und Böhmen, Prinzessin von Toskana.

Luise als Kind, gemalt von Georg Decker, 1875

Bereits für die 17-jährige Prinzessin wurde nach einem Ehemann Ausschau gehalten, jedoch weder Prinz Peter von Sachsen-Coburg (Enkel des brasilianischen Kaisers) noch Fürst Ferdinand von Bulgarien fanden Gnade vor den Augen der Prinzessin. Im Sommer 1887 lernte sie in Schloss Pillnitz Prinz Friedrich August von Sachsen kennen. Er war der älteste Sohn von Prinz Georg, der 1902 König von Sachsen wurde. Am 21. November 1891 heirateten die beiden in Wien. Die aufwendige Zeremonie kostete den Bräutigam die Summe von 20.000 Mark. Luise erfüllte, was von ihr erwartet wurde, und gebar ihm sechs Kinder. Sie konnte sich aber nicht mit der strengen Dresdner Hofetikette und der Familie ihres Mannes, besonders der Prinzessin Mathilde von Sachsen, anfreunden.

Da ihre Popularität im Volke für König Georg und Innenminister Georg von Metzsch-Reichenbach immer problematischer wurde, machte man ihr das Leben mit großen und kleinen Intrigen schwer. Gerüchte wurden in Umlauf gebracht, sie habe eine Affäre mit einem Zahnarzt namens O’Brian und dem Sprachlehrer ihrer Kinder, André Giron. Als sie Letzterem in ihrer Verzweiflung ein Telegramm schickte, wurde dieses von der Geheimpolizei abgefangen, und es stellte sich heraus, dass sie wirklich eine Affäre mit dem Belgier Giron begonnen hatte. Dieser wurde von ihrer Biografin Erika Bestenreiner später als schlank, schwarzhaarig mit kleinem dunklen Schnurrbart beschrieben. Er sei ein lebhafter Mann mit gutem Benehmen und gutem Geschmack für Kleidung.[3]

Eheskandal

Als sie mit dem siebten Kind (der Tochter Anna Monika Pia) schwanger war, verließ sie mit Hilfe ihrer beiden Kammerzofen, Sidonie und Maria Beeger, beide Töchter des königlichen Hofbaumeisters Eduard Beeger, am 9. Dezember 1902 Dresden in Richtung Genfersee, da angeblich der Hauslehrer der Vater dieses Kindes sein sollte.

Am sächsischen Hof glaubte man, dass diese Reise ihrer Erholung diene, sie traf sich jedoch mit ihrem Bruder Leopold Ferdinand Salvator. Dieser bereitete zu diesem Zeitpunkt bereits seinen Austritt aus dem Kaiserhaus vor, da er unsterblich in Wilhelmine Adamovic,[4] eine als Prostituierte arbeitende Tochter eines Postbeamten, verliebt war. Drei Tage später reisten die Geschwister nach Genf ab. In der Zwischenzeit legte Luises Liebhaber, der mit dem Bruder Leopold Ferdinand in Kontakt stand, durch seinen Notar in Brüssel eine falsche Spur in die belgische Hauptstadt. Allerdings wurde das Geschwisterpaar bereits ein paar Tage danach in Genf ausfindig gemacht.[5]

Damit wurde das sächsische Ehedrama zum ersten Skandal des deutschen Hochadels im 20. Jahrhundert, zumal für das römisch-katholische sächsische Königshaus eine Scheidung unmöglich war. Die konservative Baronin Spitzemberg notierte in ihr Tagebuch:

„Alle waren sie erfüllt wie wir von dem entsetzlichen Skandale am sächsischen Hofe, der wirklich an Widerlichkeit seinesgleichen sucht! Fünf Kinder, einen Mann, einen Thron zurückzulassen, um mit 32 Jahren, in der Hoffnung von dem Hauslehrer eben dieser Kinder, durchzugehen – es ist geradezu entsetzlich! Wenn die fürstlichen Frauen also sich vergessen, so allem Hohn sprechen, was sonst auch im Unglück für anständig, vornehm, christlich galt, dann nehmen sie sich selbst das Recht des Bestehens.“[6]

Luise kostümiert als Marie-Antoinette, aufgenommen zwischen 1907 und 1912

Hermione von Preuschen hingegen beantwortete die vom Neuen Wiener Journal an mehrere Schriftstellerinnen gerichtete „Louisen-Frage“ so:

„[…] erst war ich, wie ein Backfisch, des Jubels voll, daß es so etwas gibt, so eine große Liebe, die Thron und Kinder, Vergangenheit und Zukunft in den Staub treten kann, um ihrem Stern nachzujagen. Es war ein Rausch in mir, ein Triumph – also doch! Aller Convention den Handschuh hinwerfen, aller ‚guten Sitte‘, um dem nachzujagen, was man als das Höchste seiner Natur erkannt – die große Leidenschaft. Und dann, bei der Umwandlung, bei der ‚Reue‘, ein Staunen, ein Jammer – daß auch das zerflog und einschrumpfte und klein ward, wie fast alles Menschliche. Die Ernüchterung, der Katzenjammer – die Moral! Und was die guten Philister beloben, die reuige Louise, ich könnte um sie weinen.“[7]

Alice Gurschner meinte daselbst schlicht:

„Am lautesten schmähten Dich betrogene Ehemänner, schlechte Mütter und Frauen, welche Dich um Giron beneideten.“

König Georg ließ ohne Anhörung seines Sohns, des Kronprinzen Friedrich August, die Ehe am 11. Februar 1903 durch ein Sondergericht, das er am 31. Dezember 1902 eingerichtet hatte, scheiden.[8]

Vor der Scheidung meldete die Berliner Börsen-Zeitung unter Bezugnahme auf eine königlich sächsische Verordnung vom 14. Januar 1903, bekannt gegeben im offiziellen Organ der Staatsregierung Sachsens, dem „Dresdner Journal“, dass die Kronprinzessin Luise „auf alle Rechte, die ihr auf Grund ihrer Stellung als Kronprinzessin von Sachsen bisher zugestanden“ hatten, „für immer verzichtet habe“ und der König hierzu seine Genehmigung erteilte mit der Rechtsfolge, dass „die Kronprinzessin aus in der Zugehörigkeit zum Sächsischen Königshause begründeten Rechten, Titeln und Würden von jetzt an ausgeschlossen sei.“[9] Luise führte bis zur Scheidung ein fröhliches Leben in Genf und wagte es sogar, sich mit ihrem Liebhaber in der Öffentlichkeit zu zeigen, trennte sich jedoch bereits einige Tage vor der Scheidung aus unbekannten Gründen von Giron.

Allerdings stand nicht gleich fest, von wem das erwartete Kind war, das sie am 4. Mai 1903 zur Welt brachte. Nachdem Tochter Anna Monika Pia in Lindau zur Welt gekommen war, entsandte der sächsische Hof den Direktor der Dresdner Geburtsklinik, Dr. Leopold. Dieser stellte anhand der vorgenommenen Messungen an der neugeborenen Prinzessin fest, dass diese aufgrund der hellen Farbe von Augen und Haaren sowie ihres ganzen Aussehens ausgesprochen auf Kronprinz Friedrich August als Kindsvater schließen ließen. Der Arzt lehnte jedoch ein beeidetes Sachgutachten ab. Das Kind wurde vom sächsischen Kronprinzen als seine Tochter Prinzessin Anna Monika Pia anerkannt, sie heiratete 1924 Erzherzog Joseph Franz aus der ungarischen Habsburger-Linie. König Georg bewilligte Luise eine Apanage und verlieh ihr am 13. Juli 1903 den Titel einer Gräfin von Montignoso, forderte dafür aber, dass das Kind mit den anderen Kindern am sächsischen Hof erzogen werden sollte, dieses Ansinnen wollte Luise aber niemals erfüllen.[10] Georg starb bereits am 15. Oktober 1904. Friedrich August III. musste seinem Vater versprechen, Luise nicht mehr an den Dresdner Hof zurückkehren zu lassen.

Späteres Leben

Luise und Enrico Toselli

Luise lebte zunächst auf Schloss Ramo bei Lyon, ab 1903 in Schloss Ventnor auf der Isle of Wight. 1904 siedelte sie auf das ihrer Familie gehörende Schloss Wartegg am Bodensee, später dann nach Florenz über.[11] Sie versuchte am 21. Dezember 1904 ins Dresdner Taschenbergpalais zu gelangen, um ihre Kinder wiederzusehen, allerdings vergeblich, da die Polizei das Gebäude umstellt hatte. Sie reiste in Begleitung ihres neuen Liebhabers, Conte Carlo Guiccardi, der zwar von seiner Frau getrennt lebte, aber noch verheiratet war.

Daraufhin wollte man ihr die inzwischen zweijährige Tochter Anna Monika Pia entziehen. Für eine Erhöhung ihrer Apanage von 30.000 auf 40.000 Mark willigte sie schließlich ein, allerdings zögerte sich die Übergabe der kleinen Prinzessin hinaus.[12]

1907 heiratete sie den zwölf Jahre jüngeren Komponisten Enrico Toselli, mit dem sie einen Sohn hatte, Carlo Emmanuele Filiberto (1908–1969). Daraufhin holte ihr erster Ehemann Anna Monika Pia am 26. Oktober 1907 endgültig zu sich nach Dresden. Bereits 1908 trennte Luise sich wieder von Toselli, von dem sie sich dann 1912 scheiden ließ. Der gemeinsame Sohn blieb beim Vater.[13]

Sie nannte sich nun Antoinette Maria Comtesse d’Ysette, zog erst zu ihrem Onkel Ludwig Salvator nach Mallorca, ging dann aber nach Brüssel, wo sie vorerst sorgenfrei im Vorort Ixelles lebte. Vom Kaiserhaus in Wien verstoßen, durfte sie nicht mehr den Namen Habsburg tragen. Als nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg die Zahlungen ausblieben, stand sie plötzlich mittellos da. In Brüssel starb sie verarmt als Blumenfrau am 23. März 1947. Sie fand im Kloster Hedingen in Sigmaringen, der Grablege der Fürsten von Hohenzollern, ihre letzte Ruhestätte in einem Urnengrab. Ihr Nachlass befindet sich im Hauptstaatsarchiv Dresden.[14]

Kinder

Luise von Toskana und Friedrich August III. hatten sieben Kinder:

Luise von Toskana und Enrico Toselli hatten einen Sohn:

  • Carlo Emmanuele Filiberto Toselli (1908–1969)

Sonstiges

Der Komponist und Korrepetitor am königlich sächsischen Hoftheater in Dresden, Georg Pittrich (1870–1934), war zeitweilig Lehrer der damaligen Kronprinzessin am sächsischen Königshof.[15] Luise zu Ehren tragen einige Restaurants ihren Namen, so beispielsweise der Luisenhof in Dresden-Loschwitz und das Café Toscana[16] am Blauen Wunder in Dresden-Blasewitz.

1904 wurde in Dresden eine Liedpostkarte mit dem Luisalied im Umlauf gebracht, in dem Luise als Perle vom Sachsenland bezeichnet wurde. In der dritten Strophe heißt es u. a.: Sind Krone und Thron auch für immer dahin, sie ist und sie bleibt eine Königin.

Schriften

  • Luise von Toscana (Frühere Kronprinzessin von Sachsen): Mein Lebensweg. Continent, Berlin-Friedenau 1911; Neuausgabe (Taschenbuch): Verlag der Kunst, Dresden 1991 ff.

Literatur

  • Almanach de Gotha. Annuaire généalogique diplomatique et statistique. 124. Jahrgang 1887 / 168. Jahrgang 1931.
  • Erika Bestenreiner: Luise von Toskana. Skandal am Königshof. Piper, München 2000, ISBN 3-492-23194-2.
  • Luise von Toscana: Mein Lebensweg. Mit einem Nachwort von Jürgen Helfricht. Verlag der Kunst Dresden, Husum 2018, ISBN 978-3-86530-247-2.
Commons: Luise von Österreich-Toskana  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Taufbuch - TFBXIV | Salzburg-Dompfarre | Salzburg, rk. Diözese | Österreich | Matricula Online. Abgerufen am 25. Oktober 2017.
  2. Luise von Toscana: Mein Leben. Verlag Ueberreuter, Wien
  3. Robert Seydel: Die Seitensprünge der Habsburger, S. 144–145.
  4. Tobias Becker: Baden ohne Hose. In: Der Spiegel, Juni 2009
  5. Robert Seydel: Die Seitensprünge der Habsburger, S. 145–146
  6. Eintrag vom 27. Dezember 1902, in: Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Tagebuch. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1960, S. 424.
  7. Die Louisen-Frage. Ein psychologisches Problem. In: Neues Wiener Journal, 12. April 1903, S. 6 f. (Online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwj
  8. Rudolf Mothes: Lebenserinnerungen eines Leipziger Juristen, Teil A. S. 183 f. (im Archiv der Stadt Leipzig, zitiert nach der Internetseite von Klaus Schmiedel, PDF (Memento des Originals vom 19. März 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.quelle-optimal.de), abgerufen am 5. Dezember 2010
  9. Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 43 vom 30. Januar 1903, S. 3.
  10. Robert Seydel: Die Seitensprünge der Habsburger, S. 149–152
  11. Meyers 1905, Stichwort: Luise Antoinette Maria von Toskana
  12. Robert Seydel: Die Seitensprünge der Habsburger, S. 151–152
  13. Robert Seydel: Die Seitensprünge der Habsburger, S. 152
  14. Hauptstaatsarchiv Dresden: 12568 - Fürstennachlass Ludovica (Luise), Prinzessin von Sachsen (Memento des Originals vom 26. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.archiv.sachsen.de
  15. Deutsches Bühnen-Jahrbuch, Band 46, [Theatergeschichtliches Jahr- und Adressenbuch]. Hrsg.: Genossenschaft der deutschen Bühnen-Angehörigen, Berlin 1935, Nachruf für Georg Pittrich, Chordirektor, Komponist S. 57
  16. Café Toscana