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vom 12.10.2023, aktuelle Version,

Massaker von Reʿim

Festival (Israel)
Festival (Israel)
Festival
Psytrance-Festival nahe des Kibbuz Reʿim

Am 7. Oktober 2023 kam es im Rahmen des Angriffs der Hamas auf Israel zu einem Massaker bei Reʿim, bei dem mindestens 260 Besucher des Psytrance-Festivals Supernova Sukkot Gathering in der Nähe des Kibbuz Reʿim in der Region Eschkol ermordet wurden. Viele weitere wurden verletzt und über 100 als Geiseln in den Gazastreifen entführt.

Vorgeschichte

Am 6. Oktober 2023 gegen 22 Uhr begann in der westlichen Negev-Wüste, etwa 5 km von der Sperranlage um den Gazastreifen entfernt, das Open-Air-Festival Supernova Sukkot Gathering, das am Ende des jährlichen Sukkot (Laubhüttenfest) abgehalten wurde.[1][2] Es wurde laut Ankündigung des Veranstalters Tribe of Nova als erste israelische Ausgabe des vor 20 Jahren in Brasilien gegründeten Universo Paralello veranstaltet, das als eines der größten alternativen Kulturfestivals Südamerikas gilt.[3][4] Der Rave mit einem bis zum Nachmittag des 7. Oktober angesetzten Programm wurde im Vorfeld als Feier von „Freunden, Liebe und unendlicher Freiheit“ beworben[5] und sah Auftritte von namhaften internationalen Szenekünstlern wie Astral Projection und Man With No Name vor.[6]

Das Festival wurde zwei Tage vor Beginn auf das Areal bei Re'im verlegt, nachdem das ursprüngliche Gelände im Süden Israels ausgefallen war[3] und der neue Standort den Teilnehmern erst Stunden vor Veranstaltungsstart mitgeteilt.[7] Auf dem Festivalgelände gab es drei Bühnen, eine Campingzone und einen Bereich mit Bar und Verpflegung.[2] Teilnehmer berichteten, dass das Publikum hauptsächlich aus Israelis im Alter von 20 bis 40 Jahren aus dem ganzen Land bestand.[8] Hinzu kamen Gäste aus dem Ausland. Die Besucherzahl wurde mit schätzungsweise 3.000 bis 3.500 angegeben,[9] andere Quellen gehen von 4.000 bis 5.000 Besuchern aus.[10] Auf dem Festival waren Sicherheitskräfte anwesend.[8]

Verlauf

Am Morgen des 7. Oktober 2023 startete die Hamas einen Überraschungsangriff auf Israel, weshalb es gegen 6:30 Uhr Raketenalarm gab; ein Vorgang, der in Israel nicht selten ist und daher auch auf dem Festival keine große Beunruhigung auslöste.[2][11] Als jedoch Raketen auf dem Gelände einschlugen, riet die Security den Besuchern zunächst, sich mit den Händen über dem Kopf flach auf den Boden zu legen. Zehn Minuten danach erfolgte per Megafon die Anweisung: „Alles in die Autos und los.“[1]

Ein Zeuge gab an, dass gegen 7 Uhr der elektrische Strom auf dem Festivalgelände ausfiel und Lieferwagen mit etwa 50 bewaffneten Hamas-Mitgliedern in Militäruniformen eintrafen.[2] Weitere Angreifer drangen mit Motorrädern, Quads[1] und motorisierten Gleitschirmen in das Gelände ein.[12] Die Sicherheitskräfte waren in der Unterzahl und nicht darauf eingerichtet, einen koordinierten militärischen Angriff abzuwehren.

Als die Festivalbesucher zu Fuß und in Fahrzeugen in Panik flohen, wurden sie von den Terroristen beschossen.[2] Die Angreifer blockierten dazu die Straße, so dass die Fahrzeuge sich stauten.[13] Das offene Wüstengelände bot zudem nur wenige Verstecke, so dass Besucher, die sich in den Bäumen verborgen hielten, von Hamas-Mitgliedern methodisch aufgespürt und erschossen wurden. Andere, die sich in nahen Obstgärten verstecken konnten, überlebten hingegen.[2] Es wurde von schweren sexuellen Übergriffen berichtet, mehrere Frauen wurden vergewaltigt. Manche von ihnen wurden anschließend getötet, andere als Geiseln nach Gaza verschleppt und später mit blutenden Wunden in Videos vorgeführt.[10]

Laut Aussage eines Sanitäters und weiterer Zeugen warteten kleine Schwadronen der Terroristen während der Attacke an den Notausgängen des Festivalgeländes, um die flüchtenden Besucher zu erschießen.[2] Es ist unklar, ob die Terroristen vorab von dem Festival wussten oder nicht.[14] Das israelische Militär traf erst nach einigen Stunden auf dem Festivalgelände ein.[2]

Opfer

Bis zum 9. Oktober wurden mindestens 260 getötete Menschen gezählt, eine bisher unbekannte Zahl weiterer wurde verletzt.[15] Unabhängig geprüfte Drohnenaufnahmen des Geländes zeigen Dutzende teils ausgebrannte Autos und Bremsspuren.[16][17] Auf Fotos vom Festivalgelände nach dem Anschlag ist bei mindestens einem verbrannten Leichnam zu erkennen, dass er zuvor mit Kabelbindern gefesselt wurde.[18] Unter den Todesopfern ist auch der ehemalige Profifußballer Lior Asulin.[19][20]

Geiselnahmen

Die Angreifer entführten vermutlich über 100 Festivalbesucher als Geiseln[13][4] und verschleppten sie nach Gaza, wo einige in Propagandavideos der Hamas gezeigt wurden.

Zu den verschleppten Personen gehört eine 22-jährige deutsch-israelische Doppelstaatsbürgerin, deren Entführung auf der Ladefläche eines Pick-ups in einem Video der Hamas zu sehen war.[21] Ihre aus Ravensburg stammende Mutter identifizierte sie anhand ihrer Tätowierungen und wandte sich an die Öffentlichkeit mit der Bitte um Hinweise. Am 10. Oktober wurde bekannt, dass sie sich mit schweren Verletzungen in einer Klinik in Gaza befinden soll.[22][23] Ein anderes Video zeigte die Entführung einer 25-jährigen chinesisch-israelischen Studentin und ihres Lebensgefährten vom Festivalgelände; ihr Schicksal ist bislang ungewiss.[24]

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Ralf Niemczyk: Universo Paralello Festival: Festivalmanager berichtet vom Rave-Massaker in Israel. In: RolllingStone. 9. Oktober 2023, abgerufen am 9. Oktober 2023.
  2. 1 2 3 4 5 6 7 8 Israeli music festival: 260 bodies recovered from site where people fled in hail of bullets. In: BBC News. 8. Oktober 2023, abgerufen am 9. Oktober 2023.
  3. 1 2 Katie Bain: Artist Manager Describes Israeli Rave Massacre: ‘It Turned Into a Nightmare’. In: Billboard. 9. Oktober 2023, abgerufen am 9. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).
  4. 1 2 Charlotte Elsen: Psytrance-Festival in Israel: Hunderte Besucher:innen von Hamas getötet. In: groove.de. 9. Oktober 2023, abgerufen am 10. Oktober 2023.
  5. Nina Kugler: Israel: Entführung bei Festival – Deutsche Shani Louk (22) wohl von Hamas verschleppt. 8. Oktober 2023, abgerufen am 9. Oktober 2023 (deutsch).
  6. At Least 260 People Dead After Attack At Israeli Electronic Music Festival. In: Billboard. 8. Oktober 2023, abgerufen am 9. Oktober 2023 (englisch).
  7. Krieg in Israel: Wie eine Feier zum Massaker wurde. In: Frankfurter Rundschau. 9. Oktober 2023, abgerufen am 9. Oktober 2023.
  8. 1 2 ToI Staff: Thousands flee rocket and gunfire at all-night desert ‘Nature Party’; dozens missing. In: The Times of Israel. Abgerufen am 9. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).
  9. Arijeta Lajka, Riley Mellen: Video captures concertgoer being kidnapped by militants. In: The New York Times. 8. Oktober 2023, abgerufen am 9. Oktober 2023.
  10. 1 2 Liel Leibovitz: Eyewitness Account of the Rave Massacre. In: Tablet. Abgerufen am 9. Oktober 2023.
  11. Paul P. Murphy, Allegra Goodwin, Benjamin Brown, Sharif Paget: Desert horror: Music festival goers heard rockets, then Gaza militants fired on them and took hostages. In: CNN. 8. Oktober 2023, abgerufen am 9. Oktober 2023 (englisch).
  12. Colin Freeman, Nataliya Vasilyeva: How a sunrise desert rave was shattered by paragliding Hamas gunmen. In: The Telegraph. 8. Oktober 2023, abgerufen am 9. Oktober 2023.
  13. 1 2 Israel: Hamas-Kämpfer töten und entführen Festivalbesucher. 8. Oktober 2023, abgerufen am 9. Oktober 2023.
  14. Supernova festival: How massacre unfolded from verified video and social media. In: BBC. 11. Oktober 2023, abgerufen am 12. Oktober 2023 (englisch).
  15. 260 Leichen auf Festival geborgen: "Es war ein Schlachtfeld". In: ZDF. 8. Oktober 2023, abgerufen am 9. Oktober 2023.
  16. Israeli forces still pursuing militants in southern Israel. In: Washington Post. 8. Oktober 2023, abgerufen am 9. Oktober 2023 (englisch).
  17. Hamas-Angriff: Drohnenaufnahmen zeigen das Ausmaß eines Massakers mit 260 Toten. In: WELT. 9. Oktober 2023, abgerufen am 9. Oktober 2023.
  18. Music festival organizers help Israeli authorities search for missing attendees after brutal attack. In: CNN. 8. Oktober 2023, abgerufen am 9. Oktober 2023 (englisch).
  19. Israelischer Ex-Fußballstar Lior Asulin von Hamas ermordet – DW – 09.10.2023. Abgerufen am 9. Oktober 2023.
  20. Ex-soccer star Lior Asulin among those killed at nature party. In: The Times of Israel. Abgerufen am 9. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).
  21. Daniel Bettini: Shani's mother saw her in a Hamas video, naked and unconscious: 'Please help me', Ynetnews, 8. Oktober 2023; abgerufen 8. Oktober 2023
  22. Mutter von Shani Louk bittet um Hilfe. In: Tagesschau. 10. Oktober 2023, abgerufen am 10. Oktober 2023.
  23. Nach Gaza verschleppte Deutsche Shani Louk offenbar am Leben, faz.net, 10. Oktober 2023
  24. Israel festival revelers shot at point-blank range, video shows. In: CNN. 9. Oktober 2023, abgerufen am 9. Oktober 2023 (englisch).