Nikolaikirche (Wien)
Die Pfarrkirche St. Nikolaus, Nikolaikirche genannt, war eine Kirche an der Stelle des heutigen Rochusmarktes in Wien-Landstraße. Sie wurde nach mehreren Vorgängerbauten 1736 errichtet und 1784 abgebrochen.
Geschichte
Im 12. Jahrhundert entwickelte sich um den Platz vor der heutigen Rochuskirche ein dörflicher Siedlungskern mit einer dem heiligen Nikolaus geweihten Kapelle, nach der die Siedlung „Nikolaivorstadt“ genannt wurde.
Ebenfalls im 12. Jahrhundert wurde in unmittelbarer Nähe, im Bereich der heutigen Rasumofskygasse, Salmgasse und Geusaugasse, ein Zisterzienserinnen-Kloster gegründet, das dem Stift Heiligenkreuz unterstand. Dieses Kloster war zwar der heiligen Maria geweiht, wurde jedoch wegen der Nähe der Nikolaikapelle Nikolai- oder Niklaskloster genannt.
Im Zuge der Ersten Türkenbelagerung wurde das Nikolaikloster 1529 vollkommen zerstört, die Nonnen flüchteten in den Schutz der Stadtmauern Wiens. Eine Bitte um Wiederaufbau wurde 1534 vom Landesfürsten nicht gewährt, die Nonnen kamen im Stift St. Bernhard bei Horn unter. 1538 wurden die Klosterruinen abgetragen. 1540 schenkte Kaiser Ferdinand I. den öden Grund des ehemaligen Klosters der Stadt Wien, um dort einen Friedhof anzulegen.
Die Nikolaikirche wurde wieder aufgebaut, allerdings während der Zweiten Türkenbelagerung 1683 neuerlich zerstört. 1698 ließ der Gastwirt Kaspar Rothmayer eine Friedhofskapelle errichten. Ab 1736 wurde diese Kapelle durch eine von Karl Hieronymus Helm errichtete Barockkirche in italienischem Stil ersetzt, diese wurde 1737 von Weihbischof Joseph Braitenbücher geweiht. Die Kirche hatte einen einzigen Turm mit vier Glocken über der Fassade mit sechs dorischen Pilastern. Das Deckenfresko stammte von Paul Troger.
1741 wurde Georg Raphael Donner auf dem Nikolaifriedhof begraben. 1784 wurde der Friedhof im Zuge der Josephinischen Reformen aufgelassen, die Leichen wurden exhumiert und in den Sankt Marxer Friedhof transferiert. Die Nikolaikirche wurde abgerissen, die nahegelegene Rochuskirche übernahm die Funktion der Landstraßer Pfarrkirche.
Die Orgel wurde 1789 in die Pfarrkirche Großau im Waldviertel übertragen.
Literatur
- Richard Groner: Wien wie es war. Vollständig neu bearbeitet und erweitert von Felix Czeike. 5. Auflage. Verlag Fritz Molden, Wien/ München 1965, DNB 451678931, S. 408–410.
- Wien Museum (Hrsg.): Schöne Aussichten. Die berühmten Wien-Bilder des Verlags Artaria. Christian Brandstätter Verlag, Wien 2007, ISBN 978-3-85033-098-5, S. 124–125.
Weblinks
- St. Niklas (Nikolai) auf der Landstraße. Bezirksmuseum Landstraße, archiviert vom Original am 6. Januar 2014; abgerufen am 3. Januar 2018.
- Bestand : Wien St. Nikolaus, Urkunden (~1272-1729). In: Monasterium.net. ICARUS – International Centre for Archival Research
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Vier Blätter aus den Wien-Ansichten des Verlags Artaria dokumentieren den Abriss der Nikolaikirche an der Stelle des heutigen Rochusmarktes in Wien-Landstraße im Jahr 1784: Links oben: Die Pfarrkirche und Gottesacker auf der Landstraße . 1. Etat 1783: Die Nikolaikirche steht prominent links im Bild. Rechts oben: Die Augustiner Pfarrkirche . 2. Etat dieser Ansicht, um 1805. An Stelle der abgerissenen Nikolaikirche ist eine leere Straße mit einigen Alleebäumen zu sehen. Links unten: Ansicht gegen die Landstraße . 1780. Das Invalidenhaus in der Bildmitte ist noch nicht fertiggestellt, rechts sind die Kirchtürme von Elisabethinenkirche , Nikolaikirche und Rochuskirche zu erkennen. Rechts unten: Ansicht des neuen Invaliden-Hauses am anfang der Landstraße. 1. Etat 1792: Das Invalidenhaus ist fertiggestellt, der Kirchturm der Nikolaikirche ist verschwunden. | R. Witzmann und S. Békési, Schöne Aussichten, ISBN 978-3850330985 . | Laurenz Janscha, Johann Ziegler. Scan und Collage von Feldkurat Katz. | Datei:Dokumentation Abriss der Nikolaikirche in Wien-Landstraße 1784.jpg | |
Ansicht der 1784 abgerissenen Nikolaikirche an der Stelle des heutigen Rochusmarktes in Wien-Landstraße : Blatt aus den Wien-Ansichten des Verlags Artaria von Johann Ziegler mit der Bezeichnung Die Pfarrkirche und Gottesacker auf der Landstraße. | R. Witzmann und S. Békési, Schöne Aussichten, ISBN 978-3850330985 . | Johann Ziegler | Datei:Nikolaikirche Wien 1783.jpg | |
Die russisch-orthodoxe Kathedrale hl. Nikolaus an der Adresse Jaurèsgasse 2 im 3. Wiener Gemeindebezirk Landstraße . Die Kathedrale wurde von 1893 bis 1899 als zweigeschossiger freistehender späthistoristischer Backsteinbau in russisch-spätbyzantinischem Stil nach Plänen des St. Petersburger Architekten Grigorij Iwanowitsch Kotov vom italienischen Architekten Luigi Ritter von Giacomelli als Botschaftskirche errichtet. | Eigenes Werk | C.Stadler/Bwag | Datei:Wien - russisch-orthodoxe Kathedrale.JPG |