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vom 23.03.2022, aktuelle Version,

Marie-Luise Cavallar von Grabensprung

Marie-Luise (Marianne) Cavallar von Grabensprung (* 22. April 1889 bei Wien, Österreich-Ungarn; † 20. Dezember 1977 ebenda, Österreich[1]) war eine österreichische Rezitatorin[2], Schriftstellerin, Schauspielerin[3], Professorin[4], Journalistin, Lehrerin am Konservatorium und Präsidentin des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen.

Biografie

Marianne von Cavallar bei einer Rezitation in Radio Wien (1931)

Marie-Luise von Cavallar war eine vielseitige und wichtige Persönlichkeit im Wiener und Brünner Kulturbetrieb, die vor allem in den 1930er-Jahren sowie Ende der 1940er- bis in die 1960er-Jahre Teil eines Netzwerks von künstlerisch tätigen Frauen war, die zu jener Zeit durchaus als prominent galten, heute aber fast vollständig in Vergessenheit geraten sind.[5]

Von Cavallar spielte vielfältige Rollen im Wiener Kulturbetrieb. Sie war zunächst als Schauspielerin, dann als Schauspiellehrerin und Rezitatorin erfolgreich. Der Öffentlichkeit war sie darüber hinaus als Rundfunksprecherin (u. a. bei der RAVAG, dem Sender Rot-Weiß-Rot und der Sendergruppe West) sowie als Journalistin und Verfasserin von Radiobeiträgen ein Begriff. Sie lehrte am Konservatorium für Musik und dramatische Kunst in Wien, unterrichtete unter anderen Sprech- und Vortragskunst und verfasste mehrere Schriften und Gedichte, wie beispielsweise "Was meine Sehnsucht sang" (1916) oder "Kinderlieder" (1950–1951).[6] Ihre Tätigkeit als Rezitatorin übte sie vorwiegend in Konzerten[7][8] und Radiosendungen[9] aus. Marianne von Cavallar verfasste ebenso unzählige Porträts, Essays, Hörspiele und Kurzgeschichten.

Ihre Laufbahn startete 1906/1907 am Stadttheater in Brünn. Es folgte ein Engagement am Wiener Raimundtheater für die Saison 1907/1908. Die darauffolgende Spielzeit feierte sie unter ihrem Pseudonym (Maria Strathen) Erfolge am Stadttheater Salzburg, u. a. als Klärchen in Johann Wolfgang von Goethes „Egmont“, als Luise in Schillers „Kabale und Liebe“, als Hedwig in Ibsens „Die Wildente“ oder als Julia in Shakespeares „Romeo und Julia“. Im Jahr 1909 fand zu ihren Gunsten eine Benefizvorstellung von Ernst von Wildenbruchs, „Die Rabensteinerin“, statt.[4]

Während des 1. Weltkriegs unterstützte sie ihren Vater und arbeitete als Krankenbetreuerin in einem in der Technischen Hochschule Wien untergebrachten Kriegshilfsspital. Ab 1919 wirkte sie als Lehrerin für Sprechtechnik am Lutwak-Patonay Konservatorium (heute: Prayner Konservatorium). Sie hielt ebenso "melodramatische Vorträge" am Wiener Konzerthaus und im Musikverein.[4]

Als langjährige Präsidentin des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen und Vizepräsidentin des Verbands der Geistig Schaffenden Österreichs organisierte sie unzählige (literarische) Veranstaltungen und nützte ihre Kontakte in der Wiener Kulturszene, um das künstlerische Schaffen von Frauen sichtbar zu machen und in den Mittelpunkt zu rücken.[10] Werke von Schriftstellerinnen wie Käthe Braun-Prager und Hilda Bergmann oder Kompositionen von Hedwig Frank-Autherid fanden sich immer wieder in den Programmen; wenn nicht von Cavallar selbst vorgetragen, so häufig von ihren Studierenden, die sie ebenso förderte.

Prominente Sänger und anderweitige Persönlichkeiten, wie André Heller, Cissy Kraner[11], Josef Kainz, Bert Fortell, Hanns Obonya, Lona Dubois, Rosemarie Isopp, Peter Fichna, Dieter O. Holzinger[12], Martha Wallner, Hilde Sochor oder Waltraut Haas, wurden von ihr unterrichtet[4][13]. Sie soll weiters mit Gertrud Herzog-Hauser, Sigmund Lautenburg, Hans Nüchtern, Eduard Ludwig und Ferdinand Gregori befreundet gewesen sein.[4][14]

Sie war darüber hinaus Vorstandsmitglied des Schutzverbands der österreichischen Schriftsteller sowie Mitglied der Grillparzer-Gesellschaft und des Bunds Österreichischer Frauenvereine.[15][16][17]

Marie-Luise von Cavallar starb 1977 im Alter von 88 Jahren und wurde am 30. Dezember 1977 im Wiener Matzleinsdorfer Friedhof begraben. Ein Teilnachlass befindet sich im Theatermuseum sowie einzelne Materialien wie Briefe in der Wienbibliothek im Rathaus und in der Österreichischen Nationalbibliothek.

Familie

Sie war mit Ferdinand Cavallar von Grabensprung verheiratet. Die Ehe blieb kinderlos.

Werke (Auswahl)

Kurzgeschichten und Rundfunkbeiträge

Teilnachlass im Theatermuseum. Auswahl:

  • Lady Hester Stanhope. Eine Frau ohne Furcht (1947)
  • Österreichische Frauendichtung in der Emigration, Folge 1–2 (1947)
  • Dichterin in der Fremde. K. Braun-Prager zum 60. Geburtstag (1948)
  • Eine österreichische Schriftstellerin erlebt Amerika (1948)
  • Die Dame im Turm. Archivarin – ein neuer Frauenberuf (1949)
  • H. Bergmann. (Aus ihrem lyrischen Schaffen) (1949)

Rezitationen

  • Stift Klosterneuburg
  • Salzburger Spaziergänge
  • Schnurps
  • Das rote Wichtelmännchen
  • Raphael Donner
  • Der Nordwind
  • Wieviel es geschlagen hat
  • Vom fröhlichen Jagen
  • Eine Tasse Tee
  • Herr Hofrat
  • Der Spielmann Gottes
  • Mona Lisa lächelt
  • Der Spielzeugzwerg
  • Als Gast in Windsor Castle
  • Liesls Flugzeugtraum
  • Spaziergang in Eton
  • Aus der Heimat der Maria Stuart[18][17]

Auszeichnungen

Literatur

  • Cavallar, Maria Luise: Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen: Wien I, Rathausstrasse 5/8. – In: 60 Jahre Bund Österreichischer Frauenvereine. – Wien, o. J. Signatur: 993025-B.
  • Das Kleine Volksblatt, 19. 4. 1959.
  • Neuer Theater-Almanach, 1907–09.
  • G. J. Meinel-Kernstock: D. von Stockert-Meynert und der Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien, phil. Diss. Wien, 1948, S. 203f.
  • S. Schmid-Bortenschlager. In: Jahrbuch der Universität Salzburg 1981–83, 1984, S. 124ff.
  • 125 Jahre Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen: 1885–2010 zum Jubiläum, ed. H. Helnwein, 2010.
  • P. Wimmer: Der Mensch ist an das Wort gebunden. Zum 75. Geburtstag von Marie Luise Cavallar (Manuskript, Nachlass Wimmer / Wienbibliothek im Rathaus).
  • Mayerhofer, Claudia: Maria Luise Cavallars künstlerische Vita. Kulturgeschichtliche Wertungsprozesse und archivalische Grundlagen. In: Mitteilungen der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen & Bibliothekare 67 (2014), Nr. 3/4, S. 479–480
  • Salmhofer, Maria Bernadette: Prof. Maria Luise Cavallar. Ein Leben für die literarische Kunst. Biographieforschung.

Einzelnachweise

  1. Österreichisches Theatermuseum in Wien. Abgerufen am 21. Oktober 2017.
  2. Hans Nüchtern: Liechtenstein: gesprochen von Maria Luise von Cavallar am 4. Februar 1935. 1935 (google.at [abgerufen am 21. Oktober 2017]).
  3. Kulturvernetzung Niederösterreich: Willy Egger. Abgerufen am 21. Oktober 2017.
  4. 1 2 3 4 5 Österreichisches Biographisches Lexikon und biographische Dokumentation: Cavallar, Maria (eigentl. Marianne) Luise; geb. Schönberger, Ps. Maria Strathen. 2003, abgerufen am 2. Februar 2018.
  5. Friedrich Wallisch: Es hat mich sehr gefreut: Geschichte und Geschichten um Kaiser Franz Joseph. Stiasny, 1967 (google.at [abgerufen am 6. Dezember 2019]).
  6. Lutz Hagestedt: Butenschön - Dedo. Walter de Gruyter, 2003, ISBN 978-3-11-096111-9 (google.at [abgerufen am 21. Oktober 2017]).
  7. Konzert, Margit Székely. Abgerufen am 21. Oktober 2017 (österreichisches Deutsch).
  8. Maria Luise Cavallar • Martha Solmar. Abgerufen am 6. Dezember 2019 (österreichisches Deutsch).
  9. Rezitation bei Radio Wien am 27.03.1931. Abgerufen am 21. Oktober 2017 (deutsch).
  10. Abstracts Master Thesen Universität Wien. Abgerufen am 21. Oktober 2017.
  11. Cissy Kraners Laufbahn. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 22. Oktober 2017; abgerufen am 21. Oktober 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.katalog.wienbibliothek.at
  12. Lebenslauf Prof. DIETER O. HOLZINGER. Abgerufen am 6. Dezember 2019.
  13. Christian Seiler: André Heller: Feuerkopf. Die Biografie. C. Bertelsmann Verlag, 2012, ISBN 978-3-641-06844-8 (google.at [abgerufen am 21. Oktober 2017]).
  14. UniWien: Frauenbiografien. Abgerufen am 6. Dezember 2019.
  15. Grillparzer-Gesellschaft: Jahrbuch der Grillparzer-Gesellschaft. Bergland Verlag, 1980 (google.at [abgerufen am 6. Dezember 2019]).
  16. Gerda M. Eiselmair: Die männliche Gilde sehe sich vor!: die österreichische Komponistin Maria Bach. Löcker Verlag, 1996, ISBN 978-3-85409-248-3 (google.at [abgerufen am 6. Dezember 2019]).
  17. 1 2 Werner Schuder: Kürschners Deutscher Literatur-Kalender. 54. Jahrgang. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2019, ISBN 978-3-11-169855-7 (google.at [abgerufen am 6. Dezember 2019]).
  18. Werner Schuder: Kürschners Deutscher Literatur-Kalender. 56. Jahrgang. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2019, ISBN 978-3-11-082606-7 (google.at [abgerufen am 6. Dezember 2019]).
  19. Maria Luise Cavallar, Personendaten im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien